Die Interstate ist eine Schriftart von Tobias Frere-Jones, deren Gestaltung auf der Schrift der amerikanischen Verkehrsschilder der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beruht.
Bis in die 1940er-Jahre war der Schrifteinsatz auf US-amerikanischen Verkehrsschildern noch recht unterschiedlich.
Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges entwickelte die Public Roads Administration (heute »Federal Highway Administration«) eine Schriftfamilie in verschiedenen Weiten speziell für die Straßenbeschilderung. Vorab-Versionen wurden ab 1942 für das Pentagon-Straßennetzwerk benutzt. Die offiziellen Spezifikationen für die Schriftfamilie erschienen erstmals 1945. Die Schnitte bekamen die einfachen Bezeichnungen A, B, C, D, E und F und waren – entsprechend der bestehenden Schilder zu dieser Zeit – ein reines Großbuchstaben-Alphabet.
Zwischen 1949 und 1950 führte die kalifornische Verkehrsbehörde weitere Studien zur Beschilderung von Freeways durch. Um ausreichend Platz für die neu entwickelten Reflektorpunkte zu schaffen, wurde der Schriftschnitt E verbreitert und damit die E(M) – wie »modified« – geschaffen. Außerdem wurden passende Kleinbuchstaben für Überkopfbeschilderungen entworfen.
Die Kombination der E(M) mit den neuen Kleinbuchstaben wurde ab 1958 zum nationalen Standard auf dem Interstate-System – einem großflächig geplanten Autobahnnetzwerk nach deutschen Vorbild.
Das Schriftsystem läuft heute unter der Bezeichnung FHWA Series fonts. Die Schriftmuster-PDFs sind online einsehbar. Die sehr schmale Version A wird mittlerweile nicht mehr verwendet. Kleinbuchstaben für die komplette Serie wurden erst 2004 in den Standard integriert.
Tobias Frere-Jones entwickelte zwischen 1993 und 1994 eine Adaption der FHWA-Fontserie als Desktop-Font. Sie ist aktuell in 40 Schnitten (8 Strichstärken, 3 Weiten) verfügbar. Im Jahr 2000 kam eine zusammen mit Christian Schwartz entwickelte Monospaced-Version in 4 Schnitten hinzu. Darüber hinaus bietet Font Bureau unter der Bezeichnung Interstate Pi einen Piktogramm-Font an, dessen Symbole an die US-amerikanischen Verkehrsschilder angelehnt sind.
Viele Details der Original-FHWA-Fontserie haben eher den Charme von technischen Zeichnungen. Frere-Jones gelang es, den Grundcharakter der Schrift zu erhalten, aber sie zu einer vielseitig einsetzbaren Satzschrift zu machen. In der Folge wurde die Schrift weltweit für Hausschriften in unterschiedlichsten Unternehmensbereichen ausgewählt.