Die Tiemann-Antiqua erschien ab 1923 bei der Schriftgießerei Gebr. Klingspor in Offenbach. Die Schrift besitzt auf den ersten Blick Skelett und Duktus einer klassizistischen Schrift, ist in den Details aber weniger streng ausgearbeitet. Wie andere deutsche »Künstlerschriften« aus der Anfangszeit des 20. Jahrhunderts besitzt die Schrift in den Details viele stilistische Eigenheiten – etwa die abgerundeten Stammausläufe an b und d oder die kopflastigen Proportionen des g. Julius Rodenberg bezeichnet die Schrift als »erste deutsche Antiqua der neuen Zeit«.
In der Folge entstehen auch ein kursiver und ein halbfetter Schnitt. Ab 1946 wird die Tiemann-Antiqua in der Zeitung »Die Zeit« verwendet. Andrian Frutiger überarbeitet die Schrift in deren Auftrag später für den Lichtsatz und 1998 erfolgt durch Linotype eine Adaption für das Desktop Publishing, die heute in Pro-Versionen als OpenType-Fonts erhältlich sind. Kursive Schnitte sind jedoch bislang nicht frei verfügbar. Die entsprechenden Schnitte, die in der Zeit verwendet werden, sind eine Sonderanfertigung von Jovica Veljović.