Madeirade Geschrieben Mai 19, 2006 Geschrieben Mai 19, 2006 hallo, kann mir jemand sagen, was im englischen sprachraum das standardwerk zur typografie ist? ich suche das pendant zu forssmann/de jong detailtypografie. letztens schrieb jemand, felici wäre es. ich finde das buch aber nicht so toll! hat jemand einen anderen tipp? danke! doreen
Tetratoon Geschrieben Mai 19, 2006 Geschrieben Mai 19, 2006 Ich weiss nicht ob es das Pendant ist, aber ich finde den Bringhurst sehr informativ und hilfreich The Elements of Typographic Style von Robert Bringhurst bei Amazon lg gerhard
Niklaus Geschrieben Mai 19, 2006 Geschrieben Mai 19, 2006 Mein vielleicht etwas ungewöhnlicher Vorschlag: Oxford Style Manual. Kommt Forssmann wahrscheinlich im Umfang am Nächstens – obwohl es auf den ersten Blick gar nicht um Typographie geht.
Formgebung Geschrieben Mai 19, 2006 Geschrieben Mai 19, 2006 Eindeutig: The Elements of Typographic Style von Robert Bringhurst Robert Bringhurst ist auch sprachlich ein Ass. Seine Sprache (Bringhurst hat neben Elements auch einen Haufen Gedichtbände geschrieben!) ist für den Kenner der englischen Sprache echter Lesegenuss. Aber ich werde mal ein Auge auf den Oxford werfen ...
Niklaus Geschrieben Mai 24, 2006 Geschrieben Mai 24, 2006 Robert Bringhurst ist auch sprachlich ein Ass. Seine Sprache (Bringhurst hat neben Elements auch einen Haufen Gedichtbände geschrieben!) ist für den Kenner der englischen Sprache echter Lesegenuss. Aber ich werde mal ein Auge auf den Oxford werfen ... Ich stehe mit dieser Meinung allein auf ganz weiter Flur, ich weiß. Dass das Buch von Bringhurst wunderschön gemacht ist, daran zweifelt niemand. Dass die Gestaltung eine reine Freude ist, möchte wohl keiner bestreiten. Inhaltlich habe ich etwas Mühe mit der Mischung, die da besteht aus: ‹Goldenen Regeln› zur Typographie, einer sehr diskutablen, m. E. kaum brauchbaren Vorschlag zur Klassifikation von Schriften, kurzen Exkursen zum Goldenen Schnitt etc., einem raschen Überblick über Schriften und ihre Gestalter ohne größeren Informationswert – vor allem aber viel Fachgeplänkel über z. B. Akzente in Hindi, Ausnahmen bei tschechischen Schreibweisen, Möglichkeiten des Bindestrichs im Russischen sowie Allgemeinplätzen zur Geschichte des chinesischen, japanischen etc. Alphabets. Irgendwie ist das Buch weder ein Nachschlagewerk wie Forssmann/De Jong noch ist es eine ordentliche Schriftgeschichte noch eine seriöse Abhandlung zur Typographie, sondern ein bisschen von allem. Daraus wird eine wohl gestaltete Einladung in dieses Gebiet, wahrscheinlich die beste auf Englisch, aber kein irgendwie mit «Detailtypo» vergleichbares Werk. Den Stil von Bringhurst empfinde ich, ganz im Gegensatz zu Henning, zwar als gepflegt und bestens informiert; manchmal erscheint er aber eher als etwas merkwürdige Mischung aus Fachjargon und trivialen Allgemeinplätzen, die zudem noch als ‹Regeln› verpackt werden. (Ich habe das Buch nicht gerade zur Hand, kann aber Beispiele gerne nachliefern.) Ich werfe deshalb einmal kühn Alex White’s Thinking in Type als Gegenvorschlag in die Runde, wohlwissend, dass mich die ‹Bringhurstianer› lynchen werden: eine witzige, komprimierte, sehr dichte Einführung (die es, selbstredend, keinesfalls mit Forssmann, dafür aber mit Bringhurst aufnehmen kann).
