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Neue Aufgabe für Kapitälchen?

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

In Diskussion auf dieses hier:

http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=9438586&forum_id=89221

Auf jeden Fall typografisch interessant. Eine neue Aufgabe für Kapitälchen (echte bitte) und kyrillische Anmutung der geschriebenen Sprache?

(Ja, der zweite Beitrag ist von mir, um das unabsichtliche Verwirrspiel mit verschiedenen Nicknames um eine Facette reicher zu machen... )

Geschrieben

@TomTom

in den weiten deutschlands ist die großschreibung nicht sinnlos, eher hilf den armen vögeln :D

gut sie mag gagig sein und ist gerade hip als gestaltungsstil aber sie erschwert meiner meinung nach das lesen im deutschen ungemein.

Geschrieben

gut sie mag gagig sein und ist gerade hip als gestaltungsstil aber sie erschwert meiner meinung nach das lesen im deutschen ungemein.

Jedem, der wiedermal die gloreiche Idee hat, die Großschreibung abzuschaffen, dem empfehle ich mal in Aichers »typographie« zu lesen. Da ist man ganz schnell wieder kuriert.

Ralf

Geschrieben

Jedem, der wiedermal die gloreiche Idee hat, die Großschreibung abzuschaffen, dem empfehle ich mal in Aichers »typographie« zu lesen. Da ist man ganz schnell wieder kuriert.

Ralf

Wobei das (zusätzlich dazu) auch an anderen Faktoren liegen kann... :roll:

Geschrieben

Jedem, der wiedermal die gloreiche Idee hat, die Großschreibung abzuschaffen, dem empfehle ich mal in Aichers »typographie« zu lesen. Da ist man ganz schnell wieder kuriert.

Das liegt vor allem daran, dass Aicher die kleinschreibung nicht pragmatisch, sondern ideologisch verwendet. Er schreibt auch nach einem punkt am satzende klein weiter. Also muss man jeden satz zwei- und dreimal lesen, bevor man weiss, wo die zäsuren sind. Ich habe lieber den englischen text gelesen, der hat versalien am satzanfang.

Der satz in Rotis hilft auch nicht gerade. Prima buchstaben, schlechte schrift.

Ich schreibe übrigens gemässigt klein, weil die hälfte meiner korrespondenz auf englisch stattfindet. So komme ich nicht durcheinander. Die herren vom Bauhaus waren auch ideologen mit dem spruch unten auf dem briefbogen:

„wir schreiben alles klein, weil wir damit zeit sparen“ (oder so ähnlich, habe das gerade nicht vor mir liegen).

Wie klein schreiben zeit sparen kann, hat mir noch keiner erklärt. Man wollte halt anders sein und hat so ein pubertäres verhalten schon für revolutionär gehalten.

Geschrieben
Ich schreibe übrigens gemässigt klein, weil die hälfte meiner korrespondenz auf englisch stattfindet. So komme ich nicht durcheinander.

[…]

Man wollte halt anders sein und hat so ein pubertäres verhalten schon für revolutionär gehalten.

Gemäßigte Kleinschreibung zu verwenden, damit du nicht durcheinanderkommst, geht durchaus in eine ähnliche Richtung.  Jeder gute Text wird viel häufiger gelesen als geschrieben.  Daher halte ich es für angemessen, die äußere Gestalt des Textes voll und ganz an die Bedürfnisse, Vorlieben, sogar an die schiere Bequemlichkeit der Leser anzupassen.

    Ich kann Texte besser lesen, wenn sie orthografisch (und typografisch) korrekt geschrieben sind.  Mit versehentlichen Fehlern kann ich gut leben, aber absichtliche Verstöße gegen solche Konvention sind ein Tritt vors Schienbein des Lesers.

    In einem Forum muss man wohl die starke Anlehnung an mündlichen Formen in Rechnung stellen – in einem Buch hingegen fände ich Kleinschreibung in beliebiger Mäßigung nicht angebracht.

Zeit schlafen zu gehn, bevor der Text noch länger wird …

Georg

Geschrieben
 Ich kann Texte besser lesen, wenn sie orthografisch (und typografisch) korrekt geschrieben sind.  Mit versehentlichen Fehlern kann ich gut leben, aber absichtliche Verstöße gegen solche Konvention sind ein Tritt vors Schienbein des Lesers.

Ging mir auch so beim Lesen der ersten Antwort von EricS. Mir war aufgefallen, dass ich die Sätze wegen der Kleinschreibung mehrmals lesen musste.

Geschrieben
 Ich kann Texte besser lesen, wenn sie orthografisch (und typografisch) korrekt geschrieben sind.  Mit versehentlichen Fehlern kann ich gut leben, aber absichtliche Verstöße gegen solche Konvention sind ein Tritt vors Schienbein des Lesers.

Ging mir auch so beim Lesen der ersten Antwort von EricS. Mir war aufgefallen, dass ich die Sätze wegen der Kleinschreibung mehrmals lesen musste.

