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Das liebe Geld ...

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo!

Ich möchte Euch mal einen Sachverhalt möglichst neutral schildern und um Eure Meinung bitten.

Ein renommierter DVD-Vetrieb vergibt die Gestaltung von DVD-Covern. Die DVDs werden dann für rund 16 Euro in den üblichen Geschäften (Media Markt etc.), aber auch über Amazon USA verkauft. Gefordet sind die Cover-Vorder- und Rückseite und die Gestaltung der DVD selbst (Labelbedruckung) sowie u.U. die Anpassung der Innenseite. Die Innenseite enthält einen Überblick über das DVD-Programm des Vertriebes.

Geboten werden üblicherweise 350 Euro.

Liebe Grüße

Oliver

Geschrieben
:?:

Ahh, ich habe mich nicht klar ausgedrückt. Nein, es ist keine Job-Offerte, sondern ein Kundengespräch zwischen uns und dem Vertrieb, das heißt uns bot der Vertrieb diese Konditionen an.

Meine zunächst neutrale Frage ist nun: Wie findet Ihr das Angebot: Fair? Zu viel? Zu wenig? Wie ordnet Ihr es ein?

Liebe Grüße

Oliver

Geschrieben

für den preis muss entweder unendlich viel ruhm und ehre drin sein oder ein solides corporate, das man quick and dirty umsetzt.

e: realistisch gesehen, muss der ganze job innerhalb von max. 6 – 8h über die bühne gehen, sonst wirds unrentabel.

Geschrieben
für den preis muss entweder unendlich viel ruhm und ehre drin sein oder ein solides corporate, das man quick and dirty umsetzt.

e: realistisch gesehen, muss der ganze job innerhalb von max. 6 – 8h über die bühne gehen, sonst wirds unrentabel.

Ein Corporate ist nicht vorhanden, sondern jedes Cover ist anders, abgesehen von Reihen.

Geschrieben

1.) Ein renommierter DVD-Vetrieb

2.) jedes Cover ist anders

3.) label, cover vorn und hinten, inhaltsverzeichniss

4.) vertrieb über amazon, mediamarkt etc.

geh nach den AGD vorlagen.

350 euro ist geschenkt.

5.) uns bot der Vertrieb diese Konditionen an

hahaha. großartig! ich beim bäcker:

"guten morgen. ich hätte gern 2 croissants, 4 brötchen, 1 halbes mischbrot und 3 stücken von der schwarzwälder. alles zum mitnehmen, für 2,50 euro. danke."

Geschrieben

Ich gehe häufig und gerne nach dem Rotstift, da er für die Auftraggeber sympathischer und überschaubarer wirkt als die AGD-Berechnung. Hier findet man als Richtschnur selbst bei dieser Konstellation:

Kleine Agentur, normaler Aufwand, Nutzung national (!) für kurze Dauer

1.220 Euro nur für die Arbeit an: Videohülle, Titel.

Dies scheint mir auch ein fairer Preis zu sein, bei dem ich auch die Labelbedruckung quasi nebenbei mitgemacht hätte. Wie seht Ihr das? Das Problem ist, dass es eben doch etliche Grafiker gibt, die diese Dumping-Preise mitmachen.

Geschrieben

mann, ich arbeite schon sehr preiswert, aber das ist definitiv zu wenig, es sei denn, du hast komplette Gestaltungsfreiheit und kannst da Selbstverwirklichung betreiben und ne Menge Spaß haben, den Job also als Hobby machen.

1200 klingt realistischer.

Geschrieben
hahaha. großartig! ich beim bäcker:

"guten morgen. ich hätte gern 2 croissants, 4 brötchen, 1 halbes mischbrot und 3 stücken von der schwarzwälder. alles zum mitnehmen, für 2,50 euro. danke."

Der Unterschied ist der: Um die Ecke gibt es einen Bäcker, der das alles tatsächlich um diesen Preis anbietet. Deren Teigwaren sind zwar aus Mist und Müll gebacken, aber die wenigsten Kunden schmecken den Unterschied heraus.

Also: Soll er doch Mist und Müll essen!

:twisted:

Greetinx. Markus.

