Hermann Zapf (1918–2015) war ein deutscher Schriftgestalter, der weltweit zu den namhaftesten Schriftgestaltern des 20. Jahrhunderts zählt.
Hermann Zapf wird am 8. November 1918 in Nürnberg geboren. Der Besuch einer Gedächtnisausstellung von Rudolf Koch im Jahr 1935 lenkt seinen Blick auf die Schrift. Der Retuscheur-Lehrling Zapf beginnt nach Lehrbüchern von Rudolf Koch und Edward Johnston als Autodidakt mit dem Studium der Schrift.
1938 nach dem Ende seiner Lehre geht er nach Frankfurt und arbeitet unter Paul Koch, dem Sohn seines großen Vorbildes, im »Haus zum Fürsteneck«. Seine Freundschaft zum Druckhistoriker Gustav Mori bringt ihn mit der Schriftgießerei D. Stempel in Verbindung. Er lernt den hervorragenden Stempelschneider August Rosenberger kennen, mit dem ihn eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit verbinden wird.
Als Hermann Zapf seine erste Drucktype, eine Fraktur mit dem Namen Gilgengart, für die Schriftgießerei D. Stempel AG zeichnet, ist er gerade 20 Jahre alt. Schon bald beginnt er die Arbeit an seinem ersten großen Buch »Feder und Stichel«, das Alphabete und Schriftblätter enthält. Nach dem Krieg, den Zapf als militärischer Kartenzeichner in Frankreich verbringt, übernimmt er die künstlerische Leitung der Schriftgießerei Stempel in Frankfurt. In den nun folgenden Jahren entstehen herausragende Drucktypen: die Palatino 1949, die Zeitungstype Melior 1959, die ersten Probeschnitte für die serifenlose Optima 1955.
1956 verlässt Zapf die D. Stempel AG, um sich auf grafische und buchgestalterische Arbeiten zu konzentrieren. Er arbeitet an der Vereinheitlichung der über 400 Dialekte umfassenden Schrift Pan-Nigeria und überarbeitet die Sequoya-Schriftzeichen für die Cherokee-Indianer. Arabische, griechische und kyrillische Druckschriften entstehen. Für die Mathematical Society und die Stanford University entwirft Hermann Zapf mit Donald E. Knuth die Schriftfamilie AMS-Euler für digitalen, mathematischen Satz. Einige weitere Alphabete, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind: Die Digiset Marconi, eines der ersten digitalen Alphabete bereits 1976; 1985 die Renaissance Antiqua; die Zapf Dingbats 1978 für die International Typeface Corporation in New York, welche 2002 als Zapf Essentials erweitert wird; 1998 dann die ungewöhnliche Zapfino Script, ergänzt 2007 als Zapf Ink in einer ganz neuen Technik und im gleichen Jahr erscheint auch seine Groteskschrift, die Palatino Sans.
In den 1960er Jahren ist Hermann Zapf einer der ersten, der am Ende des Gutenberg-Zeitalters das historische Erbe europäischer Schriftkunst mit den technischen Möglichkeiten computergestützter Typografie zu vereinen sucht. 1960 übernimmt er eine Gastprofessur am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh, USA. 1977 wird ihm der Lehrstuhl für Typographic Computer Programs am Rochester Institute of Technology übertragen. In Deutschland lehrt er von 1972 bis 1981 an der Technischen Hochschule Darmstadt. In Darmstadt lebt er seit 1972.
Zu einem der interessantesten Ergebnisse seiner Arbeit zählt im Bereich der elektronischen Satzherstellung das hz-Programm, das die URW-Unternehmensberatung in Hamburg 1991 veröffentlicht. Dieses spezielle Ästhetik-Programm versucht auf digitaler Basis, die Satzqualität von Gutenbergs 42-zeiliger Bibel zu erreichen, die auch heute noch als große typografische Leistung gilt.
Hermann Zapf hat zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen und Ehrungen erhalten und zählt zu den bedeutendsten Schriftkünstlern des 20. Jahrhunderts.
Bekannte Schriften von Hermann Zapf
- Aldus Buchschrift
- AMS Euler Fraktur/Script/Text
- Gilgengart
- Hallmark Textura
- Kompakt
- Marconi
- Noris Script
- Optima
- Palatino
- Saphir
- URW Antiqua
- URW Grotesk
- Virtuosa I und II
- Zapf Dingbat
- Zapfino
- ITC Zapf Chancery
- ITC Zapf Book
Literaturempfehlung
- Hermann Zapf, Meister der Schrift (Ausstellungskatalog der Stadtbibliothek Nürnberg 25.9.2002 – 10.1.2003)
- Hermann Zapf & his Design Philosophy, Chicago, Society of Typographic Arts, (1987)
- ABC-XYZapf. Fünfzig Jahre Alphabet Design. Hrsg. v. Knut Erichson u. John Dreyfus. Offenbach und London, 1989
- Hermann Zapf. Ein Arbeitsbericht. Hrsg. v. d. Lehrdruckerei d. TH Darmstadt. Maximilian-Gesellschaft Hamburg, 1984.
- Zitate, die hierher verweisen: Typografie ist im Grunde eine zweidimensionale Architektur
- Wer die Entwicklung in den zwanziger Jahren …
- Titel, die hierher verweisen: Alphabetgeschichten
- Schriftarten, die hierher verweisen: Hunt Roman
- Gilgengart
- Melior
- Optima
- Optima Nova
- Palatino Sans
- Saphir
- Zapf Renaissance
- Zapfino
- Aurelia
- Virtuosa
- Michelangelo
- Comenius
- Palatino
- Medici Script
- Noris Script
- ITC Zapf Chancery
- Kompakt