Die Rotis ist eine Schriftsippe von Otl Aicher, die Ende der 1980er-Jahre über Agfa Compugraphic erschien. Sie ist nach Aichers Wohnort Rotis benannt, einem Ortsteil von Leutkirch im Allgäu. In der Rotis-Schriftsippe sind nicht nur eine Antiqua (Rotis Serif) und eine Grotesk (Rotis Sans) enthalten, sondern auch die Zwischenstufen Rotis Semi-Serif und Semi-Sans.
Aicher hatte klare Vorstellungen über die optimale Leserlichkeit von Schriften.
- Schriften mit breiteren Grundstrichen (wie Antiqua-Schriften) sind besser lesbar als Schriften mit gleicher Strichstärke (wie Grotesk-Schriften).
- Schriften, die schmal laufen, sind besser lesbar als Schriften, die breit laufen.
- Schriften mit großen Buchstabenabständen sind besser lesbar als Schriften, bei denen sich die einzelnen Buchstaben fast berühren.
- Geschriebene Schriften sind besser lesbar als gezeichnete.
In der Rotis setzt er diese Ideen um und die Schriftsippe wurde eine schlagartiger Erfolg, der sich auch darin wiederspiegelt, dass die Schriftsippe von unzähligen Unternehmen und Organisationen zur Hausschrift erwählt wurde: Tetesept, Merck, Reformhaus, Credit Plus, Württembergische Versicherung, Cortal Consors, LVM Versicherung, Börsenblatt, Scandinavian Airlines, Johanniter, IHK, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Universität Hannover, Universität Mannheim und viele andere setzen oder setzten auf die Rotis.
Dennoch war die Schrift stets umstritten. Erik Spiekermann bezeichnete sie als »Kopfgeburt« – die Arbeit eines Grafikdesigners, der im Gegensatz zu einem Schriftgestalter mehr an den Einzelformen als an der Summe der Teile hängt, welche letztendlich die Leserlichkeit der Schrift bestimmt. Doch auch wenn die Schrift nicht als ideale Leseschrift gilt – erst recht in der von Aicher propagierten generellen Kleinschreibung –, so waren es doch gerade die besonderen Einzelformen der Schrift (wie das markante e und c), die sie gerade für den Einsatz in Schaugrößen so beliebt machte bzw. macht.
2011 erschien bei Monotype mit der Rotis Sans II eine Überarbeitung der serifenlosen Rotis, für die Robin Nicholas und Alice Savoie verantwortlich zeichnen.