Niklaus Geschrieben Mai 24, 2006 Geschrieben Mai 24, 2006 Robert Bringhurst ist auch sprachlich ein Ass. Seine Sprache (Bringhurst hat neben Elements auch einen Haufen Gedichtbände geschrieben!) ist für den Kenner der englischen Sprache echter Lesegenuss. Ein Beispiel, was ich mit ‹gediegen vorgebrachten Plattitüden› meine (Bringhurst, S. 142): «Every alphabet is a culture. Every culture has its own version of history and its own accumulation of tradition … [Wer hätte das gedacht?]. The Arabic, Armenian, Burmese, Cherokee, Cyrillic, Devanagri, Georgian, Greek, Gujarati, Hebrew, Japanese, Korean, Malayalam, Tamil and Telugu alphabets [wer kennt noch eins?] have other histories of their own, in some case every bit as intricate and long as – or longer than – the history of Latin letterforms. So, of course, has the logographic script of Chinese.» Oder (S. 134): «Painters in the twentieth century rediscovered the physical and sensory pleasures of painting as an act, and the pleasures of making organic instead of mechanical forms [?!]. Designers of type during those years [the twentieth century?] were equally busy rediscovering the pleasures of writing letterforms rather than drawing them.» Klingt vielleicht gut – sagt aber im Grunde: nichts.
Bleisetzer Geschrieben Mai 24, 2006 Geschrieben Mai 24, 2006 Stephenson, Blake & Co., Sheffield Das ist übrigens die Schriftgießerei in England gewesen. Ich besitze kein Exemplar deren Hauptprobe, aber sie ist in jedem Fall bemerkenswert. http://cgi.zvab.com/SESSz21037122521114 ... ld&days=-- Georg
Madeirade Geschrieben Mai 24, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 24, 2006 bringhurst hilft mir für meine zwecke nicht viel weiter, außerdem stimme ich niklaus bei seiner argumentation voll zu. mich hat das buch auch ziemlich genervt. ich bin aber kein typograf oder designer - soviel zu meiner verteidigung Thinking in Type ist schon besser, entspricht aber (was meine zwecke betrifft) dem felici. (ich mache übrigens was terminologisches zur typografie.) schade also, dass es keinen englischen forssman oder de jong gibt! schönen vatertag an alle väter! d
Formgebung Geschrieben Mai 26, 2006 Geschrieben Mai 26, 2006 Naaaa Niklaus, wohl kinderloser Single, was? Man darf mich gern duzen. Ich handhabe das umgekehrt – ich lade Mitmenschen bei Bedarf ein, mich zu siezen ... :D Ich habe meinen Vatertag genossen, danke Madeirade! Ich fasse also Madeirades Kenntnisstand zusammen: Felici= nicht so toll Bringhurst=nervt Bei der ursprünglichen Frage »Standardwerk der englischen Typografie« fiel mir noch Tracys Letters Of Credit ein. Das Buch passt aber auch nicht zum eingrenzenden Kriterium »pendant zu forssmann/de jong detailtypografie«. Außerdem pflegt Tracy ebenfalls den lockeren Plaudertonfall Bringhursts und würde vermutlich von Euch daher das Etikett »quält« oder ähnliches verpasst bekommen. Tja, es gibt keinen englischen Forssman/de Jong. Da hilft dann nur alles lesen und die restlichen Fragen in Foren beantworten lassen. Deutsch-Englische Typo-Terminologie hab ich allerdings schon im Internet gesehen und in Print gibt es ebenfalls ein Fachwörterbuch (dessen Name mir gerade nicht einfällt). Viele Begriffe sind dort bereits zu finden. So, nun noch mal im Detail zu Niklaus: Den Stil von Bringhurst empfinde ich, ganz im Gegensatz zu Henning, zwar als gepflegt und bestens informiert; Da haben wir also gar keinen Gegensatz ... merkwürdige Mischung aus Fachjargon und ... Genau, er »erzählt« Typografie – ich finds charmant, wobei ich » ... trivialen Allgemeinplätzen, die zudem noch als ›Regeln‹ verpackt werden.