Von 1908 bis 1913 arbeitete Emil Rudolf Weiß an seiner ersten Satzschrift: der Weiß-Fraktur. Sie wurde zunächst (1909–1911) exklusiv für die Drucke der Tempel-Klassiker-Reihe des Tempel-Verlages verwendet und fand so auf Anhieb weite Verbreitung. 1913 erschien sie dann bei der Bauerschen Gießerei. Später kamen weitere Schnitte (einschließlich einer Kursiven) hinzu.
Julius Rodenberg schreibt 1935 über die Weiß-Fraktur: »Das besondere, man könnte sagen, das Selbstverständliche an ihr ist, daß sie keiner künstlerischen Laune entsprungen ist, eine Fraktur, die diesen Namen verdient. […] Der besondere Charakter der Fraktur, in der das aus Schwere, dem Hang zum Grübeln und leicht und lebhaft gestaltender Phantasie eigentümlich gepaarte deutsche Wesen einen entsprechenden Ausdruck in der Schrift gefunden hat, ist von Unger und von Weiß, der eine gewisse Herbe und Härte der Unger-Schrift milderte, wieder entdeckt worden. Eine aus den in ihr selbst liegenden Entwicklungsmöglichkeiten sich entfaltende Tradition führt in gerader Linie von der Teuerdank über die in Dürers Unterweysung der Messung verwendete Fraktur und die Breitkopf zur Unger- und Weiß-Fraktur«.
Eine kostenlose Digitalisierung ist von Manfred Klein und Petra Heidorn erhältlich. Verschiedene Schnitte (inklusive Kursive und lichter Version) gibt es von Gerhard Helzel.