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Geschrieben
zunächst eine Bitte - keine Forderung, nur eine Bitte:

Können wir die Diskussion nicht auf deutsch führen? [...] Begriffe wie ACK und zuvor IMHO erscheinen mir keineswegs als Signal für fortschrittliche Anwendung der Sprache, sondern erinnern mich an Unterschichten-Vokabular. Darüber hinaus beherrsche ich diesen Slang nicht, möchte ihn nicht beherrschen. Wie gesagt, es ist nur eine Bitte, vermeidet vielleicht Mißverständnisse.

Ich teile Deine Abneigung gegen solche Abkürzungen, verwende sie selbst auch nicht. Aber sie haben sich durchgesetzt und sind in diesem Medium üblich. Deshalb finde ich es verletzend, im Zusammenhang damit das Wort Unterschichten-Vokabular zu verwenden.

Die Bemerkung "leicht absonderlichen Namen Deiner Bleisetzerei, sondern auch hier im Forum. Was soll das? Im Usenet nennt man sowas »trollen«." verbitte ich mir. Es ist eine Beleidigung, die ich nicht hinnehmen muß. Ich weiß nicht, was ein "Troll" ist, Deine Usenet-Regeln, aufgestellt von semiprofessionellen Chattern und Internet-Begeisterten, sehe ich nicht zwangsläufig als sinnvolle Vorgaben an.

Das verstehe ich nicht. Du schreibst, Du weißt nicht, was ein Troll ist. Wie kannst Du das dann für eine Beleidigung halten? Und "seine" Usenet-Regeln sind keineswegs seine, die Regeln hat auch nicht einfach irgendjemand aufgestellt, die Regeln haben sich durchgesetzt, weil sie für sinnvoll gehalten werden.

Rückfrage: "Druckingenieur & Säzzer" - ist die bewuß falsche Schreibweise eine Provokation? Wessen? Mit welchem Sinn gebrauchst Du einen solch "leicht absonderlichen Namen"? Warum provozierst Du mich mit einer solchen Bemerkung?

Die Schreibweise "Säzzer" wurde früher beispielsweise in der taz vom Setzer verwendet, der gerne mal eigene Kommentare in die Texte eingestreut hat. Ich wäre übrigens nicht auf die Idee gekommen, daß Du damit provoziert werden solltest.

Wie ich lese, bist oder warst Du "Dozent für Typographie an einer Graphikschule"? Ist das Deine Art, Deinen Argumenten Gewicht zu verleihen? [...] Für postpubertäre Internet-Fetzereien stehe ich nicht zur Verfügung.

Damit bist Du aber ein bißchen unter der Gürtellinie.

Geschrieben
zunächst eine Bitte - keine Forderung, nur eine Bitte:

Können wir die Diskussion nicht auf deutsch führen? [...] Begriffe wie ACK und zuvor IMHO erscheinen mir keineswegs als Signal für fortschrittliche Anwendung der Sprache, sondern erinnern mich an Unterschichten-Vokabular. Darüber hinaus beherrsche ich diesen Slang nicht, möchte ihn nicht beherrschen. Wie gesagt, es ist nur eine Bitte, vermeidet vielleicht Mißverständnisse.

Ich teile Deine Abneigung gegen solche Abkürzungen, verwende sie selbst auch nicht. Aber sie haben sich durchgesetzt und sind in diesem Medium üblich. Deshalb finde ich es verletzend, im Zusammenhang damit das Wort Unterschichten-Vokabular zu verwenden.

So? Hat sich das durchgesetzt? Wo denn bzw. bei wem?

Hier habe ich so etwas bisher so gut wie noch nie gelesen.

Und habe das im allgemeinen hohe Niveau immer als angenehm empfunden.

Ansonsten bleibt jedem freigestell, sich in dieser Banal-Form auszudrücken. Das muß letztendlich jeder selbst wissen.

Die Bemerkung "leicht absonderlichen Namen Deiner Bleisetzerei, sondern auch hier im Forum. Was soll das? Im Usenet nennt man sowas »trollen«." verbitte ich mir. Es ist eine Beleidigung, die ich nicht hinnehmen muß. Ich weiß nicht, was ein "Troll" ist, Deine Usenet-Regeln, aufgestellt von semiprofessionellen Chattern und Internet-Begeisterten, sehe ich nicht zwangsläufig als sinnvolle Vorgaben an.

