Sebastian Nagel Geschrieben Dezember 11, 2005 Geschrieben Dezember 11, 2005 In Diskussion auf dieses hier: http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=9438586&forum_id=89221 Auf jeden Fall typografisch interessant. Eine neue Aufgabe für Kapitälchen (echte bitte) und kyrillische Anmutung der geschriebenen Sprache? (Ja, der zweite Beitrag ist von mir, um das unabsichtliche Verwirrspiel mit verschiedenen Nicknames um eine Facette reicher zu machen... )
Christoph Schröer Geschrieben Dezember 11, 2005 Geschrieben Dezember 11, 2005 NAHM wird deshalb mit H geschrieben weil es von NEHMEN kommt (auch mit H) und KAM wird ohne H geschrieben, weil es von KOMMEN stammt (auch ohne H) ...alles klar herr waloz :D
Tholan Geschrieben Dezember 11, 2005 Geschrieben Dezember 11, 2005 @TomTom in den weiten deutschlands ist die großschreibung nicht sinnlos, eher hilf den armen vögeln :D gut sie mag gagig sein und ist gerade hip als gestaltungsstil aber sie erschwert meiner meinung nach das lesen im deutschen ungemein.
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 11, 2005 Geschrieben Dezember 11, 2005 gut sie mag gagig sein und ist gerade hip als gestaltungsstil aber sie erschwert meiner meinung nach das lesen im deutschen ungemein. Jedem, der wiedermal die gloreiche Idee hat, die Großschreibung abzuschaffen, dem empfehle ich mal in Aichers »typographie« zu lesen. Da ist man ganz schnell wieder kuriert. Ralf
Sebastian Nagel Geschrieben Dezember 12, 2005 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 12, 2005 Jedem, der wiedermal die gloreiche Idee hat, die Großschreibung abzuschaffen, dem empfehle ich mal in Aichers »typographie« zu lesen. Da ist man ganz schnell wieder kuriert. Ralf Wobei das (zusätzlich dazu) auch an anderen Faktoren liegen kann...
ErikS Geschrieben Dezember 18, 2005 Geschrieben Dezember 18, 2005 Jedem, der wiedermal die gloreiche Idee hat, die Großschreibung abzuschaffen, dem empfehle ich mal in Aichers »typographie« zu lesen. Da ist man ganz schnell wieder kuriert. Das liegt vor allem daran, dass Aicher die kleinschreibung nicht pragmatisch, sondern ideologisch verwendet. Er schreibt auch nach einem punkt am satzende klein weiter. Also muss man jeden satz zwei- und dreimal lesen, bevor man weiss, wo die zäsuren sind. Ich habe lieber den englischen text gelesen, der hat versalien am satzanfang. Der satz in Rotis hilft auch nicht gerade. Prima buchstaben, schlechte schrift. Ich schreibe übrigens gemässigt klein, weil die hälfte meiner korrespondenz auf englisch stattfindet. So komme ich nicht durcheinander. Die herren vom Bauhaus waren auch ideologen mit dem spruch unten auf dem briefbogen: „wir schreiben alles klein, weil wir damit zeit sparen“ (oder so ähnlich, habe das gerade nicht vor mir liegen). Wie klein schreiben zeit sparen kann, hat mir noch keiner erklärt. Man wollte halt anders sein und hat so ein pubertäres verhalten schon für revolutionär gehalten.