« als einen tautologischen Pleonasmus empfinde, der zudem noch doppelt gemoppelt ist. :D Zu Deinen Beispielen: Ich weiß im Augenblick mit Deiner Definition von nichts im Zusammenhang mit sagt aber im Grunde nichts nichts anzufangen (hier ist nichts tatsächlich mit NULL gleichzusetzen). Wer hätte das gedacht? Es gibt viele, die sich schon als Avantgarde verstehen, weil sie überhaupt keine Ahnung haben (Georg, nochmals Dank für diesen tollen Satz!). Schön, dass Du nicht dabei bist. wer kennt noch eins? Soll ich? OK, das Beispiel von Seite 134 wirkt etwas müde. Allerdings kann ich erneut mit Deinen Fragezeichen und Kursivstellungen nichts anfangen. Ich denke, dass Du weisst, was Bringhurst da meint, oder? Also? Vielleicht sollten wir kurz darüber sprechen, was ein Standardwerk ist. In meinen Augen ist ein Standardwerk eines, das man auf jeden Fall gelesen haben sollte, wenn man im betreffenden Bereich arbeitet. Das trifft auf den Bringhurst eindeutig zu – zumal es einen Forssman/de Jong im englischsprachigen Raum nicht gibt. Ebenso gilt das für die anderen genannten Bücher (zum Oxford muss ich mir noch eine Meinung bilden). Was aus Bringhurst spricht, ist ein liebevolles Werben um Toleranz gegenüber anderen Schreibsystemen und typohistorischen Entwicklungen und Eigenheiten. Und das Buch richtet sich auch an Einsteiger in dieses Thema, an völlig typofremde gar. Wie sollte man anders herangehen, als durch lockeres Mischen von Fachbegriffen und allgemeinen Regeln. Eine etwas poetischere Sprache gleich als gediegene Plattitüden zu qualifizieren (= diplomatische Umschreibung für Kitsch), mag ich nicht so akzeptieren. Verglichen mit der deutschen sind alle anderen Kulturen wesentlich pathetischer. Die wollen ganz sicher nicht an unserem Wesen genesen In diesem Sinne steht Bringhurst für eine wohltuend demütige Haltung gegenüber der enormen kulturellen Artenvielfalt der Welt. Schön nachzulesen in der jüngsten Auflage in seinem Erratum zur kyrillischen Typografie. Madeirade, es würde der wissenschaftlichen Credibility zweifellos aufhelfen, wenn Begriffe wie »nervt« oder »besser« ein wenig behutsamer eingesetzt wären. Nur weil Bücher nicht im Recherchekorridor liegen oder der Schreibstil nicht gefällt, sind sie nicht schlecht. An den Arbeitsergebnissen wäre ich durchaus interessiert! Henning
Niklaus Geschrieben Mai 26, 2006 Geschrieben Mai 26, 2006 Ich würde Bringhurst ja auch an erster Stelle oder ganz zuoberst auf der Liste empfehlen, nicht zuletzt aus den von Dir genannten Gründen. Meine persönliche Leseerfahrung ändert sich damit nicht – und gerade die Stelle S. 134 ist für mich noch immer ein gutes Beispiel für einen Allgemeinplatz, der in seiner Pauschalität ‹nichts›, das heißt nichts Konkretes sagt (die Kursivierung ist von Bringhurst, nicht von mir). Und ja: Insgesamt empfinde ich das Buch weniger als ‹poetisch› oder ‹pathetisch› denn als arg ‹preachy›, nicht trotz, sondern gerade wegen des ostentativen weltumschließenden Verständnisses für die ‹kulturelle Artenvielfalt›. Verglichen mit der deutschen sind alle anderen Kulturen wesentlich pathetischer. Die wollen ganz sicher nicht an unserem Wesen genesen In diesem Sinne steht Bringhurst für eine wohltuend demütige Haltung gegenüber der enormen kulturellen Artenvielfalt der Welt. Ob zum Beispiel der Kanadier (Bringhurst) an sich «wesentlich pathetischer» ist als der Deutsche, möchte ich doch etwas bezweifeln … Vielleicht gibt es in Deutschland ja aber tatsächlich so etwas wie eine akademische Tradition, die einen Maßstab an Gründlichkeit und Ausführlichkeit gesetzt hat, den es in anderen Ländern so nicht gibt. Im besten Fall wird ein Forssmann daraus, im schlechten Fall üble akademische Trockenheit, die man den Deutschen – meist, aber nicht immer zu Unrecht – gerade in England gerne nachsagt. Ich habe lange in England gelebt, kann also von den wechselseitigen Stereotypen ein Liedchen singen.
