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Sprayer

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Geschrieben

Sprayer

Ich bin ein Freund der Sprayer. Ihnen gehört meine Sympathie. Ich liebe sie so sehr wie den Dom zu Speyer.

Was meint Ihr? Wieviele Typographen schreiben im Dunkel der Nacht, was sie am Tage bewegt?

Geschrieben

Ich bin kein Freund der Sprayer.

Alle Versuche, diese zu sozialisieren, z.B. durch konstruktive Sprayer-Wettbewerbe in Jugendclubs, wurden unterlaufen. Am Morgen nach dem Wettbewerb waren die Hauswände des Jugendclubs "verziert".

Je niedriger das Wohn-Niveau, desto mehr Sprayer-Unwesen findet man.

Unter dem dann die Mehrheit der Anwohner, die eh schon ein schweres, unterprivilegiertes Leben führen, leiden. Ein soziales Problem, das mit Kunst nichts zu tun hat.

Die richtige Antwort auf Sprayer:

100 Arbeitsstunden in einer sozialen Einrichtung und Rechnungstellung für die Reinigung.

Übrigens: Der Stephansdom in Wien ist auch besprüht.

Preuße

Geschrieben

bleisetzer, ich muss da widersprechen. es gibt solche und solche.

bombings (ein-, zweifarbige, simpel gehaltene graffitis, oft silber/schwarz) und tags (nur der name, einfarbig mit dosen oder gleich mit markern, vorallem aber keine fläche sondern "nur striche") sind zum kotzen. das ist ein ego-game, wer kriegts am grössten an den grössten plätzen hin. das ist langweilig, hässlich und sachbeschädigung.

aber richtige graffitis, character-art und gewisse weitere streetart haben durchaus künstlerischen wert.

wenn du das absprichst, dann zeigst du damit nur deine unwissenheit - geh doch mal in einen kunstbuchladen und schau dir ein paar bücher zum thema streetart an. oder z.b. mal

video. die gezeigte schaffenskraft, auch wenn sie rein förmlicher natur sei, ist doch gewaltig und dem zolle ich auch respekt.

ich selbst bin nicht in diesem bereich aktiv, erstens interessiert mich die szene nicht, und zweitens arbeite ich lieber mit "richtigen" buchstaben. ausserdem stört mich, wie oben erklärt, die sachbeschädigung durch tags und bombings. aber ab und zu ein bisschen im internet oder in ausstellungen (WORDless in zürich z.b.) rumzustöbern ist trotzdem interessant.

Geschrieben

georg, graffiti hat mehr mit kunst zu tun als es dir lieb wäre, das ist kein soziales problem, so ein quatsch habe ich seit langem nicht gehört.

ich respektiere deine meinung, dass es dir nicht gefällt aber ich hätte nicht gedacht, dass du so platt darüber denkst.

Geschrieben

Nun hat Fritz-Franz wahrscheinlich das erreicht, was er wollte. Nun gut.

Ich habe nichts gegen Sprayer-Kunst, sondern halte das Sprayen ursprünglich für eine Ausdrucksart der Ghettos (in den VSvA), die dann, wie so vieles, zu uns herüberkam.

Wieviel Promille davon sind Kunst? 1 Promille? 2 Promille?

Was ist mit den restlichen 998 Promille, die einfach nur Verschmutzung darstellen? Für die dann wiederum Millionen ausgegeben werden, um öffentliche Gebäude oder Nahverkehrszüge zu reinigen? Wobei dieses Geld ganz sicher besser angelegt wären, indem in den bevorzugten Stadtteile der Sprayer, die Lebensqualität erhöht würde.

Es gibt soziologische Studien über den Zusammenhang von Sprayer-Aktivitäten in Stadtteilen oder auch bestimmten Fahrstrecken des Öffentlichen Nahverkehrs und sozialer Verwahrlosung in den Stadtteilen bzw. Zunahme von Vandalismus und Gewalt in z.B. S-Bahnen. Das sind einfach Tatsachen, die man nicht leugnen sollte.

Wenn die soziale Ungerechtigkeit in Stadtteilen unserer Metropolen - und dort treten Sprayer vorwiegend auf - hochkochen, beginnt das Aggressionsverhalten zunächst der Jugendlichen aus der Kontrolle zu geraten. Das ist auch durchaus logisch nachvollziehbar: keine Perspektive. Und dann beginnt sehr oft eine Welle der Selbstzerstörung in diesen Stadtteilen. Das hat zur Folge, daß jede Familie, die es sich leisten kann, wegzieht. Die freien Wohnungen wiederum werden von armen Unterschicht-Familien angemietet, weil sie sehr billig sind. So entstehen Slums.

