Norbert P Geschrieben September 6, 2006 Geschrieben September 6, 2006 Buchdruck ist kein Luxus für Betuchte. Das ist ein großer Irrtum, ... Guter Buchdruck ist in der Tat kein Luxus, es wird aber zunehmend einer. Bücher (vor allem für die breite Masse) stehen (immer mehr) unter einem immensen ökonomischen Druck. Da ist unter anderem weder Zeit noch Geld für gute Typografie übrig. Und es wird wohl noch schlimmer werden. Vor allem, wenn ich ein Interview mit Carel Halff in der Wirtschaftswoche anschaue. Herr Halff ist Chef von Weltbild und hat durch eine "Allianz" gerade den noch vor Thalia größten deutschen Buchhandelskonzern geschaffen (und wurde darum interviewt). Und sagt Sachen wie: Bücher sind 50 % zu teuer. Und lässt auch durchblicken warum: Weil ja die Verleger sich eine goldene Nase verdienten. Und hält sich dann für einen Förderer der Buchkultur. Weltbild verlangt andererseits den Verlagen an die 60 % Rabatt ab (gesetzlich: 50 %) - und natürlich lehnt sich dagegen niemand auf, denn wie gesagt, wir haben es hier mit dem größten Einkäufer Deutschlands zu tun. Und wenn ein Buch gut läuft, dann bringt WB auch schon mal einen eigenen Klon, ruckzuck, auf den Markt. Der ist dann natürlich viel billiger: 1.) weil man ja nix entwickeln muss. 2.) weil man für sich selbst in puncto Rabatt ja ganz anders kalkulieren kann. Diese "Aldisierung" des Buchmarktes findet Herr Halff toll, weil man ja so das Buch auch demokratisiert. Aber wie demokratisiert ist z. B. wässriges Schweinefleisch im Discounter, das von "Lohnsklaven" aus Osteuropa zerlegt wurde? Man übertrage diesen Gedanken mal auf ein Buch. Ein gutes Buch ist immer auch ein gut gesetztes, gedrucktes und gebundenes Buch. Und das wird dann wohl doch bald ein Luxus werden. Schade.
Bleisetzer Geschrieben September 6, 2006 Geschrieben September 6, 2006 1986 und 1987 habe ich die Einführung eines Redaktionssystems von Atex beim Capital-Magazin (Gruner+Jahr). Das war konzernübergreifend geplant, also ein Bertelsmann-Projekt. Ich habe sehr viel Zeit bei Mohndruck in Gütersloh verbracht, die das Gesamtsystem in einer Test-Installation über ein Jahr lang prüften und gemeinsam mit mir Sondersoftware spezifizierten - nicht nur für die Produktion von Zeitschriften-Seiten (Capital und Impulse, Köln), sondern auch für die Buchproduktion (Mohn, Gütersloh). Bevor ich nach Gütersloh kam und dort vom Projekt aufgesaugt wurde, wußte ich von Bertelsmann: Buchproduktion seit weit vor dem Krieg, Aufschwung nach dem Krieg durch Bertelsmann-Club ("Demokratisierung des Buchs"). Und natürlich hatte ich vom Patriarchen Reinhard Mohn gehört. Das war's dann auch schon. Mohndruck gibt sich bis heute nicht sonderlich extrovertiert. Das Management dort war schon Ende der 80er "vom alten Schlag". Kompetent, genau bis penibel, Fachleute der Druckvorstufe und bienen-fleißig. Als größtes Geschenk bekam ich nach einem Jahr Zugang zum internen "Modernen Antiquariat" für Mitarbeiter, damals einem ca. 200 qm Bau, in dem so gut wie alle Buchprodukte, produziert bei Mohndruck, zu Sonderkonditionen angeboten wurden. Ich habe dort wahre Berge von Büchern weggeschleppt. Meine Frau, damals mit unserem ersten Kind schwanger, verlangte nach solchen "Mantel- und Degen-Romanen" mit viel Liebe, Schmerz und so. Es gab dort aber auch Reihen mit ledergebundenen und mit Goldschnitt versehene Dünndruck-Ausgaben, auf die die Produktioner stolz waren. Was ich sagen will: Es kann doch beides nebeneinander existieren. Als Jugendlicher hatte ich immer ein Taschenbuch in der Gesäßtasche. Ich las, egal, wo ich war. Gebundene Bücher hätte ich mir überhaupt nicht leisten können. Heute gehe ich den anderen Weg. Wie vielleicht bekannt, lese ich derzeit Oswald Spenglers "Untergang