Die Wilhelm Klingspor Gotisch von Rudolf Koch erschien 1925 bei den Gebrüdern Klingspor in Offenbach. Sie ist nach der kräftigen Maximilian (Entwurf 1913–14) Kochs zweite gotische Schrift, die nun deutlich edler und schlanker erscheint.
Die Klingspor Gotisch geht auf einen 1918 von Koch geschriebenen Text zurück (siehe Abbildung). Karl Klingspor regte an, daraus eine Satzschrift zu entwickeln. Von 1920 bis 1926 wurde daran gearbeitet – ein vergleichsweise langer Zeitraum für einen einzelnen Fettegrad. In der damaligen Schriftprobe heißt es dazu sinngemäß »obwohl unsere Zeit nicht die Unternehmung von so anspruchsvollen Druckwerken erlaubt wie die Zeit Gutenbergs, wir doch das Verlangen haben, in der Güte und Schönheit unserer Arbeit nicht hinter den Alten zurückzustehen; so sei diese Schrift für Aufgaben gedacht, für die unsere glatten Gebrauchsschriften nicht ausreichen und die, aus den Bedürfnissen unserer Zeit geboren, erhöhten Anspruch auf Schrift und Satzwirkung erheben.«
Die folgende Darstellung zeigt die ersten Probeschnitte:
Jedoch kam man zur Überzeugung, dass die Schrift noch zu kräftig war, und schnitt alle Grade noch einmal neu:
Eine Besonderheit der Schrift sind die Varianten. Im Geiste Gutenbergs wurden für viele Buchstaben verschiedene Breiten entworfen, sodass man im Satzbild die jeweils passenden wählen konnte.
Im Gedenken an den 1925 verstorbenen Bruder Karl Klingspors wurde die Schrift als Wilhelm Klingspor Gotisch herausgebracht.
Die Linotype-Digitalisierung benutzt einige Antiqua-artige Buchstabenformen, die den heutigen Lesegewohnheiten angepasst sind, jedoch nicht den Originalentwürfen Kochs entsprechen.
Die Digitalisierung von José Alberto Mauricio aus dem Jahr 2013 enthält jedoch die ursprünglichen Zeichenvorrat inklusive aller Varianten und einiger passender Zierstücke.