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Passende Schrift für Bewerbungs Portfolio

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo,

ich suche dringend eine Schrift, die sich als Headline mit der Univers im Fliesstext kombinieren lässt. Hat jemand eine Idee? Es geht um ein Portfolio, mit dem ich mich bei Werbeagenturen bewerben möchte...

Vielen Dank!

Geschrieben

Hallo Julia,

ich würde der Univers auf jeden Fall eine serifenbetonte Schrift an die Hand geben. Versuche es doch mal mit der Scala vom FontShop FF – die ist nämlich in der Caps-Variante wunderbar dafür geeignet.

Gruß

André

943_scala_1.jpg

Geschrieben

>ich würde der Univers auf jeden Fall eine serifenbetonte Schrift an die Hand geben

Warum? die Univers hat sehr viele Schriftschnitte.

Falls sie doch mit einer Antiqua gemischt werden sollte – da schliesse ich mich fragend an – welche würdet ihr empfehlen?

Die Univers sitzt ja meinem Gefühl nach »zwischen den Stühlen«, zwischen einer Grothesk mit klassizistischem- und einer mit Renaissance-Charakter.

Grüße

Geschrieben

Die Univers sitzt ja meinem Gefühl nach »zwischen den Stühlen«, zwischen einer Grothesk mit klassizistischem- und einer mit Renaissance-Charakter.

Finde ich eigentlich nicht. Ich würde sie doch als klassizistisch einstufen, allerdings als sehr gut gemachte (also funktionierende), im vergleich zu vielen anderen dieser Sorte.

Geschrieben

zur statischen grotesk univers würde ich einfach eine dynamische antiqua mischen.

da gibt es ein menge anzubieten...z.b. die klassiker garamond, caslon, bembo oder jenson.

wenn du es modernen haben willst, könnte man auch die eureka oder die weidemann nehmen.

funktionieren würde da eine menge. kommt drauf an, wie man es setzt.

um den kontrast der beiden schriften zu erhöhen, kann man die univers ja in condensed bold setzen.

soll ja schließlich headline werden und dadurch wirkt sie noch plakativer.

Geschrieben
Die Univers sitzt ja meinem Gefühl nach »zwischen den Stühlen«, zwischen einer Grothesk mit klassizistischem- und einer mit Renaissance-Charakter.

Wo die Univers Renaissance-Charakter hat, sehe ich nicht.

wenn du es modernen haben willst, könnte man auch die [...] die weidemann nehmen

Wenn man die Bibel modern findet, ist das sicher richtig. ^^

zur statischen grotesk univers würde ich einfach eine dynamische antiqua mischen.

Sorry, CHSH, aber ich würde auch diesen Tip besser „einfach“ ignorieren.

Wo ist die Logik bei dieser Aussage? „Statische“ und „dynamische“ Formen harmonieren nicht miteinander, das sagt der Name schon.

HPW hat seine Klassifizierung (konstruiert, statisch, dynamisch etc. pp.) eingeführt, um das ganze leichter und besser verständlich zu machen.

Es wird aber teilweise weder richtig verstanden noch angewendet.

Eine Schrift wie die Univers, die auf die Formen, Proportionen und Kontraste der Schreibweise mit der Spitzfeder zurückzuführen ist und somit nach HPW als „statisch“ bezeichnet werden darf, verlangt in der Schriftmischung nach einer zweiten, die dem entspricht.

Dazu gehören, wie TomTom es bereits sagte, die hierzulande als „klassizistisch“ bekannten Schriften des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, die somit formal eine gute Wahl wären.

Aber auch andere Schriften mit ähnlichem Duktus wären vorstellbar, die weniger elegant daherkommen.

Genug Gequatsche, hier ein paar Möglichkeiten für alle möglichen Geschmäcker und Anwendungen:

Bodonis , Filosofia, Didot, Walbaums, Georgia, Acanthus, Cellini, Utopia, Baskervilles, Danubia, usw. usf.

Viel Spaß!

Geschrieben

@Jackie:

Auch wenn die Weidemnn ein Nachbau der Biblica ist, hat sie durch den

geringen Strichstärkenkontrast und durch die betonten abgerundeten

Serifen eine harmonisch, weiche und durchaus auch modernere

Anmutung als viele Renaissance-Antiquas.