des Abendlandes" - nur noch antiquarisch zu erwerben. Das Werk besteht aus zwei Bänden. Ich hätte mir eine Billigausgabe kaufen können. Habe mich stattdessen aber für eine ledergebundene Ausgabe, gedruckt auf sehr feinem Papier entschieden - natürlich im Buchdruck produziert. Beim Lesen passiert es mir immer wieder, daß ich mit der Hand nur über die Seiten fahre und die Struktur genieße. Buchdruck hat etwas sinnliches, was den Flachdruck-Verfahren fehlt. Der Weltbild-Verlag gehört der Katholischen Kirche und hat Bertelsmann beim Lesekreis-Konzept längst abgelöst. Der Vorteil: Man muß nicht, wie beim Bertelsmann-Club, pro Quartal ein Buch kaufen, sondern ist frei von diesem "Mindestumsatz". Dazu sind die Bücher tatsächlich ungemein billig und von guter Massenqualität. Was spricht dagegen? Eher spricht doch dafür, daß so Menschen ans Lesen kommen, denen dies sonst "zu teuer" wäre. Suche ich dagegen wirkliche Qualität, dann kann ich sie tatsächlich bei diesen Anbietern von Massenprodukten in Nischen ebenfalls finden. Georg
Norbert P Geschrieben September 6, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 6, 2006 Es spricht nichts gegen eine Massenware Buch. Ich selbst produziere seit mehr als 10 Jahren Inhalte vor allem für Bücher mit Massmarket-Auflagen, deren Ladenpreis die 10-Euro-Grenze selten übersteigt. Mein Ehrgeiz ist dabei, es nicht immer wie ein solches Buch aussehen zu lassen, was Inhalt und Gestaltung gleichermaßen betrifft. Viele meiner Kollegen machen das nicht, deren Ehrgeiz hat eher was mit ihrer Marge zu tun. Und bei dem, was für unsereinen in der Kalkulation übrigbleibt (es werden durchschnittlich für ein Buch gerade mal 8 bis 15 % vom Ladenpreis in den Inhalt investiert), ist das mit der Marge ohnehin eine echte Herausforderung. Da findet dann schon mal "Repro" auf dem Mediamarktscanner statt, oder man "setzt" in Word mit irgendwelchen MS-Schriften (z.B. mit Arial, Times oder auch Comic Sans, kein Witz). Dass das Korrekturlesen der Duden-Software überlassen bleibt, muss man vielleicht gar nicht erst erwähnen. Der Druck, den Weltbild, Hugenbubel, Thalia und Co. machen, bekommen am Ende diejenigen zu spüren, die das Buch erst mit Leben füllen, die Urheber. Und auch so manche Druckerei (Stalling etc.) ist darüber schon den Bach runtergegangen. Niemand druckt in Osteuropa, weil er will, sondern weil er muss. Und ich gebe euch recht. Die Buchpreisbindung schützt schon lange nicht mehr die Kleinverlage oder Sortimentsbuchhändler. Sie nützt nur den großen Händlern, denn die hohen Rabatte, die die Verlage den Großen gewähren müssen, holen sie sich bei den Kleinen zurück. Aber solange Lieferanten und Händler in der gleichen Standesorgansation (Börsenverein) sitzen, wird sich wohl kaum etwas ändern. Dass Weltbild Teilen der katholischen Kirche gehört, spielt nur teilweise eine Rolle, z. B. dort, wo ein Buch inhaltlich okkult oder sonstwie unchristlich ist, das wird dann nicht verkauft. Es sei denn, es verkauft sich so gut wie Dan Browns Sakrileg. Ansonsten ist das entkoppelt. Wer sich z. B. den WB "Ideenshop" anschaut, merkt bald, dass den Augsburgern insgesamt ziemlich egal ist, was sie verkaufen. Sicherlich hat das System Weltbild für den Konsumenten vorwiegend Vorteile zu bieten und es werden in der Mehrzahl ordentliche Bücher angeboten. Aber es ist gewissermaßen der Wolf, der sich da beklagt, dass die Schafe besser bewacht sein sollten. Die Frage bleibt, wie es weiterhin gute Bücher für wenig Geld geben kann, wenn der Handel immer stärker von Big Playern dominiert wird; das betrifft gerade auch Bücher, die typographisch gut gemacht sind/sein sollten. Anmerkung: die % für den Inhalt beziehen sich auf Honorare UND Dinge wie Repro, Satz und co.
