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Beginn der Typografie

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Stimmt das, dass die Typografie mit dem Beginn des Buchdruckes (also mitte des 15. Jhd) entstand? oder war sie auch schon vor dieser zeit von bedeutung?

lg kathi

Ps: Ich hoffe ich nerve nicht mit meinen fragen, wahrscheinlich habt ihr schon mitbekommen dass ich keine expertin in diesem bereich bin. Ich maturiere nämlich in zeichnen und hab typografie als thema und versuch mich halt so gut wie möglich vorzubereiten und zu informieren und denke mir halt dass das hier ein guter weg ist.

Ich hoffe halt das ihr mir weiter Antwort auf meine "tollen" fragen gebt!!! :)

Geschrieben

Darüber gibt es zwei Lehrmeinungen. Eine, die Typografie ganz allgemein als "Art des Schreibens und Denkens" versteht und eine, die sich ganz am Ursprung des Wortes "typos" hält und den wiederholten, mechanischen Abdruck von einer Einzelform versteht.

Es gibt zur letzteren Auffassung ein Artikel von Herbert E. Brekle der im Gutenbergjahrbuch 1997 und auf typeforum.de veröffentlicht wurde.

Das typographische Prinzip

http://www.typeforum.de/news_332.htm

Der Text hat es natürlich in sich, da er sich an ein wissenschaftliches Publikum wendet. - Kurz gesagt, ist Deine Jahreszahl als Hausnummer richtig. Es gab zwar auch schon ältere Beispiele, doch sind sie so selten, daß sich daraus keine allgemeine Verbreitung und Kenntnis/Nutzung der Technologie ableiten läßt.

Geschrieben

Das »grafie« in Typografie bedeutet soviel wie ritzen, malen oder schreiben. Schon da sieht man, dass es nicht erst mit der Druckkunst entstanden sein kann.

Man könnte sogar sagen, sie hatte vor der Druckkunst eine noch viel größere Bedeutung, da sie noch nicht von der Drucktechnik restriktiert war.

Ralf

Geschrieben
Das »grafie« in Typografie bedeutet soviel wie ritzen, malen oder schreiben. Schon da sieht man, dass es nicht erst mit der Druckkunst entstanden sein kann.

Mit derselben Logik: «Scientology» besteht aus einem lateinischen (scientia) und einem griechischen (logos) Wort – also muss es schon in der Antike Scientologen gegeben haben?

Man sollte doch die Sache von der Begriffsgeschichte trennen: Geschriebene, gemalte, geritzte Schrift gab es selbstverständlich in der Antike; der Begriff jedoch ist eine relativ neue Prägung – das Grimmsche Wörterbuch (1854ff.) kennt den Ausdruck noch nicht! –; insofern ‹beweist› die Etymologie von ‹graphein› noch nicht besonders viel.

Geschrieben

Oh, hatte oben nicht genau mitgelesen – tut mir leid, mein Kommentar war vorschnell und überflüssig.

Niklaus (kein Scientologe)

Geschrieben

Ächz.

Ich leide immer ein wenig, wenn eine Diskussion in Ihrer

Logik nicht ganz randscharf ist. Es ist also doch ein Nachteil,

dass wir heutzutage für den Zugang zu gehobenen Bildungs-

kreisen weder (Alt-)Griechisch noch Latein lernen müssen ;-).

Die Eingangsfrage:

Stimmt das, dass die Typografie mit dem Beginn des Buchdruckes (also mitte des 15. Jhd) entstand? oder war sie auch schon vor dieser zeit von bedeutung?

TYPOGRAFSKI: typografie heisst nichts anderes als gestalten mit schrift

Nee, denn die Kalligrafie fiele dann ja auch darunter.

Andreass’ These #1:

Typografie ganz allgemein als "Art des Schreibens und Denkens"

Urgh. Woher stammt denn dieser Unfug? Das ist doch eher Literatur oder Philosophie.