Desweiteren finde ich, dass man die Univers durchaus mit einer

dynamischen Antiqua mischen kann. Schließlich ist die Univers hier

für Headlines und die Antiqua für den Mengentext gedacht. Dieser

Kontrast ist doch ein relevante Möglichkeit? Man müßte auch erstmal

sehen, wie der Text gesetzt wird und dann ein Urteil fällen, ob es

passt oder nicht. Natürlich liegt es Nahe, dass klassizistische Didone

gut zu statischen Grotesk-Schriften harmonieren. Aber ein Schriften-

kontrast, wie ich ihn mal vorgeschlagen, ist doch kein Tabu.

Da ich allerdings noch Student bin, lasse ich mich natürlich

gerne eines besseren belehren :D

Geschrieben

Erst mal danke für die Tipps... werde sie mal ausprobieren.

Noch kurz zur Info: Die Univers soll für den Fliesstext sein, da das Ganze eher online als pdf zu lesen sein soll. Ich suche eine Schrift für die Headline!

Geschrieben

Mein Favorit für die Mischung wäre die Utopia.

Stelle einfach einmal ein paar Fließtexte mit unterschiedlichen Schriften nebeneinander (auch besonders dynamische)

und vergleiche, was Dir für deinen Zweck besser gefällt. Vielleicht ist damit die Frage beantwortet.

  • 3 Monate später...
Geschrieben

>Sorry, CHSH, aber ich würde auch diesen Tip besser „einfach“ ignorieren.

>Wo ist die Logik bei dieser Aussage? „Statische“ und „dynamische“ Formen harmonieren nicht miteinander, das sagt der Name schon.

>HPW hat seine Klassifizierung (konstruiert, statisch, dynamisch etc. pp.) eingeführt, um das ganze leichter und besser verständlich zu machen.

>Es wird aber teilweise weder richtig verstanden noch angewendet.

-----

Meine Güte seht ihr das dogmatisch. HPW und ich haben diese Einteilung nicht vorgeschlagen, damit niemals wieder jemand eine dynamische mit einer statischen Schrift mischt. Das ginge nur nicht gut innerhalb der gleichen Gruppe, aber zwischen Serifen- und Serifenlosen Schriften liegt so ein großer Formunterschied - das stelle ich mir wunderbar vor - Univers mit Scala, oder Bembo oder Dante ...

Wer das Einteilungsprinzip richtig verstanden hat, wird mir da zustimmen.

Indra Kupferschmid

Geschrieben

Wenn man innerhalb eines Textes, den man in der Scala gesetzt hat

plötzlich eine Univers als Auszeichnung verwendet, dann ginge das

sicher nicht. Aber wie schon gesagt – eine Univers (condenses bold)

als Headline gemischt mit einer dynamischen Antiqua im Mengentext

... warum nicht. Die ist doch ein netter Kontrast. Wenn man durch die

Schriftgröße der Headlineschrift den Kontrast zum Mengentext noch

erhöht, kann ich mir das durchaus vorstellen.

Endlich ist jemand mal auf meiner Seite :wink:

Geschrieben

>Völlig wertfrei gemeint:

Ihr habt wirklich eine seltsame Art, Grotesk-Schriften zu beschreiben.

Ich staune.

Hehe Georg,

nur so am Rande - ca. 80% der Schriften mit denen ich umgehe (beruflich) sind Grotesk-Schriften.

Dafür reicht dann die DIN bei weitem nicht mehr.

Da muß man sich (haben ja schon viele, viele andere vor mir, die deutlich mehr Ahnung haben...) m e h r einfallen lassen, um diese zu kategorisieren , in das "moderne Arbeitsumfeld" integrieren zu können.

Da fängt es an mit "Serifenloser Linearantiqua mit Renaissance Charakter", geht über in "Sans-Serif mit dynamischen Charakter" bis hin zu wahnwitzigen Klassifizierungsversuchen, die man vielleicht nur selbst halbwegs nachvollziehen kann.

Warum das alles, weil die DIN in diesem Bereich überhaupt nicht greift und weil wir mit "subjektiven Entscheidungen" Geld verdienen und nicht mit DIN - manchmal, am Ende der Kommunikationsfahnenstange, muss man sich auf seine Erfahrungs- und Gefühlwelt besinnen und dem für das Marketing verantwortlichen Diplomingeneur deutlich und kraftvoll mit der Gewalt des Gefühls widersprechen - Mittelstand sucks, sometimes...

Thomas

Geschrieben

Bin ganz auf Indras Seite - Serifenschriften und Serifenlose haben ja

einen ganz offensichlichen Unterschied: die An- bzw. Abwesenheit von

Serifen. Ultimative Harmonie ist natürlich innerhalb einer Sippe zu

erreichen. Dann also: Scala Sans nur mit Scala Serif, Rotis Sans nur mit

Rotis Serif, oder Compatil, Thesis usw. usw.