Bei uns wird so etwas vornehm "Sozialer Brennpunkt" genannt. Es sind Slums - sehr hohe Arbeitslosigkeit, Aggression durch Jugend-Gangs, Perspektivlosigkeit bei allen.

Was das mit dem Sprayen zu tun hat?

Für mich gehört das zusammen.

Daß gesprayt wird - mangels offizieller Möglichkeiten - kann ich logisch nachvollziehen. Aber all dem immer nur Verständnis entgegen zu bringen, ist der falsche Weg.

Und ich bin auch nicht nur gegen Sprayen an privaten Wänden.

Wenn hier für viele viele Euros Renovierungen durchgeführt werden oder auch nur eine neue öde Fußgängerzone, dann ist das Zulassen von Sprayern der erste Schritt zur Anarchie.

Georg

Geschrieben

ich war in einem gymnasium (in der schweiz sind nur ca. 25% der jugendlichen in gymnasien, deshalb ist das von bedeutung), und da kannte ich dutzende sprayer - alle mit guter perspektive auf einen arbeitsplatz nach ihrem studium. die meisten aus reichen elternhäuser.

sprayen gehört zur "subkultur" (bzw. popkultur) hiphop/rap/breakdance - und das ist beileibe keine randgruppen-kultur mehr, sondern die grösste jugendkultur, die es weltweit momentan gibt. insofern ist deine slum-rethorik einfach falsch - auch wenn sie auf einen teil der sprayer zutrifft*. genauso wie lange drogenkonsum nur sozial schwachen gruppen angedichtet wurde - dabei kiffen heute so viele jugendliche, total egal ob sie aus einem reichen oder einem armen elternhaus kommen.

bezüglich der anzahl sprayer, die auch "kunst" produzieren: auch das lässt sich so nicht verallgemeinern. tags und bombings sind tätigkeiten, die das eigene ansehen in der szene steigern sollen: der traut sich was, der arbeitet an seinem ruf, der sprüht auch an den belebtesten plätzen seinen namen an die wand. kunstvolle graffiti sind eine steigerungsform davon, man verdient sich durch die beiden genannten (und mir ja auch verhassten) tätigkeiten auch seine sporen ab. finde ich bescheuert, aber ich versuche dir das ganze ein bisschen näher zu bringen. die "grossen meistern" produzieren dann die sachen, die ich auch wirklich schön finde - aber die haben wohl früher auch alle bombings und tags an die wände gemalt.

* worauf ich hinaus will: vergleiche "alle designer tragen schwarz" - nur weil ein teil der designer dies tut, ist das noch lange kein merkmal, um designer daran zu erkennen: eben weil es auch viele menschen mit anderen berufen gibt, die schwarz tragen.

disclaimer: wie gesagt bin ich kein mitglied dieser szene, insofern können einzelne punkte auch nicht exakt richtig sein - aber im grossen und ganzen sollte das so stimmen.

Geschrieben

Ihr lieben vermummten Sprayer,

Die ihr Graues bunt verschönt,

Tut, was ihr am besten könnt –

Nur verschont den Dom zu Speyer!

Sonst wird eure Kunst verpönt.

Geschrieben

man sieht was man sehen will, die meisten von den georg spricht sind keine sprayer sondern »idioten«, die gab es auch vor graffiti zeiten.

es gibt so viele schlechte grafiker die kein respekt vor schriften haben, da müsste ich mich schämen dazu zu gehören, überall gibt es schlechte beispiele, wenn ich jemanden erwischen würde der meine wand vollschmiert, hätte er von mir eine auf die fresse gekriegt.

ich habe aber viele sprayer als freunde die sehr geile sachen machen und keine hauswände vollschmieren.

Geschrieben

An Georg, den Bleisetzer: Was ich erreichen wollte, war, den Anstoß zu einem Gespräch zu geben – und nichts außerdem. Den soziologischen Aspekt hast Du eingebracht. Dieses Verdienst spreche ich Dir nicht ab. Mit dem naheliegenden Reimpaar „Sprayer“ und „Speyer“ versuchte ich lediglich auf eine kulturelle Diskrepanz hinzuweisen, die mich bedrückt.

