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Fraktur – aber wo?

Empfohlene Beiträge

Geschrieben
>Ja, das ist eine Schrift von Jakob Erbar von 1924, Schriftgießerei Ludwig & Mayer.

Super, diese Begleitinfos würde man (ich) sonst nie erfahren.

>Die Lichte Fette Grotesk gefällt mir hervorragend. Die empfinde ich sogar tatsächlich als "preußisch" - nicht im korrekten historischen Sinn, aber als Adjektiv

Hmmm, was hat die Lichte Fette Grotesk mit "preußisch" zu tun - verstehe nur Bahnhof. Kläre mich mal auf, was du unter diesem "mythischen Preußen" verstehst, hinsichtlich Schriften und deren Gestaltung. Ich denke das würde uns ein paar "politische" Diskussionen ersparen...

die Lichte Fette Grotesk ist in der Mitte ausgespart, interessant... gibt es diese auch schon im Andruck?

Grüße aus Südwestdeutschland :)

Guten Abend,

ja, hier ein Foto von einem Andruck.

Preußisch in Bezug auf eine Schrift empfinde ich (rein subjektiv) die klaren Linien ohne Schnörkel und Spielereien. Die Schrift hat eine starke Ausstrahlung und hohen Wiedererkennungswert. Sie stammt aus dem Jahr 1924. Das war eine Zeit, in der sich Deutschland nach den Wirren der Revolution gerade wieder ein bißchen beruhigt hatte. Aus damaliger Sicht war diese Schrift sehr mutig (meine ich). Müßte ich sie charakterisieren, würde ich sagen: Offen, ehrlich, gerade heraus mit einer glasklaren Aussage. Und das, entschuldigung, sind für mich preußische Eigenschaften.

Häng Dich nicht an meiner Bezeichnung auf.

Ich habe ein so völlig anderes Weltbild und andere Wertvorstellungen, daß Du sie kaum wirst verstehen können. Das ist auch nicht nötig. Ich will Dir meine gar nicht aufdrängen.

Das Foto ist leider miserabel.

1012_lichte_1.jpg

Geschrieben
schönes bild bleisetzer, da kommen erinnerungen hoch.

ich habe damals in dieser schrift meinen ersten briefbogen gesetzt ...

*schwärm* :o

He,heee.. :-)

http://search.ebay.de/lichte-fette-grot ... 2Q3aDEQ3a1

Achtung: Nur ein Scherz, okay?

Ich will hier keine Werbung für meine Auktionen machen.

Bleisatz macht süchtig. Es gibt jede Menge Typographen, die ab und an wieder Blei in die Hände bekommen wollen. Mir ging's vor ein paar Jahren genau so.

Georg

Geschrieben
Offen, ehrlich, gerade heraus mit einer glasklaren Aussage. Und das, entschuldigung, sind für mich preußische Eigenschaften.

Auch wenn das jetzt ins Off-Topic abschlittert und vielleicht sogar in Streit endet:

Sind das nicht positive Eigenschaften, die man sich einfach selbst gerne andichtet? Ich glaube kaum dass sich ein Franzose, Türke oder Bayer selbst als verschlossen, verschlagen oder kompliziert bezeichnen würde.

Ich als Alemanne (eigentlich bin ich Europäer, aber damit ist schlecht Gegenposition zu beziehen) und somit Nicht-Preusse und Außenstehender habe eher den Eindruck preussische Eigenschaften seien verklemmt, starr, überstrukturiert und kalt. Wer hat nun recht?

Ich habe ein so völlig anderes Weltbild und andere Wertvorstellungen, daß Du sie kaum wirst verstehen können. Das ist auch nicht nötig. Ich will Dir meine gar nicht aufdrängen.

Mit Verlaub, das tust du aber, indem du praktisch in jedem Beitrag Bezug auf Preußen nimmst, obwohl es hier eigentlich um Schriftgestaltung und Typografie geht.

Typographische Eigenschaften lauten anders, und selbst wenn sie da in manchen Fällen heißen "klar, gerade, geordnet, sauber" und das vielleicht mit den von dir dem Preussischen zugeordneten Eigenschaften kongruent ist, zweifle ich daran, dass eine Schrift dann deswegen "klar preußisch" ist, und dass das in praktisch jedem Beitrag herausgekehrt werden muss.

Geht es dir eigentlich primär um Preussen, oder primär um Schrift? Langsam habe ich Zweifel dass es letzteres ist.

