Während seiner Lehrtätigkeit als Leiter der Reklamewerkstatt am Bauhaus Dessau entwickelte Herbert Bayer zwischen 1925 und 1930 ein monokamerales Alphabet.
- »Leider verwirrt heute eine erdrückende Menge sogenannter Charakter- und Künstlerschriften, welche alle von dem Prinzip aus, Individualität und Originalität zu erreichen, geschaffen sind. Sie wirken in ihrer ornamental schmückenden Art archaisch, spielerisch und in ihrer Erscheinung zu kompliziert; um den heutigen und zukünftigen Anforderungen zu entsprechen, müßte ein formal objektives Resultat gezeitigt werden.« (Bayer, Offset 10/1926)
- »Es gibt kein großes und kleines Alfabet. Es ist nicht nötig, für einen Laut ein großes und ein kleines Zeichen zu haben. Die gleichzeitige Verwendung zweier im Charakter vollständig verschiedener Alfabete ist unlogisch und unharmonisch. (...) Schriften nationalen Charakters, wie Fraktur, gotische, russische usw., sind in bezug auf Punkt 1 (Internationale Verständigung) unmöglich, weil beschränkt.« (Bayer, Offset 10/1926)
Zum Jahresende 1925 hatte sich das Bauhaus entschlossen, die Kleinschreibung einzuführen und nur noch Drucksachen nach den existierenden DIN-Normen zu benutzen. Auf den Briefköpfen stand jetzt gedruckt: wir schreiben alles klein, denn wir sparen damit zeit. außerdem: warum 2 alfabete, wenn eins dasselbe erreicht? warum großschreiben, wenn man nicht groß sprechen kann?
Die Universal-Schrift blieb zu ihrer Zeit ein reiner Entwurf, der nicht als Satzschrift eingesetzt bzw. angeboten wurde. Innerhalb des »bauhaus set« des US-amerikanischen Schriftanbieters P22 ist jedoch heute eine moderne Adaption unter der Bezeichnung P22 Bayer Universal erhältlich.