Psocopterus Geschrieben Dezember 19, 2005 Geschrieben Dezember 19, 2005 Ich schreibe übrigens gemässigt klein, weil die hälfte meiner korrespondenz auf englisch stattfindet. So komme ich nicht durcheinander. […] Man wollte halt anders sein und hat so ein pubertäres verhalten schon für revolutionär gehalten. Gemäßigte Kleinschreibung zu verwenden, damit du nicht durcheinanderkommst, geht durchaus in eine ähnliche Richtung. Jeder gute Text wird viel häufiger gelesen als geschrieben. Daher halte ich es für angemessen, die äußere Gestalt des Textes voll und ganz an die Bedürfnisse, Vorlieben, sogar an die schiere Bequemlichkeit der Leser anzupassen. Ich kann Texte besser lesen, wenn sie orthografisch (und typografisch) korrekt geschrieben sind. Mit versehentlichen Fehlern kann ich gut leben, aber absichtliche Verstöße gegen solche Konvention sind ein Tritt vors Schienbein des Lesers. In einem Forum muss man wohl die starke Anlehnung an mündlichen Formen in Rechnung stellen – in einem Buch hingegen fände ich Kleinschreibung in beliebiger Mäßigung nicht angebracht. Zeit schlafen zu gehn, bevor der Text noch länger wird … Georg
Tholan Geschrieben Dezember 19, 2005 Geschrieben Dezember 19, 2005 Ich kann Texte besser lesen, wenn sie orthografisch (und typografisch) korrekt geschrieben sind. Mit versehentlichen Fehlern kann ich gut leben, aber absichtliche Verstöße gegen solche Konvention sind ein Tritt vors Schienbein des Lesers. Ging mir auch so beim Lesen der ersten Antwort von EricS. Mir war aufgefallen, dass ich die Sätze wegen der Kleinschreibung mehrmals lesen musste.
Gast Koni Geschrieben Dezember 19, 2005 Geschrieben Dezember 19, 2005 Ich kann Texte besser lesen, wenn sie orthografisch (und typografisch) korrekt geschrieben sind. Mit versehentlichen Fehlern kann ich gut leben, aber absichtliche Verstöße gegen solche Konvention sind ein Tritt vors Schienbein des Lesers. Ging mir auch so beim Lesen der ersten Antwort von EricS. Mir war aufgefallen, dass ich die Sätze wegen der Kleinschreibung mehrmals lesen musste. … hat aber mehr mit Training zu tun als damit, daß Groß-/Kleinschreibung automatisch zu besserer Lesbarkeit führt. Haben wir uns (wurde uns) so antrainiert. Würde max. 2 Generationen dauern bis nach Abschaffung der Großschreibung diese als erhebliches Lesehandicapp empfunden würde.
Dieter Stockert Geschrieben Dezember 19, 2005 Geschrieben Dezember 19, 2005 Nur zwei Generationen? Na dann machen wir das doch ...
Tholan Geschrieben Dezember 19, 2005 Geschrieben Dezember 19, 2005 … hat aber mehr mit Training zu tun als damit, daß Groß-/Kleinschreibung automatisch zu besserer Lesbarkeit führt. Haben wir uns (wurde uns) so antrainiert. Würde max. 2 Generationen dauern bis nach Abschaffung der Großschreibung diese als erhebliches Lesehandicapp empfunden würde. Warum überhaupt ein Lesehandicap wollen, das auch noch nach zwei Generationen in Teilen bestehen würde? Ich denke, die Großschreibung hat sich nicht umsonst von alleine und völlig sinnlos in der deutschen Schrift entwickelt und über Jahrhunderte bewährt. Sie ist eindeutig eine Verbesserung und vor allem Verständnis- und Lesehilfe. Missverständnisse werden leichter vermieden, dadurch wird auch automatisch bessere Lesbarkeit erreicht.
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 20, 2005 Geschrieben Dezember 20, 2005 Natürlich könnte man die deutsche Schreibung problemlos nach englischem Vorbild umbauen und auf Großschreibung und die Endloswörterzusammenziehung verzichten. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass darin keine Verbesserung läge – im Gegenteil. Gerade beim schnellen Lesen fließen selbst die gewonnenen Informationen außerhalb des scharf sichtbaren Bereiches in den Leseprozess mit ein und helfen dem Verständnis des Textes. Gerade die Großschreibung und die Zusammenziehung von Wörtern helfen dabei, den Satzaufbau schneller zu erfassen. Man sollte also vorsichtig sein, in der Abschaffung der Großschreibung eine tolle Verbesserung zu sehen, nur weil der Schreiber dann von Pflicht befreit ist, zu entscheiden, was ein Substantiv ist … Ralf
Psocopterus Geschrieben Dezember 20, 2005 Geschrieben Dezember 20, 2005 […] nur weil der Schreiber dann von Pflicht befreit ist, zu entscheiden, was ein Substantiv ist … Bin ganz deiner Meinung, diese ganze Diskussion um den armen Schreiberling und wie man sein Leben erleichtern kann geht am Ziel vorbei. Entscheidend ist, wie man einen Text gut lesen kann. G.
