Bleisetzer Geschrieben Mai 3, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 3, 2006 Wo ist, mit Verlaub, der Widerspruch? Mit "in den 70er Jahren" meinte ich zwischen 1970 und 1975. Nicht das 19. oder gar 18.Jahrhundert. Es freut mich aber aufrichtig, daß im 18.Jahrhundert noch alles seine gute Ordnung hatte. Was die Auszeichnungen in wissenschaftlichen Werken angeht, ist das, glaube ich, ein Sonderfall. Zumindest verstehe ich unter Fließtext im gängigen Sinne etwas anderes. Vielleicht ist die Lösung viel banaler: Ich weiß definitiv durch meine Setzerei-Übernahmen, daß die Setzereien zwischen 1900 und 1914 ganz sicher nicht über viele unterschiedliche Schnitte ein und derselben Schrift verfügten. Die Kriegszeiten kamen. Damit die See-Blockade Deutschlands durch England, die das Reich von sämtlichen Importen abschnitt. Rohstoffe wurden knapp. Da wurde sicher an anderes gedacht als an Schriftenzukauf, der in der Kriegszeit auch aufgrund eben des Rohstoffmangels teurer waren als je zuvor. Die Inflation hatte auch schon begonnen. Also mußte man sich anders behelfen. Gab es die vom Kunden bestellte Gebrochene Schrift nicht in fetter Version, wurde vielleicht eine andere Gebrochene für die Auszeichnung genommen. Ich meine ja nur.. Wir diskutieren hier oft von einem ganz anderen Niveau her. Mehr theoretisch, historisch. Viele (ich zum Beispiel) haben einen sehr großen Respekt vor diesen wunderschönen Schriften. Das mag dazu führen, daß man auch die Anwender der damaligen Zeit automatisch auf dieses theoretische, hohe Niveau zieht. Vielleicht vergißt man, daß es auch damals einen Alltag gab. Daß es gute und schlechte Setzer und Anwender gab. Und reiche und arme Druckereien. Georg
Gast Zainer Geschrieben Mai 3, 2006 Geschrieben Mai 3, 2006 Hier ist ein Beispiel für die Mischung Fraktur/Schwabacher. Es stammt aus dem Zedler (1732-1750), der unter http://www.zedler-lexikon.de vollständig online benutzbar ist. Da ich hauptsächlich mit Büchern des 15. bis 18. Jahrhunderts arbeite, ist mir diese Schriftmischung sehr vertraut.
Poms Geschrieben Mai 3, 2006 Geschrieben Mai 3, 2006 @Zainer Bei dieser Fraktur/Schwabacher-Mischung geht das für meine Sehgewohnheiten (nicht an das Lesen von gebrochenen Schriften gewöhnt) einigermaßen auf. Der Grauwert des Textes hilft und wenn ich mir die schlechte Digitalisierung wegdenke. "Nur" Fraktur Quelle: Das Vaterland - Wochenblatt für luxemburgische National-Literatur (1870) - Auszeichnungen; gesperrt, fett, gesperrt fett http://luxemburgensia.bnl.lu/cgi-bin/lu ... e=1&zoom=3 (Es gibt eine Zoom-Funktion oben links) Grüße
Bleisetzer Geschrieben Mai 3, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 3, 2006 Ich habe mal eine Collage gebaut, die so heißt: Nur.. Fraktur Ja, ja.. ich mein' ja nur.. Georg
Niklaus Geschrieben Mai 3, 2006 Geschrieben Mai 3, 2006 @ Bleisetzer: Das Beispiel von Zainer (Zedler-Lexikon) zeigt ungefähr, was ich meinte. Auch in diesem Gebrauchstext herrscht eine kluge Zuordnung verschiedener Auszeichnungen, die z. T. flexibler ist als heutige Gepflogenheiten.
Niklaus Geschrieben Mai 4, 2006 Geschrieben Mai 4, 2006 Wir diskutieren hier oft von einem ganz anderen Niveau her. Mehr theoretisch, historisch. Viele (ich zum Beispiel) haben einen sehr großen Respekt vor diesen wunderschönen Schriften. Das mag dazu führen, daß man auch die Anwender der damaligen Zeit automatisch auf dieses theoretische, hohe Niveau zieht. Vielleicht vergißt man, daß es auch damals einen Alltag gab. Daß es gute und schlechte Setzer und Anwender gab. Und reiche und arme Druckereien. Das finde ich eine ganz wichtige Bemerkung – die man auch vielen ‹akademischen› Typographen ins Stammbuch schreiben sollte.
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