»Schrift gesucht« – ein Klassiker in allen Grafikdesigner-Foren. Man hat in einer Anzeige oder in einem Magazin eine tolle Schriftanwendung gesehen und möchte nun wissen, um welche Schrift es sich handelt. Oder man hat einen neuen Kunden, der seine eigene Hausschrift nicht kennt und als Muster lediglich einen alten Briefbogen vorlegt. Auch alte Hasen im Grafikdesign-Geschäft können nicht jede Schrift kennen. Doch es gibt eigene Tricks um die Suche leichter zu machen. Hier die 10 besten …
Trick № 1: WhatTheFont
Ein bekannter und beliebter Dienst zum Erkennen von kommerziellen Schriften ist WhatTheFont von MyFonts. Laden Sie eine Grafik mit dem Schriftmuster hoch und das System ermittelt aus dem riesigen MyFonts-Katalog mit derzeit circa 900 Schriftanbietern die passenden Schriften.
Der Dienst funktioniert dann am besten, wenn die Schriftmuster kontrastreich und unverzerrt sind und sich Buchstaben nicht miteinander oder mit Hintergrundbildern überlagern. Oft lohnt es sich deshalb, das Bild vorher in einem Bildbearbeitungsprogramm kurz entsprechend zu bereinigen.
Trick № 2: What Font is
Ein ganz ähnlicher Dienst wie WhatTheFont ist What Font is. Im Gegensatz zu ersterem liegt der Fokus hier auf kostenlosen Schriften. War man bei WhatTheFont nicht erfolgreich, lohnt daher oft ein zweiter Versuch bei What Font is.
Trick № 3: Der PDF-Trick
Sie wüssten gern, welche Hausschrift ein bestimmtes Unternehmen benutzt? Eine sehr sichere Methode, verwendete Schriften zweifelsfrei zu bestimmten, ist das Nachschauen in PDF-Dateien. Die Schriften sind hier in der Regel eingebettet und Anzeige-Programme wie der Adobe Reader gestatten eine Übersicht, welche Schriften in einem PDF verwendet werden.
Falls Sie noch kein PDF vorliegen haben, empfiehlt es sich, die Homepage des Herstellers nach PDFs zu durchsuchen. Bei Aktiengesellschaften sind zum Beispiel fast immer die Jahresberichte als PDFs hinterlegt.
Für eine gezielte Suche bei Google geben Sie zum Beispiel folgendes ein:
site:deutsche-bank.de .pdf
Noch genauer wird die Suche, wenn Sie für die Ergebnisse lediglich den Datei-Typ PDF zulassen:
site:deutsche-bank.de filetype:pdf
Laden Sie anschließend das PDF auf Ihren Rechner und öffnen Sie es im Adobe Reader. Öffnen Sie die Dokumenteigenschaften über cmd + D bzw. STRG + D und schauen Sie unter dem Reiter »Schriften« nach, welche Fonts in diesem PDF eingesetzt wurden. So lassen sich gegebenenfalls auch die Namen von Hausschriften zielsicher bestimmen, die von bestehenden Schriften abgeleitet wurden.
Trick № 4: Identifont – So ähnlich wie …
Nicht selten weiß man den Namen einer Schrift nicht, aber man kennt andere Schriften, die ganz ähnlich aussehen. Hier hilft die Identifont-Webseite. Einfach den Namen der bekannten Schrift eingeben und anschließend in der Seitenleiste die Vorschläge zu ähnlichen Schriften durchsuchen. Diese Auswahl wird von den Betreibern der Seite manuell gepflegt und ist dementsprechend treffsicher.
Trick № 5: Fragenkatalog
Identifont bieten noch eine weitere Möglichkeit, Schriften zu bestimmen. Über eine Serie von Fragen wie »Hat die Schrift Serifen?« oder »Ragt das J über die Grundlinie« wird die Schriftsuche immer weiter eingegrenzt, bis nur noch eine kleine Anzahl von Schriften infrage kommt. http://www.identifont.com/identify.html
Trick № 6: In meinen Schriften suchen …
Wenn man Schriften anhand einer Mustergrafik lediglich auf seinem eigenen Rechner suchen möchte, kann man dafür Programme wie Find my Font benutzen. Sie arbeiten nach dem gleichen Prinzip wie WhatTheFont und What Font is, aber durchsuchen dabei nur die Fonts auf der eigenen Festplatte. Wenn man nur mal schnell eine ähnliche Schrift zu einem Schriftmuster finden will, ohne dafür Geld auszugeben, findet man auf diese Weise leicht ein passende Schrift aus dem eigenen Schriftenbestand.