… hat aber mehr mit Training zu tun als damit, daß Groß-/Kleinschreibung automatisch zu besserer Lesbarkeit führt. Haben wir uns (wurde uns) so antrainiert. Würde max. 2 Generationen dauern bis nach Abschaffung der Großschreibung diese als erhebliches Lesehandicapp empfunden würde.

Geschrieben

… hat aber mehr mit Training zu tun als damit, daß Groß-/Kleinschreibung automatisch zu besserer Lesbarkeit führt. Haben wir uns (wurde uns) so antrainiert. Würde max. 2 Generationen dauern bis nach Abschaffung der Großschreibung diese als erhebliches Lesehandicapp empfunden würde.

Warum überhaupt ein Lesehandicap wollen, das auch noch nach zwei Generationen in Teilen bestehen würde? Ich denke, die Großschreibung hat sich nicht umsonst von alleine und völlig sinnlos in der deutschen Schrift entwickelt und über Jahrhunderte bewährt. Sie ist eindeutig eine Verbesserung und vor allem Verständnis- und Lesehilfe. Missverständnisse werden leichter vermieden, dadurch wird auch automatisch bessere Lesbarkeit erreicht.

Geschrieben

Natürlich könnte man die deutsche Schreibung problemlos nach englischem Vorbild umbauen und auf Großschreibung und die Endloswörterzusammenziehung verzichten. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass darin keine Verbesserung läge – im Gegenteil. Gerade beim schnellen Lesen fließen selbst die gewonnenen Informationen außerhalb des scharf sichtbaren Bereiches in den Leseprozess mit ein und helfen dem Verständnis des Textes. Gerade die Großschreibung und die Zusammenziehung von Wörtern helfen dabei, den Satzaufbau schneller zu erfassen. Man sollte also vorsichtig sein, in der Abschaffung der Großschreibung eine tolle Verbesserung zu sehen, nur weil der Schreiber dann von Pflicht befreit ist, zu entscheiden, was ein Substantiv ist …

Ralf

Geschrieben
[…] nur weil der Schreiber dann von Pflicht befreit ist, zu entscheiden, was ein Substantiv ist …
Bin ganz deiner Meinung, diese ganze Diskussion um den armen Schreiberling und wie man sein Leben erleichtern kann geht am Ziel vorbei. Entscheidend ist, wie man einen Text gut lesen kann.

G.

Geschrieben

ich finde erik hats in seinem buch ÜberSchrift schön erklärt, warum man

großbuchstaben benötigt. um so besser sich die buchstaben voneinander

unterscheiden, umso besser sind sie als solche auch zu erkennen bzw.

zu lesen. daher sind die konstruierten grotesk-schriften auch wesentlich

schwerer und anstrengender zu lesen als die renaissance antiquas...

man betrachte nur mal das 2-bauige kleine g, der unterschied zw. p und q

und b und d. ich finde es daher schade, das bei den meisten grotesk-

schriften, das kleine b einfach nur ein gespiegeltes kleines d ist (genauso

bei p und q). Ähnlich verhält es sich auch bei dem großen I und dem

kleinen l... da sind häufig zu wenig unterschiede, um die lettern eindeutig

zu indentifizieren. wenn man jetzt noch die großbuchstaben abschafft,

dann wirds nur noch schwieriger.

Geschrieben

Es ging hauptsächlich um Lesbarkeit und nicht um Abschaffen der Großschreibweise, obwohl sie in den Foren ja teilweise – auch von Dir – leider nicht benutzt wird. Dein Beispiel zeigt ja auch schön, dass selbst in einer Renaissance-Antiqua wie der Georgia die Lesbarkeit leidet.

Geschrieben

Dass die meisten Leute die Großschreibweise in solch einem Forum

gerne übergehen und nur klein schreiben, liegt doch daran, dass man

schnelle kurze Kommentare und Diskussionen führt und keine Romane

schreibt. Auch die Bequemlichkeit hat etwas damit zu tun, einfach schnell

etwas zu kommentieren. Daher schleichen sich auch schon mal

Rechtschreibfehler ein.

p.s.: In meinem letzten Kommentar hab ich doch die Lesbarkeit

angesprochen und nicht nur das Abschaffen der Großschreibweise.

Wenn ich die falsch verstanden habe, dann tut es mir natürlich leid.

