Bleisetzer Geschrieben Mai 28, 2006 Geschrieben Mai 28, 2006 Insgesamt stehen mir in meiner eigenen, privaten Setzerei drei Doppelschränke mit je 15 Brotschrift-Setzkästen und je 15 Steckschrift-Setzkästen zur Verfügung. Darüber hinaus noch zwei einzügige Steckschrift-Schränke mit je 15 Schüben. Als Grundschriften habe ich mich schon vor langem für die Futura Buch als Grotesk und für die Weiß-Antiqua mager als Antiqua-Schnitt entschieden. Von der Futura Buch besitze ich eine komplette Garnitur von 6 p bis 38 p, von der Weiß-Antiqua mager bisher nur einige Grade ab 20 p. Als zweite Brotschrift-Garnitur habe ich mir die Helvetica leicht zugelegt. Einer der einzügigen Steckschrift-Schränke beinhaltet ausschließlich Futura-Schnitte von 16 p bis 60 p: schräg, halbfett, dreiviertelfett, fett. Der zweite einzügige beinhaltet Schriften, die ich liebe: Koch Antiqua Koch Antiqua kursiv Weiß Kapitale Schaefer-Versalien Lichte Fette Grotesk Block In einem der Steckschriften-Züge eines Doppelschrankes habe ich ausschließlich Gebrochene Schriften: Rediviva mager Rediviva halbfett Kanzlei-Fraktur Flinsch-Privat Frühling Jessen Humboldt-Fraktur Unger-Fraktur Wallau Hamburger Druckschrift National Tannenberg In anderen der Steckschriften-Züge eines Doppelschrankes habe ich meine Schreibschriften und Jugendstil-Schriften: Eckmann Mirabelle Bernhard-Kursiv Bernhard-Schönschrift Euphorion Römisch-Zirkular Skulptur Rundfunk Rheingold Compliment Elecance Saltino Junior Virtuosa I Virtuosa II In einem Sonderschrank habe ich dann noch: Bigband Elegant-Grotesk Elegant-Grotesk halbfett Kleopatra Ehmcke-Antiqua Heute habe ich mich entschieden, daß ich noch eine Klassizistische Antiqua brauche. Und die schönste, die ich kenne, ist eindeutig die Imprimatur von der Bauerschen Gießerei nach einem Entwurf von Konrad Friedrich Bauer und Walter Baum. So soll es sein. Heute werde ich die magere und die halbfette Imprimatur drucken. Und die Schriftschnitte dann in meine Schränke räumen. Bleisetzer
RobertMichael Geschrieben Mai 28, 2006 Geschrieben Mai 28, 2006 futura und helvetica als brotschrift, beißt sich das nicht? wo kommen die schriften zum einsatz? was ist mit der kabel?
Bleisetzer Geschrieben Mai 28, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 28, 2006 Beißen sich die unterschiedlichen Schriften, die Du in Deinem Font-Verzeichnis auf Deinem Mac oder PC hast? Ich halte in meiner Bleisetzerei halt drei unterschiedliche Garnituren Brotschriftgrade 6 p bis 14 p vor: Futura, Helvetica und Weiß-Antiqua. Das bedeutet natürlich nicht, daß ich die Futura und die Helvetica mische. Das wäre ja.. Sakrileg.. Brotschriftgrade kann man in gebrauchtem Zustand so gut wie nie nutzen. Sie sind zu "abgenudelt". Wenn wir eine Bleisetzerei übernehmen, bestellen wir meist sofort einen Schrotthändler zum Ort und verkaufen dem sämtliche Brotschrift-Lettern zum Kilopreis. So brauchen wir das Zeugs schon mal nicht quer oder längs durch Deutschland transportieren. Brotschriftgrade für den Bleisatz muß man neu kaufen. Und da kommen nur Schriften der zwei noch existierenden Schriftgießereien in Europa in Frage: Stempel und die Bauersche - bzw. deren Nachfolge-Unternehmen Schriften-Service Stempel in Frankfurt und Bauer types in Barcelona. Deren beider Vertreter ich bin. Joh. Und dann kommt's drauf an, ob die gewünschte Schrift bei denen im Sortiment ist oder zumindest war. Die Kabel ist von Gebr. Klingspor, ebenfalls Frankfurt am Main. Zwar hat Stempel sehr viele der Klingspor Guß-Matrizen übernommen, aber sehr viele sind auch bei einem großen Luftangriff der Terrorbomber 1944 unwiderbringlich zerstört worden. U.a., soviel ich mal gehört habe, die Kabel-Matrizen. Also.. keine Kabel. Mal zum Vergleich für Euch Digital-Typographen: Der Schriftschnitt einer Bleisatz-Schrift wird in Minima angegeben. Mindestbestellmenge ist 1/2 Minimum. Das ist aufgrund des Erfahrungswertes das, was eine Setzerei für den normalen Akzidenzbau braucht. 