Norbert P Geschrieben September 9, 2006 Geschrieben September 9, 2006 Für das Cover eines Buches "Chinesische Kalligraphie" suche ich eine Pinselschrift. Das ist zwar platt, aber der Verlag findet's trotzdem originell. "Wenigstens nicht 'Mandarin'", dachte ich da. Ich selbst habe aber leider nun ein viel zu differenziertes Bild vom Duktus chinesischer Kalligraphie (ich muss gestehen, ich liefere auch den Inhalt des Buches), als dass mich sowas wie "Mirage" befriedigen würde. Nun ist mir aber alles, was ich sonst so finde, zu unausgewogen, und die einzige Pinselschrift, die ich kenne und die dem chinesischen Pinselstrich ernsthaft nahekommt ("Azuki" von J. Latham) ist in diesem Fall zu "bold". Eigentlich sollte mein Wunschfont stehen wie eine Antiqua, aber die Brüchigkeit eines Pinselstrichs haben. Irgendwelche Vorschläge? Und bitte keine langen Listen, denn Unentschlossenheit ist ja gerade mein Problem. Danke, danke, danke.
Bleisetzer Geschrieben September 9, 2006 Geschrieben September 9, 2006 Guten Morgen, wie gefällt Dir denn die Typo-Skript (Daphne)? Die gibt es auch als digitalen Font. Der Kollege Mojuba schreibt hier in diesem Forum in einer Diskussion über diese Schrift: "Die Typoskrpt (Daphne) ist völlig aus der Kalligraphie heraus entstanden, was nicht verwundert, denn Hildegard Korger ist in erster Linie eine begnadete Kalligraphin. Ich bin nach wie vor der Meinung, daß nach einem ersten 'Ooops, die sehen aber ähnlich aus...' die Läuterung kommen sollte, denn diese beiden Fonts sind bei weitem unähnlicher, als es z.B. Helvetica und Akzidenz-Grotesk sein könnten." Er nennt auch einen Link. Aber der funktioiert (jetzt) nicht (mehr): "Für eine bessere Vorschau der Daphne bitte hierher gehen: https://www.myfonts.com/fonts/preusstype/daphne/ Die Schrift gibt halt Antwort auf Deine Anforderungen: Chinesisch, Kalligraphie und Antiqua. Das gäbe Dir Möglichkeiten zum Spielen. Eine Versalzeile würde einen interessanten Gegensatz zu einer gemischten Unterzeile geben. Georg
Ingo Preuß Geschrieben September 9, 2006 Geschrieben September 9, 2006 Wer die Daphne erwerben möchte, sollte sich bei mir persönlich melden, da sie bis auf Weiteres nicht mehr öffentlich (auch nicht mehr bei Myfonts) angeboten wird. Wundervolle Schrift... Würde aber sicher auch gehen, daß Georg dir die gewünschten Zeilen absetzt und du sie irgendwie einscannst und so einbauen kannst. Oder? [preusss]
Bleisetzer Geschrieben September 9, 2006 Geschrieben September 9, 2006 Ach, Du bist das, der der Kollege aus der Daphne-Diskussion.. :) Grundsätzlich kann ich bei konkretem Bedarf und so wie jetzt, wenn es anders vielleicht zu aufwendig ist, gern Zeilen im Bleisatz absetzen und einem Kollegen hier Andrucke zur Verfügung stellen. Die Daphne habe ich noch in 20 p. Georg
Norbert P Geschrieben September 10, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 10, 2006 Lieber Georg Bleisetzer, die Daphne war ein Volltreffer - leider nur insofern, als dass der Vorgängertitel desselben Verlages (mit dem das neue Buch nicht verwechselt werden soll) die Daphne fürs Cover verwendet, wie ich heute morgen feststellen musste. Schade. Die Suche geht also weiter ...
Bleisetzer Geschrieben September 10, 2006 Geschrieben September 10, 2006 Egal. 100 Punkte für das Preußische Bleisatz-Magazin :D Georg
Bleisetzer Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 Noch ein Vorschlag: Was hältst Du denn von der Compliment: Ich kann mir nicht vorstellen, daß es die nicht auch als Font gibt; auch, wenn ich sie auf Anhieb nicht finde. Aber da kennst Du Dich eh besser aus. Georg
Schwalbenkoenig Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 Ein, hmmja, Freund von mir, der sich mit seiner chinesischen Freundin auf eine Reise in ihr Heimatland machte hat eine Photoseite mit der Skin Deep von Blambot übertitelt. Sehr schön, wie ich finde. Weiß ja nicht ob's deinem Projekt hilfreich ist, wollte aber nunmal auf diese Schönheit hinweisen. Achja, nochwas: hast du schon Alejandro Pauls "Bluemlein Scripts" durchforstet, schon seine Affair gesehen? Und die neue Sinfonieta hat auch was. Hach, jetzt ist's doch wieder eine Liste geworden, tschuldigen.