Christoph Schröer Geschrieben Dezember 21, 2005 Geschrieben Dezember 21, 2005 ich finde erik hats in seinem buch ÜberSchrift schön erklärt, warum man großbuchstaben benötigt. um so besser sich die buchstaben voneinander unterscheiden, umso besser sind sie als solche auch zu erkennen bzw. zu lesen. daher sind die konstruierten grotesk-schriften auch wesentlich schwerer und anstrengender zu lesen als die renaissance antiquas... man betrachte nur mal das 2-bauige kleine g, der unterschied zw. p und q und b und d. ich finde es daher schade, das bei den meisten grotesk- schriften, das kleine b einfach nur ein gespiegeltes kleines d ist (genauso bei p und q). Ähnlich verhält es sich auch bei dem großen I und dem kleinen l... da sind häufig zu wenig unterschiede, um die lettern eindeutig zu indentifizieren. wenn man jetzt noch die großbuchstaben abschafft, dann wirds nur noch schwieriger.
Tholan Geschrieben Dezember 21, 2005 Geschrieben Dezember 21, 2005 Es ging hauptsächlich um Lesbarkeit und nicht um Abschaffen der Großschreibweise, obwohl sie in den Foren ja teilweise – auch von Dir – leider nicht benutzt wird. Dein Beispiel zeigt ja auch schön, dass selbst in einer Renaissance-Antiqua wie der Georgia die Lesbarkeit leidet.
Christoph Schröer Geschrieben Dezember 21, 2005 Geschrieben Dezember 21, 2005 Dass die meisten Leute die Großschreibweise in solch einem Forum gerne übergehen und nur klein schreiben, liegt doch daran, dass man schnelle kurze Kommentare und Diskussionen führt und keine Romane schreibt. Auch die Bequemlichkeit hat etwas damit zu tun, einfach schnell etwas zu kommentieren. Daher schleichen sich auch schon mal Rechtschreibfehler ein. p.s.: In meinem letzten Kommentar hab ich doch die Lesbarkeit angesprochen und nicht nur das Abschaffen der Großschreibweise. Wenn ich die falsch verstanden habe, dann tut es mir natürlich leid.
Gast Schweizerdegen (offline) Geschrieben Juni 8, 2006 Geschrieben Juni 8, 2006 Arno Schmidt GESEGNETE MAJUSKELN Nicht ohne Widerstreben und der Mißdeutung fast gewiß, spreche ich meine Ansichten über Rechtschreibung öffentlich aus; zumindest bitte ich, sich jederzeit gegenwärtig zu halten, daß ich - fast von jeder Seite ohne Zögern als »Avantgardist« eingestuft - seit Jahren das vergipste Gravitationszentrum des Gebrauchsdeutschen verlassen habe, und bewußt in den Randgebieten und Bayous unserer Sprache neue Wege suche (oder präziser: bahne). Ich gehe hier also lediglich vom Standpunkt des Pioniers aus, der Worte nicht nur verwendet, um beim Bäckerjungen verständlich seine Morgensemmel zu bestellen; sondern um die Fülle der Erscheinungen linguistisch einzuholen, sie immer überlegener zu benennen (also zu beherrschen!) und Neues sichtbar zu machen. - Die Großschreibung der Substantive im Deutschen ist nicht nur philosophisch eine Feinheit und ein Vorzug; sondern mir auch handwerklich unerläßlich. Ich schrieb einmal - ein Beispiel statt vieler - etwa so: »Winterwälder: sie machten öde Ringe um die aschengrube Welt.