1/2 Minimum einer 8 p wiegt ungefähr 3,8 kg. Bleisatz wird als Kiloware verkauft. Je größer der Schriftgrad, desto teurer der Kilopreis. Aufschläge gibt es dann noch einmal bei Schriften mit besonders hohem manuellem Aufwand beim Gießen, zum Beispiel bei der Künstlerschreibschrift. 1 Kilogramm der Helvetica kostet 70,-- EUR netto. 1/2 Minimum einer 8 p Helvetica mager kostet dann also 308,56 EUR - Endkundenpreis brutto inkl. MwSt. Eine Brotschrift-Garnitur umfaßt 6 p, 8 p, 10 p, 12 p, 14 p. Es gibt auch 7/8 p und 9/10 p. Aber die schlabbern wir hier mal. Also kosten 5 Schnitte einer Helvetica mager ungefähr 1.500 EUR. Nicht schlecht, mh? Deshalb war ich sehr überrascht, als ich mir meine Kabel bei Linotype gekauft habe. Die Preise sind dagegen ja eher sehr günstig. Georg
Christoph Schröer Geschrieben Mai 28, 2006 Geschrieben Mai 28, 2006 Futura bzw. Helvetica als Brotschrift für den Mengensatz ... mmmmhhhhh
Christoph Schröer Geschrieben Mai 28, 2006 Geschrieben Mai 28, 2006 gut lesen lassen die sich nicht unbedingt
Bleisetzer Geschrieben Mai 28, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 28, 2006 Brotschriften sind nicht identisch mit Mengensatz. Der Begriff "Brotschrift" umschreibt "Die Schriften, mit denen der Schriftsetzer sich vorwiegend sein Brot verdient hat". Gemeint sind die kleinen Schriftgrade bis max. 14 p, die in den Standard-Setzkästen einsortiert sind. Damit setze ich heute halt alles, was in kleinen Schriftgraden gedruckt wird. Mengensatz wird nicht im Handsatz hergestellt, sondern als Maschinensatz produziert. Zum Beispiel auf einer Linotype: Georg http://www.bleisetzer.de/index.php?targ ... tail&id=22 http://www.bleisetzer.de/index.php?targ ... tail&id=43
RobertMichael Geschrieben Mai 29, 2006 Geschrieben Mai 29, 2006 > Das bedeutet natürlich nicht, daß ich die Futura und die Helvetica mische. Das wäre ja.. Sakrileg.. ah. dann bin ich beruhigt. hatte das anders verstanden.
StephanSchaefer Geschrieben Januar 29, 2013 Geschrieben Januar 29, 2013 Hallo Bleisetzer, ich bin derzeit auf den Spuren meines Großvaters K. H. Schaefer. Er hat u. a. die Schaefer Versalien entworfen. Ich bin sehr erfreut, dass diese Schrift auch in der heutigen Zeit noch Anhänger hat! Da ich ihn nie kennengelernt habe und mein Vater nur einen gedruckten Nachlass hat, würde mich die Bezugsquelle für "antike" Bleisätze interessieren. Ich bin zwar weder Drucker noch Grafiker, möchte aber gerne eine Erinnerung an ihn haben. Für Tipps wäre ich sehr dankbar. Mit bestem Gruß Stephan Schaefer
Gast bertel Geschrieben Januar 29, 2013 Geschrieben Januar 29, 2013 Der liebe Bleisetzer ist leider vor geraumer Zeit verstorben.
boernie Geschrieben Januar 30, 2013 Geschrieben Januar 30, 2013 Goorg Kraus verstarb, leider viel zu früh, am 22. Juli 2010.
catfonts Geschrieben Januar 30, 2013 Geschrieben Januar 30, 2013 Oh, iſt das ſchade! Hoffentlich iſt das ganze Blei nicht den Weg ins Altmetall-Recycling gegangen, denn da waren einige Schriften dabei, von denen ich noch keine digitaliſierte Verſion geſehen hatte. Ich wollte gerade um einen Abdruck aller Figuren, gerade der Fraktur- und beſonderen Akzidentſchriften fragen - Schade, zu ſpät...
RobertMichael Geschrieben Januar 30, 2013 Geschrieben Januar 30, 2013 herr neukirch und herr schröder haben den bestand übernommen und firmieren jetzt unter: www.bleisatzmagazin-rheinland.de
catfonts Geschrieben Februar 2, 2013 Geschrieben Februar 2, 2013 Das ist eine gute Nachricht. Es ist ja schon viel zu viel eingescholzen worden. Ich befürchtete schon, in den Setzkästen tummeln sich jetzt Ü-Eier Figuren.
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