Es ist sehr schwierig, junge Menschen (welche bekanntlich über einen großen Gerechtigkeitssinn verfügen) zu sozialisieren in einem Staat, in welchem „Sozialisten“ verkappte Kapitalisten (oder anonyme Aktionäre) sind. In unserer sogenannten „Industriegesellschaft“, wo der angeblich „freie Wettbewerb“ gilt, in Wahrheit jedoch „Vitamin B“ das Fundament der meisten „Karrieren“ ist, dürfte die Frage nach dem „gesellschaftlichen Erfolg“ nicht mehr allzulange gestellt werden. Man wird schon wissen, wie man diesem Exhibitionismus vorzubeugen hat. Die Methoden der Zensur und Selbstzensur sind mannigfaltig.

Wer kennt nicht die zynischen Sprüche „Arbeit macht frei“ oder „Jedem das seine“? Aus welchen Evangelien sie stammen, mag ich hier nicht erörtern. Nur soviel wage ich zu sagen (als längst erkannter Anonymer): Der erste Spruch beschreibt präzis das Parteiprogramm der Neoliberalen, der zweite das Konzept Neonazis.

Heutzutage, wo das „Eva-Prinzip“ in vielen Kreisen der Bevölkerung Zustimmung findet und Deutschland noch immer „Exportweltmeister“ ist, würde ich als Anlageberater jedem jungen Menschen, je nach Geschlecht, anraten, Kinder zu zeugen oder zu gebären. Denn noch immer haben wir viel zu wenige Sozialfälle, um endlich wieder einen richtigen Krieg zu führen, der dann in den nächsten sechzig Jahren analysiert werden kann, um Sekundärliteratur zu erzeugen.

„Ich bin ein Freund der Sprayer“, sagte ich. Weshalb? Sie bringen Themata zur Sprache, die manche Feiglinge unter uns gerne verschweigen würden. Wäre ich ein mausgrauer seriöser Anlageberater, mein Ratschlag wäre folgender: Legt Aktien in Firmen an, welche Spraydosen produzieren. – Den hier vom geneigten Leser sofort entdeckten Widerspruch zu dem oben Gesagten spüle er das Wasserklosett hinunter.

Geschrieben
man sieht was man sehen will, die meisten von den georg spricht sind keine sprayer sondern »idioten«, die gab es auch vor graffiti zeiten.

es gibt so viele schlechte grafiker die kein respekt vor schriften haben, da müsste ich mich schämen dazu zu gehören, überall gibt es schlechte beispiele, wenn ich jemanden erwischen würde der meine wand vollschmiert, hätte er von mir eine auf die fresse gekriegt.

ich habe aber viele sprayer als freunde die sehr geile sachen machen und keine hauswände vollschmieren.

Bon.

Das kann ich unterschreiben.

Auch der Bericht unterscheidet ja zwischen Graffiti-Kunst und Graffiti.

Sogar, wie ich meine, zwischen Sprayern und Sprühern.

Georg

Geschrieben

Vielleicht interessiert Euch das ja:

http://www.pingmag.jp/

Dort steht u.a., daß die Künstler der Straßen-Gangs in L.A. mittlerweile von professionellen Typographen gelernt haben, ihre Gangnamen effektvoller zu sprayen. Nun werden auch "europäische" Farben eingesetzt, weil die Gang-Namen dann wohl gefälliger wirken. Aber "gefällig" ist wohl nicht der richtige Ausdruck.

Mein Ding ist das nicht.

Und ich finde tatsächlich längst nicht alles akzeptabel, was Künstler produzieren. Ich möchte es nicht verboten sehen, aber auch nicht aufgewertet als Avantgarde der Subkulturen.

Georg

Geschrieben

Ist doch alles schon da: die Fraktur auf einem Snoop-Dogg-Album, die "Graffiti"-Schriften im virtuellen Setzkasten ...

1400_gg_1.jpg

Ganz "un-vandalistisch" finde ich übrigens, dass die meiste Graffiti irgendwie schriftbasiert ist, von Schmierfinken würde ich mir mehr Barbusiges erwarten ...

Bei allem Kunstverständnis: Beschmierte S-Bahnen und andere öffentliche Wände tun mir dennoch in den Augen weh. Vielleicht ist Graffiti einfach nur jede Menge vergeudetes Talent ...

