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Fontliste: Unzialschriften

Stötzner
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Beschreibung der Fontliste

Unzialschriften sind nicht in das allgemeingültige Groß-/Kleinbuchstaben-Schema einzuordnen.  Die »Uncialis« entstand am Ende der Antike als formale Buchschrift, sie weist Merkmale der Römischen Kapitalis und der Römischen Kursive auf. Sie bildet entwicklungsgeschichtlich das wichtigste Bindeglied zwischen Groß- und Kleinbuchstaben. Charakteristisch sind vor allem zwei Dinge. 1. Viele gerundete Detailformen, deutlich mehr als bei der Kapitalis. Zum Beispiel bei E, H und M. 2. Gering ausgeprägte Ober- und Unterlängen. Dieses Merkmal hat sich später über die Zwischenstufe der »Halbunziale« verstärkt und wurde schließlich in der karolingischen Minuskel in bis heute gültiger Weise ausgeprägt.
Auch in der griechischen und in der koptischen Schrift gibt es unziale Ausprägungen. Die von Bischof Wulfila im 4. Jh. n. Chr. erfundene gotische (od. westgotische) Schrift ist ebenfalls, ihrem Formcharakter nach, eine Unzialschrift. In dieser Schrift hat der Text der sog. Wulfila-Bibel das Licht der Welt erblickt – die älteste Fassung der Bibel in einer germanischen Sprache überhaupt.
Im Alltag spielen Unzialschriften heute eine noch geringere Rolle als die gebrochenen Schriften. Das hat sicher damit zu tun, daß sie bereits vor mindestens 600 Jahren im Gebrauch durch Minuskelschriften praktisch völlig verdrängt wurden. Einzig in Irland haben sich bis in unsere Zeit unziale Formen – in der spezifisch insularen Ausprägung – im Schriftwesen erhalten. Trotz gewisser Gemeinsamkeiten sollte man jedoch irische Schriften und unziale Schriften (allgemein) nicht einander gleichsetzen und verwechseln.

Aufgrund der beschriebenen historischen Entwicklung ist das Fontangebot an Unzialschriften entsprechend überschaubar. Gleichwohl hat diese »exotische« Schriftart immer wieder Gestalter zu Interpretationen angeregt. Am bekanntesten ist sicher die Hammer-Unziale (Klingspor 1921) von Viktor Karl Hammer (1882–1967), die auch unter dem Namen American Uncial vertrieben wird. In heutigen Fonts belegen in der Regel unziale Glyphen die Kleinbuchstaben-Positionen.
Übrigens: der Vorspann des beliebten Kultfilmes »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« ist mit einer eigens dafür entworfenen Unzialschrift gestaltet.

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