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Postkarten-ABC zum Sammeln oder Verschenken …

Bertholdgate

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Geschrieben

Nachdem ich mich mehrstündig durch den Typophile-Thread gelesen habe:

Diese ganze Berthold-Geschichte ist traurig, weil einige ganz wunderbare Schriften davon betroffen sind. Und da ich beim Einsatz einer jener Schriften zwangsläufig ein schlechtes Gewissen hätte (mein kleines Hasenherz), bleiben die vorerst wohl unerreichbar. Schade.

Schade ist aber auch, dass ich es mir gerade verkniffen habe, eine größere Anzahl Schriften beim Fontshop zu ordern, weil ich bei FS.de das 1,5-fache vom US-Preis zahlen sollte - und es dank "Gebietsschutz" überhaupt nirgends anders als bei FS.de möglich ist zu bestellen, dank meiner verräterischen IP-Nummer. Ob die FF-Designer auch das 1,5-fache an Honorar kriegen, für alle die Schriften, die aus DE geordert werden?

Irgendwann kommt der Tag, da wird es wohl egal, wer die "Bösen" und wer die "Guten" sind.

Geschrieben
Ob die FF-Designer auch das 1,5-fache an Honorar kriegen, für alle die Schriften, die aus DE geordert werden?

Ja, denn wir bekommen 20% vom erzielten verkaufspreis. Immer und überall. Der fairste aller deals bei allen foundries.

Geschrieben

Schön zu hören/lesen, das mit den 20 %. Das versöhnt mich wieder.

Aber irgendwie fühle ich mich "wettbewerbsmäßig" immer noch ein wenig ausgegrenzt. Lass ich halt in Zukunft meinen Bruder in Kanada meine FF-Schriften kaufen ...

Geschrieben

die lebenshaltungskosten sind überall auf der welt verschieden. Man kann nicht nur dort die billigen waren abziehen, wo es einem passt. Wenn du amerikanische softwarepreise haben willst, dann musst du eben dort leben. Fängt an mit einer miete von 2500 dollar für eine kleine wohnung in San Francisco, keiner krankenversicherung, aber billigem benzin. Nur die rosinen rauspicken, weil diese ware zufällig einfach zu verschicken ist, geht nicht.

"wettbewerbsmäßig" immer noch ein wenig ausgegrenzt
Geschrieben

Wenn es doch teurer ist, in den USA zu leben (in Kanada ist es das nicht, und ich rede immerhin von Ontario, nicht von Nova Scotia), warum sind die Schriften dort dann preiswerter?

Die Lebenshaltungskosten in Berlin sind übrigens um einiges geringer als hier in München, die sind nun wirklich kein gutes Argument.

Auch London ist teurer als München oder Berlin, aber der UK-Fontshop bietet die US$-Preise als Euro-Preise (das find ich fair, das ließe ich mir noch gefallen). Doch auch hier, innerhalb der EU, darf ich von DE aus nicht dort einkaufen ...

Und das - so "moralisch" man argumentieren mag - widerspricht den EU-Wettbewerbsregeln.

Sagen wir es doch einfach so, wie es ist: Der Franchisenehmer in Berlin hat die Möglichkeit zu einem attraktiven Monopol. Denn er verfügt exklusiv über einige der schönsten und begehrtesten Schriften. Und er schützt und nutzt es.

PS: Pickt man sich die Rosinen raus, nur weil man übers Internet einkauft? Englischsprachige Bücher kaufe ich auch bei amazon.com, nicht bei amazon.de, weil sie dort preiswerter sind. Und natürlich weiß man dort auch, dass meine IP deutsch ist. Aber man lässt es zu. Weil es Wettbewerb ist. Es wird nicht schlüssiger ...

Geschrieben

Nun will ich hier aber auch nicht ellenlang auf Fontshop rumhacken. Schon gar nicht auf Prof. S.

Langer Rede kurzer Sinn:

Es ist schon schwierig genug sich für eine Schrift um ihrer selbst willen zu entscheiden.

Und nun will/soll/muss ich auch noch berücksichtigen, ob und wie die Designer entlohnt werden oder je wurden, ob sich eine Foundry im Laufe der Jahre "gebessert" hat und wie sehr, ob ich mir schlechten Gewissens doch wieder nur die Rosinen rauspicke - und noch x Rahmenbedingungen mehr. Soll das womöglich so weit gehen, dass ich mich erstmal informiere, ob irgendein Gestalter rechtsradikal oder pädophil ist/war, bevor ich den Einsatz seiner Schrift für politisch korrekt halte? Wo ist die Grenze?