RobertMichael Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 schöne schrift, danke für den tipp.
Schwalbenkoenig Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 Was hältst Du denn von der Compliment? Ich kann mir nicht vorstellen, daß es die nicht auch als Font gibt; auch, wenn ich sie auf Anhieb nicht finde. Richtig, Georg. Aber kein Wunder, dass du sie nicht findest, die ist auch reichlich versteckt. Der Großteil der Schrift wurde von Rick Mueller unter dem Namen New Day Script digitalisiert. Was Rick Mueller dazu noch zu sagen hat steht hier, zum Beispiel dass sie auch als "Birthday" bekannt sein soll. Obs davon eine kommerzielle Variante gibt, weiß ich nicht …
Bleisetzer Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 Rainer, erklär's mir doch bitte mal an diesem Beispiel. Dieser Herr Mueller hat also diese Schriften digitalisiert. War das legal? Oder hat er's halt gemacht und schert sich nicht um Lizenzen? Und warum bietet er sie jetzt kostenlos an? Bzw.: macht er das? Nur aus Freude an der Sache? Das müßten dann doch eigentlich die Schrift-Entwerfer, die ihren Lebensunterhalt damit betreiben, nicht so gern sehen, oder? Georg
Schwalbenkoenig Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 Booah, ich habe echt keine fundierte Antwort. Meine Näherung: Ich denke, dass einige Leute, wie auch der oft zitierte Dieter Steffmann, es sich zur Aufgabe gemacht haben, Schriften, die "analog" entworfen wurden, ins digitale Zeitalter hinüber zu retten. Was an sich eine lobenswerte Idee ist, da man ja weiß dass vieles was nicht digital vorhanden ist, allzuschnell in Vergessenheit gerät. Und so weit ich das mitbekommen habe geht es darum, die Schriften auf eigenem Weg zu digitalisieren. Dh, jede Kurvenpunkt muss selbst angelegt worden sein. Kontrollieren kann mans daran wenn man einen Fonteditor öffnet und sich ansieht, wo die Punkte liegen und wie sie aufgebaut sind. Wenn man da identische findet, dann ists ein Klon. Wenn man Unterschiede sehen kann, dann ists eine "Revitalisierung". Aber dann gibts sicher auch die eine oder andere Grauzone mit rechtlichen Lizenzen undundund. Aber wie gesagt das ist nur meine subjektive Einschätzung der Lage, und ich bin da ja wirklich nur Amateur. Aber das können die Herren Schriftenentwerfer sicher besser beantworten. Henning? Erik? Dan? Und alle anderen?
Schwalbenkoenig Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 Achja, nochwas. Auf typophile.com gabs mal die Diskussion wegen Creampuff vs. Eclat. Nick Curtis hat sich einen alten Letraset-Katalog von 1930 hergenommen und die Schrift Creampuff digitalisiert, wusste aber nicht dass die Schrift schon von Doyald Young unter dem Namen Eclat kommerziell angeboten wurde. Nunja was tun? Creampuff wurde als Freefont digitalisiert und soll "angeblich" die schlechtere Digitalisierung sein. Eclat angeblich besser, dafür gibt's nur das reguläre r, nicht das alternative wie bei Creampuff. Und noch dazu würde ein Laie ohnehin nie den Unterschied erkennen. man kann sich ausmalen dass die professiionellen Schriftenentwerfer nicht besonders gut auf Freefont-Anbieter zu sprechen sind, klarerweise. Obschon beide Seiten ihre Berechtigung haben, möchte ich betonen. Aber mir steht es nicht zu, dazu ein Urteil zu bilden.