Das verstehe ich nicht. Du schreibst, Du weißt nicht, was ein Troll ist. Wie kannst Du das dann für eine Beleidigung halten? Und "seine" Usenet-Regeln sind keineswegs seine, die Regeln hat auch nicht einfach irgendjemand aufgestellt, die Regeln haben sich durchgesetzt, weil sie für sinnvoll gehalten werden.

Eigentlich mußt Du das auch nicht zwangsläufig verstehen, oder? Du bist weder Verursacher, noch Betroffener. Aber zur Erläuterung: Mein Kommentar bezog sich auf den Teil des Zitates, den Du weggelassen hast. Absicht? "Du willst provozieren, nicht nur mit dem leicht absonderlichen Namen Deiner Bleisetzerei, sondern auch hier im Forum." Diese Unterstellung empfinde ich als beleidigend.

Rückfrage: "Druckingenieur & Säzzer" - ist die bewuß falsche Schreibweise eine Provokation? Wessen? Mit welchem Sinn gebrauchst Du einen solch "leicht absonderlichen Namen"? Warum provozierst Du mich mit einer solchen Bemerkung?

Die Schreibweise "Säzzer" wurde früher beispielsweise in der taz vom Setzer verwendet, der gerne mal eigene Kommentare in die Texte eingestreut hat. Ich wäre übrigens nicht auf die Idee gekommen, daß Du damit provoziert werden solltest.

Ach, das ist doch kalter Kaffee. Ich habe Ende der 80er Jahre ein größeres Zeitungsprojekt bei der TAZ, Berlin als Technischer Projektleiter für die SPD durchgeführt und kenne den Laden von innen.

Auch hier zitierst Du wieder nur Teile, reißt aus dem Zusammenhang. Hier mein vollständiges Zitat: "Rückfrage: "Druckingenieur & Säzzer" - ist die bewuß falsche Schreibweise eine Provokation? Wessen? Mit welchem Sinn gebrauchst Du einen solch "leicht absonderlichen Namen"?" Mit dieser Formulierung habe ich darauf hingewiesen, daß man nicht als "absonderlich" werten sollte, sofern man selbst einen bewußt absonderlichen Stil pflegt.

Das ist auch im Gesamtzusammenhang meiner Erwiderung eindeutig herauszulesen.

Wie ich lese, bist oder warst Du "Dozent für Typographie an einer Graphikschule"? Ist das Deine Art, Deinen Argumenten Gewicht zu verleihen? [...] Für postpubertäre Internet-Fetzereien stehe ich nicht zur Verfügung.

Damit bist Du aber ein bißchen unter der Gürtellinie.[/quote:1mmlf2kh]

Nein, das ist nicht "unter der Gürtellinie". Wie eigenartig, daß Du das so siehst: Wenn ein Lehrender argumentativ zum Stilmittel der persönlichen Angriffe greift, dann frage ich mich - und dann ihn - ob er diesen Stil auch seinen Schülern gegenüber pflegt. Ich halte einen solchen Stil bei einem Dozenten für nicht angebracht.

"Laser", der Dozent an der Graphikschule, würde jetzt vielleicht schreiben: IMHO habe ich nachgewiesen, daß Du falsch zitierst. ACK?

Ich dagegen wünsche abschließend einfach nur einen angenehmen Abend.

Georg

Geschrieben

Als ich die ersten Bleisatz-Schriftschnitte der National und der Tannenberg hereinbekam, wußte ich, was ich da auf der Arbeitsplatte liegen hatte. Und war auch eine kurze Zeit unsicher, ob und wenn, wie ich diese Schriften anbieten soll.

Meine Unsicherheit war unbegründet:

Die Schriften sind wirklich genau so häufig gefragt wie andere Gebrochene Schriften. Der höhere Preis wird akzeptiert. Die Käufer sind keinesfalls Leute, die eine "Nazi-Schrift" kaufen wollen, also dabei einen (seltsamen) Reiz empfinden.

Diese Laien sehen keine Nazi-Schrift. Sie sehen eine Gotische Schrift, nicht mehr, nicht weniger. Es gibt durchaus immer einmal wieder Anfragen nach Buchdruck-Klischees mit Nazi-Symbolen, aber noch nie hat jemand nach einer "Nazi-Schrift" gefragt.

Ich meine, man kann nicht sagen, daß diese Schriften im damaligen Umfeld als nationalsozialistisch angesehen wurden und man sie deshalb heute wegen der möglichen Gefahr einer ähnlichen Assoziation meiden sollte.

