Die Geschichte der Groteskschriften des 20. Jahrhunderts ist eine Geschichte des allmählich abnehmenden Strichkontrasts. Serifenlose Schriften mit sichtbarem Kontrast waren in den 1920–50er Jahren sehr beliebt, als sie häufig für Werbung, Architekturbeschriftungen und Logos verwendet wurden. Dieser typografische Stil geriet mit der Übernahme der Spätmoderne aus der Mode und tauchte für die nächsten fünfzig Jahre allenfalls im Dienste der Neuheit oder Nostalgie wieder auf.
Ursprünglich für das Finnish Culture Institute in New York entworfen, würdigt Chap die kontrastreiche Sans-Tradition, vermeidet aber direkte Bezüge zu einem bestimmten Design. Im Gegenteil: seine Konstruktionsweise will Konventionen eher abstreifen. Die Linienführung bezieht sich im Allgemeinen auf die eines breiten Federhalters, aber nicht immer auf erwartete Weise. Es gibt ungewöhnliche Wendungen des Strichs und sogar Momente, in denen die Kalligraphie der Geometrie nachgibt. Chap ist ein Versuch zu zeigen, dass eine Sans mit Kontrast modern und aktuell sein kann. Sie ist eine Fontfamilie, die sich in einer Vielzahl von zeitgenössischen Umgebungen zu Hause fühlt, und doch nicht nur ein modisches Gesicht sein will. Anstelle von Trends, die mit der Display-Typografie verbunden sind, sucht Chap eine zeitlosere, funktionellere Ästhetik, indem Buchstaben gezeichnet wurden, die in lesbaren Textpassagen in allen Größen und Längen genutzt werden können. Dieses Mehrzweckziel spiegelt sich auch im großzügigen Gewichtsbereich (sechs plus Kursivschrift), den Zahlen für Text, Titel und Tabellen sowie im erweiterten lateinischen Zeichensatz wider.
Chap ist eine Mischung aus glatt und scharf, eine serifenlose Schrift mit einer neuen Kontrastidee für ein neues Jahrhundert.