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neue neogotik

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Geschrieben

schönen guten morgen,

für die präsentation einer architektur im kontext eines neogotischen bestandsgebäudes suche ich nach einer schrift mit diesen kriterien:

- keine fraktur

- betonung der vertikalen (ausgeprägte oberlängen)

- leichte, gekonnte serifen

- klassisch geprägt, unverspielt

- geeignet auch für fliesstext

- möglichst inkl. versal-schnitt

- minuskelziffern (neogotik mitte/ende 19.jh, vor der verbreitung von versalziffern)

- bevorzugt aus der adobe fontfolio-sammlung

die kriterien sind nach wertigkeit/wichtigkeit absteigend sortiert.

da die typografie nicht mein fachgebiet ist, wäre es super hilfreich, wenn jemandem eine gute, geeignete schrift einfällt.

mir fehlt der überblick im schriftenreichtum ... evtl. eine condensed?

für hilfe dankbar

cg

Geschrieben

vielen dank schon mal für die sehr guten vorschläge.

in einigen setzversuchen heute morgen habe ich festgestellt, dass eigentlich nicht eine ausgeprägte oberlänge, sondern eher eine gute mittellänge die vertikalität unterstützt.

offensichtlich wurde dieses mittel auch bei einigen frakturen eingesetzt.

in diesem punkt bin ich mir jetzt unsicher.

ich setzte mich heute abend noch mal ran. gibt es eventuell argumente für die eine oder andere richtung?

cg

Geschrieben

Nur zur Begriffsklärung. Als Fraktur meinst Du den Oberbegriff aller gebrochenen Schriften aus der DIN-Norm?

Für Auszeichnungen könnte ich mir schon die Gattung »Gotische Schrift oder Textur« (ab 11. Jahrh.) vorstellen.

Die Fraktur als eine Form der gebrochenen Schriften gibt es ab dem 16. Jhdt. als Renaissance, Barock oder Klassizistische Fraktur.

Siehe auch:

http://www.typografie.info/typowiki/ind ... ne_Schrift

oder

http://www.typografie.info/typowiki/ind ... n_nach_DIN

Geschrieben

ja, mit fraktur meine ich die familie der gebrochenen schriften, einschliesslich gotisch, rundgotisch, schwabacher.

auch ich könnte mir eine gotische auszeichnungsschrift vorstellen. aus zwei gründen wird diese aber nicht zum einsatz kommen:

1. auftraggeber sind häufig nicht gestalterisch vorgebildet. die verwendung einer fraktur im architektonischen zusammenhang lässt sie vorurteilen, es handele sich um "unmoderne", nicht zeitgemässe architektur und dieses bild auch auf die technik und bauliche umsetzung erweitern.

die zu leistende überzeugungsarbeit als anwalt der qualität gegen kostenreduzierungen ist schwer genug.

gerade wenn ein eher klassisch, formreiner entwurfsansatz vertreten wird, sind solche voreingenommenen bilder kontraprduktiv.

2. eine ursprüngliche buch-/leseschrift auf headlines zu verbannen deklassiert diese zu comicsans-ähnlichen spielereien. (meine meinung)

danke für die links zu den schriftklassifikationen.

ich werde mich jetzt mal mit den dort so genannten venezianischen renaissance-antiqua beschäftigen, auch wenn das gezeigte beispiel etwas zu verspielt wirkt.

ausserdem widme ich mich etwas eingehender den von tholan vorgeschlagenen schriften.

aktualisierung der kriterien:

- betonung der vertikalen durch eine deutliche mittellänge

- venezianische renaissance-antiqua, auch wenn der italienische ursprung an der gotik vorbeizielt

alle kriterien vorbehaltlich besserer argumente der hier verkehrenden fachleute.

vielen dank für weitere beiträge zur diskussion und schriftvorschläge

cg

nachtrag:

favorit bisher: kepler std condensed opticals

headlines in versalien, gesperrt

Geschrieben

Wenn die behagt, eventuell auch die Weidemann ansehen.

Wobei du hier durch condensed-Schnitte am Ziel "betonte Vertikale" irgendwo vorbeischießt: die wird bei einer venetianischen fast immer nur durch absichtlich eng laufende Varianten wie eben bei der Kepler condensed oder die Weidemann erreicht. Ansonsten ist Betonung der Vertikalen definitiv keine Eigenschaft der Renaissance-Schriften (höchstens noch die späteren holländischen).

Geschrieben

oh ja, die weidemann gefällt mir ausgesprochen gut.

vielen dank für diesen tip und den hinweis bzgl. der venetier.

die entscheidung zwischen dieser und der kepler werde ich dann "am objekt" fällen.

:?: frage:

gibt es einen ehrenkodex oder ein nono wodurch es falsch wäre, diese schriften für bildtitel/zeichnungstitel wie ANSICHT M 1:100 in grosszügig gesperrten versalien zu setzen?

könnte mir vorstellen, dass eine spationierte condensed dem charakter widerspricht.

cg

... erfreut über diesen verweis auf die weidemann und befürchtend, mit den falschen anführungszeichen hier niemandem eine freude zu machen

:?: nachtrag:

muss eine schrift mit hoher mittellänge nicht zwangsweise eng laufen oder zumindest diesen eindruck vermitteln?

Geschrieben
1. auftraggeber sind häufig nicht gestalterisch vorgebildet. die verwendung einer fraktur im architektonischen zusammenhang lässt sie vorurteilen, es handele sich um "unmoderne", nicht zeitgemässe architektur ...

2. eine ursprüngliche buch-/leseschrift auf headlines zu verbannen deklassiert diese zu comicsans-ähnlichen spielereien. (meine meinung

Bei Büchern, die als Fließtext die Fraktur (hier ist die Frakturuntergruppe gemeint) oder Antiqua benutzten, wurde eine gotische Schrift immer schon gerne und wie ich finde passend als Auszeichnungsschrift benutzt. Ebenso wie die Antiqua-Schrift als Auszeichnung in einem Frakturtext. Genauso werden Gotische Schriften auch bei Urkunden, die Qualität ausstrahlen sollen, noch gerne benutzt. Die gebrochenen Schriften sind als Auszeichungsschriften gerade wieder modern, deswegen würde ich die oben genannten Bedenken noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht fährst Du stilistisch mit einer neueren Gotischen (nicht eine Fraktur!) doch ganz gut. Natürlich sollte es auch passend umgesetzt sein, dass es nicht wie Spielerei aussieht, aber das kommt doch auf die Machart an.

Grüße

Thomas

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