Ansätze für mehrfarbige Schriftarten sind prinzipiell nichts neues. Entsprechende Techniken führten aber eher ein Nischendasein, wie etwa die Photofont-Technologie. Doch mit der Begeisterung für die japanischen Emoji-Zeichen rückte das Thema in den Fokus der großen Betriebssystemhersteller.
Apple schuf für seine Betriebssysteme OS X und iOS eine propriätere Lösung, bei der PNG-Bilder in den Textfluss eingebaut werden. Auch Google hat mittlerweile eine vergleichbare, aber nicht zu Apple kompatible Variante auf den Weg gebracht.
Mit Windows 8.1 legt nun auch Microsoft nach und implementiert in sein Betriebssystem einen dritten Ansatz. Im Gegensatz zu Google und Apple kommen jedoch keine Bitmap-Bilder zum Einsatz, sondern reine Vektordarstellungen.
Segoe UI Emoji in Microsofts E-Mail-Programm unter Windows 8.1
Windows 8.1 verfügt dazu über den neuen Font Segoe UI Emoji. Es handelt sich dabei zunächst einmal um einen regulären TrueType-basierten OpenType-Font mit einfarbigen, vektorbasierten Symboldarstellungen. Doch der Font verfügt über eine zusätzliche Tabelle namens COLR, in der den jeweiligen Grundbuchstaben verschiedene Ebenen zugeordnet werden können. Unterstützt das Anwendungsprogramm die Auswertung der COLR-Tabelle, kommt also statt des einfarbigen Zeichens ein mehrfarbiges Zeichen zum Einsatz. Die zu verwendende Farbpalette ist ebenfalls im Font in der Tabelle CPAL (»Color Palette«) hinterlegt.
Links oben: kodierter Standardbuchstabe. Unten: dem Standardbuchstaben zugewiesene Ebenen. Rechts oben: die automatisch zusammengesetzte, farbige Darstellung
Somit können die Emoji-Zeichen also in jeder beliebigen Größe dargestellt werden. Und selbst wenn die farbige Darstellung nicht unterstützt wird, fehlen die Zeichen nicht, sondern es wird dann einfach auf die herkömmliche einfarbige Darstellung zurückgegriffen.
Microsoft hat bereits angekündigt, die Spezifikationen für die neuen OpenType-Tabellen offenzulegen, so dass auch andere Hersteller sie implementieren könnten. Hier bleibt abzuwarten, ob Microsofts Konkurrenten daran Interesse haben. Eine vielversprechende Technologie ist es allemal. Denn chromatische Vektor-Schriften, die auf eine mehrfarbige Anwendung ausgelegt sind, gibt es immer mehr. Ihre Anwendung erfordert bislang jedoch, dass man im Anwendungsprogramm mehrere Textebenen manuell übereinanderlegen muss. Oder aber die Buchstaben müssen einzeln eingefärbt und dann per OpenType übereinander geschoben werden – eine Notlösung, die viele Probleme nach sich zieht. Auf Webseiten ist sie zum Beispiel praktisch nicht einsetzbar, denn ohne entsprechende OpenType-Unterstützung, die die Zeichen haargenau positioniert, erscheinen die Ebenen einfach alle nebeneinander und auch die Kodierung des Textes ist unsauber. Microsofts Lösung ist in dieser Hinsicht ein überzeugender und abwärtskompatibler Ansatz, der sich sowohl auch Seiten der Schriftanbieter, als auch bei den Software-Herstellern, relativ einfach umsetzen lässt.
Beispiele für mehrfarbige OpenType-Schriften, die aktuell noch mit entsprechender Handarbeit gesetzt werden müssen (Fonts: Detroit, Ademo, Wayfinding Sans Symbols)