Geschrieben

Das ewige Los aller kleineren und mittelständischen Unternehmen:

Verlange ich soviel, wie ich brauche, um meine Kosten zu decken und tatsächlich noch ein wenig mehr - dann wer arbeitet schon gern nur für die Kosten? - droht mir, unterboten zu werden. Dann habe ich gar nichts.

Stimme ich einem Preisangebot zu, bei dem ich mich bewußt unter Wert verkaufe - mit dem Trost, im Ausgleich einen periodisch sich wiederholenden Auftrag zu bekommen - lüge ich mir selbst etwas vor. Und das schlimme: Ich weiß das und werde bei jedem neuen Auftrag daran erinnert.

Erfahrungsgemäß drücken einen zumeist die Einkäufer der großen Unternehmen - denn die kleinen und mittelständischen Auftraggeber kennen das Problem am eigenen Leib und verhalten sich zumeist entsprechend verständnisvoller.

Es gibt noch einen Aspekt zu beachten:

Läßt man sich auf eine Zusammenarbeit zu solchen Konditionen ein, gerät man schnell in eine Abhängigkeit. Denn durch eben diese Periodika bindet man seine Arbeitszeit an diesen Auftraggeber, muß im ärgsten Fall andere, vielleicht lukrativere Aufträge ablehnen. Das kann bis zur Selbstausbeutung für einen einzigen Haupt-Auftraggeber führen, der aus seiner Sicht alles richtig macht: Er spart eigene Personalkosten, gibt dieses Periodikum ins Outsourcing - und das am liebsten ohne festen Vertrag mit Kündigungsfrist.

Die einzige Lösung:

Den Entscheidungsträger des Auftraggebers um ein persönliches Gespräch unter vier Augen bitten. Und dem dann die Problematik genau so offen wie höflich schildern. Mag sein, er lebt in einer so völlig anderen Arbeitswelt, daß er die Problematik gar nicht sieht und nun mehr Verständnis aufbringt. Mag sein, daß er sie sehr wohl sieht und seine Verhandlungstaktik Methode hat. Dann solltest Du auf diesen periodischen Auftrag verzichten - mit kurzer, klarer Begründung.

Georg

(seit 15 Jahren selbständig)

Geschrieben
Perfekt und (leider) todrichtig, Georg!

Ich schließe mich an. Tatsächlich wollte man uns anfänglich mit einem nicht unerheblichen Umsatz-Garantievolumen pro Jahr ködern. Das heißt natürlich erst mal gar nichts, so lange nicht feststeht, wieviele Einheiten in Covern für dieses Volumen geleistet werden müssen ... Georg hat die Konsequenzen goldrichtig beschrieben. Wir sehen das hier ebenso und haben uns von diesem Unternehmen verabschiedet. Und komisch: Das gab ein gutes Gefühl, fast befreiend :wink: ...

Geschrieben

Komisch, sonst wäre ich regelrecht stolz darauf gewesen, soviel Zustimmung zu erhalten (auch und/oder gerade von HD aus Essen). In diesem Fall jedoch nicht. Ganz einfach, weil es so ist, wie ich schrieb. Das habe nicht nur ich selbst in den Jahren meiner Selbständigkeit gelernt, sondern das lernt jeder Selbständige, sofern er nicht vorher untergeht.

Zum Untergehen gibt's noch hunderte andere Möglichkeiten.

Ich freue mich, daß Ihr auf diese hier diskutierte nicht hereinfallt.

Und es ist wirklich ein gutes Gefühl.

Man weiß: Man hat sich richtig entschieden.

Übrigens:

Ich liebe es, selbständig zu sein - meistens.. ;-)

Georg

Geschrieben

Aber ist es nicht auch so, dass man sich gerade bei den "lukrativeren"

Aufträgen mehr reinhängt und dadurch in eine Art Abhängigkeit gerät,

weil man nichts falsch machen will und die "kleineren" Aufträge eher

ablehnt. Georg hatte ja genau das Gegenteil beschrieben oder habe ich

da was falsch verstanden.

ps: bei Aufträgen, die besser bezahlt sind, läßt man sich aber auch

lieber versklaven :wink:

Geschrieben

Tatsächlich wollte man uns anfänglich mit einem nicht unerheblichen Umsatz-Garantievolumen pro Jahr ködern ...

hättest du doch annehmen können.

vertrag. mit was weiss ich wieviel abnahmen an covergestaltungen

pro jahr. ein fester, guter preis der nicht billig ist trotzdem gut aussieht.

fertig. urlaub gesichert.

