Neil Summerour zur Entstehung seiner »Air«:
Gestaltungsinspiration
Air entstand, wie in einem guten schlechten Film, an der Schnittstelle zwischen Grotesk und Grotesque. Ich wollte die wichtigsten Merkmale der deutschen Grotesk und der amerikanischen Grotesque miteinander verbinden, um etwas Neues und doch Vertrautes zu schaffen. Dies ist kein Versuch, Helvetica neu zu erfinden (gähn), vergesst das gleich wieder. Ich wollte von Anfang an, dass die Air ein Arbeitstier wird, das dem Benutzer Auswahl und Flexibilität ohne Ende bietet. Im Kern ist diese Schriftart das gereifte Gerüst der Aaux Next, das ich vor Jahren entwickelt habe. Aaux Next entstand aus meiner Liebe zur Akzidenz-Grotesk und meinen Vorbehalten gegen sie. Bei der Aaux Next versuchte ich, mechanisch, kalt und kompromisslos vorzugehen. Ich damals: ein alleinstehender, übermütiger junger Mann – das passte. Ich heute: verheiratet, Kinder, Hund. Ich musste feststellen, dass ich ein ziemliches Weichei geworden bin. Wenn ich mir Aaux Next jetzt anschaue (und wenn ich das in den letzten Jahren tat), sehe ich eine weitere Schriftart hervorlugen, die herauswollte, eine, die den roboterhaften Serifenlosen, den billigen Kunststückchen und Kompromissen nicht in die Falle gehen sollte. Das Erbgut dieser Schriftart musste gezeichnet und nicht bloß am Bildschirm generiert werden, also nahm ich mir ein Jahr Zeit.
Gestaltungsinformation
Ich liebe Schrift. Ich liebe es, mit Schrift zu arbeiten. Aber ich hasse es, nur entweder eine Oblique oder eine echte Kursive zur Verfügung zu haben. Um beide zu ihrem Recht kommen zu lassen, machte ich mich daran, beide zu entwerfen; dafür gibt es genug Gründe. Ich möchte, dass der Benutzer die richtige Schriftart für den Druck, für Websites usw. bewusst wählt (und die Möglichkeit hat, dies zu tun). Diese Flexibilität stand im Zentrum meiner Entscheidungsfindung. Die Oblique ist direkt und aggressiv. Die Kursive zeichnete ich neu, gab den Buchstaben weniger Neigung, aber mehr handschriftlichen Duktus; daher ist das Ergebnis den aufrechten Schnitten wesensähnlicher.
Derzeit sind neun Strichstärken verfügbar. Aufgrund der logischen Strichstärkenfolge und der gewünschten Flexiblität wurden einige leichte Schnitte erforderlich, deren Gestaltung und Einsatzmöglichkeiten ich nachging. Herausgekommen sind eine Reihe von dünnen, aber nicht zu dünnen Strichstärken, die ihre Wirkung in der richtigen Größe entfalten. Das Ergebnis ist eine robuste Großfamilie aus 81 Fonts, die funktional, professionell und äußerst leserlich ist, ohne ihre Persönlichkeit aufzugeben. Dazu kommt, dass jeder Font 900 Zeichen mitbringt, darunter Ligaturen, Schmuckligaturen, Formatvarianten, vorgefertigte Brüche sowie separate Zähler- und Nennerziffern, proportional und tabellarisch zugerichtete Versal- und Mediävalziffern, hoch- und tiefgestellte Ziffern, Kapitälchen, kontextabhängige Zeichenvarianten sowie Sonderzeichen für zahlreiche Sprachen. Am Ende steht also eine vielseitige Schriftfamilie, die sich für jedes Projekt eignet.