Andreass’ These #2: ...die sich am Ursprung des Wortes "typos" hält und den wiederholten, mechanischen Abdruck von einer Einzelform versteht.

Yes. Warum?

Schlussfolgerung aus These zwei: Kann erst mit dem Aufkommen des Drucks mit beweglichen Lettern gegeben haben (also nicht Buchdruck, denn die Drucktechnik gab es schon vorher!!!!!)

Ralf hat zum Wortbestandteil »-grafie« korrekt auf den griechischen Wortstamm hingewiesen.

Hierzu der DUDEN Herkunftswörterbuch 2. Auflage 1989:

Das griech. Adjektiv graphikós „das Schreiben usw. betreffend“ gehört zu dem mit nhd. kerben urverwandten Verb griech. grápheïn* „ritzen, einritzen, schreiben“, das u. a. auch als Bestimmungswort grapho..., Grapho... in Zusammensetzungen wie Graphologe, Graphologie oder als Grundwort ...graph, ...graphie in Zusammensetzungen wie Biograph, Biographie [...] erscheint

* Dieräse als Ausprachehinweis von mir eingefügt.

Dessen Verbindung zur Schrift dürfte aus der alten (hinterasiatischen bis semitischen) Tradition des Ritzens in Tontafeln stammen. Er steckt auch in der Kalligrafie (kalli = grch. schön), die mit (Kunst des) Schönschreibens auch ganz brauchbar übersetzt wäre, aber auch in der Lithografie (Lithos = grch. Stein)**, der Bibliografie (Biblios = grch. Buch) usw.

**Ist es nicht lustig, dass heutzutage manchmal von der Steinlithografie gesprochen wird? :D

Wir sehen also, dass es der erste Wortteil ist, der den Unterschied macht. Vergegenwärtigen wir uns, das diejenigen, die den Wortgebrauch prägten, fließend Griechisch und Latein sprachen!

Tja, und dann die Frage nach dem Wortstamm Typo....

1) Griech. Typós = Schlag, Gepräge; Verb typtein = schlagen, hauen

2) Lat. Typus = Gepräge, Figur, Muster

3) verwandt mit dt. stoßen

Aber: Etymologisch ist das Wort nicht so alt. Meines Wissens ein Import im 19 Jahrhunderts aus Frankreich, wo der Begriff Type für die bewegliche Letter geprägt wurde.

Henning

Geschrieben

Danke für die Mühe, Henning, dahin zielte ja mein Hinweis auf die notwendige Trennung von Sach- und Begriffsgeschichte. Als gelernter klassischer Philologe habe ich bei solchen eher intuitiv geführten etymologischen Diskussionen längst resigniert …

Geschrieben
eher intuitiv geführten etymologischen Diskussionen
:lol::lol::lol::lol::lol::lol::lol:

Mein (kurzer, schlampig formulierter) Text hat mich bereits an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in Anspruch genommen (weil ich nicht alle Bücher hier im Büro habe). Die meisten Literaturquellen habe ich aus Faulheit in meinem Beitrag gar nicht genannt. Wenn man fachlich einigermassen sicher ist, lässt sich so eine Diskussion natürlich auch etwas intuitiver führen.

Und daher ganz intuitiv (weil ich keine Lust auf noch mehr unbezahlte Recherche habe): der Begriff Typografie ist zunächst in Frankreich entstanden und dann nach Deutschland eingewandert. Bevor es diesen Begriff gab, war Letterndesign schlicht Bestandteil der Buchdruckerkunst. Ich denke, dass mit zunehmender Ablösung der Letterngestaltung vom Druckereibetrieb auch eine sprachliche Ausdifferenzierung notwendig wurde. Mit der beginnenden Industrialisierung fächerten sich die (gestalterischen) Anforderungen an Typografie erheblich auf – es entstand der Bedarf nach werblicher Typografie.

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