  • 5 Monate später...
Gast Schweizerdegen (offline)
Geschrieben

Arno Schmidt

GESEGNETE MAJUSKELN

Nicht ohne Widerstreben und der Mißdeutung fast gewiß, spreche

ich meine Ansichten über Rechtschreibung öffentlich aus;

zumindest bitte ich, sich jederzeit gegenwärtig zu halten, daß

ich - fast von jeder Seite ohne Zögern als »Avantgardist«

eingestuft - seit Jahren das vergipste Gravitationszentrum des

Gebrauchsdeutschen verlassen habe, und bewußt in den Randgebieten

und Bayous unserer Sprache neue Wege suche (oder präziser:

bahne). Ich gehe hier also lediglich vom Standpunkt des Pioniers

aus, der Worte nicht nur verwendet, um beim Bäckerjungen

verständlich seine Morgensemmel zu bestellen; sondern um die

Fülle der Erscheinungen linguistisch einzuholen, sie immer

überlegener zu benennen (also zu beherrschen!) und Neues sichtbar

zu machen. -

Die Großschreibung der Substantive im Deutschen ist nicht nur

philosophisch eine Feinheit und ein Vorzug; sondern mir auch

handwerklich unerläßlich. Ich schrieb einmal - ein Beispiel statt

vieler - etwa so: »Winterwälder: sie machten öde Ringe um die

aschengrube Welt.« Nur durch die im Deutschen mögliche

Unterscheidung durch große und kleine Anfangsbuchstaben konnte

ich unverwechselbar festlegen, daß ich »aschengrube« hier als

Eigenschaftswort gesehen wissen wollte! Man schreibe in dem

angeführten Satz sämtliche Worte klein: und ich scheine von einer

Aschengrube, Welt genannt, zu sprechen - was zwar auch einen Sinn

ergiebt, aber nicht den von mir gewollten. (Ich weise

ausdrücklich darauf hin, daß diese adjektivische Verwendung von

Substantiven keine Spielerei darstellt; ein Substantiv ist

nämlich bereits ein ganzes Bündel von Eigenschaften und löst

vermittels eines Wortes - und also viel rascher, also

suggestiver, als mehrere Adjektive dies vermöchten - das

gewünschte kompliziert=volle Bild im Leser aus).

Außerdem wird durch unsere gesegneten Majuskeln die Orientierung

im Satz so sehr erleichtert, daß man, anstatt sie abschaffen zu

wollen, lieber den anderen Sprachen ihre Aufnahme anempfehlen

sollte.

Eine phonetische Schreibweise lehne ich für mich ebenfalls ab.

Einmal, weil man dadurch die meisten Worte gewaltsam von ihrem

historischen Ursprung abtrennen, und damit eine Fülle von

Reminiszenzen und Assoziationen vernichten würde; zum zweiten,

weil man dadurch den Dialekten - diesem unschätzbaren Quell= und

Grundwasser jeder Sprache - den wohl endgültigen Todesstoß

versetzen würde (man hat scheinbar an den verheerenden Folgen des

drohenden Verlustes unserer Ostdialekte noch nicht genug!); auch

könnte man den alten Adelungschen Streit, »Was ist Hochdeutsch«,

beliebig erneuern. -

Andererseits sehe ich sehr wohl ein, daß für »das Volk«, ob In=

oder Ausländer, eine Vereinfachung der Rechtschreibung doch

wünschenswert, und im »praktischen Gebrauch« eine rechte

Erleichterung sein könnte; und schlage zur Lösung dieses Dilemmas

folgenden Weg vor:

Seit langem schon hat sich durch die immer wachsende Ausdehnung

jedes Wissensgebietes zwangsläufig eine Dosierung von Kenntnissen

ergeben. Der Volksschüler lernt wohl »rechnen«; aber daß limes (1

+ 1/n) hoch n für n gegen unendlich gleich e ist, weiß er nicht;

es interessiert ihn auch nicht, und mit Recht empfindet er dieses

Nichtwissen durchaus nicht als Diffamierung. Für jede andere

Wissenschaft (und Kunst) gilt dasselbe. In der Wortschrift des

Chinesischen etwa, kennt der einfache Mann ein paar hundert

Zeichen; das reicht für seine Zwecke der Verständigung und sogar

fürs Zeitunglesen aus; den Vorrat für seinen speziellen Beruf

erwirbt sich Jeder während der Lehrzeit.

Was hinderte auch uns, ein »Tausend-Worte-Lexikon« nach einem

international vereinbarten phonetischen Schlüssel zu fixieren?

Hier könnte ohne Schaden auch die konsequente Kleinschreibung

angewendet werden, die ja wohl fürs Druck= und

Schreibmaschinenwesen tatsächlich eine Arbeitsersparnis von

gewichtigen Prozenten ergäbe. Dadurch würde nicht nur dem Volke

geholfen; sondern auch dem Geistesarbeiter - speziell natürlich

dem Dichter - die Stelle angewiesen, die er

als »Wortspezialist« seit langem verdiente. In einer solchen

Trennung in »reine« und »angewandte« Sprache liegt weder eine

Ungerechtigkeit noch ein Grund zur Beschämung; betrachtet sich

der Jodler als deklassiert, weil er keine Opernpartitur lesen

kann? Und welche Erleichterung für den Liebhaber

von »LoreRomanen«: wenn er versehentlich den »Faust« erwischte,

sähe ers sogleich am Druck!

Und umgekehrt!

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