Formgebung Geschrieben Mai 26, 2006 Geschrieben Mai 26, 2006 Naja, ob zum Beispiel der Kanadier (Bringhurst) an sich «wesentlich pathetischer» als der Deutsche, möchte ich doch etwas bezweifeln … Himmel, schon wieder gleitet Dir das Argument aus der Hand! Da bleibt mir nix anderes übrig, als es auf den Arm zu nehmen ... Doch, pathetischer ist Bringhurst sicherlich. Du möchtest eventuell daran zweifeln, ob andere Kulturen grundsätzlich pathetischer miteinander umgehen als die deutsche? Das wäre erfolgver- sprechend, weil ich dafür kaum Belege beibringen kann (ein, max. zwei entsprechende Literaturzitate, insgesamt also sehr dünn). Wissenschaftliche Tradition gibt es in anderen Ländern auch und sie wird auch dort mit Zähnen und Klauen verteidigt. In anderen Ländern können Wissenschaftler jedoch auch mal locker/empathisch/ pathetisch/emotional/witzig plaudern, ohne gleich Gefahr zu laufen als populär (in Deutschland DER Kampfbegriff schlechthin) bepöbelt zu werden. Ich kenne auch sturztrockene wissenschaftliche Texte aus englischsprachigen Ländern – auf dieser Seite der Skala besteht keinerlei Unterschied. Ich kenne allerdings keinen Richterspruch in Deutschland, in dem sich ein geheimer Code zum Spaß versteckt wurde, wie in dem Dan-Brown-Da-Vinci-Code-Urteil jüngst. Am anderen Ende der Skala vermerke ich also einen großen Unterschied. »Nichts Konkretes« will ich so nicht stehen lassen. Da steht – in meinen Worten – dass Kunstschaffende zunächst ganz wuschig waren von der Aussicht, immer geometrischere, mechanistischere, futuristischere Schriften zu entwerfen (die Kunst, die Typografie, die Architektur, die Musik gehen Hand in Hand ins Industriezeitalter), dann jedoch zunehmend begannen, weniger den industriellen Charakter, sondern wieder verstärkt das sensorische Erlebnis in den Mittelpunkt zu stellen, sich wieder auf handgemachte und organische Formen zu besinnen. Ich gebe Dir recht, darüber ließe sich mühelos ein ganzes Buch schreiben und in der Pauschalität ist es auch nicht richtig. Es gab bis weit ins 20te Jahrhundert Konventionalisten, die den modischen Run aufs industrielle Entwerfen nicht mitgemacht haben, wiewohl es auch nach dem SEHR prägenden zweiten Weltkrieg Apologeten des industriellen Gestalten gab. Aber eben auch diese Schreibschriften überall. Einig sind wir uns, dass uns ein Buch wie »Detailtypografie« im englischsprachigen Raum nicht bekannt ist und dass alle im englisch- sprachigen Raum wesentlichen Bücher zur Schriftverwendung in diesem Thread schon stehen und dass der Bringhurst – auch wenn sein Schreibstil nicht jeden glücklich macht – in dieser Liste weit oben stehen muss.
Formgebung Geschrieben Mai 26, 2006 Geschrieben Mai 26, 2006 Achja, ich sollte anmerken, dass ich mit Freude eine zunehmende »Verwissenschaftlichung« von Design und Typografie vermerke. Meiner Art, mit Branchenphenomena umzugehen, kommt dieser Trend sehr entgegen. In diesem Sinne ist mir eine »Detailtypografie« sehr recht. Andererseits haben wir es mit Kulturwissenschaften zu tun. Das heißt: alles dreht sich, alles bewegt sich, alles ist veränderlich. Naturwissenschaftler rümpfen angesichts der Abwesenheit ewiger Wahrheiten die Nase. In diesem Sinne ist mir ein Buch wie Bringhursts Elements sehr recht – denn es vermittelt eine Haltung, die ich als sehr positiv und als langfristig tragfähig ansehe. Selbst wenn die gestalterischen Vorlieben wechseln. Henning PS: Hoppsa Niklaus, Du schreibst da oben munter weiter ... preachy = priesterlich – das ist für mich pathetisch. Beim »weltumschließenden Verständnis« sind wir uns dann eben nicht einig, mir ists ein wichtiges Ziel, Dir nicht.