Adolf Hitler war Vegetarier, liebte Schäferhunde und bevorzugte Antiqua-Schriften. Niemand kommt auf die Idee, aus diesem Grund Vegetarier zu diskreditieren, Schäferhund-Züchtungen zu verbieten und Antiqua-Schriften zu meiden.

Wir Deutsche sind groß im vorauseilenden Gehorsam. Was könnte das Ausland denken, wenn wir solche Schriften verwenden? Im Ausland denken die meisten Menschen nicht sonderlich gut von "Den Deutschen". Ich bin acht Jahre lang weltweit beruflich gereist. Diese Erfahrung habe ich überall gemacht. Welche Schriften wir dabei benutzen, ist den Leuten völlig schnurz. Viel wichtiger ist es, ihnen vorzuleben, daß wir Deutsche mit der Nazi-Zeit verantwortungsvoll umgehen. Und das können wir ganz unverkrampft und müssen nicht laufend Asche auf unsere Häupter streuen.

Georg

Geschrieben

auch wenns mich in den fingern juckt verkneife ich mir einen kommentar zu internet-abkürzungen, nettiquette und so weiter.

---------------------

Adolf Hitler war Vegetarier

als vegetarier muss ich aber kurz eingreifen:

Tatsächlich hat der Diktator zumindest nach 1930 kaum noch Fleisch gegessen. Das hatte wohl vor allem mit seinen chronischen Verdauungsbeschwerden zu tun. [...] Müsli und Rohkost waren seine Hauptnahrung. Auch wenn andere Quellen von dem einen oder anderen Würstchen oder Täubchen berichten, kann man wohl sagen, dass Hitler sich vegetarisch ernährte.

[...]

Die andere Frage ist, ob diese Ernährung neben den praktischen Gründen auch einen weltanschaulichen Hintergrund hatte. Der Hitler-Biograf Robert Payne hält das Bild vom vegetarischen, nicht rauchenden und auch sonst asketisch lebenden Führer für ein Propagandakonstrukt, das vor allem von Goebbels gepflegt wurde.

[...]

vorallem aber, deine aussage unterstützend, ein zitat von peter singer: "Die Tatsache, dass Hitler eine Nase hatte, bedeutet ja auch nicht, dass wir uns die Nase abschneiden müssen."

quelle: http://www.zeit.de/archiv/2001/17/200117_stimmts_.xml

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ich bin 20 und erst noch schweizer, und aus dieser perspektive muss ich klar sagen dass ich nicht im geringsten ein interesse an einer wiederverbreitung von gebrochenen schriften habe.

die schriften sind für mich schwer lesbar (vorallem mit dem langen s) und stehen, selbst wenn ich ihre geschichte relativ gut kenne, neben der nazi-verbindung vorallem für folkloristische berghütten-romantik.

also: für gaststätten, bierhallen und historische sachen ok, für fast alles andere veraltet und nicht sinnvoll zu gebrauchen - abgesehen vom künstlerischen einsatz, der sicher auch in zukunft möglich sein soll. (im sinne von: mit dem was die allgemeinheit in diesen schriften sieht zu spielen oder zu hinterfragen oder ähnliches)

Geschrieben

"während man Robert Walser doch lieber in einer gemütlichen Bembo lesen mag"

Wobei man, je nach Standpunkt, auch argumentieren könnte, daß sich - aufgrund der beschriebenen Auffassung einer politischen Schrift - Walser in den letzten Jahren dem möglichen Einsatz einer Tannenberg durchaus zu nähern schien.

Tannenberg - "penetrant nationalgedenktuerischen Namen"

Diese Formulierung ist das Ergebnis der von mir erwähnten Re-Education, hier in der Ostbock-Variante.

Wie weit muß ein Deutscher in der Geschichte zurückgehen, um nicht in den Ruch der Verwendung "penetrant nationalgedenktuerischen Namen"s zu kommen, sondern ein schlichtes historisches Datum einer wichtigen Schlacht? Gar nie?

<Glosse>

Ich möchte anregen, daß alle Teilnehmer an dieser Diskussion einen gemeinsamen Leserbrief an Gruner+Jahr, das neue Geo Epoche betreffend, schreiben und darauf hinweisen, daß die im aktuellen Heft wiederhole (sic) erwähnte Nennung der diversen historischen Stätten und Schlachten (u.a. gegen die Preußen) den Tatbestand der "penetrant nationalgedenktuerischen Namen" erfüllt. <Glosse>

Das letztgenannte Beispiel, weil das genannte Heft top-aktuell ist.