Geschrieben

Definiere "lukrativ".

Für mich ist ein Auftrag lukrativ,...

...der regelmäßig kommt und mir somit Kalkulationssicherheit gibt. Ich kann heute, im Juni 2006, relativ sicher davon ausgehen, daß ich im September 2006 mit diesem Kunden XX EUR Gewinn erwirtschaften werde.

...der meine Arbeitszeit nicht so stark in Anspruch nimmt, daß ich für keine anderen Kunden mehr Zeit aufbringen kann. Denn nur so kann ich Abhängigkeit von einem Kunden vermeiden.

...der mir eine Mindestmarge von XX Prozent einbringt. Umgerechnet auf meinen Stundensatz, den ich natürlich kennen muß. Den ich erreichen muß, um meine laufenden Kosten bei einer Arbeitszeit von YY Stunden in der Woche zu finanzieren.

Stimmt eine dieser Komponenten nicht, ist der Auftrag für mich nicht "lukrativ". Was nicht bedeutet, daß ich nicht auch Aufträge übernehme, die nicht lukrativ sind, mir jedoch andere Vorteile einbringen, z.B. Kontakte, Renommée oder vielleicht auch einfach nur Freude und Befriedigung.

"ps: bei Aufträgen, die besser bezahlt sind, läßt man sich aber auch

lieber versklaven."

Na klar. Als Lohnabhängiger, sprich: Als Angestellter mit 25(?) Tagen Urlaub im Jahr, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Sozial- und Rentenversicherung, relativer Sicherheit des Arbeitsplatzes..

Also dann würde ich solche Aufträge ohne Skrupel schnell und zuverlässig erledigen. :)

Als Selbständiger mit 10 Tagen Urlaub im Jahr, ohne Weihnachtsgeld, ohne Urlaubsgeld, mit vollem Krankenkassen-Beitrag und privater Altersversicherung (sofern ich es regelmäßig schaffe, die Prämien weiter zu zahlen) und immer irgendwem am Horizont, der auf einmal eine Forderung auf meinen Tisch segeln läßt, die mir Schweißausbrüche bereitet: Nein, danke. Abhängigkeiten habe ich genug (Bank, Steuerberater, Anwalt, Finanzamt, Leasingfirma). Das reicht mir. Wenn der Kunde einen so lukrativen Auftrag zu vergeben hat, kann er gern meine Bewerbungsunterlagen anfordern für einen Arbeitsplatz - und dann siehe oben..

Georg

Geschrieben

hättest du doch annehmen können.

Das war leider noch komplexer. Nämlich etwa so: Betrag xx.xxx,- Euro Garantie. Dafür xx.xxx,- geteilt durch 350 Euro = Anzahl abzuliefender Cover. Dazu ein kleines kostenloses Büro in Berliner Premiumlage. Im Gegenzug erhält der Vertrieb 20% aus allen Umsätzen (nicht Gewinn!), die wir mit anderen Kunden generieren. Der Haken: Wenn wir bei Vermittlungstätigkeiten 10.000 Euro zzgl. 15% Provision (1.500 Euro), also 11.500 Euro umsetzen, würde der Vertrieb 2.300 Euro erhalten.

Wir haben das sorgfältig in Excel mit umfangreichen Was-wäre-wenn-Tabellen durchgerechnet (Industriekaufmannslehre sei Dank). Heraus kam, was Georg sehr gut beschrieb: Ein Outsourcen von Arbeit, die möglichst billig eingekauft werden soll, maskiert mit Sahnehäubchen ... Allein auch das umfangreiche Vertragskonvolut und die undurchsichtige Berechnung haben uns von Anfang an stutzig gemacht. Was anfänglich so toll klang, entpuppte sich als Rohrkrepierer.

Fazit: Ich kann nur raten, Excel gut zu beherrschen :wink:

Geschrieben

Na klar. Als Lohnabhängiger, sprich: Als Angestellter mit 25(?) Tagen Urlaub im Jahr, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Sozial- und Rentenversicherung, relativer Sicherheit des Arbeitsplatzes..