Bleisetzer Geschrieben September 6, 2006 Geschrieben September 6, 2006 Mein Zweitname lautet "Penetranz": Also auch hier wieder das vermaledeite Prinzip der allseits gelobten Gewinnmaximierung. Wir rationalisieren uns auf Kosten aller Lebensbereiche - Jobs, Qualität der Verarbeitung, Qualität der Inhalte - in einer immer engeren Spirale. Daß das nicht zu ändern ist, weiß ich. Aber ich weiß auch: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann dieses System an sich selbst ad absurdum geführt wird. Dann wird es weltweit einen großen Zusammenbruch geben mit ganz schlimmen individuellen Folgen. Und dann wird es eine Chance zu einer Neu-Orientierung geben. Leider erst dann. Preuße
Norbert P Geschrieben September 6, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 6, 2006 Bis dahin kann man es nur so machen, dass man zumindest mit sich selbst im Reinen ist (so gut es eben geht). Ich probiere meine Layouts weiterhin stundenlang aus, mit ungezählten Ausdrucken, kaufe die passende Schrift, wenn ich sie nicht habe, auch wenn wahrscheinlich wieder keiner was merkt oder gar honoriert. Und werde darauf hoffen, dass es vielleicht doch bald sowas wie digitale Fonts von Bleisatzschriften gibt, in drei oder vier Sätzen: bis 8 pt, bis 12 pt, bis 20 pt und dann von mir aus auch noch "Display".
Norbert P Geschrieben September 6, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 6, 2006 Und noch ein kurzer Nachtrag, zum besseren Verständnis des Büchermachens: Häufig ist das Erste, was bei Büchern des Massenmarktes feststeht, der Ladenpreis (und natürlich auch irgendwie so etwas wie ein Thema). Und dann schaut man mal, wie viele Seiten in welchem Format zu den üblichen Einkaufskonditionen zu haben sind. Damit der Autor weiß, wie viel er schreiben darf. Und bis wann, denn der Erscheinungstermin steht natürlich auch schon fest. Daran habe ich mich gewöhnt, es hilft mir sogar mich zu disziplinieren. Aber ob das wirklich zu mehr Schönheit führt? Tiefkühlgemüse ist übrigens vitaminreicher als "frisches" vom Großmarkt.