Aber. Harmonie ist nicht immer gefragt. Für eine gelungene typografische

Inszenierung kann ein regelrecht fanfarenhafter Kontrast auch sehr

reizvoll sein. Mit einer reinen Harmonieorientierung hätte beispielsweise

der Futurismus (oder: Dadismus) gestalterisch nicht stattgefunden.

Die Willbergsche Theorie dient zunächst einer schnellen Identifikation

mehr bzw. weniger gut harmonierender Schriften. Die Willbergsche

Theorie dient darüber hinaus der strategischen Unterminierung des

Unantastbarkeitsnimbus’ der DIN-Klassifikation. Diese wird mit den

Schriftschöpfungen der letzten fünfzig, sechzig Jahre nicht mehr fertig –

ein Mangel, den sie mit der VOX-Klassifikation teilt.

Georg, wenn wir von Grotesk-Schriften als Serifenlosen und von

sogenannten Antiqua als Serifenschriften sprechen, dann ist das

Ausdruck des eines zunehmenden Distanzgefühls. Heute empfindet

niemand mehr eine Schrift ohne Serifen als „grotesk” und mit der

Abstammung der Serifen aus der Antike kokettiert man auch nicht

mehr so offensiv. Heutige Entwerfer verorten sich auch weniger

kunsthistorisch oder kunstgewerblich als vergangene Generationen –

Kognitionsforschung, Verhaltenspsychologie und Ergebnisorientierung

spielen heute eine größere Rolle. „Dynamisch” und „statisch” bezieht

sich auf die Neigung der Zeichnungsachse bzw. den Grad an Symmetrie

der Schriftentwürfe. Der Job ist wissenschaftlicher und betriebswirtschaftlicher geworden.

Gruß, Henning

Geschrieben

Guten Morgen,

ja, ich verstehe Euch durchaus. Und möchte noch einmal betonen, daß ich Eure Fachkompetenz nicht (mehr) anzweifle.

"'Serifenloser Linearantiqua mit Renaissance Charakter', geht über in 'Sans-Serif mit dynamischen Charakter'"

Was ich nur registriere ist:

Fest davon überzeugt, daß ein jeder von Euch genau weiß, worüber er schreibt, lädt eine solche Möglichkeit der freien Beschreibung einer Schrift (Ihr sprecht sehr oft von "Anmutung" und ich habe schon so manche sehr blumige, nichtsdestotrotz auch sehr subjektive Beschreibung hier gelesen. Das läßt alles sehr viel Freiraum für die individuelle Auslegung. Und schafft Platz für jene, die aufgrund ihres guten Umganges mit der Sprache in der Lage sind, Worthülsen zu bilden, die nichts aussagen, sich aber hervorragend und scheinbar professionell lesen.

Noch einmal: Nur, um sicherzugehen: Ich meine Euch nicht damit persönlich. Ich meine damit jene, die sich schon als Avantgarde verstehen, weil sie überhaupt keine Ahnung haben und vielleicht gerade erst am Beginn ihres Weges als Typographen sind. Sich aber aufgefordert fühlen, in scheinbarer Freiheit auswählen und mischen zu können, wie es ihnen ihre Intuition eingibt.

Ich bin sehr froh, mir heute mein Brot nicht im kreativen Bereich verdienen zu müssen.

Georg

Geschrieben

>> ... Heute empfindet niemand mehr eine Schrift ohne Serifen als „grotesk” und mit der Abstammung der Serifen aus der Antike kokettiert man auch nicht mehr so offensiv. Heutige Entwerfer verorten sich auch weniger kunsthistorisch oder kunstgewerblich als vergangene Generationen – Kognitionsforschung, Verhaltenspsychologie und Ergebnisorientierung spielen heute eine größere Rolle. ... <<

Henning, das hast Du wunderbar gesagt. Da brodele ich gerade für einen Vortrag drüber, darf ich Dich zitieren?

Das gute an der Einteilung nach Formprinzip, Strichverlauf, Zeichnungsache, Schreibwerkzeug -- wie auch immer man das nennen will -- ist ja eben DASS sie auf die Anmutung der Schrift Bezug nimmt, als einzige Klassifikation zumindest im Serifenlosen Raum.