TomTom

Geschrieben
Offen, ehrlich, gerade heraus mit einer glasklaren Aussage. Und das, entschuldigung, sind für mich preußische Eigenschaften.

Auch wenn das jetzt ins Off-Topic abschlittert und vielleicht sogar in Streit endet:

Sind das nicht positive Eigenschaften, die man sich einfach selbst gerne andichtet? Ich glaube kaum dass sich ein Franzose, Türke oder Bayer selbst als verschlossen, verschlagen oder kompliziert bezeichnen würde.

Ich als Alemanne (eigentlich bin ich Europäer, aber damit ist schlecht Gegenposition zu beziehen) und somit Nicht-Preusse und Außenstehender habe eher den Eindruck preussische Eigenschaften seien verklemmt, starr, überstrukturiert und kalt. Wer hat nun recht?

---------------------

Nein, es gibt ganz sicher keinen Streit.

Ich hatte geantwortet auf den Frage:

"Hmmm, was hat die Lichte Fette Grotesk mit "preußisch" zu tun - verstehe nur Bahnhof. Kläre mich mal auf, was du unter diesem "mythischen Preußen" verstehst, hinsichtlich Schriften und deren Gestaltung. Ich denke das würde uns ein paar "politische" Diskussionen ersparen..."

Ich habe ein so völlig anderes Weltbild und andere Wertvorstellungen, daß Du sie kaum wirst verstehen können. Das ist auch nicht nötig. Ich will Dir meine gar nicht aufdrängen.

Mit Verlaub, das tust du aber, indem du praktisch in jedem Beitrag Bezug auf Preußen nimmst, obwohl es hier eigentlich um Schriftgestaltung und Typografie geht.

Typographische Eigenschaften lauten anders, und selbst wenn sie da in manchen Fällen heißen "klar, gerade, geordnet, sauber" und das vielleicht mit den von dir dem Preussischen zugeordneten Eigenschaften kongruent ist, zweifle ich daran, dass eine Schrift dann deswegen "klar preußisch" ist, und dass das in praktisch jedem Beitrag herausgekehrt werden muss.

-------------------------

Ich glaube nicht, daß ich in Bezug zur Lichten Fetten Grotesk den Ausdruck "preußisch" schon einmal angewandt habe. Geschichtlich wäre das auch alles andere als korrekt.

Geht es dir eigentlich primär um Preussen, oder primär um Schrift? Langsam habe ich Zweifel dass es letzteres ist.

TomTom[/quote:20mzg48c]

Wie gesagt: Ich hatte auf eine konkrete Frage konkret geantwortet.

Ich möchte mich hier weder verteidigen müssen, noch habe ich Lust, laufend von "Europäern" wegen irgendwelcher peripherer Äußerungen zu meiner Einstellung zur "freiheitlich-demokratischen Grundordnung" hinterfragt zu werden. Denn genau in diese Richtung läuft es letztendlich.

Georg

Geschrieben

Bitte nicht jedesmal den ganzen Vortext zitieren – das zieht die Threads unnötig in die Länge und erschwert die Lektüre. Danke!

Geschrieben

Es fängt ja nicht mit der Beantwortung der konkreten Frage danach an, sondern schon ein Beitrag davor.

Und vor diesem deinem Satz hat niemand das Wort "preußisch" in dieser Diskussion erwähnt:

Die Lichte Fette Grotesk gefällt mir hervorragend. Die empfinde ich sogar tatsächlich als "preußisch" - nicht im korrekten historischen Sinn, aber als Adjektiv

Fragt jemand dann nach dem Warum, werden ihr die selektiv positiven Eigenschaften Preußens zugeschrieben. Wenn sie schon in korrektem historischen Sinn nicht preußisch ist, frage ich mich, warum dann der Bezug hergestellt wird.

Ich möchte mich hier weder verteidigen müssen, noch habe ich Lust, laufend von "Europäern" wegen irgendwelcher peripherer Äußerungen zu meiner Einstellung zur "freiheitlich-demokratischen Grundordnung" hinterfragt zu werden. Denn genau in diese Richtung läuft es letztendlich.

Das soll auch kein Angriff auf dein Gesellschaftsverständnis sein, und ich will auch niemandem ein Europaverständnis aufdrängen. Ich finde aber weder für Preußen noch für Europa einen konkreten Bezug zu Schrift und Typografie (es sei den es geht um die derzeitige Entwicklung von multilingualen Schriften), deshalb ist es für mich rein fachlich (nicht politisch) irritierend wenn ständig darauf Bezug genommen wird und Verbindungen hergestellt werden.