Bleisetzer Geschrieben September 6, 2006 Geschrieben September 6, 2006 Wieviele Neuvorstellungen von Büchern gab es auf der letzten Frankfurter Buchmesse? Kratzte das nicht irgendwo am sechsstelligen herum? Aber stört es mich? Nicht wirklich. Denn ich muß das ja nicht alles lesen. Nicht einmal an der SPIEGEL-Bestsellerliste orientiere ich mich noch - wie vor 20 Jahren durchaus. Heute taste ich mich lieber über Mund-zu-Mund-Propaganda oder Recherchen bei http://www.zvab.com oder auch bei Amazon von einer neuen Entdeckung zur nächsten (nur für mich neu natürlich - aber was sonst wäre für mich relevant?). Den Mainstream selbst beobachte ich am Rande mit. Lese gern einmal Beurteilungen von Büchern oder möchte mich demnächst einmal mit dem Magazin http://www.cicero.de beschäftigen. Hole mir Anregungen aus Buchbesprechungen des SPIEGEL oder der ZEIT, die ich als alter Zeitungs- und Zeitschriften-Mann von Herzen liebe. Würde ich mein Geld in der Druckvorstufe für Mainstream-Publikationen verdienen, würde mich das nicht sonderlich stören. Ich habe schon während meiner Fotosatz-Zeit gern abends nach 17 Uhr Mengensatz gepickt für diverse Periodika - was soll's. Das ist halt Broterwerb. Georg
Norbert P Geschrieben September 6, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 6, 2006 Jedes Jahr gibt es wohl so um die 70.000 Neuerscheinungen. Mehr oder weniger. Aber wer weiß, was da alles mitgezählt wird. Doch soll man die "guten" oder "schönen" Bücher immer mit der Lupe suchen müssen? Und für den Rest der Leser gibt's "Mainstream"? Über kurz oder lang führt das zu einer "Demokratiserung" des Lesens nach Discounterart. Zweiklassenkunst. Proforma-Frage: Sind nicht auch diejenigen, die sich z. B. mit der Schönheit der Schrift beschäftigen (wie "wir" hier), auch ein wenig in der Pflicht, das unaufgefordert "unters Volk" zu bringen, wo immer sie können? Wohlgemerkt nicht in der Theorie, sondern in der praktischen Umsetzung. Auch im Mainstream.
Alpha Geschrieben September 6, 2006 Geschrieben September 6, 2006 Ahoi Burschen, Buecher sind in Deutschland immens billig. In anderen Laendern zahlt man nicht nur auf dem ersten Buchmarkt, sondern auch auf dem Second Hand Markt etliches mehr dafuer. In vielen angelsaechsischen Laendern beispielsweise haelt sich eine hohe Satzqualitaet in Buechern, die dann zu recht hohen Preisen ueber die Theke gehen. Werden trotzdem gekauft. Aber sicherlich ist das Kauferverhalten auch anders als in Deutschland. Ach, ja. Und demokratisch wurde das Lesen schon mit der Erfindung der Bibliothek.
Bleisetzer Geschrieben September 6, 2006 Geschrieben September 6, 2006 Doch soll man die "guten" oder "schönen" Bücher immer mit der Lupe suchen müssen? Und für den Rest der Leser gibt's "Mainstream"? Über kurz oder lang führt das zu einer "Demokratiserung" des Lesens nach Discounterart. Zweiklassenkunst. Ich kann nur von mir selbst ausgehen: Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Mainstream-Geschmack gehabt zu haben. Früher habe ich so etwas reflexartig aus Trotz abgelehnt, heute, weil er mich ganz einfach nicht interessiert. Ich schreibe das eher als Information zu meiner "skurrilen Persönlichkeit" und keinesfalls aus Stolz. Ich lehne Mainstream nicht ab. Nur ist er für mich selbst halt nichts. Du fragst nach Praxis, nicht nach Theorie. Darum geht es auch mir. Als Jugendlicher habe ich wahllos in mich hineingelesen, was ich in die Finger bekam. Schund, Literatur, Hochgeistiges, Mainstream. Mit 15 Jahren habe ich neben der Schule gearbeitet. Das Geld habe ich sofort in Perry Rhodan-Hefte umgetauscht. Danach war ich regelrecht süchtig. Mit 17 Jahren habe ich Berthold Brecht, Jack Kerouac, Jack London, Anna Seghers (ich bin Westdeutscher), Wolfdietrich Schnurre, Arno Schmidt uvm. entdeckt. Las ich ein Buch, das mir gefiel, mußte ich möglichst schnell alle von demselben Autor haben. Ich war seit meinem 12. Lebensjahr berüchtigt in unserer Katholischen Kirchenbücherei, aber auch der Stadtbücherei: Ich wollte fast immer Bücher ausleihen, die für mich nicht "altersgemäß" waren. Mußte bei Feierabend hinausgeworfen werden, weil ich viele Bücher nicht bekam und dann halt dort gelesen habe. Und später, noch schlimmer, bekam ich RIESEN-Ärger, weil ich