Niklaus Geschrieben Mai 26, 2006 Geschrieben Mai 26, 2006 Ich glaube, grundsätzlich sind wir ja einigermaßen einig. Vielleicht sollten wir jedoch nicht einfach so pauschal von ‹englischsprachig› reden: Zwischen der amerikanischen (kanadischen) und der britischen Typographie-Kultur sind Welten (deshalb verstehe ich auch nicht, wie Du das lakonische, ur-britische understatement von Walter Tracy neben Bringhursts ‹locker-poetisch-pathetischen Plauderton› stellst). Für mich sind das zwei grundverschiedene Register. Was Du in Bezug auf B.s Stil ‹pathetisch› nennst, glaube ich zu verstehen (wiewohl der Ausdruck gefährlich nahe bei ‹pathetic› ist :wink: ). Dass aber Bringhurst, als Kanadier, gleichsam automatisch ‹pathetischer› schriebe als ein Deutscher, scheint mir fraglich (sind z. B. Willberg, Spiekermann oder Forssmann nicht auch locker, witzig und unangestrengt?). Oder was meinst Du genau damit, dass andere Kulturen «pathetischer miteinander umgehen» als die Deutschen? Frage ganz ernsthaft und interessiert – als Nicht-Deutscher – nach.
Nike Geschrieben Mai 26, 2006 Geschrieben Mai 26, 2006 Stephenson, Blake & Co., SheffieldDas ist übrigens die Schriftgießerei in England gewesen. Ich besitze kein Exemplar deren Hauptprobe, aber sie ist in jedem Fall bemerkenswert. btw: ich hab eines ;) http://www.flickr.com/photos/17208860@N00/sets/690970/
Formgebung Geschrieben Mai 26, 2006 Geschrieben Mai 26, 2006 Zwischen der US-amerikanischen, kanadischen, britischen und australischen Kultur liegen Welten. Yep, sehe ich auch so, nicht nur in der Typografie. Point taken. Aber: Das lakonische, ur-britische understatement von Walter Tracy neben Bringhursts ‹locker-poetisch- pathetischen Plauderton ist beides meilenweit vom urdeutschen Bierernst entfernt, jedes auf seine Weise. nahe bei ‹pathetic› Ah, ein Freund – wir verstehen uns Sind z. B. Willberg, Spiekermann oder Forssmann nicht auch locker, witzig und unangestrengt? Ja, und so soll das auch weitergehen, bitte, wenns nach mir geht. Das ist schon ein kleiner Drahtseilakt – wissenschaftliche Akkuratesse mit quasi-literarischen Fähigkeiten zu verbinden. Dazu muss der Autor wissenschaftlich sehr sattelfest sein. Wenn man Bringhursts Weltbild kritisieren kann, kann man es bei Spiekermann auch. Zum Beispiel so: »Immer dieser Hang zum demagogisch-polemischen Übergriff, kann der nicht mal den lieben Gott einen guten Mann sein lassen?« Das ändert nichts daran, dass seine Bücher in der Sache richtig sind. Hurra, es gibt Menschen mit Persönlichkeit! Nicht immer meine, aber besser als keine! Henning
Niklaus Geschrieben Mai 27, 2006 Geschrieben Mai 27, 2006 Ich habe Spiekermann nur deshalb genannt, weil er für mich ein Beispiel für einen lockeren Plauderstil ist, nicht weil er mir persönlich gefiele – im Gegenteil. Und weil ich noch immer nicht einsehen will, dass die Deutschen in ihren Publikationen generell weniger ‹pathetisch› (finden wir noch ein besseres Wort?) bzw. dröger und bierernster seien als andere Länder. Auch glaube ich nicht, dass eine Tendenz zur ‹Verwissenschaftlichung› der Typographie bestünde, sondern dass im Gegenteil in Deutschland, wie gesagt, generell ein hoher Maßstab an Wissenschaftlichkeit und Gründlichkeit gesetzt worden ist, den man noch immer als Ideal einzuhalten, aber stilistisch aufzulockern versucht. Mit Nationalcharakteren ist das so eine Sache: Ich bin gebürtiger Italiener, und denen sagt man ja allerhand an Eigentümlichkeiten nach – die Wissenschaftstradition aber ist so etwas von bierernst und dröge, dass man da überhaupt nicht vom einen auf das andere schließen könnte.