Gruß

TomTom

Geschrieben
Das soll auch kein Angriff auf dein Gesellschaftsverständnis sein, und ich will auch niemandem ein Europaverständnis aufdrängen. Ich finde aber weder für Preußen noch für Europa einen konkreten Bezug zu Schrift und Typografie (es sei den es geht um die derzeitige Entwicklung von multilingualen Schriften), deshalb ist es für mich rein fachlich (nicht politisch) irritierend wenn ständig darauf Bezug genommen wird und Verbindungen hergestellt werden.

Gruß

TomTom

Wir lösen Dein Problem jetzt ganz einfach.

Ich werde mich hier wieder abmelden.

Viel Freude noch an der Typographie.

Georg

Geschrieben

>Wir lösen Dein Problem jetzt ganz einfach.

>Ich werde mich hier wieder abmelden.

Hey, das finde ich überhaupt nicht nötig. Je mehr Leute hier in der Diskussion mitmachen desto für uns alle besser.

Ich bin mit einigen deinen Meinungen nicht einig. Aber ich erwarte nicht, dass du — oder sonnst noch jemand hier — meiner Meinung immer teilt. Das ist das schöne dran… wenn wir alle gleich wäre, würden wir eine Seite wie diese überhaupt nicht brauchen. Einer Spiegel würde schon reichen.

Geschrieben

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Ich werde mich hier wieder abmelden.

Viel Freude noch an der Typographie.

Georg

Das halte ich für sehr drastisch, und es ist auch nicht meine Absicht, irgendjemanden aus dem Forum zu vertreiben, da Diskussion nur zustande kommt wenn eine gewisse Anzahl an Leuten anwesend ist.

Es ist ja auch möglich parallel verschiedene Standpunkte zu haben, das einzige Problem das ich derzeit habe ist, dass ich deinen nicht nachvollziehen kann (also nicht "nicht akzeptieren kann" sondern "nicht verstehe").

Sollte das alles unhöflich angekommen sein, möchte ich mich dafür entschuldigen.

Friede

TomTom

Geschrieben

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Viel Freude noch an der Typographie.

Georg

Das fände ich schade, nicht obwohl, sondern gerade weil ich oft anderer Meinung als Du bin. Mir gefällt das Forum, da die Themen sich nicht auf ein harmloses «Kapitälchen sperren, ja oder nein?» beschränken. Kontroverse Diskussionen sind, so lange sie noch mit der Typographie zu tun haben, für alle anregend. Also bitte noch einmal überschlafen!

Geschrieben

Wir lösen Dein Problem jetzt ganz einfach.

Ich werde mich hier wieder abmelden.

Viel Freude noch an der Typographie.

Georg

Das fände ich schade, nicht obwohl, sondern gerade weil ich oft anderer Meinung als Du bin. Mir gefällt das Forum, da die Themen sich nicht auf ein harmloses «Kapitälchen sperren, ja oder nein?» beschränken. Kontroverse Diskussionen sind, so lange sie noch mit der Typographie zu tun haben, für alle anregend. Also bitte noch einmal überschlafen!

Gut. Genau das habe ich getan: Die Sache einmal überschlafen.

Du hast recht und ich nehme meinen Entschluß zurück.

Wenn Adenauer das konnte.. wer bin ich, daß ich mich seiner Lösung verschlösse?

Zukünftig sollte, wer daran aneckt, mich direkt fragen "Was soll das mit diesem Preußen-Kram." Dann kann ich direkt antworten. Ansonsten werde ich das Thema nach Möglichkeit vermeiden.

Jetzt muß ich einkaufen gehen.

Weder im Stechschritt, noch mit einem bellenden Jawoll auf den Lippen, sondern einfach nur zu Walmart.

Mit bestem Gruß in die Runde.

Georg

Geschrieben

Tag, die Herren!

Was mich brennend interessieren würde ist, was aus dem Thema geworden ist. Ich finde das immer noch recht interessant und würde gern mehr dazu hören. All die Beispiele, die ich hier gesehen hab, zeigen mir immer noch nicht das, was ich auch mal gern gesehen hätte:

Eine gebrochene Schrift in Textanwendung ohne Punk- und Antibezug, sondern nur für sich.