Dann hilft sie endlich mal beim Aussuchen und nicht nur beim Einteilen. Das sollte ja eigentlich das Unwichtigere sein, wie wir jetzt auf Biegen und Brechen diese Rotis in die Gruppen bekommen. ((Allerdings würde man sie vielleicht nicht so oft aussuchen, wenn sie nirgendwo dabei stehen würde, hihi)).

Indra

Geschrieben

Indra, danke für die Blumen. Du darfst auch ohne zu fragen zitieren –

das Forum ist ja öffentlich. Obwohl ich gerade überlege, ob

„kunsthandwerklich“ besser träfe als „kunstgewerblich“. Hm.

Wie Thomas so schön sagte, „... hin zu wahnwitzigen Klassifizierungs-

versuchen“ hat es wohl schon jeder Einteilungsmodernisierer mal

getrieben. Am Ende hat noch jeder eingesehen, dass man heute die

gestalterischen Elemente so frei mischt, dass zwei Gestalter sich

eigentlich PANOSE-Nummern zurufen müssten, um sich über die

wesentlichen Merkmale einer Schrift zu verständigen. Ein Autisten-Dialog.

Letztlich geht es um die Frage, was ein Klassifikationssystem leisten

soll. Die letzte Generation der Klassifikationssysteme diente der

Verständigung zwischen Gebrauchsgrafiker und Setzer/Drucker in einer

Zeit hunderter Schriftgießereien/Druckmaschinenhersteller („Da stell’ ich

mir eine Klassizistische Antiqua vor – was habt ihr denn da?“).

Diese Zeit ist vorbei. Heute verständigen sich Marketingleiter und

Kommunikationsdesigner über Schrift („Da muss noch mehr Dynamik

rein” „Ich hätte da gern einen stärkeren handwerklichen Touch“).

Und richtig, Georg: Das läßt alles sehr viel Freiraum für die individuelle

Auslegung. So ein Hülsenwerfer muss es auch gewesen sein, der

der Supermarktkette Plus diese technoide Eurostile-Rounded verpasst hat.

Die wirkt in meinen Augen nicht modern (wie sie todsicher verkauft

wurde), sondern bieder und verklemmt. Wenn das jedoch jeder hier

anders sähe, wäre ich der Hülsenwerfer.

Kunsthistorische Etiketten sind da natürlich besser überprüfbar. Nur

schade, dass man für eine allgemein akzeptierte Etikettierung mal eben

200 Jahre Fachdiskussion braucht. Darauf kann das heutige Marketing

nicht warten. Über eine von der emotionalen Wirkung ausgehende

Einteilung wird in der Fachwelt natürlich nachgedacht – unter dem

Begleitgedröhne derer, die sich schon als Avantgarde verstehen, weil

sie überhaupt keine Ahnung haben (danke Georg, der Satz kommt in

meine Waffenkammer!).

Vielleicht würde die Rotis dann in der Rubrik „manierierte Schriften“ landen.

Henning

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Nun ist es ja zum einen so, daß man Schrift durchaus in einem Panel testen kann.

Sucht ein Konzern eine bestimmte Schrift, ist es absolut möglich, diese bei der Zielgruppe testen zu lassen. Das ersetzt keine Sekunde das Fingerspitzengefühl eines Gestalters, bewahrt aber manchmal vor Dummheiten.

Klassifizierungen, egal, wie dumm sie sind, dienen der Orientierung. Und schaut man, etwa bei der DIN-Klassifizierung, zumindest auf die Klassen, die sich an der Schriftentwicklung orientieren, ist die Sache ja auch wieder ganz brauchbar, wenn man sich Architektur und Kunst der jeweiligen Entstehungsepoche einer Schrift vor Augen führt.

Den Ansatz oben, daß man statische und dynamische Formen nicht mischen kann, teile ich gar nicht; im Gegenteil, Kontrast tut gut. Ich würde eher, um ein simples Beispiel zu nehmen, Futura und Garamond zusammen sehen als Garamond und Gill Sans. Wenn du zwei verschiedene Schriften nimmst, also einen Kontrast willst, dann doch bitte auch einen spürbaren Kontrast. Gelungene Ausnahmen gibts da immer. Die Sache mit den Sans/Serifs aus einer Sippe ist immer eine schöne, aber eben auch trügerisch sichere Lösung.

Am Ende ist es so, daß ein Gestalter – neben den Tausenden von anderen Entscheidungen, die wir treffen – Schrift mischt wie ein Maler seine Farben. Und die Frage, ob Grün zu Rot paßt kann dir niemand pauschal beantworten. Da kommt es nämlich ganz auf das Bild an, daß du malen willst :-D.