« Nur durch die im Deutschen mögliche Unterscheidung durch große und kleine Anfangsbuchstaben konnte ich unverwechselbar festlegen, daß ich »aschengrube« hier als Eigenschaftswort gesehen wissen wollte! Man schreibe in dem angeführten Satz sämtliche Worte klein: und ich scheine von einer Aschengrube, Welt genannt, zu sprechen - was zwar auch einen Sinn ergiebt, aber nicht den von mir gewollten. (Ich weise ausdrücklich darauf hin, daß diese adjektivische Verwendung von Substantiven keine Spielerei darstellt; ein Substantiv ist nämlich bereits ein ganzes Bündel von Eigenschaften und löst vermittels eines Wortes - und also viel rascher, also suggestiver, als mehrere Adjektive dies vermöchten - das gewünschte kompliziert=volle Bild im Leser aus). Außerdem wird durch unsere gesegneten Majuskeln die Orientierung im Satz so sehr erleichtert, daß man, anstatt sie abschaffen zu wollen, lieber den anderen Sprachen ihre Aufnahme anempfehlen sollte. Eine phonetische Schreibweise lehne ich für mich ebenfalls ab. Einmal, weil man dadurch die meisten Worte gewaltsam von ihrem historischen Ursprung abtrennen, und damit eine Fülle von Reminiszenzen und Assoziationen vernichten würde; zum zweiten, weil man dadurch den Dialekten - diesem unschätzbaren Quell= und Grundwasser jeder Sprache - den wohl endgültigen Todesstoß versetzen würde (man hat scheinbar an den verheerenden Folgen des drohenden Verlustes unserer Ostdialekte noch nicht genug!); auch könnte man den alten Adelungschen Streit, »Was ist Hochdeutsch«, beliebig erneuern. - Andererseits sehe ich sehr wohl ein, daß für »das Volk«, ob In= oder Ausländer, eine Vereinfachung der Rechtschreibung doch wünschenswert, und im »praktischen Gebrauch« eine rechte Erleichterung sein könnte; und schlage zur Lösung dieses Dilemmas folgenden Weg vor: Seit langem schon hat sich durch die immer wachsende Ausdehnung jedes Wissensgebietes zwangsläufig eine Dosierung von Kenntnissen ergeben. Der Volksschüler lernt wohl »rechnen«; aber daß limes (1 + 1/n) hoch n für n gegen unendlich gleich e ist, weiß er nicht; es interessiert ihn auch nicht, und mit Recht empfindet er dieses Nichtwissen durchaus nicht als Diffamierung. Für jede andere Wissenschaft (und Kunst) gilt dasselbe. In der Wortschrift des Chinesischen etwa, kennt der einfache Mann ein paar hundert Zeichen; das reicht für seine Zwecke der Verständigung und sogar fürs Zeitunglesen aus; den Vorrat für seinen speziellen Beruf erwirbt sich Jeder während der Lehrzeit. Was hinderte auch uns, ein »Tausend-Worte-Lexikon« nach einem international vereinbarten phonetischen Schlüssel zu fixieren? Hier könnte ohne Schaden auch die konsequente Kleinschreibung angewendet werden, die ja wohl fürs Druck= und Schreibmaschinenwesen tatsächlich eine Arbeitsersparnis von gewichtigen Prozenten ergäbe. Dadurch würde nicht nur dem Volke geholfen; sondern auch dem Geistesarbeiter - speziell natürlich dem Dichter - die Stelle angewiesen, die er als »Wortspezialist« seit langem verdiente. In einer solchen Trennung in »reine« und »angewandte« Sprache liegt weder eine Ungerechtigkeit noch ein Grund zur Beschämung; betrachtet sich der Jodler als deklassiert, weil er keine Opernpartitur lesen kann? Und welche Erleichterung für den Liebhaber von »LoreRomanen«: wenn er versehentlich den »Faust« erwischte, sähe ers sogleich am Druck! Und umgekehrt!
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