Anekdote aus der Bleisatz-Zeit

[Bleisetzer]

Ein schneller, kleiner Deal.

"Haben Sie eine 36 p schmalfette Folio?"

"Ja, sicher - 50 EUR plus Versandkosten von 7 EUR."

"Prima, bitte sofort losschicken, ich überweise sofort."

"Vielen Dank für Ihren Kauf. Schrift geht morgen raus."

Bleisatz-Schriften ab einer Größe von 16 p aufwärts lagert man aufgestellt in sogenannten Steckschrift-Schubladen - ca. 28 cm x 68 cm x 5 cm groß, je nach Füllung im Durchschnitt 15 kg schwer.

Die Schubladen werden versetzt gestapelt, jeweils 20 Schubladen übereinander. Das Gewicht und das versetzte Stapeln - der vordere Teil der Schubladen hat einen ca. 1 cm hohen Grat - geben den Stapeln eine gehörige Stabilität.

Die 36 p schmalfette Folio-Grotesk ist in einer von insgesamt 216 Schubladen aus der Lieferung LPR. Elf Schubladen-Stapel mit einem Gesamtgewicht von ca. 3.200 kg.

Die 36 p schmalfette Folio war in der vorletzten Schublade.

Ich fühle mich sehr müde. Nicht körperlich, sondern mental. Ist das nicht symptomatisch für mein ganzes Leben? Hätte die Lade nicht wenigstens mit der Vorderseite nach von stehen können? So daß ich am Namensschild den Stapel hätte finden können? Wer, bitte, soll denn nun glauben, daß das jetzt ein "Zufall" war? Zufall.. wenn ich das schon höre.

Au Mann. Und das alles für eine Folio.

Warum verkaufe ich nicht Briefmarken oder digitale Fonts statt diesen Kack-Bleisatz (Zitat als Hommage an den Kollegen Sharif).

Bleisetzer

PS: Ich mußte das jetzt ganz einfach jemandem erzählen. Und wußte, hier ist Verlaß darauf, daß mich sowieso kaum jemand versteht. Seht mich als der, der ich bin: Opfer, nicht Gegner.

[Norbert P]

Es ist immer der vorletzte Karton. Weil man beim vorvorletzten denkt: "Jetzt trickse ich dich aus" und dann den letzten aufmacht.

[Schwalbenkoenig]

Alos wenn das keine Bestätigung von Murphys Gesetz ist. Mein Mitgefühl hast du.