Aleko Nedjalkow Geschrieben Mai 28, 2006 Geschrieben Mai 28, 2006 Auch gut: "Finer Points in the Spacing and Arrangement of Type", Geoffrey Dowding
Niklaus Geschrieben Juni 5, 2006 Geschrieben Juni 5, 2006 Auf typophile.com hat man sich auf dieses Dreierpack der maßgeblichen englischen Standardwerke geeinigt: Robert Brinhurst, The Elements of Typographic Style Alexander Lawson, Anatomy of a Typeface Walter Tracy, Letters of Credit Die Frage nach einem Praxishandbuch im Stil von Forssmann jedoch bleibt.
Sebastian Nagel Geschrieben Juni 5, 2006 Geschrieben Juni 5, 2006 Auf typophile.com hat man sich auf dieses Dreierpack der maßgeblichen englischen Standardwerke geeinigt:Robert Brinhurst, The Elements of Typographic Style Alexander Lawson, Anatomy of a Typeface Walter Tracy, Letters of Credit Die Frage nach einem Praxishandbuch im Stil von Forssmann jedoch bleibt. Wobei diese ja, wie auch gesagt, nicht der Weisheit letzter Schluss sind (das ist natürlich auch ein Detailtypografie nicht). Bringhurst hatten wir ja schon. Lawson ist eher eine gute Beschreibung verschiedener Schriften, vergleichbar mit Max Caflischs Schriftanalysen. und Tracy tendiert in Richtung Schriftgestaltung an sich, ein sehr nützliches Buch für diesen Zweck, aber für Typografie an sich... auch nicht wirklich. OT: Gibt es zu Lawsons Buch eigentlich auch eine "schöne" Ausgabe jenseits der ekligen Paperback-Ausgabe die ich besitze?
Niklaus Geschrieben Juni 5, 2006 Geschrieben Juni 5, 2006 OT: Gibt es zu Lawsons Buch eigentlich auch eine "schöne" Ausgabe jenseits der ekligen Paperback-Ausgabe die ich besitze? Ja, ich habe die hardcopy – auch keine Augenweide allerdings (braun wie eine deutsche Polizistenhose)
FlorianG Geschrieben März 18, 2007 Geschrieben März 18, 2007 Der Thread ist zwar schon etwas älter – ich möchte aber dennoch einen Kandidaten ins Spiel bringen: Mitchells & Wightmans Book Typography.
Nike Geschrieben März 19, 2007 Geschrieben März 19, 2007 Stephenson, Blake & Co., SheffieldDas ist übrigens die Schriftgießerei in England gewesen. Ich besitze kein Exemplar deren Hauptprobe, aber sie ist in jedem Fall bemerkenswert. http://cgi.zvab.com/SESSz21037122521114 ... ld&days=-- Georg ich hab eines: den inhalt findest du hier: http://www.flickr.com/photos/17208860@N00/sets/690970/
RobertMichael Geschrieben März 19, 2007 Geschrieben März 19, 2007 Stephenson, Blake & Co., SheffieldDas ist übrigens die Schriftgießerei in England gewesen. Ich besitze kein Exemplar deren Hauptprobe, aber sie ist in jedem Fall bemerkenswert. btw: ich hab eines ;) http://www.flickr.com/photos/17208860@N00/sets/690970/ ist ja nun gut, bin ja schon neidisch genug ;)
Microboy Geschrieben März 19, 2007 Geschrieben März 19, 2007 hauptproben sind soooooo ... langweilig! einzelmuster rocken! 8)
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