Initialen gehen auf die Tradition der Buchmalerei zurück. Nach der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern wurden die Flächen zum Einfügen von Initialen zunächst oft einfach freigelassen, damit Illustratoren die Initialen in die fertigen, einfarbigen Drucke einfügen konnten. Mit der Durchsetzung der Buchdruckkunst und immer größeren Auflagen verschwand die Buchmalerei jedoch zunehmend. Initialen und anderer Zierrat wurden nun zunehmend zusammen mit dem Text gedruckt. Noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten dekorative Initialen zum festen Bestandteil der Schriftgießerei-Angebote. Kaum eine Schriftmuster-Hauptprobe aus dieser Zeit, die keine Initialen anpreist. Auch mehrfarbige Initialen, die mehrere Druckdurchgänge benötigten, finden sich zu dieser Zeit noch regelmäßig.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts kamen Initialen dieser Art gestalterisch aus der Mode und auch die neuen Satztechniken halfen bei der Anwendung nicht. Die im Digitalsatz lange üblichen PostScript- und TrueType-Fontformate konnten nur einfarbig angewandt werden. Für mehrfarbige Buchstaben mussten Anwender auf auf das manuelle Zusammensetzen von Ebenenfonts ausweichen, was jedoch bei längeren Drucksachen und digitalen Anwendungen mit variablem Umbruch kaum vertretbar ist. In den letzten Jahren hat sich diese Situation jedoch geändert. Mit neuen, standardisierte Farbfont-Formaten eröffnen sich für Schriftanwender ganz neue Möglichkeiten, die für Drucksachen und digitale Anwendungen gleichsam nutzbar sind.
Die FDI Mainzer Initialen nutzten diese neuen Möglichkeiten entsprechend aus. Die Buchstaben können ohne Mehraufwand direkt dreifarbig gesetzt werden. Die Mainzer Initialen waren Anfang des 20. Jahrhunderts als ein- und zweifarbige Bleisatzversionen bei den Berliner Schriftgießereien Ferd. Theinhardt und der H. Berthold AG verfügbar. Die Lettern ergänzten dabei die Mainzer Fraktur, konnten aber natürlich auch mit beliebigen anderen Schriften kombiniert werden.
Für die digitale Neuauflage wurde jedoch nicht einfach das Druckbild der Schriftmuster digitalisiert. Stattdessen wurde das ursprüngliche Gestaltungsprinzip nachempfunden und die Buchstaben entsprechend einzeln und sorgfältig als Hinter- und Vordergrund neu aufgebaut. Der Hintergrund ist dabei nun zweifarbig und deckend. Damit heben sich die Initialen besser von beliebigen Hintergründen ab. Gleichzeitig gibt die Umrandung des Buchstabens weiterhin einen Blick auf den Untergrund frei und sorgt damit für einen interessanten Effekt.
Für den Web-Einsatz steht eine einzelne WOFF-Datei mit COLR-Tabelle zur Verfügung, die über 10 integrierte und über CSS ansprechbare Farbpaletten verfügt. Zudem können die drei Farben der Buchstaben auch direkt per CSS überschrieben werden. So kann etwa gleichzeitig eine Darstellung der Website in einem hellen und dunklen Modus über eine Fontdatei ermöglicht werden.
Fonts im COLR-Format können bereits bedenkenlos im Internet eingesetzt werden, denn es wird nicht nur von allen gängigen Browsern unterstützt, sondern ist sogar abwärtskompatibel. Kommt ein sehr alter Browser zum Einsatz, der das Format noch nicht unterstützt, verhält sich der Font wie ein regulärer OpenType-Font und zeigt zumindest eine einfarbige Darstellung der Initialen an.
Für Desktop-Anwendungen stehen die FDI Mainzer Initialen als OpenType-SVG-Fonts zur Verfügung. Dieses Format wird bereits von gängigen Designanwendungen wie InDesign, Illustrator, Photoshop, QuarkXPress und Affinity Designer unterstützt. Die Auswahl der Palette erfolgt hierbei über den nach der Farbe des Buchstabens benannten Schriftschnitt.
Ein Komplettpaket aller Schnitte für Web- und Desktop-Anwendungen kann über FDI Type bezogen werden.
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