Kann man besser nicht beschreiben :!: ! Aber abgesehen davon: Ich bin ebenfalls gerne selbständig, und das schon 15 Jahre :D

Geschrieben

Guten Morgen,

mir ist tatsächlich heute morgen bei Kaffee & Gauloise noch etwas zu diesem Thema eingefallen:

Selbständigkeit & Befriedigung eines gewissen Sicherheitsbedürfnisses schließen sich ja nicht automatisch gegenseitig aus. Genau so gilt: Ein bestehender Arbeitsvertrag bedeutet in der heutigen Zeit auch nicht automatisch Sicherheit.

Nach meiner Erfahrung als Selbständiger muß zunächst einmal meine Grundversorgung gesichert sein. Um die zu erreichen, habe ich immer großen Wert darauf gelegt, mehrere längerfristige Verträge abzuschließen. Diese Verträge stellen so etwas dar wie die Brotschriften im Bleisatz: damit verdiene ich mein täglich Brot. Zu Beginn meiner Selbständigkeit war das z.B. ein Übersetzungsauftrag englisch/deutsch für einen Datenbank-Betreiber, dessen Manuals, generellen Anweisungen etc. ich ins Deutsche übersetzt habe. Völlig langweiliger und trockener Kram - na und? Brachte mir jeden Monat schon mal die Miete ein. Ich hatte einen festen Vertrag mit Kündigungsfrist und garantierter monatlichen Stundenabnahme.

So etwas funktioniert auch heute und auch - allgemein gesagt - im Graphischen Gewerbe:

Die Firma, für die ich arbeite, hat einen Vertrag über Pflege und kleinere Erweiterungen/Änderungen der Webseiten, Banner für Vertriebspartner etc. vergeben. Einen langfristigen Vertrag, denn das Corporate Identity soll gewahrt bleiben, ein Bruch wäre durch einen Wechsel nicht gewünscht.

Hierfür jemanden einzustellen, wäre nicht wirtschaftlich. Also ist das ein idealer Auftrag für einen Free Lancer. Aus Sicht der Firma kann man so langfristig wertvolle Human Resources loyal ans Unternehmen binden, ohne unter der Last der Lohnnebenkosten zu leiden. Aus Sicht des Free Lancers ergibt sich eine regelmäßige, relative kleine, aber sichere Einnahmequelle und weitestgehende Eigenständigkeit.

Es geht also. Man muß es nur auf beiden Seiten wollen.

Georg

Geschrieben

Wobei ich aus der Erfahrung in meinem Bereich sagen muß, daß Rahmenverträge leider sehr selten sind. Die Leute wollen sich nicht binden. Was gerade bei CD eher sinnvoll wäre und tatsächlich bei der Organisation langfristigem Wachstums hilft.

Das größte Problem der gesamten Branche bleibt nach wie vor den Wert der eigenen Arbeit zu kommunizieren. Die Konkurrenz ist schlecht, aber billig, der Kunde kann den Unterschied nicht sehen und im Zweifels ists ihm leider mitunter auch egal.

Das Berufsleben ist insofern die ständige Suche nach Kunden, die dich und deine Arbeit respektieren und den entsprechenden Wert dafür zu zahlen bereit sind.

Insofern würde ich diesen Job blind ablehnen. In all den Jahren habe ich gelernt: Kundne, die schon am Designer sparen, werden deine Ergebnisse nie zu schätzen wissen und die haben auch keinen Euro mehr extra für ein schön gedrucktes Ergebnis, weil sie auch hier den Preis drücken wollen oder müssen. Solche Jobs wirklich nur als Hobby, wenn man schon gestalten darf (etwa eine CD für eine befreundete Band), oder bei einem Volumen, daß es sich unterm Strich lohnt (die SZ-Cinemathek etwa, mit ihrem sehr strengen CD würde mit 500 Euro pro DVD immer noch gut kalkuliert sein).

Aber wenn schon im Preisangebot der Respekt vor deiner Arbeit fehlt, wird der Rest nicht besser. Glaub mir, ich habs gerade hinter mir :-D

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