Tholan Geschrieben Februar 7, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 7, 2006 Oder andere Frage. Es wird behauptet, das obere Zeichen vor dem s wäre eine langes s, welches ja üblicherweise nicht mehr in einer lateinischen Schreibschrift verwendet wird. Kann das jemand bestätigen? Kurios: In der spitzen deutschen Kurrentschrift wird das kleine h so dargestellt! Viele Grüße Thomas
Andreass Geschrieben Februar 7, 2006 Geschrieben Februar 7, 2006 Da es keine gebrochene Schreibschrift ist, geht es bei mir als lang_s durch.
Tholan Geschrieben Februar 7, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 7, 2006 Da ich bisher nur die P22 Cezanne mit langem s gefunden habe, wird es wohl so sein. Hier einmal Claſsen, Clahsen und zum Vergleich des langen ſ mit f auch Clafsen mit der Cezanne geschrieben. Vielleicht findet ja noch jemand obige Schrift? Grüße Thomas
Ingo Preuß Geschrieben Februar 7, 2006 Geschrieben Februar 7, 2006 Nettes Gimmick. Bei einem Kaffee-Besuch mit MiCHi und Andreas in Leipzig (nahe der Thomaskirche; mir ist der Name des Kaffeehauses entfallen) haben wir diesen Schriftzug entdeckt, den ich dir mal hier einstelle: Ein anderes - ebenfalls in Leipzig und mit MiCHi und Andreas - auch noch: Man kann also sehen, gar nicht so ungewöhnlich gewesen... In diesem Zusammenhang fällt mir auch ein, daß mein Vater mir immer (weismachen) sagen wollte, unser Familienname Preuß würde eigentlich Preuhs geschrieben werden. Ich habe es ihm mannigfach anders bewiesen; dieser Hinweis von dir, Thomas, würde aber eine späte Rehabilitation der Aussage meines Vaters bedeuten... [preusss]
Tholan Geschrieben Februar 7, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 7, 2006 Sehr nette Beispiele! Über „...hs“ — mit scheinbar deutsch-kurrent geschriebenem „h“ und lateinisch geschriebenem „s“ — innerhalb eines lateinisch geschriebenen Namens, gibt es ja die Theorie, dass aus der Historie viele Namen mit „...hs“ dadurch entstanden sind, dass das Lang-s oft vom Schreiber in einem Zug (ohne abzusetzen) geschrieben wurde, dabei oben und unten kleine Schleifen entstanden, und das so entstandene Zeichen stark dem deutschen handschriflichen Kurent „h“ ähnelte. Das scheinbare „h+s also in Wirklickeit eine Verbindung von Lang-s und Rund-s war. Das glaube ich auch im deinem Falle Preuß (wäre logisch), aber das ließe sich in der eigenen Namensgeschichte endgültig nur durch Quellenstudium, sprich Kirchenbücher (muss ja aber nicht sein) nachweisen. Anzumerken ist freilich, dass Namen sich nicht nach den amtlichen Rechtschreibregeln richten mussten und eine eigentlich falsche Scheibweise bspw. „Weihs“ daher auch in Urkunden (Standesamt!) beibehalten werden konnte. (In Zeiten, wo viele nicht schreiben konnten, konnte der Amtsschreiber oder der Pfarrer eh nach Belieben walten, das Ergebnis haben wir heute in den unterschiedlichsten Namensschreibweisen). Zur Ähnlichkeit von langem s und h: Und das ist mir eben ins Haus geflattert: Hier sieht man sehr schön den Unterschied zwischen langem s und h! Ausweis von 1928. Viele Grüße Thomas
Bleisetzer Geschrieben März 9, 2006 Geschrieben März 9, 2006 Oder andere Frage. Es wird behauptet, das obere Zeichen vor dem s wäre eine langes s, welches ja üblicherweise nicht mehr in einer lateinischen Schreibschrift verwendet wird. Kann das jemand bestätigen?Kurios: In der spitzen deutschen Kurrentschrift wird das kleine h so dargestellt! Viele Grüße Thomas Nein, das ist falsch. Das Lang-s gab es in Grotesk- und Antiqua-Schriften, aber nicht in der Gruppe der Schreibschriften. Hier findest Du ein Dutzend Bleisatz-Schreibschriften mit vollständigen Alphabeten. Keines verfügt über ein Lang-s: http://www.bleisetzer.de/index.php?targ ... hop&b=0004 In dem Schriftzug Claßen ist ein ß enthalten. Zum Beispiel in der Lithographia, 1895 von der Bauerschen Gießerei herausgegeben, kannst Du genau diesen Aufbau des ß gut erkennen (1. Reihe ganz rechts): Georg
Tholan Geschrieben März 9, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben März 9, 2006 Vielen Dank für die Info und die Klärung, dass es sich eindeutig um ein ß handeln soll. Es ist halt verwirrend, weil hier das lange ſ als Einzelbuchstabe weggelassen wurde und das ß keine eigenständige Form besitzt, sondern nur die Zusammensetzng des langen und des kurzen s ist. Bei der „Bernhard-Schönschrift“ gibt es aber ein langes ſ, obwohl es hier in dieser Verkleinerung wie ff aussieht? Ich meinte aber auf deiner Seite ist eindeutig zu erkennen, dass es sich um ein langes ſ handelt, oder einer Ligatur von zwei langen ſ.