Georg

Georg

Geschrieben
"während man Robert Walser doch lieber in einer gemütlichen Bembo lesen mag …Wobei man, je nach Standpunkt, auch argumentieren könnte, daß sich - aufgrund der beschriebenen Auffassung einer politischen Schrift - Walser in den letzten Jahren dem möglichen Einsatz einer Tannenberg durchaus zu nähern schien.

Autsch! Bitte nicht den großen Schweizer Autor Robert mit Martin Walser verwechseln.

Geschrieben
"während man Robert Walser doch lieber in einer gemütlichen Bembo lesen mag …Wobei man, je nach Standpunkt, auch argumentieren könnte, daß sich - aufgrund der beschriebenen Auffassung einer politischen Schrift - Walser in den letzten Jahren dem möglichen Einsatz einer Tannenberg durchaus zu nähern schien.

Autsch! Bitte nicht den großen Schweizer Autor Robert mit Martin Walser verwechseln.

Oh ja, wie peinlich, tut mir leid.

Zu früh für mich, habe ich falsch gelesen und fehl-interpretiert.

Georg

Geschrieben
Klarstellung, auch wenn's Wiederholung ist: Tannenberg als Name, 1934 vergeben, bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit nach (im Kontext der anderen Schaftstiefel-Grotesk-Namen) nicht auf historisches Ereignis, sondern auf geistiges Umfeld: 1934, Staatsbegräbnis Hindenburgs ("Held von Tannenberg") am Tannenberg-Denkmal. Und es wurde auch keine Zierschrift so benannt, sondern eine bestimmte Abformung der Gotischen (wie es sie in der Gotik nicht gab). Es ist nicht hilfreich, Kontexte aufzulösen.

Einen Rückschluß nun auf eine spätere Interpretation zu reduzieren und diese so praktisch losgelöst aus dem historischen Zusammenhang zu werten, halte ich eher für Sophisterei.

Eine "Klarstellung" wird doch in der Aussage nicht gewichtiger bzw. es erhöht ihren allgemeinen Wahrheitsgehalt doch nicht, nur weil diese Interpretation wiederholt formuliert wird.

Georg

Geschrieben

Hmm, dazu möchte ich allerdings auch argumentieren.

Tannenberg signifiziert mehrere Orte, u.a. einen in Ostpreussen.

Der deutsche Orden wird hier 1410 von einem polnisch-litauischen Heer erstmals geschlagen – diese Schlacht zählt zu den Gründungsmythen der Polen. Interessanterweise wird die Schlacht im deutschen Sprachraum »bei Tannenberg« benannt (Position der deutschen Ordens vor der Schlacht) und im polnischen Sprachraum »bei Grunwald« (Ende der Kampfhandlungen).

Dann findet im ersten Weltkrieg eine Schlacht der Deutschen gegen die Russen bei Allenstein statt, die von den Deutschen gewonnen wurde. Aus propagandistischen Gründen wurde diese Schlacht zur Tannenberg-Schlacht umbenannt, um zu suggerieren, man habe damit die Schlacht (des deutschen Ordens gegen die Polen!) von 1410 revanchiert. Die fürderhin so genannte Tannenberg-Schlacht wird in der Dolchstoß-Legende verarbeitet, an der sich nach dem verlorenen ersten Weltkrieg manch national gestimmter Deutscher berauschte. Im Rahmen dieser Legende gewann der Begiff Tannenberg seine mythische Dimension.

Welche Interpretation würdest Du vorschlagen, Georg?

Henning

Geschrieben

Mir ist das Fenster, Nationalsozialismus in Deutschland, einfach zu klein, für die 30er Jahre Frakturschriften mit Display-Charakter, deswegen bleibe ich auch stoisch bei der Bezeichnung Werbeschrift.

Interessant fände ich es, wenn heute Schriftgestalter, die aus der Geometric Sans Ecke kommen (Klavika, FF Max, Malmö Sans, Etelka...) Frakturelemente in neue Fonts integrieren würden - was käme dann dabei heraus? Würden wir eine Neuinterpretation der 30er Jahre Frakturschriften erhalten oder wäre da mehr... ich denke ja.

Für das "Historische" und die Gemütlichkeit hat ja Linotype einiges zu bieten...

@Formgebung

Die Idee mit SM war gut, hehe

Geschrieben

Niklaus, ich habe zwar noch mal ein paar Namen in der Wikipedia nachgeschlagen (und Formulierungshilfe bezogen), kenne die Geschichte allerdings sowohl von einem polnischen Kollegen sowie aus dem Schulunterricht so wie von mir dargestellt. Was ist daran falsch?