Ich lese gerade ein Buch "Wege der Buchgestaltung"(1953) von einem Herr Schauer, glaub ich. Dort schreibt er von einem ästhetischen Bezug diser Schriften zur deutschen Kultur, weshalb die gebrochene Schrift, beispielsweise, besonders zum Gedichtsatz passte.

Auch lobte er die "Tempel-Ausgabe", eine Serie die ihr sicherlich kennt, ich leider nicht, in der wohl originale romanische Texte in Antiqua und die deutsche Übersetzung in Fraktur daneben standen.

Leider habe ich noch nicht ersehen können, ob er den Bezug zur "deutschen Kultur" aus dem Zeitgeist heraus herstellt, oder aus rein ästhetischen Gründen.

Geschrieben

>Eine gebrochene Schrift in Textanwendung ohne Punk- und Antibezug, sondern nur für sich.

Mal im Ernst, wer kann eine "alte" Fraktur wirklich fliessend lesen - ich nicht, die meisten nicht.

Somit kann meiner Meinung nach eine gebrochene Schrift ja heute nur zu Novelty-bzw. Hipsterzwecken eingesetzt werden. Um Aufmerksamkeit zu erregen, Andersartigkeit zu betonen, etc. Also als rein grafisches Element oder für kurze Headlines und natürlich nicht als Fliesstext.

Jetzt behaupte ich mal, das der Fraktureinsatz in "sleazenation" das Maximum an Einsatz darstellt...

Vielleicht kommt es ja auch aus dem "Zeitgeist" heraus zu einem Revival, daß neue Blackletterfonts entstehen lässt, die als Blackletter noch erkennbar (Gestaltung) sind, aber die "Wiedererkennbarkeit" einer Antiqua haben?

Welche gebrochenen Schriften könnten die Grundlage, der Ausgangspunkt für eine solche Neugestaltung sein, dies fände ich interessant.

Grüße

Geschrieben

Hi poms,

das erstaunliche fand ich bei diesem Buch auch, dass der Autor eben überhaupt nicht auf die mangelnde Lesbarkeit der Fraktur eingegangen ist, was mich überlegen ließ, ob es nicht vielleicht auch an der Übung liegt, dass Frakturen für uns so schwer zu lesen sind. Früher schien man überhaupt kein Problem damit zu haben, größere Textmengen in gebrochener Schrift zu lesen.

Wenn man gebrochene Schriften lesbarer machen wöllte, wie Du vorschlägst, läuft das doch eher auf eine 'Antiquaisierung' (ganz neues Wort) dieses Schriftengenres hinaus, oder?

Bye

Geschrieben
Hi poms,

das erstaunliche fand ich bei diesem Buch auch, dass der Autor eben überhaupt nicht auf die mangelnde Lesbarkeit der Fraktur eingegangen ist, was mich überlegen ließ, ob es nicht vielleicht auch an der Übung liegt, dass Frakturen für uns so schwer zu lesen sind. Früher schien man überhaupt kein Problem damit zu haben, größere Textmengen in gebrochener Schrift zu lesen.

Wenn man gebrochene Schriften lesbarer machen wöllte, wie Du vorschlägst, läuft das doch eher auf eine 'Antiquaisierung' (ganz neues Wort) dieses Schriftengenres hinaus, oder?

Bye

Ja, das habe ich auch schon einmal hier geschrieben.

Aus Eurer (heutigen) Sicht mag das Lesen von Texten mit Gebrochenen Schriften als schwierig anzusehen sein.

Der Text, von dem Alpha sprach, stammt aus dem Jahre 1951?

Wenn man davon ausgehen kann, daß sowohl der Autor als auch die Leser Erwachsene waren, so sind sie alle mit der Fraktur groß geworden. Selbst ich, Jahrgang 1955, habe in meiner Kindheit sehr viele Kinderbücher in Frakturschrift bekommen. Deshalb sage ich auch: Meiner und meiner Eltern-Generation fällt das Lesen von Frakturen genau wo wenig schwer, wie Euch diese Arial(?)-Texte. Auch heute lese ich sehr viele Bücher aus der Zeit der Fraktur-Schriften, bin es also gewohnt.

Dagegen habe ich z.B. Probleme mit Poms Begriffen wie "Novelty-bzw. Hipsterzwecken", "sleazenation", "Blackletterfonts". Ich kann mir den Sinn in etwa deuten, aber ich sperre mich auch. Denn Anglizismen lehne ich ab und sehe keinen Sinn darin. Wir diskutieren hier über eine vielleicht sinnvolle Wiedereinführung von Frakturen und Pom spricht von "Blackletterfonts". Aber das ist ein anderes Thema.