die Bücher nicht zurückgeben wollte, wenn ich sie gelesen hatte. Ich wollte sie behalten. Ignorierte jede Aufforderung zur Rückgabe, bis die Mahngebühren mir über den Kopf wuchsen und ich bei Muttern "beichten" mußte. Fazit: Es ist doch egal, ob Discounter oder Edel-Buchhandlung: Ich freue mich scheckig, daß meine Kinder mittlerweile auch infiziert sind vom Lesen. Und nicht mehr nur pausenlos im Internet chatten oder elektronische Spiele bevorzugen. Proforma-Frage: Sind nicht auch diejenigen, die sich z. B. mit der Schönheit der Schrift beschäftigen (wie "wir" hier), auch ein wenig in der Pflicht, das unaufgefordert "unters Volk" zu bringen, wo immer sie können? Wohlgemerkt nicht in der Theorie, sondern in der praktischen Umsetzung. Auch im Mainstream. Ja klar, sind "wir". Und? Machen wir doch. Ralf, Thomas uvm. mit ihrem Wiki-Typo-Dings. Ich mit meinem PBM.. Und wieviele von Euch haben ebenfalls eigene Webseiten. Und da merkt man doch, daß es "uns" allen nicht vorrangig ums Geldverdienen geht. Georg
Norbert P Geschrieben September 6, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 6, 2006 In den angelsächsischen Ländern gibt's auch ständig Angebote wie "3for2", denn dort gibt's keine Buchpreisbindung. Solche Angebote machen aber auch wieder nur die Großen, mit dem entsprechenden Druck auf die Verlage. Davor hat bei uns jeder Angst. Trotzdem sehen Urhebervergütungen englischsprachiger Verlage in der Regel besser aus als die deutscher Verlage. Auch sind die Buchhandlungen (große wie kleine) besser aufgestellt, es macht zumindest mehr Spaß, dort nach etwas zu suchen, als hierzulande, wo's (dank der Barsortimente) immer wieder heißt: "Ham wa nich, aber kann Ihn’ für morgenfrüh bestelln" - und dann werden einem erstmal Bücher vorgeschlagen, nach denen man gar nicht gefragt hat, weil der eigentliche Titel irgendwie jetzt nicht in der Datenbank auftaucht.
Norbert P Geschrieben September 6, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 6, 2006 Randbemerkung eines Hanseaten in Bayern an den Preußen am Rhein: ... "wir" in "": 1. weil ich für mich nicht unbedingt in Anspruch nehme, toll in Buchstabenästhetik zu sein. 2. damit sich nicht jeder miteingeschlossen fühlen muss.
hey Geschrieben September 6, 2006 Geschrieben September 6, 2006 Und ich gebe euch recht. Die Buchpreisbindung schützt schon lange nicht mehr die Kleinverlage oder Sortimentsbuchhändler. Sie nützt nur den großen Händlern, denn die hohen Rabatte, die die Verlage den Großen gewähren müssen, holen sie sich bei den Kleinen zurück. Aber solange Lieferanten und Händler in der gleichen Standesorgansation (Börsenverein) sitzen, wird sich wohl kaum etwas ändern. Dass Weltbild Teilen der katholischen Kirche gehört, spielt nur teilweise eine Rolle, z. B. dort, wo ein Buch inhaltlich okkult oder sonstwie unchristlich ist, das wird dann nicht verkauft. Es sei denn, es verkauft sich so gut wie Dan Browns Sakrileg. Ansonsten ist das entkoppelt. Wer sich z. B. den WB "Ideenshop" anschaut, merkt bald, dass den Augsburgern insgesamt ziemlich egal ist, was sie verkaufen. Sicherlich hat das System Weltbild für den Konsumenten vorwiegend Vorteile zu bieten und es werden in der Mehrzahl ordentliche Bücher angeboten. Aber es ist gewissermaßen der Wolf, der sich da beklagt, dass die Schafe besser bewacht sein sollten. Die Frage bleibt, wie es weiterhin gute Bücher für wenig Geld geben kann, wenn der Handel immer stärker von Big Playern dominiert wird; das betrifft gerade auch Bücher, die typographisch gut gemacht sind/sein sollten. Anmerkung: die % für den Inhalt beziehen sich auf Honorare UND Dinge wie Repro, Satz und co. Man sollte auch die Mitarbeiter im Buchhandel bedenken, besonders Weltbild ist da berüchtigt. Lohndrückerei und anderes unerträgliches verhalten Mitarbeitern gegenüber scheinen an der Tagesordnung - und das obwohl selbst die normalen Tariflöne im Buchhandel im Vergleich mit anderen Branchen ungewöhnlich niedrig sind. Kein Problem? Ich meine doch: schließlich gehört ein kompetenter Buchhandel eigentlich auch zum Qualitätsprodukt Buch. http://www.verdi.de/handel.bayern/tarifbewegung/buchhandel/#ver.di_streikt_gegen_lohnraub_bei_weltbild Wer ein wenig googelt findet leicht weitere Informationen.