Es gibt in der Typographie ein paar klare Regeln, die mit Lesbarkeit zu tun haben. Ein paar diffusere Tips, die mit Ästhetik zu tun haben. Und danach beginnt das Feld, in dem ein Gestalter such etwsas mit Kunstgeschichte befassen sollte, mit einer Art visueller «Psychologie» und – über Jahrzehnte – sein Feeling für Schrift schulen muß.

Und bei alledem ist Eriks legendäres «there is no bad type» immer die letzte Wahrheit. In meiner kurzen Zeit bei Dirk Rudolph hab ich ihn Schriften auswählen sehen, die ich im LEBEN nicht angepackt hätte – und Dirk hat damit ausnahmslos absolut meisterhafte, ästhetisch stimmige Arbeiten hingelgt, mit traumwandlerischer Sicherheit, jenseits aller Trends.

Geschrieben
Sucht ein Konzern eine bestimmte Schrift, ist es absolut möglich, diese bei der Zielgruppe testen zu lassen.

Ich bin diesen Untersuchungen gegenüber etwas skeptisch. Ich kenne da die Geschichte der Deutschen Bank die ihr Logo auch hat bei den Zielgruppen testen lassen. Das Logo ist durchgefallen. Der Vorstandsvorsitzende hat das Logo dann gegen alle Wiederstände durchgeboxt. Heute ist das Logo längst ein Klassiker und zum Vorbild für viele andere geworden.

Klassifizierungen, egal, wie dumm sie sind, dienen der Orientierung. ...wenn man sich Architektur und Kunst der jeweiligen Entstehungsepoche einer Schrift vor Augen führt.

Ich denke wir brauchen ein Orientierungssystem, welches auch ohne Kunstgeschichte-Studium und jahrelanges Auseinandersetzen mit Schrift handhabbar ist. Die große Masse der Anwender (auch professionelle und/oder ausgebildete Designer) haben doch ein – sagen wir einmal – distanziertes Verhältnis zu Typografie und Schrift. Und die große Masse der Auftragsarbeiten bezieht sich nicht auf vergangene Epochen. Was will ich da mit einem System, welches in der Geschichte Orientierung bietet?

Den Ansatz oben, daß man statische und dynamische Formen nicht mischen kann, teile ich gar nicht; im Gegenteil, Kontrast tut gut.

Ich glaube kein souveräner Gestalter wird sich von diesen Regeln einschränken lassen. Und das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Aber für einem Einsteiger können diese Regeln etwas helfen einen ersten Ansatz für ›eine gute‹ Mischung zu finden. Es ist wie beim Kochen: der Hobbykoch sollte sich eher auf bewährt harmonische Mischungen verlassen; der Meisterkoch schafft aus Dingen die eigentlich nicht zusammengehören einzigartige Geschmackserlebnisse.

Zum Thema Futura und Gill zu Garamond: Nach meiner Erfahrung sind die dynamischen Schriften grundsätzlich schwerer zu mischen als die statischen, da sie lebendiger und unterschiedlicher gezeichnet sind. Statische Schriften folgen einem sehr viel strengeren Konstruktionsprinzip und weisen reduziertere Formen auf. Auf die Futura trifft das als Pseudo-Konstruierte im Besonderen zu. Solche linearen Schriften kann man eigentlich schon fast mit allem mischen, was ausreichend optischen Kontrast aufweist.

Ein paar diffusere Tips, die mit Ästhetik zu tun haben.

Ästhetik ist eine eher emotionale Qualität als Funktionalität. Wenn jemand behauptet: das funktioniert nicht, dann lässt sich leicht überprüfen ob es stimmt oder nicht. Bei der Ästhetik lässt sich höchstens streiten.

Ich hatte einmal ein Gespräch mit einem Auftraggeber für ein Corporate Design dem ich die Vectora als Hausschrift – auch für Korrespondenzen – vorschlug. Er hatte bis dahin die Century Gothic verwendet und wollte wissen weshalb er wechseln sollte. Eines meiner Argumente war nun, dass die CG kein schönes Satzbild ergeben und nicht so gleichmäßig über die Zeilen perlen würde wie die Vectora. Er meinte dann er fände aber, dass ›seine‹ Schrift sehr wohl ein schönes Satzbild ergäbe und perlt.

Da erübrigt sich jede Diskussion. Entweder jemand sieht, oder nicht.

