Mit jeder Version des Mac-Betriebsystems OS X gibt kleine und größere Änderungen bezüglich des Schrifteinsatzes. Da stellt auch die neue Version OS X 10.7 Lion keine Ausnahme dar. Hier unsere ausführliche Übersicht der Neuerungen.
Diakritische Zeichen
Eine Funktion in OS X 10.7 (Lion), die von Apples mobiler Betriebssystemversion (iOS) übernommen wurde, ist die einfache Eingabe von diakritischen Zeichen über den jeweiligen Grundbuchstaben. Drückt man beispielsweise die Taste »a« und hält diese gerdrückt, erscheint am Buchstaben ein Auswahlmenü, das die direkte Eingabe von ä, â, à, á, æ, ã, å oder ā ermöglicht. Dazu muss lediglich die unter dem Buchstaben angegeben Zahl eingetippt oder der Buchstabe mit der Maus ausgewählt werden. Bei einer deutschen Tastaturbelegung können so sehr einfach diakritische Zeichen mit allen Vokalen sowie n, s und y in Minuskel- oder Versalform gebildet werden. Auf den gesamten möglichen Vorrat diakritischer Zeichen der lateinischen Buchstaben hat man jedoch keinen Zugriff, da die Auswahl der Zeichen auf die möglichen Sprachen der jeweiligen Zeichenbelegung beschränkt ist. So ist etwas das polnische ł zwar in der polnischen Tastaturbelegung als diakritische Variante zum l verfügbar, nicht jedoch in der deutschen, die nur Zugriff auf westeuropäische Akzentzeichen bietet. Schade! Damit soll wohl eine Überfrachtung der Menüs verhindert werden.
Die Funktion ist wie schon frühere Texteingabehilfen in den meisten Apple-eigenen Programmen wie TextEdit, Mail, Safari usw. verfügbar sowie in Programmen, die Apples Schnittstellen zur Erstellungen von Eingabefeldern direkt benutzen.
Zeichenübersicht
Die Zeichenübersicht von Lion ist nun optisch spürbar entschlackt und scheint auch deutlich schneller zu arbeiten. Für das Gros der Nutzer stellt dies sicherlich eine Verbesserung dar. Denn die älteren Versionen mit Ihren unzähligen Darstellungsmöglichkeiten verschiedenster Code-Tabellen und Unicode-Listen waren doch eher etwas für IT-Profis.
Nun erscheint die Oberfläche aufgeräumt und präsentiert direkt eine Vorauswahl typischer Sonderzeichen-Gruppen wie etwa Pfeile, Klammern und Währungssymbole. Per Ziehen-und-Enfügen oder per Doppelklick wandern die Zeichen dann wie gewohnt in die aktive Anwendung.
Des einen Freud, des anderen Leid. Die neue Zeichenübersicht ist zweifelsohne massentauglicher geworden, doch Profis werden auch einige frühere Funktionen vermissen. Die Ansicht der kompletten Unicode-Belegung ist standardmäßig schlicht nicht mehr verfügbar. Die einzelnen Bereiche müssen vom Anwender erst wieder einzeln manuell zugeschaltet werden. Und die frühere Möglichkeit, den Zeichenvorrat einer einzelnen Schrift gezielt anzuschauen, wurde schlicht gänzlich entfernt. Damit ist es auch im Gegensatz zu OS 10.6 nicht mehr möglich, Zeichen ohne Unicode (wie Kapitälchen, Schwungbuchstaben oder Ornamente) von der Zeichenübersicht in eine andere Anwendung einzufügen. Diese Funktion scheint momentan nur der kommerziellen Fontmanager FontExplorer X Pro in der Version 3.1 zu bieten.
Für viel Aufsehen sorgte die neue Unterstützung der Emoji-Bildzeichen. Sie werden täglich millionenfach in japanischen Mobiltelefon-Nachrichten verschickt und sind nun auch für alle Mac-Anwender verfügbar. Apple hat dazu einen speziellen Font mit transparenten PNG-Bildchen in das Betriebssystem integriert. Die Zeichen lassen sich aber wie ganz normale Schriftzeichen verwenden, skalieren, kopieren und so weiter. Dies ist möglich, da die Emoji 2010 offiziell in den Unicode aufgenommen wurden und somit problemlos in E-Mail, Textdokumenten oder auf Webseiten einsetzbar sind. Der Empfänger muss zur Anzeige lediglich eine Schrift installiert haben, die eine entsprechende Belegung der benutzten Unicode-Werte besitzt, selbst wenn die farbigen Bildzeichen auf dem Gerät des Empfängers nicht unterstützt werden.
Ein genereller Tipp: Um die Zeichenübersicht von Mac OS X schnell erreichen zu können, sollte man sie einfach in die Menüleiste legen. Dazu unter Systemeinstellungen → Sprache & Text → Eingabequellen den Punkt aktivieren: Eingabequellen in der Menüleiste anzeigen.
Anschließend unter Systemeinstellungen → Tastatur → Tastatur den Punkt Tastatur- und Zeichenübersicht in der Menüleiste anzeigen aktivieren.
Die Schriftsammlung
Auch der integrierte Fontmanager von OS X hat mit der Version 3 in Lion einige Neuerungen erfahren. So bietet die Anwendung nun mehr Informationen über die ausgewählten Schriften und auch der komplette Zeichenvorrat lässt sich über Vorschau → Repertoire beziehungsweise ⌘ 2 betrachten. Im Gegensatz zur Zeichenübersicht zeigt die Schriftsammlung auch Zeichen ohne Unicode, so dass sich wirklich der komplette Zeichenvorrat gut ausgebauter OpenType-Fonts betrachten lässt. Eine Funktion zum Kopieren-und-Einfügen der Zeichen ist jedoch nicht vorhanden.
Neu hinzugekommen ist eine Funktion zur Konfliktbereinigung. Ist eine Schrift mehrfach installiert, wird dies durch ein gelbes Dreieck angezeigt und die überflüssigen Installationen können sehr einfach deaktiviert oder gelöscht werden. In unseren Tests stürzte das Programm jedoch regelmäßig bei Anwendung dieser Funktion ab. Die Stabilitätsprobleme des Programmes sind also wohl auch in Version 3 noch nicht wirklich ausgemerzt und für professionelle Schriftanwender sind kommerzielle Fontmanager wie FontExplorer, Fontcase oder Suitcase Fusion sicher nach wie vor die beste Wahl.
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