Nach seiner kräftigen Deutschen Schrift entwarf Rudolf Koch in den Jahren 1913–14 die eher zarte Fraktur namens Frühling. Sie erscheint kriegsbedingt jedoch erst 1917 bei Klingspor in Offenbach. Julius Rodenberg beschreibt in seinem Buch »In der Schmiede der Schrift« die Frühling folgendermaßen:
»Es hat den Künſtler offenbar gelockt, aus der Fraktur alles herauszuholen, was ſie an eigentümlichen Schönheiten beſitzt. So iſt eine Schrift von ſolcher Eigenart entſtanden, daß ihr Anwendungsgebiet von vornherein heſchränkt iſt. Von ausgesſprochen lyriſchem Charakter ſcheint ſie dazu besſtimmt, die zarteſten Verſe feſtzuhalten: Horch, von fern ein leiſer Harfenton! Frühling, ja du biſt’s! Dich hab ich vernommen!
Aber in den leichten ſchweifenden Linien, in dem ſpielenden Schwung der Buchſtaben erſchöpft ſich das Weſen dieſer Schrift nicht; bei näherer Betrachtung tritt die innere Verwandtschſchaft mit ihrer ernſten gotiſchen Schweſter in überraſchender Weiſe hervor. Man erkennt mit Staunen, wie ein feiner künſtleriſcher Sinn den überquellenden Reichtum gebändigt, der ausſchweifenden Phasntasie Halt geboten hat und zugleich dem weichen, nach Rundung und Schnörkel drängenden Duktus der Fraktur einen herben und zurückhaltenden Zug gegeben hat, der im einzelnen an gewisſen Brechungen, an kühnen und ſcharfen Ausladungen deutlich zu erkennen iſt. So erhält die Schrift etwas Druchgeiſtigtes, wie es bei einer gotiſchen Schrift ſelbſtverständlich, bei einer ſo leichten, anmutigen Fraktur aber von ſeltſamer und bezaubernder Wirkung iſt.«
Nicht alle Schriftkenner sind jedoch so voll des Lobes. Luc Devroye nennt sie Kochs schwächste und hässlichste Schrift und Kapr urteilt: »Manches erscheint etwas krakelig und expressiv übertrieben, die Freude an kalligrafischen Schwüngen und kleinen Erfindungen ist ablesbar an den Versalien, von denen das O, das S und W durchaus erfreulich, aber das U, das X und das Z etwas gewollt wirken.«
Eine getreue Digitalisierung gibt es heute bei Delbanco (zuzüglich separater Initialen). Eine moderne OpenType-Adaption in verschiedenen Schnitten hat Storm Type 2005 unter dem Namen Monarchia herausgebracht. Sie zeigt jedoch deutliche Unterschiede zum Original – zum Beispiel ein zwei- statt einstöcktiges a.