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Postkarten-ABC zum Sammeln oder Verschenken …

Justus Erich Walbaum


Ralf Herrmann

Justus Erich Walbaum wurde am 25. Januar 1768 in Steinlah (Kreis Goslar) geboren. Bei dem Gewürzhändler und Konditor Grabenhorst ging er als Kaufmann in die Lehre. Die in der Anschaffung oft sehr teuren Backformen konnte Walbaum mit viel Geschick aus Holz und selbstgefertigten Meißeln herstellen. Vom Holz wechselte er später zur Stahlgravur und gab den erlernten Kaufmannsberuf auf, um sich ganz der Gravierkunst zu widmen. Braunschweig wurde für viel Jahre sein Wirkungskreis. Hier fertigt er Medaillen und Notenplatten für eine Musikaliendruckerei. So kam Walbaum auch mit dem Stahlstempelschnitt in Berührung und er fertigte erste Matrizen und Werkzeuge für den Schriftguss.

1796 erhält Walbaum eine Konzession zur Gründung einer Schriftgießerei in Goslar. Obwohl Walbaum die Stempelschneidekunst und den Schriftguss nie in allen Einzelheiten erlernt hat, ist seinem Unternehmen ein ansehnlicher Erfolg beschienen. Um 1800 entstehen die Walbaum Antiqua mit zugehöriger Kursive und die Walbaum Fraktur.

Goslar als alleiniges Betätigungsfeld wird Walbaum rasch zu klein. 1802 bittet er um eine Konzession zur Gründung einer Schriftgießerei in Weimar, die von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar bewilligt wird. Herzog Carl August hatte die kleine, bis dahin eher unbedeutende Residenzstadt Weimar zu einem geistigen Mittelpunkt der deutschsprachigen Welt erhoben. Goethe, Schiller, Herder, Wieland und andere wurden vom Hof in Weimar oder von der nahegelegenen Universität in Jena angezogen. Im Bereich der zeitgenössischen Literatur stand Weimar zu dieser Zeit an erster Stelle. Durch seine einwandfreie Arbeit gewann Walbaum in Weimar und Umgebung rasch viele führende Buchdruckereien als ständige Abnehmer und Walbaum konnte die Schriftgießerei über 30 Jahre erfolgreich führen.

Im Alter von 60 Jahren übergab er die Schriftgießerei an seinen Sohn Theodor. Allerdings überlebt Justus Erich Walbaum seinen Sohn Theodor und führt die Schriftgießerey nach dessen Tod nun wieder selbst, bis er sie im Oktober 1836 im Auftrag der Erben an die Firma F.A. Brockhaus in Leipzig für den Preis von 13969 Talern und 17 Silbergroschen verkaufte. Die hohe Kaufsumme spricht für die bedeutende Rolle, die Walbaums Schriftgießerei eingenommen haben muss. Justus Erich Walbaum starb am 21. Juni 1837 in Weimar.

August Kahle über Walbaum und dessen Fraktur: »Die Vorzüge seiner Serie liegen in der Gleichförmigkeit der Zeichnung der Buchstaben von A bis Z, sicher wiederholend in allen Kegeln, von Nonpareil bis zu Sabon hinauf, was vor ihm kein anderer Schriftschneider geleistet hatte.«

Die von F.A. Brockhaus übernommene Schriftgießerei wurde 1843 nach Leipzig verlegt. Die Walbaum-Schriften werden vornehmlich für den Eigenbedarf der Brockhaus’schen Buchdruckerei verwendet. Im März 1918 wird die Schriftgießerei F.A. Brockhaus von der H. Berthold AG in Berlin übernommen. Die ins Vergessen geratenen Typen werden nun zu neuem Leben erweckt. Die Schriften werden für die Setzmaschinen Typograph, Intertype, Linotype und Monotype übernommen und finden fortan wieder weite Verbreitung.

bearbeitet von Ralf Herrmann





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