Welche Gebrochene Schrift ist das wohl?

[Bleisetzer]

Gott grüß die Kunst, Ihr Meister der Digital-Schriften,

kann mir bzw. uns alten Bleisetzern jemand sagen, um welche Gebrochene Schrift es sich hier handeln mag?

Ich dachte zunächst an eine Hamburger Druckschrift von Genzsch & Heyse. Aber die ist es nicht.

Im Laufe der Suche bekam ich den Eindruck, daß diese Schrift:

a) Nach 1926 entstand. Sie steht nicht im Seemann, der wohl umfangreichsten Hilfe für deutsche Bleisatz-Schriften vor 1926, dem Erscheinungsjahr des Buches.

b) Es sich eventuell gar nicht um eine deutsche Schrift handelt. Das E ist nicht typisch in der gezeigten Verbindung zum G und H.

c) Es sich vielleicht sogar - aber hier spekuliere ich nur, ohne Indizien anführen zu können - um eine modifizierte Schrift handelt, also eine Variante einer bestehenden, klassischen Schrift.

Für Tipps und Hilfe wäre ich dankebar.

Ich wünsche Euch aber in jedem Fall ein schönes, sonniges Wochenende.

Georg

[Tholan]

Hast Du da noch mehr zum Anschauen, vergleichen und suchen?

Daß Seeman sie nicht aufgeführt hat, muß nicht heißen, daß es sie nicht vor 1926 gegeben hat. Er schreibt ja, er hat nicht von allen Gießereien Schriftmuster bekommen.

Wenn wir schon beim Thema sind: Den Seemann habe ich vor kurzem in einem amerikanischen Antiquariat gefunden und habe ihn nach zwei Monaten über Land und See für 55 Euro bekommen. Vor kurzem sah ich ihn bei Ebay mit Startpreis 1 Euro. Inzwischen ist er für 102 Euro weggegangen.

Gruß Thomas

[Bleisetzer]

Oh, ich glaube, das ist der, den ich über einen Freund ersteigert habe bei Ebay. Ich konnte nicht mitsteigern, weil der Preis dann sofort nach oben gegangen wäre..

Ist vorn ein handschriftlicher Namenseintrag "Karl Schiede"?

Gut erhaltenes Exemplar.

Ich suche seit 2 Jahren nach dem Buch.

Habe mir in den letzten Monaten immer wieder aushelfen lassen müssen.

Georg

[Tholan]

Ich habe auch schon jahrelang gesucht. Den aus Amerika habe ich natürlich behalten und bei eBay habe ich nicht mitgesteigert, sondern nur beobachtet. Der Käufer war »josef57libri«, wenn Dir das was sagt. Mitgesteigert haben »bostonpress« und »bipdon«.

[Bleisetzer]

Den gebe ich auch nicht mehr her.

Es gibt keine ähnliche, Schriftgießerei-übergreifende Sammlung von Bleisatz-Schriften aus dieser Zeit. Manchmal wünschte ich mir ein anderes Musterwort als immer nur "Hamburg". Aber gut, schon in Ordnung.

Ich nehme ihn jetzt meist für die Vorsuche und verifiziere das Ergebnis dann an der Hauptprobe der gefundenen Schriftgießerei. Die Koralle war die erste, die ich dort gefunden habe. In meiner Hauptprobe von Schelter & Giesecke von 1908 steht sie naturgemäß noch gar nicht drin.

Georg

[RobertMichael]

ich versteh nur seeman?¿

klärt mich mal auf.

fakten, fakten, fakten und an die leser denken! ;)

[Bleisetzer]

Das ist der Seemann.

Ein Handbuch für Schriften. Die hat der Herr Seemann damals von allen existierenden Schriftgießereien, die wollten, eingesammelt - in Form des Wortes "Hamburg". Und dann hat er sie, sortiert nach Gattungen und versehen mit Informationen, gedruckt.

Es zeigt keinen vollständigen Zeichensatz. Und das Wort "Hamburg" verschafft einem nicht einmal eine ausreichende Anmutung für die Schrift. Aber für meine Arbeit, das Klassifizieren, ist er Gold wert.

Georg

[RobertMichael]

ahhh, danke :)