Geschrieben

Hey danke für die ganzen links, kannte ich noch gar nicht :D. Na ja also eigentlich habt Ihr ja das ganze schon ganz schön aufgetröselt und auch richtig festgestellt, dass es da die Unterschiede gibt. Schlimm sind vor allem die Punks, weil viele von denen es echt nicht peilen und nur Müll produzieren aber auch da kenne ich Ausnahmen. Und zur Dom beziehungsweise Denkmalgeschützten Gebäuden: Die sind eigentlich auch in der Szene verpöhnt. Also wer das macht bekommt in der Regel sowieso keine Respekt und hässlich sieht es auch aus. Und eigentlich haben ja die ganzen Touris mit ihren eingeritzten "ich war hier" mit dem scheiß angefangen.

Momemtan läuft der Film whole train in den kinos http://www.wholetain.de. Er ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie sich heute namhafte Sprayer Kohle verdienen mit einer Darstellung der Scene wie sie nicht wirklich existiert. Eben weil diese Leute, die das Zeug zu einem whole car hätten lieber das ganze legal machen in einem Film, wo sie auch die durchaus teuren Dosen ca. 3-4 Euro pro Stück in voller Bandbreite bezahlt bekommen und dann auch noch Erfolg dafür ernten. Die sozialen Minderbemittelten haben gar nicht das Geld um sich einen Haufen Dosen zu kaufen. Und wenn Sie es schaffen sich ständig Dosen zu racken dann denke ich schaffen Sie es auch sich genug für ein besseres Leben zusammenzuklauen.

Und der soziale Zusammenhalt einer illegal aggierenden Crew ist oft besser als in einem Büro. Überlegt mal wie viel die selber davon hätten, wenn sie sich dauernt verleumden, beleidige, verraten und verkloppen würden.

Ich selbst male legal in einem "sozialen Brennpunkt" Münchens auf Leinwände und ich kenne sowohl die einen, die studiert und wohlhabend sind sowie die Leute, welche illegal malen. Die illegalen sind in der Minderheit. Die riskieren Teilweise ihr leben für ein Bild. Beim legalen möchte ich nur hinzufügen, dass es noch die Gesetze des Fames gibt. Wer ein anderes Bild übermalt muss entweder besser oder größer malen. So oderso beleidigt er damit den anderen und kann durchaus eins auf die Fresse kriegen.

Noch dazu kommt das die legalen Flächen nicht beworben werden und man das ganze nur über mundproperganda und ausporbieren herausbekommt und das in München eine der ohnehin schon wenigen Stellen nun nicht mehr legal ist sondern einfach so "umgebetet" wurde. Steht natürlich auch nirgens und wenn man dann in gutem Glauben an die mit ohnehin schon zwanzig Lackschichten bedeckte Wand geht. Wird man auch noch angezeigt.

Ich kenne einige welchen es so ergangen ist. Am sichersten und am wenigsten Ärger hat man mit Leinwänden und die Bilder sind auch qualitativ hochwertiger. Die meisten haben ohnehin schon umgestellt oder so wie ich fangen gleich mit der Leinwand an. Eine kurze Lebensdauer haben ohnehin die meisten Werke und es bleibt nur ein Foto. Welches gut belichtet auch mehr Sinn macht als ein schnell in der Dunkelheit geschossenes Foto.

Es ist auf jedenfall wegen der Gase immer mit Gesundheitsbeeinträchtigung des Künstlers verbunden.

Ich hab schon etliches darüber gelesen von Leuten, welche es selbst praktizieren und welchen die sich nur oberflächlich damit beschäftigen und es nie mitgemacht haben. Ganz egal es kommt immer nur Mist dabei heraus.

Für mich ist Graffiti eine Art der Gestaltung von Buchstabe.

Von wegen vergeudetes Talent... @Norbert schau dir mal die Grafische Entwicklung in den letzten Jahren an und du siehst wie viel von dem Talent "verloren gegangen ist"

Geschrieben

Ich möchte Willis Bemühen um Differenzierung ausdrücklich unterstützen.

Jeder, der sich ein Auto besorgen kann und damit fährt, ist ein Autofahrer. Jedes Jahr gibt es etliche Tote wegen Verkehrsrowdytums. Sind deswegen alle Autofahrer potentielle Mörder?

