Berthold veröffentlichte bereits Ende des 19. Jahrhunderts eine serifenlose »Accidenz-Grotesk«. Der Name verweist auf den anvisierten Einsatz bei Akzidenz-Drucksachen. Die Inspiration bzw. Herkunft der einzelnen Schriftschnitte und die Namen ihrer Gestalter sind nicht restlos geklärt. Als mögliche Quellen wurden von verschiedenen Fachleuten Entwürfe der Theinhardtschen Schriftgießerei (Royal Grotesk), Bauer und Co. sowie der K. u. k. Hof-Schriftgießerei Poppelbaum Wien genannt.
Der Durchbruch für die Schrift kommt jedoch erst einige Jahrzehnte später, als Günter Gerhard Lange die Schrift in den 1950er- und 60er-Jahren für Berthold überarbeitet und ausbaut. Neben der Helvetica wird die Akzidenz-Grotesk eine der meistgenutzten Serifenlosen in der zweiten Hälfe des 20. Jahrhunderts und prägt die Gestaltung von Drucksachen und Corporate Designs.
Anfang des 21. Jahrhunderts wurde die Akzidenz-Grotesk noch einmal digital ausgebaut. 2006 erschien eine Pro-Version mit über 800 Glyphen und 2007 kam die Version Pro+ hinzu, die nun auch kyrillisch und griechisch enthält. Außerdem erschien mit der Akzidenz-Grotesk Next eine Neubearbeitung von Bernd Möllenstädt und Dieter Hofrichter in 42 Schnitten. Diese Version besitzt eine andere x-Höhe und führt die historischen Schnitte, die zu unterschiedlichen Zeiten aus unterschiedlichen Einzelfamilien gekommen waren, zu einer konsistenteren Großfamilie zusammen.