Trick № 7: Im Wiki nachschauen
Im Wiki von Typografie.info gibt es eine der größten Listen von Unternehmens-Hausschriften aus aller Welt. Die Liste kann von allen Typografie.info-Mitgliedern ergänzt oder abgeändert werden. Wir freuen uns über Deine Mithilfe, diese Liste aktuell und korrekt zu halten!
Trick № 8: »Wahrscheinlich isses Rotis!«
Auch wenn man heute theoretisch auf über 20.000 Schriftfamilien zurückgreifen kann – der Großteil der Schrifterkennungsanfragen in unserem Forum geht auf nur eine Handvoll Klassiker-Schriften zurück. Es lohnt sich also immer, diese zu kennen bzw. zuerst zu prüfen. Eine gute Übersicht dazu bietet zum Beispiel die Liste von FontShops 100 Besten Schriften.
Trick № 9: Plausibilitätsprüfung
Oft werden uns im Forum Schriftmuster zur Identifizierung vorgelegt, bei denen es sich gar nicht um gesetzte Schriften, sondern um eigenes gestaltete Schriftzüge (z.B. für Logos) handelt. Bevor man sich also auf die mühselige Suche nach der passenden Schrift macht, sollte man sich sicher sein, dass die Vorlage überhaupt aus einer heute verfügbaren Satzschrift besteht. Dazu ein paar Tipps:
- Gleiche Buchstaben vergleichen: Prüfen Sie, ob gleiche Buchstaben wirklich jedes Mal identisch aussehen. Sehen Sie jedes Mal unterschiedlich aus, haben Sie es entweder mit einer seltenen, ausgefeilten OpenType-Schrift mit Alternativzeichen zu tun, oder aber mit einem geschriebenen Schriftzug, der auf keiner Satzschrift beruht.
- Verbindungen inspizieren: Schreibschriften als Satzschriften haben in der Regel sehr strenge, gleichförmige Verbindungen, damit beliebige Buchstaben aneinander passen. Oft hat selbst der letzte Buchstabe in einem Wort so eine Verbindung, die ins Leere läuft. Das sind typische Merkmale einer Satzschrift. Wirken die Verbindungen dagegen tatsächlich »wie geschrieben« mit schwungvollen An- und Abstrichen am Wortende, dann ist es wahrscheinlich auch geschrieben.
- Tanzende Grundlinie: Satzschriften stehen normalerweise streng auf einer Grundlinie. Wenn im Schriftmuster die Grundlinie schwankt oder gar schräg verläuft, dann war sicherlich auch hier ein Kalligraf am Werk.
- Abrundungen, Verlängerungen, Auslassungen: Logo-Gestaltungen werden heute oft auf Basis von Satzschriften gemacht, wobei diese stark modifiziert werden. Ecken werden abgerundet, Teile aus Buchtaben ausgeschnitten, Buchstabenteile verlängert und mehrere Buchstaben verbunden usw.
Jegliche Modifikationen dieser Art deuten darauf hin, dass es sich um ein Logo, nicht um eine direkt benutzte Satzschrift handelt. - Alter und Herstellungsart prüfen: Nur was gedruckt wurde, kann auch aus einer »Druckschrift« sein. Die meisten größeren Beschilderungen an Geschäften, Bahnhöfen, Gaststätten usw. sind, wenn sie aus der vordigitalen Zeit stammen, meist Handarbeit und es liegt keine bestimmte Druckschrift zugrunde.
Trick № 10: Die Profis fragen …
Wenn alle Stricke reißen, fragen Sie die Experten von Typografie.info. In unserem Forum Welche Schrift ist das? können Sie Schriftmuster hochladen und die Community-Mitglieder helfen – oft innerhalb von wenigen Minuten – bei der Erkennung der Schriftart.