Und bei alledem ist Eriks legendäres «there is no bad type» immer die letzte Wahrheit.

Es gibt keine schlechte Schrift. Es gibt nur schlechte Anwendung.

Das träfe dann wohl 1:1 auch auf Schriftmischungen zu.

Liebe Grüße. Markus. 8)

Geschrieben

>Ich bin diesen Untersuchungen gegenüber etwas skeptisch.

Ich würde auch keine Entscheidjng von solchen panels abhängig machen. Aber man KANN Schrift paneln. Und das ist entscheidend. Schrift hat eine emotionale Klangzone und die läßt sich in einklang mit den «adjektiven» Werten eines Unternehmens bringen.

>Ich denke wir brauchen ein Orientierungssystem, welches auch ohne

>Kunstgeschichte-Studium und jahrelanges Auseinandersetzen mit Schrift

>handhabbar ist.

Oh Gott. Instant-Lösungen. :-D Ich sag das mal höflich: Zum Design gehört ein bisserl Kunstgeschichte und Fingerspitzengefühl dazu. Wer sich damit nicht auseinandersetzen will, ist etwa so wie ein Ingenieur mit Mathematik-Abneigung. Und für Einsteiger gibt es ja mehr als genug simple Ratgeber, die ihnen etwas helfen.

>Wenn jemand behauptet: das funktioniert nicht, dann lässt sich leicht >überprüfen ob es stimmt oder nicht.

Es gibt bei Typographie nur eine einzige funktionale Ebene: IST ES LESBAR?

>Bei der Ästhetik lässt sich höchstens streiten.

Das denke ich nicht. Über Geschmack, denken die meisten, läßt sich streiten. Läßt sich aber in den seltensten Fällen, wie ich finde. Wie dein Beispiel belegt. Am Ende trifft ein ausgebildeter Designer auf einen Laien, der in einem anderen Bereich sicherlich auch ein Experte ist, aber von Gestaltung herzlich wenig Ahnung hat. Denn es spielt nun keine Rolle, ob eine bestimmte Schrift dem Auftraggeber gefällt, sondern ob sie zur Firmenidentität paßt, ob sie die richtige Lösung ist, ob die im Zweifelsfalls den Kunden deines Kunden gefällt. Ob sie, so seltsam das klingt ästhetisch funktional ist (und ein paar technische Parameter erfüllt, die von Job zu Job verschieden sein können). Als Designer ist es oft absurd einfach, die passende Schrift zu finden. Du machst das nach einigen Jahren intuitiv und meistens, ohne es herleiten zu können oder zu müssen. Dieses Know-How, genauso wie du weißt, welche Soundscape zu einer Firma paßt, welche Stimme im Radio,welkche Bildsprache, welches Papier, welche Form von Webauftritt, entsteht in deinem Kopf aufgrund von Erfahrung, kontinuierlicher Fortbildung und... da mach man sich nichgts vor... einem unsichtbaren, ungreifbaren Talent, gerade so, wie Sänger eben einfach eine gute Stimme haben. Das hat man und kann es trainieren oder hat es nicht, da hilft auch das beste Trainign nicht, aus einer Raspelstimme wird nie ein Tenor. Auf der anderen Seite ist ein Spitzentenor kein schlechter Sänger, nur weil Fritze Müller lieber Tokio Hotel hört. Es gibt Parameter jenseits des eigenen Geschmacks, gottseidank. Ist ein Klient auf Basis eines individuell-diffusen «Geschmacks» also wirklich total beratungsresistent, sollte man sich mittelfristig einen anderen Kunden suchen, weil man mit diesem nun wahrscheinlich ja nicht glücklich werden kann. Jeder Kunde kriegt den Designer, den er verdient. Er vertraut dir und arbeitet eng mit dir zusammen, sucht gemeinsam die richtige Lösung... oder eben nicht. Dafür, daß du weißt, was du tust, wirst du ja bezahlt.

Will der Kunde das nicht, gibt es genug Z-Agenturen, die für zu viel Geld aus dem Kopfnicken und lieblos Runterrotzen gar nicht mehr herauskommen. Aber das ist nicht das, was ich als Design bezeichnen würde.

[/i]

Geschrieben
Aber man KANN Schrift paneln. Und das ist entscheidend.

Es kann sicher eine Entscheidungshilfe sein. Aber es sollte nicht ›entscheidend‹ sein. Ich glaube als bei Motorola das Handy entwickelt wurde, hätten Untersuchungen wohl auch ergeben, dass das keiner kaufen würde.