Norbert P Geschrieben September 6, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 6, 2006 Ich fass mich mal zusammen. 1. Bücher müssen nicht teuer sein. 2. Aber auch nicht zu billig. 3. Trotzdem müssen sie gut gemacht sein, in jeder Hinsicht. 4. Menschen, die mit Büchern wie mit Schweinehälften handeln, verhindern 1. bis 3. Anmerkung: auch bei Aldi und Lidl wird ja nicht gerade üppig bezahlt. Da hat doch das Wort von der "Aldisierung" noch einen ganz anderen Beiklang. Die Antwort des Kleinbuchhandels: Ungelernte Aushilfen einstellen, die dann mit den Bestellungen nicht zurechtkommen. So führt eins zum andern. Ich wünsche mir eine komplett kompetente, gut bezahlte und ambitionierte Buchlandschaft, vom Autor bis zum Leser, mit allen die dazwischen sind: Lektor, Setzer, Verleger, Drucker, Buchhändler etc. Aber eigentlich ist es noch zu früh am Tag zum Träumen.
Bleisetzer Geschrieben September 6, 2006 Geschrieben September 6, 2006 Die Antwort des Kleinbuchhandels: Ungelernte Aushilfen einstellen, die dann mit den Bestellungen nicht zurechtkommen. So führt eins zum andern. Hierzu ein Einwand: Je spezieller der Buchwunsch, desto aufwendiger die Beratung. Ich kaufe sehr viele Bücher über's Internet. Der Grund: Zu den Büchern, die ich zumeist suche, kann mich mein ansonsten wirklich gut ausgebildeter Buchhändler im Ort nicht beraten. Und große Buch-Bestellseiten wie Amazon ebenfalls nicht. Aber es gibt immer mehr Spezial-Antiquariate, zusammengeschlossen über http://www.zvab.com, die sehr kompetent sind. Dort kann ich konkret nachfragen, bekomme kompetente Antwort und bestelle gern. Es muß also nicht zwangsläufig der gut ausgebildete Buchhändler an der Ecke zugrunde gehen, weil "die Großen" ihn an die Wand drücken. Im Gegenteil: Als Anbieter im Nischen-Markt kann man sich sehr gut über Kompetenz behaupten. Und "Nische" ist ja definiert vom Standpunkt des "Großen", für den dieser kleine Spezialmarkt nicht einträglich genug ist. Vom Standpunkt des Nischen-Betreibers jedoch ist diese Nische so groß, daß er sich daran überfressen könnte, würden alle potentiellen Kunden Aufträge abgeben. Das ist im Buchmarkt so und anderswo ebenso. Und darum kann ich mit der Situation auch leben. Georg
Norbert P Geschrieben September 6, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 6, 2006 zvab (zuper viele alte bücher) kann auch von buchhändlern genutzt werden, manche, die vor allem von und mit stammkunden leben, machen das auch. ich persönlich kaufe nur noch beim sortimenter meines vertrauens; bei hugendubel und co. mache ich nur noch "store checks", um auf dem laufenden zu bleiben. aber das fällt mir auch nicht schwer, die uni mit ihren zig buchhändlern ist um die ecke ... bei amazon hole ich mir spezialitäten wie amerikanische pop-up-bücher, für die die deutsche buchlandschaft wohl zu mut- (oderhumor-) los ist. und wir hatten doch immerhin einen meggendorfer! (sorry für die kleinschreibung, bin grad müd)
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