Henning

Geschrieben

wichtiger als diese namensfragen ist doch erstmal, ob eine wiederbelebung der gebrochenen schriten im alltag überhaupt wünschenswert oder nützlich ist.

natürlich sind diese schriften kulturgut (auch in der schweiz zu einem gewissen teil - ich nehme an die zwingli-bibel z.b. ist auch in fraktur gesetzt), und trotzdem sehe ich keinen sinn darin diese schriften von ihrem (vermeintlichen) historischen schandfleck zu befreien.

vergangenheit ist vergangenheit. ganz abgesehen davon, dass ich gebrochene schriften im mengentext auch extrem unangenehm und viel zu dunkel finde.

Geschrieben

Ich gehe nicht ernsthaft davon aus, daß hier irgend jemand die Gründe diskutieren möchte, die zum "Großen Weltenbrand" führten. Und sicher auch nicht die Gründe, warum Deutschland diesen Krieg verloren hat.

Und statt aus heutiger Sicht zu urteilen und zu interpretieren, sollte man vielleicht einmal lesen, was aus damaliger Sicht zur Tannenberg geschrieben wurde:

(Vorab Entschuldigung für die vielleicht vielen Flüchtigkeitsfehler, ich habe es schnell Zehn-Finger-Blind abgetippt).

Hier eine teilweise Wiedergabe eines Berichtes von Dr. Rudolf Wolf, D.Stempel AG, Frankfurt am Main:

Die ersten Entwürfe der Tannenberg stammen aus dem Jahr 1929. Der Offenbacher Graphiker Erich Meyer, ein "Offenbacher Schreiber" und somit dem Kreise um Rudolf Koch zugehöriger Schriftkünstler, hat die Tannenberg entworfen.

Man merkt dieser Schrift an, daß sie von einer Hand stammt, die durch die Schule Rudolf Kochs geübt ist und gotische und deutsche Schrift schreiben kann. Die Tannenberg ist straff und streng im Aufbau. Ihre knappe Formsprache verbindet sie mit dem Stilwillen der Zeit, macht sie zum Träger neuen Formgefühls. Auch die neue Zeit wird sich nicht einem Romantizismus, wie man ihn in der Wiederindienststellung pseudogotischer Schriften aus den achtziger Jahren des 19.Jahrhunderts sich äußern sieht, hingeben wollen, wenn sie nicht ihrer Grundauffassung untreu werden will. Sie braucht zum Ausdruck der wissensmäßigen Einheit, des Gemeinschaftsempfindens die große, von individuellen Einflüssen freie, allgemeingültige Haltung. Daß die Tannenberg als eine auf dem Boden der Überlieferung erwachsene Schrift wirklich deutsches Wesen versinnbildlicht und als starker Ausdruck neuen deutshcen Formwillens empfunden wird, beweist ihr großer Erfolg und die vielfachen zustimmenden Erklärungen zur Schaffung dieser Schrift. Der österrreichische Graphiker Hanns Wagula, Graz, z.B. schrieb der Firma Stempel aus Anlaß der Herausgabe der Tannenberg: "Vor einiger Zeit sah ich in der 'Gebrauchsgraphik' die Ankündigung Ihrer neuen Schrift, die in ihrer Schichtheit der Form vollendet ist. In ihr ist wirklich deutsches Wesen und Kraft verköfpert, die Klarheit der Form ermöglicht ein rasches Erfassen des Wortes."

Georg

Geschrieben
wichtiger als diese namensfragen ist doch erstmal, ob eine wiederbelebung der gebrochenen schriten im alltag überhaupt wünschenswert oder nützlich ist.

natürlich sind diese schriften kulturgut (auch in der schweiz zu einem gewissen teil - ich nehme an die zwingli-bibel z.b. ist auch in fraktur gesetzt), und trotzdem sehe ich keinen sinn darin diese schriften von ihrem (vermeintlichen) historischen schandfleck zu befreien.

vergangenheit ist vergangenheit. ganz abgesehen davon, dass ich gebrochene schriften im mengentext auch extrem unangenehm und viel zu dunkel finde.

Regelt sich das denn nicht durch Angebot und Nachfrage von selbst?

Wozu hierüber diskutieren?

Gäbe es einen nennenswerten Markt, hätten doch Foundries wie Linotype diese Schriften längst im Programm. Im Umkehrschluß: Hätte es keine Nachfrage gegeben, hätten auch die damaligen Schriftgießereien solche Schriften nicht ins Programm genommen. Bzw. hätten die damaligen Schriftkünstler solche Schriften nicht entworfen.

