Lucida ist der Name einer umfangreichen Schriftsippe von Charles Bigelow und Kris Holmes. Die beiden Designer lernten sich in einem Mimen-Kurs eines italienischen Komikers kennen. Vier Jahre später trafen sie wieder zusammen, als sie beide bei der Oregon Times arbeiteten. In der Folge gründeten sie 1976 ein gemeinsames Studio in Oregon.
Eine Inspirationsquelle für die Lucida war laut Bigelow die Syntax (veröffentlicht 1968) von Hans Eduard Meier, die Prinzipien der humanistischen Handschrift in den Stil der Groteskschrift einbringt. Bigelow & Holmes arbeiteten eine zeitlang mit Meier zusammen und lernten viel von ihm.
In den 1980er-Jahren bahnte sich mit der Computertechnik im Schriftsatz ein Umbruch an. Bigelow war den neuen Techniken gegenüber sehr aufgeschlossen und das Studio spezialisierte sich rasch auf dieses Gebiet. Adobe, Apple, IBM, Microsoft und andere große Software- und IT-Unternehmen gehörten zum Kundenkreis. Ob es um die Gestaltung der ersten TrueType-Fonts ging, deren manuell programmiertes TrueType-Hinting oder die ersten Unicode-basierten Fonts – Bigelow & Holmes waren immer vorn mit dabei.
Die Arbeit an der Lucida-Sippe begann Anfang der 1980er-Jahre und war für die Technik der Zeit maßgeschneidert. Die Schriften sollten besonders robust sein, um auch auf den niedrig aufgelösten Bildschirmen und Druckern eine gute Leserlichkeit zu erzielen. Außerdem wurde die Sippen-Idee von Anfang an konsequent verfolgt. Die unterschiedlichsten Schriftstile wurden zusammengeführt und bezüglich der Fontmetrik austariert.
An der Stanford University arbeitete Bigelow mit Donald Knuth zusammen, dem Vater des TeX-Satzsystems. Bigelow kam so mit neuen Anwendungen in Kontakt, die in klassischen Zeichensätzen kaum berücksichtigt wurden. So entstanden für die Lucida-Sippe umfangreiche Zeichnungen von mathematischen Symbolen, Pfeilen, Sternen und so weiter. Später wurden sie von Microsoft übernommen und unter dem Namen Wingdings berühmt.
Die Familien der Lucida-Sippe:
- Das Flagschiff der Lucida-Sippe ist die 1985 erschienene Lucida Sans, die als Lucida Sans Unicode bzw. Lucida Sans Grande (allerdings ohne Kursive) auf Millionen von Computern mit Windows und Mac OS installiert war oder ist.
- Die dicktengleiche Version der Lucida Sans läuft unter dem Namen Lucida Sans Typewriter.
- Die Lucida Bright ist die zur Sans passende Serifenversion.
- Die Lucida Serif entspricht in der Gestaltung größtenteils der Lucida Bright, jedoch wurden die feinen Serifen durch kurze, kräftige Serifen ersetzt.
- Die Lucida Fax entspricht im Wesentlichen der Lucida Serif, wobei die Serifen begradigt und ohne Kehlung erscheinen.
- Eine verbundene Schreibschrift, bei der auch die die enthaltenen Symbole handgeschrieben wirken, ist die Lucida Handwriting.
- Eine kalligrafisch anmutende Kursive als Einzelschnitt mit Mediävalziffern ist die Lucida Calligraphy.
- Eine dekorative Frakturschrift mit betont kalligrafischem Duktus ist die Lucida Blackletter. Auch diese gebrochene Schrift wurde so gestaltet, dass sie bezüglich der Fontmetrik mit den anderen Schriften der Sippe kombinierbar ist.