Es bleibt schwierig. Vor allem bleibt es schwierig, diese Entscheidungen irgendeinem Kunden zu vermitteln, den letztlich meist doch nur der "Look" interessiert. Ach ja, und dann wär da noch das Budget ...

Wer weiß, wie man's richtig macht?

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

The knock-offs, in this case, are often more legal than the so-called real ones."

Etliche firmen hatten original-Berthold daten, aus alten abmachungen (linotype und URW zB), oder aus der konkursmasse (Klaus Bartels, der zu einer der legitimen nachfolgefirmen gehörte). HH in Chicago hat aber sehr clever zuerst alle marken für sich eingetragen, sodass niemand mehr die AG als AG anbieten konnte, auch wenn er die originalfonts ganz legal hatte. Letztes jahr ist Klaus Bartels mit 57 an herzversagen gestorben; ihm drohten die üblichen klagen aus den USA. Linotype hat die original-AG als Basic Commercial im angebot, an deren anwalt hat sich HH die zähne ausgebissen. Wenn man genügend geld hat, kann man die klagen abwehren, weil sie nie einen richtigen grund haben. Aber alleine die klageerwiderung kostet etliche zehntausend, und das bringt das schriftgeschäft nicht. Es gibt irgendwo noch einen vertrieb, der mit den echten Berthold-daten schriften unter anderem namen anbietet. Das sind dann keine clones und keine illegalen kopien, sondern die echten schriften, deren namen sich jemand anderes unter den nagel gerissen hat, der natürlich an die originaldesigner wie Poppl, Jaeger, Möllenstädt oder Spiekermann keinen pfennig zahlt.

Wahrscheinlich kriege ich gleich morgen wieder eine abmahnung, weil die jungs alle stichwörter ständig suchen lassen. Und mein name und B in einer mail!

Geschrieben

Danke für das Stichwort "Basic Commercial". Jetzt hab ich mich auch wieder beruhigt, was die Fontshop-Preise angeht :D

BTW: Interessant, wie selbst myfonts z.B. das Wort AG in der Beschreibung der "Basic Commercial" vermeidet ...

Geschrieben

Und nun will/soll/muss ich auch noch berücksichtigen, ob und wie die Designer entlohnt werden oder je wurden, ob sich eine Foundry im Laufe der Jahre "gebessert" hat und wie sehr, ob ich mir schlechten Gewissens doch wieder nur die Rosinen rauspicke - und noch x Rahmenbedingungen mehr. Soll das womöglich so weit gehen, dass ich mich erstmal informiere, ob irgendein Gestalter rechtsradikal oder pädophil ist/war, bevor ich den Einsatz seiner Schrift für politisch korrekt halte? Wo ist die Grenze?

Das sehe ich als Nutzer gar nicht ein.

Wenn ich ein Angebot wahrnehme, daß alles Anschein nach legal und legitim ist (davon gehe ich mal aus, also nicht von irgendwelchen Tauschbörsen oder so), dann hat mich niemand deswegen "anzumachen".

Wenn jetzt irgendwelche Foundries meinen, sie müßten Krieg führen, sollen sie das ruhig tun. Gegeneinander.

Ich bin nicht Schiedsrichter in dem Spiel. Das kann ich auch gar nicht sein, weil ich die Geschäftsgrundlagen wie beispielsweise Verträge der Beteiligten gar nicht kenne.

Geschrieben
Wenn ich ein Angebot wahrnehme, daß alles Anschein nach legal und legitim ist (davon gehe ich mal aus, also nicht von irgendwelchen Tauschbörsen oder so), dann hat mich niemand deswegen "anzumachen".

Jaja, natürlich – hat dich eigentlich jemand »angemacht«?

Ich kaufe meinen Kaffee meist bei Tschibo um die Ecke, man kann ihn auch bei Aldi kaufen oder im Spezialgeschäfft (»Plum's Kaffee« in Aachen kann ich empfehlen). Wenn ich weiß, dass Tschibo die Kaffeebauern ausbeutet und der Dritte-Welt-Laden für gerechte Entlohnung sorgt, dann kann ich mir überlegen lieber nicht bei Tschibo zu kaufen. Natürlich ist es nicht illegal bei Aldi & Co. Kaffe zu kaufen und niemand wird deswegen »angemacht«.

So ist es eben auch mit Schriften: Wenn ich weiß, dass manche Foundries die Gestalter besser (überhaupt) bezahlen und andere schlechter (nicht), dann kann ich mir überlegen, ob ich mir das gute Gefühl finanziell leisten kann, wenn ich bei Den Guten einkaufe.

So jetzt Kaffeepause,

Georg

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