Zum Thema Schriften gruppieren: Mit Schriften gehen heute ein Vielfaches mehr an Menschen um, als noch vor Jahren. Und ich gebe dir Recht: man darf eine bisschen Auseinandersetzung mit dem Thema voraussetzen. Allerdings ein System, das so schwer nachvollziehbar ist wie das DIN-System und einen so tiefen Background verlangt um einiger Maßen verstanden zu werden ist nicht Zielführend.

Ich kenne ausgezeichnete Grafiker, die sehr kreativ sind, tolle Illustratoren und hervorragend visuell kommunizieren können, aber eben nicht den Zugang zu Schrift haben wie die Meisten hier ihn pflegen. Ich denke typografische Grundlagen sollten von den Fachleuten nicht so angelegt werden, dass nur ihr Gegenüber ›im Elfenbeinturm‹ es versteht. Ich glaube das verleidet vielen, weniger pedantischen Gemütern eher den Zugang zur Typo und lässt sie spröde und trocken erscheinen. Könnte man – auch mit vereinfachten Systemen zur Schriftklassifizierung – mehr Leute für Typografie begeistern wäre das sicher ein gutes Mittel gegen visuelle Umweltverschmutzung.

Und was ist die Alternative zu einem einfachen System? Ein Exaktes wird es ohnehin nie geben können.

Liebe Grüße. Markus.

Geschrieben

’N Abend,

das ist nun ein Punkt in der Diskussion, an dem es interessant wird.

Vorweg: Ich neige HD’s Meinung zu.

Der Punkt ist, dass es im Grafik-Design schon lange Spezialisierungen

gibt. Wer mit allen Bereichen zu tun haben will, ist meist für große

Unternehmen in DesignManagement/Unternehmensberatung tätig und

kann in keinem Bereich mehr im Detail informiert sein – also nicht im

ProduktDesign, nicht in der Typografie, nicht in der Drucktechnik, nicht im

Textilbereich, nicht in der Papierindustrie, nicht im Urhebergesetzgebung

usw. usw. Das ist der Preis für einen herausgehobenen Job im

Designsektor. Das ist ein Job mit viel Zeitdruck und noch mehr sehr

vagen Zielvorgaben. Da kann man versucht sein, durch Panels Sicherheit

zu gewinnen. Das muss auch gar nicht schlecht sein. Solange man sich

den Panels nicht sklavisch unterwirft.

Denn: Jede dieser Untersuchungen kann nur Antworten auf Fragen

geben, die man auch eingangs gestellt hat. Schon die Veränderung EINES

Eingangsparameters kann also ALLES über den Haufen werfen, was das

Panel so an Ergebnissen ausgespuckt hat. Genau das ist aber in

dynamischen Designprozessen die Regel. Es erfordert daher ein gerüttelt

Maß Interpretationsvermögen (zu deutsch: einen Kopf, mit dem man

EIGENE Gedanken fassen kann) , um solchen Untersuchungen wenigstens

vage Handlungsempfehlungen und Tendenzen zu entnehmen. In wirklich

komplexen Projekten ist der leitende Designergeneralist letztlich sowas

wie der Oberschamane, der eine Art elaborierte Selbstüberzeugungsastrologie

(ähnlich der Abzählreimmethode) betreibt, um in einem chaotischen

Geschehen ein Ergebnis zu herauszumendeln, das sich mit reiner Markt-/

Kunden-/Copyanalyse niemals ergeben würde.

Falls ihr Euch jetzt fragt, wieso ich eigentlich so frech sein darf, eine

Meinung zum gehobenen Projektmanagement zu haben: Ganz einfach,

ich habe den Job lange genug gemacht, um eine Meinung dazu zu haben.

Erst danach habe ich mich auf Schriftentwurf spezialisiert.

Zum Thema komplex vs. einfach:

Dazu habe ich eine wirklich einfache These. Einfache Fragen haben

einfache Antworten und komplexe Fragen haben komplexe Antworten.

Einfache Auftraggeber wünschen sich oft einfache Antworten auf

komplexe Fragen. Das geht aber nicht. Mit denen kann ich dann nicht

zufriedenstellend arbeiten. Diese Auftraggeber wollen einfach beschissen

werden. Und sie werden erst dann so richtig zufrieden sein, wenn

sie jemanden gefunden haben, der sie so richtig ordentlich bescheisst.