Ach übrigens.. lest das mal :-)

http://www.fraktur.com/download/S-Regeln_Druck.pdf

Georg

Geschrieben

@Bleisetzer

Korrekt, da "blackletter fonts" adäquat zu Gebrochenen Schriften ist - wir reden hier ja von Frakturschriften.

Nochmal für dich;

Fraktureinsatz in dem Magazin "sleazenation"(1,5MB)

Vielleicht auch deswegen die englischen Begriffe, weil ich den "aktuellen" Einsatz von Frakturschriften nur aus dem englischsprachigen Ausland kenne - abgesehen von der rechten Skinheadszene in Deutschland.

Einsatzgebiete

- Plattencover: Heavy Metal, Rap/Hip Hop

- Lifestyle-Magazine (siehe sleazenation)

- Werbung

@Alpha

>Wenn man gebrochene Schriften lesbarer machen wöllte, wie Du vorschlägst, läuft das doch eher auf eine 'Antiquaisierung' (ganz neues Wort) dieses Schriftengenres hinaus, oder?

So wie Bleisetzer schreibt - wenn man es gewohnt ist, ist Fraktur bestimmt gut lesbar - wer von den Jüngeren ist das aber gewohnt?

Es ist ja nicht nur das Lange-s...

"Verwechslungsgefahr" Walbaum Fraktur

verwechslung.png

Die Grafik ist aus diesem PDF -

Anleitung zum deutschen Fraktursatz (Ulrich Stiehl)

http://www.sanskritweb.net/fontdocs/walbaum.pdf

@Bleisetzer

Dein Foto vom Schriftsatz der Rhapsodie ist interessant, du schreibst ja hier von verbesserter Lesbarkeit (wahrscheinlich im Sinne von einer Annäherung an bekannte Formen aus der Antiqua)

z.B. das "x" dieser Schrift entfernt sich ja vom "x" einer klassischen Fraktur wie z.B. der Walbaum Fraktur.

Grüße

Geschrieben

Für mich ist der Gedanke, Fraktur-Schriften wieder vermehrt einzusetzen, neu. Und ich weiß nicht so recht, ob mir das gefällt. Ich verbinde damit eine vergangene und abgeschlossene Epoche.

Auf den Einwand, daß der heutige Gebrauch sich in Deutschland auf die Neo-Nazi-Szene oder ähnliches beschränkt, wäre für mich eher ein Grund zurückzufragen: Wollt Ihr denen dann wirklich das Feld überlassen und ihnen unsere (Deutschlands) schöne Fraktur-Schriften überlassen? Das wäre nicht der richtige Weg.

Andererseits verwehrt man Euch eine ganze Welt, wenn man die Fraktur-Schriften nicht mehr anwendet und ihren Gebrauch auf diese Weise nicht mehr lehrt. Meine 18jährige Tochter liest Fraktur relativ flüssig, mein Sohn, 14, überhaupt nicht. Ich sehe das ähnlich wie mit einer Fremdsprache. Ich persönlich lese, wenn, ausländische Literatur lieber im Original. Fehlen mir die Sprachkenntnisse, empfinde ich das als großen Verlust - diese Welt bleibt mir dann verschlossen.

Fraktur gehört zu unserer deutschen Kultur und Geschichte. Lehren wir sie nicht mehr, sind unsere Kinder auf Interpretationen (Übersetzungen) angewiesen. Von denen gibt es satt und genug sinn-entstellende.

Eine wirklich schwierige Frage.

Georg

Geschrieben

Hi Georg,

ich sehe das nicht ganz so pathetisch, allerding schaden kann es nicht, wenn wir als Anwender vielleicht mal versuchen, die Fraktur, zumindestens erstmal im kleinen zu verwenden. Mal schauen, was dabei rauskommt.

Geschrieben
Hi Georg,

ich sehe das nicht ganz so pathetisch, allerding schaden kann es nicht, wenn wir als Anwender vielleicht mal versuchen, die Fraktur, zumindestens erstmal im kleinen zu verwenden. Mal schauen, was dabei rauskommt.

Wirklich nur rein Interesse halber:

Bitte definiere "pathetisch".

Mir ist einfach nicht bewußt, daß mein Beitrag pathetisch war.