Schwalbenkoenig Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 Hmm, ja, nochwas fällt mir dazu ein: Ist es nicht der Zeitraum von 70 Jahren, nach denen ein Copyright an einer künstlersichen Leistung erlischt? Vielleicht kann man da deswegen ohne Lizenzprobleme diese alten Letraset-Kataloge aus 1930 digitalisieren …
hey Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 Hmm, ja, nochwas fällt mir dazu ein: Ist es nicht der Zeitraum von 70 Jahren, nach denen ein Copyright an einer künstlersichen Leistung erlischt? Vielleicht kann man da deswegen ohne Lizenzprobleme diese alten Letraset-Kataloge aus 1930 digitalisieren … Es geht da allerdings um das Todesdatum des Urhebers. Bei künstlerrischen Werken. Schriften erreichen gängiger Rechtsprechng nach in der Regel nicht die nötige Schöpfungshöhe um in diese Schublade zu passen. In Frage kommen daher der Schutz des Schriftnames als Schutzmarke und des Designs als Geschmacksmuster (Schutzdauer 25 Jahre). http://de.wikipedia.org/wiki/Geschmacksmuster http://de.wikipedia.org/wiki/Marke_%28Rechtsschutz%29 Der Herr R. Mueller übrigens hat auch reguläre kommerzielle Fonts erstellt. Auch die oben genannte Schrift ist keineswegs umsonst, sondern Shareware. Vereinfacht gesagt: die Verbreitung ist erlaubt, bei Benutzung über einen Test hinaus ist aber eine kostenpflichtige Registrierung obligatorisch.
Bleisetzer Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 Hmm, ja, nochwas fällt mir dazu ein: Ist es nicht der Zeitraum von 70 Jahren, nach denen ein Copyright an einer künstlersichen Leistung erlischt? Vielleicht kann man da deswegen ohne Lizenzprobleme diese alten Letraset-Kataloge aus 1930 digitalisieren … Genau das hatte ich mir auch schon überlegt. Aber die Compliment ist eine relativ junge Bleisatz-Schrift: Ludwig & Mayer, Frankfurt am Main Erstguß 1965 Helmut Matheis Georg
Bleisetzer Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 Es geht da allerdings um das Todesdatum des Urhebers. Bei künstlerrischen Werken. Helmut Matheis, der u.a. die Compliment schuf, ist 1917 geboren. Auf der Webseite des Klingspor-Museums steht nur allgemein "...lebt seit 1974 in...". Naja, vielleicht geht's ihm ja noch gut. Jedenfalls ist er keine 70 Jahre tot. Georg
Schwalbenkoenig Geschrieben September 11, 2006 Geschrieben September 11, 2006 Das Erstelldatum der New Day Script ist laut Fontinfo 1993, das wäre 28 jahre nach der Compliment. Und wenn man die Geschmacksmuster-Richtlinie als Grundlage hernimmt (25 Jahre) – die Hey gepostet hat* – dann würds passen. Aber, wie gesagt, ich würde auf meine Überlegungen jetzt wirklich nicht viel setzen … *Danke übrigens im Nachhinein, für deine Mühe das rauszusuchen.
Formgebung Geschrieben September 12, 2006 Geschrieben September 12, 2006 Schriften erreichen gängiger Rechtsprechung nach in der Regel nicht die nötige Schöpfungshöhe um in diese Schublade zu passen. Das ist meines Wissens nicht mehr der letzte Stand der deutschen Rechtsprechung zu diesem Thema. Im Internet angebotene Schriften müssen natürlich weltweit urheber- und lizenzrechtlich sauber sein. Wer also auf Nummer sicher gehen will: Tod+70 Jahre. Dann ist auch die letzte Frist der strengsten Rechtsprechung abgelaufen. Soweit zu Form und Urheberschaft. Schutzrechte auf Name und ggf. Form und sind abhängig von der Nutzung. Ist die Firma erloschen, sind es alle bis zuletzt gehaltenen Schutzrechte ebenfalls. Sind die Schutzrechte durch entsprechende Vertragsklauseln vor dem Erlöschen der Firma an Dritte oder den Urheber übergegangen, wird die tatsächliche Nutzung entscheiden. Jahrelanges Nichtnutzen berechtigt zu einem Antrag auf Freigabe beim DPMA. Henning
Norbert P Geschrieben September 14, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 14, 2006 Also, insgesamt habe ich jetzt einige schöne Schriften gesehen (dazu vielen Dank an dieser Stelle), doch so prima manche Vorschläge sind, ihr Makel ist oft die "kursive" Neigung. Die Compliment (digital von URW) ist zwar schön gerade und hat auch deutliche Unterschiede zwischen senk- und waagerechten Linien, doch sie funktioniert leider nur gemischt, ich hätte den Titel aber gerne in Verslaien, und da holpert's dann irgendwie: Ich hab schon überlegt, ob ich so verwegen sein soll, meine eigene Schrift (zumindest die Buchstaben, die ich brauche) zu zeichnen, aber vielleicht kennt ja jemand noch eine Schrift, die dem von mir gezeichneten C nahekommt?!?