In der chinesichen Weltsicht heisst es sinngemäss: Es ist kein Fehler,

etwas falsch zu machen. Es ist ein Fehler, etwas zweimal falsch zu

machen. Wenn man wirklich etwas über gutes Projektmanagement

lernen will, muss man sich früher oder später mit fernöstlichen

Denkmodellen beschäftigen. Oder, ganz preußisch, mit Clausewitz ;-)

Denn das Schicksal des Generalisten ist es u.a.

  • • ständig von jasagenden Pappnasen umgeben zu sein
    • ständig auf weltfremde Spezialisten angewiesen zu sein
    • ständig in fremden Gelände unterwegs zu sein
    • ständig Kompromisse für völlig unvereinbare Anforderungen finden zu müssen

Die guten Projektmanager (und ich kenne einige!) sind eben nicht der

Meinung, im Besitz letztgültiger Wahrheiten zu sein. Eher schon zweifeln

sie die Existenz von Wahrheit insgesamt an. Im Zen-Buddhismus gibt

es die schöne Metapher vom "Pfeil, der nicht gezielt ist". Das ist das

höchste Ziel des Bogenschiessens! Es versteht sich von selbst, das

dieser Pfeil natürlich trifft. Das ist aber nicht das Ziel. Denn mit dieser

Haltung trifft man nur einmal. Dann freut man sich, dass man getroffen

hat. Und schiesst den nächsten vorbei. Im Arbeitsleben ist man dann

seinen Job los. Deshalb »der Pfeil, der nicht gezielt ist«.

Vermutlich haltet ihr mich jetzt für einen völlig durchgeknallten Spinner.

Der Punkt ist, ich bin schreibfaul. Und wie ich schon sagte, komplexe

Fragen haben komplexe Antworten. Ich mache es hier kurz!

Hier geht es doch um einen ganzen Sack voller Fragen, nicht nur

um die vergleichsweise billige Frage, ob dynamische und statische

Formen gemixt werden dürfen. So gestellt ist die Frage ohnehin viel

zu kurz gesprungen, weil sich darin noch nicht mal alle

harmonierelevanten Parameter der Typografie wiederfinden.

Doch selbst wenn ich noch ein paar weitere hinzunehme (Kontrast,

Dicktensystem, x-Höhe) ist das immer noch wie der Versuch in einem

Bild nur den Vordergrund zu beurteilen – als gäbe es den Hintergrund

gar nicht. In unserem Fall brauche ich als Hintergrund die Intention

und die Zielgruppe und bekomme auf diesem Weg noch einmal einen

riesigen Schwung Variable in die Gleichung. Das Gesamtsystem neigt

jetzt zum Chaos.

An dieser Stelle schieben wir ein paar systemtheoretische Überlegungen

ein, die wir kurzerhand »Schmetterlingsflügel« bezeichnen. Anders

gesagt: all diese Dinge finden in einem hochgradig vernetzten System

statt, das zwar insgesamt stabil (selbststabilisierend) ist, das jedoch nur

durch ungewöhnliche (unwahrscheinliche) Akkumulation dazu zu bringen

ist, ungewöhnliche (unwahrscheinliche) Ergebnisse hervorzubringen. Das

ist der Schlag des Schmetterlingsflügels, der ein Gewitter auslöst.

Idealerweise ist das Ergebnis nicht nur ungewöhnlich, sondern setzt den

Trend (bricht also für einen kurzen Moment die Selbststabilisierung).

Genau DAS ist der Job der Projektmanagers im Design. Der Designmanager

schult nicht sein Feeling für Schrift oder irgendwas konkret, sondern

sein Feeling für Menschen, für Windrichtungen und für Atmosphäre.

Der Top-Designmanager schult sein Feeling für Risse, für Staudruck,

Revolutionsstimmung.

Es ist nicht schlimm, keine Ahnung von Typo zu haben. Das Know-How

zu vermitteln, zu umreissen, welche Handlungsoptionen sich anbieten,

das ist MEIN Job als Type-Designer. Eine Entscheidung treffen, meine

Typo-Informationen mit den Handlungsoptionen in fünfhundert anderen

Designfeldern zu verknüpfen, das ist der Job des Projekt-/Design-/

Managers, das ist das, was ich selbst früher hauptberuflich gemacht

habe und heute nur noch für Freunde mache. Wie weit ich dabei

gefordert werde, ist unterschiedlich, aber eins ist mal ganz sicher:

Es geht um weit mehr als die Frage, ob dynamische und statische

Formen gemischt werden können.

Henning

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