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Mimosa von C.E.Weber in einer DDR-Version?

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo,

ich habe ein Problem:

Einen ganzen Kasten voll mit drei Schnitten mit nagelneuer Schrift.

Der Kasten ist sauber beschriftet und man sollte meinen: feine Sache.

Problem - dort steht:

20 p Mimosa

20 p Mimosa halbfett

24 p Mimosa kursiv

Und? Genau. Es gibt die Mimosa aus dem Jahr 1928 der Schriftgießerei C.E.Weber nicht in kursiv.

Es kann eigentlich nur sein, daß das gar nicht die Mimosa ist.

Aber ich kenne keine ähnliche Schrift. Die Mimosa ist ja nun

wirklich nicht besonders schwer zu identifizieren.

Ich habe mir dann mal die Copperplate Gothic von Linotype angeschaut:

http://www.linotype.com/288/copperplate ... amily.html

Sicher, vom Stil her paßt es schon. Aber die Serifen sind ausgeprägter bei der amerikanischen Schrift.

Und selbst, wenn nicht: Diese Schrift wird wohl kaum in der zweiten Hälfte

der 20er Jahre als Bleisatz-Schrift nach Deutschland gekommen sein.

Das glaube ich einfach nicht.

Eine Idee habe ich: Kann es sein, daß TypoArt Dresden eine Art

Konkurrenz-Schrift zur Mimosa von C.E.Weber hergestellt hat?

Ein Indiz: In demselben Schrank waren auch noch andere DDR-Schriften:

Fundamental und Super-Grotesk.

Hat jemand vielleicht eine Idee?

Kennt jemand aus der Leipziger Typographen-Gruppe die Schriftbestände der TypoArt vielleicht etwas besser als ich und kann helfen?

Georg

1012_dscn0001_13.jpg

1012_dscn0003_12.jpg

Geschrieben

Mh.. das ist interessant.

Aber korrigier mich, wenn ich falsch liege:

DDR-Setzereien haben wohl nicht bei Schriftgießereien in West-Deutschland einkaufen können, oder? Vielleicht habt Ihr Vorkriegsbestände gehabt?

Georg

Geschrieben

Typoart hat einige Schriften von Schriftguss Dresden übernommen, da Schriftguss ein Betriebsteil von Typoart war.

Mimosa

Mimosa Halbfett

Mimosa Kursiv bzw. Halbfett Kursiv (identisch)

genauso wie

Marko

Minister ...

Thannhaeuser ...

Super ...

Schriftguss hatte auch amerikanische Designs im Angebot wie die Cooper und die Ohio.

Geschrieben

Guten Morgen,

daß die Schriften der Schriftguß A.-G. von der TypoArt übernommen wurden, ist mir natürlich bekannt.

Aber die Mimosa war doch gar keine Schriftguß-Schrift, sondern stammte von C.E.Weber in Stuttgart. Und in deren Schriftmustern wird eine Kursiv-Garnitur überhaupt nicht erwähnt, nur die normale und die halbfette Garnitur. Beides mit Erstguß-Jahr 1928 und sie werden als Hausschnitt angegeben.

Andererseits hat die Schriftguß A.-G. den Vertrieb der National von Ludwig & Mayer mit übernommen. Mit eigenen Schriftmuster unter eigenem Label und ohne Nennung von L&M (aber sicher mit deren Einverständnis, das Markenrecht war ja eindeutig).

Aber dann verstehe ich nicht, warum C.E.Weber die Kursiv-Version nicht nennt. Findet man über die TypoArt-Mimosa irgendwo etwas offiziell Schriftliches? Eine Skizzenkartei o.ä.?

Vielen Dank für den wertvollen Tipp.

Georg

Geschrieben

Auf den Karteikarten von Typoart ist als Erstguß 1920 angegeben mit dem Vermerkt "Hausschnitt". Kartennummern TD5.2a, TD5.2c, TD5.2k

Schriftguss und C.E.Weber hatten sowas wie eine Partnerschaft. Ähnlich wie Klingspor and D.Stempel.

Geschrieben

Sehr interessant.

Auf meinen Typokarteien der C.E.Weber steht als Erstguß-Jahr 1928.

Und, wie gesagt, dort ist in der Zusammenfassung aller vorhandenen Garnituren die Kursiv-Variante gar nicht vorhanden.

Vielen Dank für die Hilfe.

Diese ganze TypoArt muß schon ein rechtes Phänomen gewesen sein.

Und Schriftguß hatte wohl die modernste Art des Vertriebs für die damalige Zeit, oder? OEM-Produkte für andere Gießereien unter dem Original-Namen aber eigenem Label verkaufen - schon toll.

Georg

Geschrieben

Schriftguss bitte immer mit ss schreiben, ist ein Eigenname. :-)

Ja, Schriftguss war recht modern und wenn ich mir die Muster ansehe, auf gestichenem Papier mit neonfarben gedruckt, die heute noch so frisch daherkommen, erinnert mich das nicht an die 30er Jahre. Die Musterbücher von Schriftguss aus den 1930 Jahren sehen eher so aus wie die Bücher von Berthold aus den 1960er Jahren, also schon sehr aufgeräumt und schlicht.

Geschrieben

Danke für den Hinweis der Schreibweise.

Ich werde es posthum an deren Geschäftsleitung zur Korrektur weitergeben :)

1012_dscn0001_14.jpg

Das Bild stammt von einem Werbe-Schriftmuster der National von 1934. Mit Empfehlung an den Pg. Franz Engelmeier, den damaligen Ortsgruppenleiter der NSDAP. Naja.

Sehr gut gefallen mir die Schaefer-Versalien dieser Schriftgießerei.

Das ist schon beachtlich, was man als Setzer gestalterisch damit machen konnte.

Georg

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