Norbert P Geschrieben September 14, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 14, 2006 ... mit dem kleinen "l" geht's besser ...
Bleisetzer Geschrieben September 14, 2006 Geschrieben September 14, 2006 Komisch, daß Du es erwähnst, Norbert. Als ich mir eine Versalzeile aus der Compliment vorstellte, dachte ich spontan an eine Karikatur - so "Hong Kong Fui"-mäßig (Comic-Sendung aus der Kinderzeit meiner Halbwüchsigen). Es gäbe natürlich auch noch die Delphin. Vom Grundgedanken her ähnlich wie die Daphne. Die Versalien haben etwas für eine Schreibschrift ungewöhnliches, antiqua-ähnliches: Delphin I: http://www.bleisetzer.de/index.php?targ ... 0004&pic=a Delphin II: http://www.bleisetzer.de/index.php?targ ... 0004&pic=a Und als ich dann merkte, daß ich die Versalien der Delphin durchaus reizvoll fand und dieses Wort "Karikatur" immer noch so in meinem Kopf schwebte, dachte ich plötzlich: "Wieso eigentlich nicht, wenn schon, dann richtig klassisch mit einer Antiqua-Variante?". Alles, was wir (außer Dir selbst vielleicht, der sich mit dem Thema "China" wohl schon länger beschäftigt), über China wissen, ist doch mehr oder weniger Klischee. Und daß, was uns hier bisher glaubhaft als "China Design" gezeigt wurde, hat uns eher befremdet und ein wenig unsere Toleranzgrenze berührt. Und dahin willst Du offensichtlich gar nicht. Wie findest Du das denn hier? Ich sage Dir nur, was es ist, wenn Du überhaupt meinst, darüber nachdenken zu wollen: Georg
Norbert P Geschrieben September 14, 2006 Themen-Ersteller Geschrieben September 14, 2006 Danke für die neuen Vorschläge. ... der sich mit dem Thema "China" wohl schon länger beschäftigt ... Dummerweise bin ich da tatsächlich verbildet: studierter Sinologe. Über eine "echte" (leicht schiefe) Antiqua hab ich auch schon nachgedacht, die Delphine ist mir allerdings ein bisschen zu glatt (unfachmännisch: "zu gedruckt"). Aber so in der Art wie "das hier" (1012_1_21), schon eher ... Aber damit Ihr mich vielleicht besser versteht, hier mal "Chinesische Kalligrafie" in der Originalsprache (nur schnell hingeschschmiert):
Bleisetzer Geschrieben September 14, 2006 Geschrieben September 14, 2006 Das sind Weiß Kapitale: Bauersche Gießerei, Frankfurt am Main Erstguß 1931 Emil Rudolf Weiß Ich habe diese Versal-Schrift auch schon einmal irgendwo als Font gesehen, kann mich aber nicht erinnern, wo. Bei Luc Devroye führt ein Weg indirekt zu Weiß-Schriften, aber da ist sie nicht bei: https://www.myfonts.com/person/weiss/emil/rudolf/ Wobei Ihr sicher im Suchen solcher Fonts mehr Erfahrung habt. Die Weiß-Antiqua ist die mir liebste Antiqua. Und die Weiß Kapitale irgendwie für mich noch die Steigerung davon. Sie ist ungewöhnlich und keinesfalls eine Versalversion der Weiß-Antiqua, sondern eine Weiterentwicklung. Und gleichzeitig ruht sie in sich selbst. Ist rundum geschlossen, es fehlt nichts. So empfände ich auch ein Buch über China. Dieses ruhige Selbstbewußtsein und, aus meiner Sicht, das fremde und ungewöhnliche. Georg
Markus Wäger Geschrieben September 14, 2006 Geschrieben September 14, 2006 Sehr schön. Wenn das von deiner Hand stammt: sei so verwegen und male die Schrift selbst. Wahrscheinlich werden im Wort die einzelnen Buchstaben etwas weniger Detailreich sein dürfen als dieses C, aber diese Hand kann das. Greetinx. Markus.
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