Nach der erfolgreichen Kampagne zur Digitalisierung der Wiking-Schrift im letzten Jahr, folgt nun ein noch ambitionierteres Projekt. Dieses Mal geht es um die Deutschmeister-Schriftfamilie.
Ursprünglich 1927 in einem einzelnen fetten Schnitt erschienen, kamen in den 1930er-Jahren drei weiter gotische Schnitte (mager, halbfett, schmalhalbfett) hinzu. Über eine Kickstarter-Kampagne soll nun der Entwurf von 1927 und der schmalfette Schnitt von 1934 bestmöglich digitalisiert und ausgebaut werden. Bei erfolgreicher Kickstarter-Finanzierung bis 22. März 2021 können die hochwertigen Digitalisierungen dabei gänzlich kostenfrei unter der Open Font License angeboten werden.
Die beiden Schnitte werden von den Original-Lettern der Schriftgießerei in Blei bzw. Holz digitalisiert. Der Zeichenumfang wird mindestens auf eine komplette westeuropäische Belegung erweitert. Und wie bei früheren Digitalisierungen von gebrochenen Schriften durch FDI Type würde es auch für die »FDI Deutschmeister« alternative Glyphen für alle Buchstaben geben, deren Skelett zu stark von den Antiqua-Lesekonventionen abweicht. Anwender der Schriften haben dann die Wahl, ob sie die Schrift mit den originalgetreuen historischen Formen und mit klassischen Fraktursatzregeln (einschließlich langem s und Fraktursatz-Ligaturen) setzen oder bestmöglich lesbar für ein größeres oder gar internationales Publikum.
Entstehen sollen also letztlich vier Schnitte im OpenType-Format, die alle unter der liberalen OFL-Lizenz für jegliche Zwecke kostenlos einsetzbar wären.
- Deutschmeister Fraktur A – das Design von 1927
- Deutschmeister Fraktur B – das Design von 1927 in einer modernisierten Version
- Deutschmeister Gotisch A – das Design des schmalfetten Schnitts von 1934
- Deutschmeister Gotisch B – das Design des schmalfetten Schnitts von 1934 in einer modernisierten Version
Doch das Projekt beinhaltet sogar noch mehr als die vier gerade genannten Schnitte. In den letzten Jahren hat die Entwicklung von farbigen Fonts wieder an Fahrt aufgenommen. Neben Entwicklungen von Apple und Microsoft, die insbesondere zur Darstellung von Emoji genutzt werden, gibt es mit OpenType-SVG mittlerweile auch eine standardisierte und herstellerübergreifend nutzbare Lösung, die in immer mehr Anwendungen unterstützt wird – im Designbereich zum Beispiel in den entsprechenden Anwendungen von Adobe, in QuarkXPress, Sketch und Affinity Designer. OpenType-SVG-Schriften können dabei sowohl Vektor- und Bitmap-Darstellungen enthalten.
Diese neue Technik soll auch für das hier besprochene Projekt Anwendung finden. Die Blei- und Holzlettern der oben gezeigten Schriften sollen als fotografische Repräsentation in zwei OpenType-Fonts nutzbar gemacht werden, sodass man am Computer mit ihnen arbeiten kann, als hätte man Zugriff auf die Originallettern. Mehrfach vorhandene Buchstaben werden dabei auch mehrfach digitalisiert, sodass die entstehende digitale Darstellung ganz nah an einem echten Buchdruck-Layout ist.
Die Kampagne zum Digitalisierungsprojekt der Deutschmeister-Schriften läuft noch bis zum 22. März 2021 auf Kickstarter. Nur wenn die gesamte Finanzierungssumme erreicht wird, werden die Förderer entsprechend belastet und das Projekt umgesetzt.