Man muß das doch immer als Interaktion verstehen.

Georg

Geschrieben

(antwort auf das vorletzte, nicht das letzte post)

na, aber das ist werbung und sowieso extrem dem zeitgeist verfallen - da muss man wohl zuerst mal differenzieren was werbesprüche und was richtige einschätzung war, die auch noch heute gelten könnte.

zum "um was gehts hier eigentlich": hast wohl recht.

Geschrieben
na, aber das ist werbung und sowieso extrem dem zeitgeist verfallen - da muss man wohl zuerst mal differenzieren was werbesprüche und was richtige einschätzung war, die auch noch heute gelten könnte.

Der Ausriss stammt aus einem 10-seitigen Bericht im Format 23 cm x 32 cm und ist Hauptbestandteil eines der damaligen führenden Fachzeitschriften. Er beleuchtet die Schriften der damaligen Zeit. Es handelt sich nicht um einen Werbetext zur Tannenberg.

Georg

Geschrieben

Ein Vorschlag zur Güte: Könnten wir die – spannende – Diskussion nicht eventuell in verschiedene Threads auflösen und dort getrennt weiterführen? Wir reden doch hier, ziemlich durcheinander, von Verschiedenem (das selbstverständlich alles miteinander verhängt ist). Nur mal lose assoziiert:

1. Historisch: Entstehung der ‹problematischen› Schriften des Nationalsozialismus:

– Namensgebung (Hintergründe, Assoziationen)

– Herstellung (Welche Schriftgestalter, welche Firmen waren beteiligt?)

– Formgebung/Anmutung (damals intendierte Anmutung – damalige Wahrnehmung)

– Verwendung (wo wurden sie eingesetzt?)…

2. Heutiger Umgang: Was tun mit diesem Erbe?

– Möglichkeiten und Probleme eines Revivals

– Probleme der Beschreibung / Historisierung (was lesen wir hinein?)…

3. Allgemein: Fraktur / gebrochene Schriften heute?

– Wo und wie sollen gebrochene Schriften heute eingesetzt werden?

– Soll man dabei einen Bogen um die ‹heiklen› Schriften machen?

etc.

Geschrieben
Niklaus, ich habe zwar noch mal ein paar Namen in der Wikipedia nachgeschlagen (und Formulierungshilfe bezogen), kenne die Geschichte allerdings sowohl von einem polnischen Kollegen sowie aus dem Schulunterricht so wie von mir dargestellt. Was ist daran falsch?

Ich habe es so verstanden, Henning, dass Du danach fragtest, auf welche der beiden Schlachten sich der Schriftname bezöge: auf die für die Teutonen desaströse Niederlage von 1410 oder aber auf den mythisch überhöhten Sieg bei Allenstein 1914 – und da schien mir die Antwort auf der Hand zu liegen. Oder habe ich Dich missverstanden?

Geschrieben

Ich bin gegen eine Trennung der Diskussion.

Es spielt alles ineinander, ist nicht trennbar.

"mythisch überhöhten Sieg bei Allenstein 1914"

- Jemand stellt eine Behauptung in dieser Art auf.

- Ein zweiter formuliert diese Behauptung erneut.

Und schon wird die Behauptung zur stillschweigend akzeptierten "Wahrheit", die dann auch bei Gelegenheit zitiert werden darf nach dem Motto "Das haben wir doch längst an früherer Stelle eindeutig geklärt."

So funktioniert das aber nicht.

"mythisch überhöhten Sieg bei Allenstein 1914"

ist nicht richtig. Selbstverständlich brauchen Menschen Symbole. Von Flaggen bis hin zum violetten Halstuch auf dem Katholikentag oder der hübschen Sonnenblume beim Bündnis'90/Grüne.

Und in eben diesem Sinne stellte Tannenberg ganz sicher ein Symbol dar für die "Wehrbereitschaft des deutschen Volkes".

Militärisch gesehen war Tannenberg allerdings tatsächlich eine geniale Leistung. Da mußte nichts "mythisch überhöht" werden. Niemand würde dieselbe Formulierung für die Schlacht bei Waterloo oder die am Teuteburger Wald gebrauchen.

Allerdings habe ich Euer Grundproblem gerade erkannt.

Das ich gern erläutern würde - auf Wunsch. Kurz und knapp.

In nicht mehr als 5 Sätzen.

Georg

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