Aber Du mußt nicht. Nein. Keine politische Grundsatz-Diskussion.

Wirklich nicht. Laß es lieber. :-)

Georg

Geschrieben

Hi Georg,

ich wollte Dir nicht zu nahe treten, Tschuldigung! Aber ich konnte mir Deine letzten Zeilen auch gut mit Geigen im Hintergrund vorstellen ;)

Sicher hast Du in der Sache recht.

Geschrieben
Hi Georg,

ich wollte Dir nicht zu nahe treten, Tschuldigung! Aber ich konnte mir Deine letzten Zeilen auch gut mit Geigen im Hintergrund vorstellen ;)

Sicher hast Du in der Sache recht.

Völlig in Ordnung. Fühle mich nicht schlecht behandelt.

Geigen.. das hat mir noch niemand gesagt. Geigen..

Das ist es mir Wert, zum ersten mal einen dieser

Smilies zu nutzen: :oops:

Georg

Geschrieben

Zur Lesbarkeit: Ich gehöre – hoffe ich doch – noch der ‹jüngeren Generation› an, lese aber berufsbedingt viel Texte in Fraktur. Nicht nur, dass man sich völlig daran gewöhnt: Ich bin mir sogar manchmal gar nicht mehr bewusst, dass ich gerade Fraktur lese. Ich bin überzeugt, dass die Lesbarkeit bei Fraktur nicht per se schlechter ist, sondern vornehmlich Gewöhnungssache.

Nichts desto trotz halte ich die Versuche, Fraktur wieder als Leseschrift einzusetzen – und ich warte immer noch auf neuere Beispiele – für aussichtslos. Dass «Fraktur, mon Amour» vor allem pinkfarbige Frakturschriften abdruckt und mit «Nike» und «Reebook» wirbt, beweist m. E. nur, wie gestört das Verhältnis zu diesen Schriften ist. Sonst müsste man ja das Image nicht auf diese forcierte Weise ‹aufpimpen›. Das heißt nun aber nicht, dass ich nostalgisch die ‹guten alten Zeiten› beschwören möchte. Ich glaube sogar, an dem misslichen Verhältnis zur Fraktur sind – ungewollt – auch ein kleines bisschen die akademischen Typographen selbst schuld: Besserwisserische Bücher, die erklären, warum die Fraktur eigentlich toller ist als Antiqua, machen die Sache auch nicht besser (und wer liest eigentlich Bücher über Fraktur, der nicht ohnehin ‹bekehrt› wäre?).

Übrigens muss man auch eines sehen: Der Fraktur-Antiqua-Streit ist nicht eine Sache des 20. Jhdts., sondern flammte immer wieder auf. Bereits im 18. Jahrhundert ließen frankophile deutsche Autoren ihre Titel lieber in Antiqua setzen, während man für deutsch-volkstümliche Autoren bevorzugt Fraktur verwendete.

Geschrieben

>Fraktur gehört zu unserer deutschen Kultur und Geschichte.

Ja, aber nicht nur.

Ich finde es ganz schön, wenn Fraktur heutzutage vewendet ist. Und das mache ich selber, obwohl ich kein deutscher bin.

Wie ich in einen anderen Thread gerade geschrieben habe, gibt es z.B. die "Old English" als Displayschrift in London seit 1760. Das ist nicht gerade eine kürze Zeit, oder?

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, waren Frakturschriften fast eben so oft in den Niederländen, Dänemark und Schweden wie in Deutschland verwendet.

Frankreich, Holland, und England fängte mit Texturaschriften schon in den 15. Jahrhundert an. Also, der Kultur der gebrochenen Schriften ist keine Geschichte, die alein zu Deutschland gehört.

Dann gibt es den "Rotunda" Bereich… eine Geschichte, die fast nur Südländisch war.

Auch das letzte Revival zum Thema "Blackletter Fonts" fing in den USA für ca. 20 Jahre an. Wo würden wir ohne die Totally Gothic und Sabbath Black (beide von Emigre) sein?

Das größte, beste Austellung, die es bisher über die Gebrochene Schriften gab, war 1998 in New York. Blackletter ist weltweit, und das ist schön so. Ich finde auch, das es kein geschlosses Thema es… es hat sich nur geändert. Alt heißt nicht immer besser.

Mehr über gebrochene Schriften werden in den nächsten zwei Ausgaben der Linotype Matrix höffentlich zu lesen. Mehr dazu, wenn die Hefte ins Handel kommen!

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