Die softwarebasierte Produktion von Schriften am Rechner hat die Arbeit von Typedesignern um einiges einfacher gemacht als zu Zeiten dem Blei- und Fotosatzes. Da Fonteditoren jedoch ein klares Nischenprodukt sind, müssen die Benutzer hier in Sachen Komfort und Bedienbarkeit oft Abstriche machen. Die bekannten Fonteditoren wie Fontographer und FontLab Studio haben ihre Wurzeln in den 1990er Jahren – und so sehen die Programme auch leider bis heute aus. Gerade Mac-Benutzer, die eine intuitive Benutzung in systemnaher Optik gewohnt sind, hatten bislang mit den häufig fehleranfälligen, von PC auf Mac portierten Programmen wenig Freude.
Dies fand auch Georg Seifert. Nach der Fertigstellung seiner beliebten Schriftfamilie Graublau Sans Pro wurde der Fonteditor Glyphs zu seinem neuen Lieblings- und Forschungsprojekt. Zunächst stand die Entwicklung eines kommerziellen Fonteditores gar nicht im Fokus der Arbeit. Es ging vielmehr darum, zu zeigen, wie ein nativer Fonteditor für Mac OS X aussehen könne und welche neuen Wege man in Sachen Bedienbarkeit in diesem Bereich gehen kann.
Glyphs versucht daher gar nicht erst, die Benutzung der klassischen Fonteditoren mit ihren unzähligen Einzelfenstern und Einstellmöglichkeiten zu kopieren. Die Oberfläche erscheint aufgeräumt und in üblicher Mac-Optik mit Seitenleiste, Reitern für einzelne Elemente und zusammengefassten schwebenden Paletten. Die Ähnlichkeit zu Mac-typischen Programmen wie iTunes ist alles andere als ein Zufall.
In Zeiten von OpenType und Unicode ist die Erstellung von Fonts heute wesentlich komplexer geworden, als es noch zu Zeiten von PostScript-Type1-Fonts in den 1980er und 1990er Jahren der Fall war. Glyphs versucht, soweit dies möglich ist, den Benutzer gar nicht erst mit dieser komplexen Technik zu belasten und sie selbstständig im Hintergrund zu erledigen. Funktionen, wie das Erstellen von Standard-OpenType-Features und Akzenten auf Basis der benutzten Zeichen erledigt das Programm völlig selbstständig.
Darüber hinaus bietet der Fonteditor Glyphs viele hilfreiche Verbesserungen, die es so in anderen Fonteditoren nicht gibt. So existiert zum Beispiel keine strikte Trennung zwischen der Bearbeitungen von Buchstaben-Umrissen, Kerning und der Textvorschau. Alles lässt sich intuitiv in einem Fenster und im Kontext von eigenen Mustertexten bearbeiten und begutachten. Eine Ebenenfunktion ermöglicht es, beliebige Varianten der Zeichen parat zu halten und zwischen ihnen zu wechseln.
Trotz der einfachen Oberfläche bietet das Programm auch viele Profi-Features wie Multiple Master, Unterstützung für linksläufige Schriften, UFO- und Photofont-Export und externe Python- und Cocoa-Skripte.
Einen kurzen Einblick bieten diese Videos:
http://vimeo.com/23885221
http://vimeo.com/23885201
Eine Testversion steht zum kostenfreien Download bereit.