Andreass Geschrieben März 9, 2006 Geschrieben März 9, 2006 Hallo Herr Kraus, so schnell schießen die Preußen nicht. Natürlich gab es lang_s als extra Buchstabe in Schreibschriften. Ich spare mir hier Bildbeispiele des Aufwands wegen. Beispiele wären: Bauerische Gießererei - Lithographia 1895 (ß aus langs und s) - Lithographia kräftig 1895 (ß aus langs und s) ps. Wenn Sie eine Typoskizzenkartei von Bauer aus den 40er Jahren haben, werden Sie es gut sehen. Schelter & Giesecke - kräftige lateinische Schreibschrift 1900 (echtes ß) Genzsch & Heyse Lithograph 1907 (zu sehen in Kandler "Erinnerungen an den Bleisatz" Band2) Vermutlich auch die Ideal-Schreibschrift von Benjamin Krebs. Wenn diese Buchstaben extra berechnet wurden oder in späterer Zeit diese nicht ausgeliefert, bzw. hergestellt wurden ist das eine andere Sache. Man sieht sogar oft zwei verschiedene ß in diesen Schriften. Einmal ein Zusammenguß aus lang_s und s und als "normales" gewöhnliches ß. Auch spätere Künstlerschreibschriften wie die Hoyer-Schönschrift (Stempel) und die Bernahrd-Schönschrift (Bauerische) zeigen explizit eine eigenes lang_s in den alten Proben.
Bleisetzer Geschrieben März 9, 2006 Geschrieben März 9, 2006 Hallo Herr Kraus,so schnell schießen die Preußen nicht. Natürlich gab es lang_s als extra Buchstabe in Schreibschriften. Ich spare mir hier Bildbeispiele des Aufwands wegen. Beispiele wären: Bauerische Gießererei - Lithographia 1895 (ß aus langs und s) Hallo, ich sehe unsere Aussagen nicht im Widerspruch. Das zuvor von mir hochgeladene Muster zeigt genau die von Ihnen beschriebene Schrift: Bauersche Gießerei, Frankfurt am Main Erstguß 1895 Hausschnitt Ich hatte die Legende nur nicht eingefügt, weil ich nicht "oberlehrerhaft" wirken wollte. Dort, im abgebildeten Muster, sieht man in der ersten Zeile rechts von den Umlauten das als Ligatur gegossene ß, bestehend aus einem Lang-s und einem Schluß-s. Und - hier habe ich einen Fehler gemacht, ich habe noch einmal nachgeschaut - das Lang-s gibt es bei diesem Schnitt, der aus der Zeit von 1936 stammt, ebenfalls. Ansonsten habe ich alle Schreibschriften meiner Schriftensammlung auf der Webseite vorhin kurz durchgeschaut: Einzelne Lang-s sind nicht dabei. Obwohl die meisten dieser Schnitte ganz sicher vor 1940 gegossen sind. Aber ich lasse mich gern eines besseren belehren und achte mal zukünftig intensiver darauf. Mit freundlichem Gruß Georg Kraus
Empfohlene Beiträge
Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren
Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können
Benutzerkonto erstellen
Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!
Neues Benutzerkonto erstellenEinloggen
Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.
Jetzt anmelden