Jeder kann sich eine Spraydose besorgen und damit Wände besprühen. Ob er nun Punk, Graffiti Artist oder Idiot ist. Trotzdem wird alles unter ein und denselben Teppich gekehrt.

Junge Leute, die sich ernsthaft mit der Kunst aus der Sprühdose beschäftigen, haben meist eins gemeinsam: den Respekt vor dem Schaffen anderer. Sie würden den Dresdner Zwinger oder den Kölner Dom oder aber auch anderer Bilder niemals besprühen. Und viele machen aus dem Hobby Profession, durch (Kunst-)Studium oder/und Berufswahl. Viele Sprüher (Phase II, Mode 2, Loomit, DARE u.v.a.) haben mittlerweile sehr viel zur Kultur Ihres Landes beigetragen. Und haben gleichzeitig (mittlerweile) relativ wenig mit dem Punk gemeinsam, der „Anarchie ist machbar“ an die Hauswand sprüht. (Aber zumindest wird hier noch eine Aussage vertreten, was m.E. den Punk vom Idioten unterscheidet.)

Die soziale Komponente kann man natürlich nicht vernachlässigen, sie steht hinter allem. Es geht darum, sich zu äußern, zu präsentieren, wahrgenommen zu werden. So war es schon bei den Steinzeitmenschen, vor vierzig Jahren in New York, und so ist es noch heute im kleinsten deutschen Kuhdorf. (Ein Freund von mir hat darüber sein Diplom geschrieben.) Auch wenn sich die Jugendlichen dessen meist garnicht bewußt sind.

Doch zurück zur Kunst. Viele Graffiti-Sprüher beschäftigen sich mit Buchstaben und formen sie kunstvoll neu. Also genau die gleiche Arbeit wie die Eure. Genau deshalb gibt es ja die vielen Überschneidungen von Graffiti und Typographie, personell und stilistisch. Einige Schriftschaffenden gaben sogar öffentlich zu, Graffitis intensiv zu betrachten und davon zu lernen (auch wenn ich den Beweis dafür jetzt schuldig bleiben muß, habe ich es doch schon einige Male in Interviews gelesen). Die „Lehrmeister“ waren wahrscheinlich 14 Jahre alt. Irre, was?

PS.: Ich muß allerdings zugeben, daß ich über Jahre ein kleines Hip Hop-Magazin herausgegeben habe. Ich bin also nicht ganz unvoreingenommen. ;-)

Geschrieben

@Willi: Vergeudet schrieb ich, weil ich oft mal was Hübsches an (zumeist illegalen) Wänden sehe. Das ist dann aber auch bald wieder weg, seltener, weil es abgereinigt wurde, häufiger, weil es "überarbeitet" wurde - und das dann oft durch ganz grauenhafte Tags (es blitzt also noch was vom ersten Bild durch). Wie könnten sich solche Talente entwickeln, wenn sie andere Plattformen hätten als ausgerechnet (legale oder illegale) Wände? Andererseits beschleicht mich gerade der Gedanke, dass viele Writer ohne den "Graffiti-Kick" wahrscheinlich nie freiwillig mit so etwas "Mädchenmäßigem" wie Zeichnen oder Malen angefangen hätten. Also hätten sie auch ihr Talent nie entdeckt. Wichtig wäre es da vielleicht, rechtzeitig mehr daraus zu machen ...

Geschrieben
Das ist dann aber auch bald wieder weg, seltener, weil es abgereinigt wurde, häufiger, weil es "überarbeitet" wurde - und das dann oft durch ganz grauenhafte Tags (es blitzt also noch was vom ersten Bild durch).

Basiert entweder auf gegenseitige Rivalität, Hass gegen die Writer z.B. Punks oder aber auch die Polizei. Glaube in Frankfurt hat die Soko einmal die ganzen Bilder gecrosst um die Writer zu "langweilen" bzw sie zur Aufgabe zu animieren. Hab ich aber auch nur aus zweiter Hand ob da was dran ist weis ich nicht.

Wie könnten sich solche Talente entwickeln, wenn sie andere Plattformen hätten als ausgerechnet (legale oder illegale) Wände? Andererseits beschleicht mich gerade der Gedanke, dass viele Writer ohne den "Graffiti-Kick" wahrscheinlich nie freiwillig mit so etwas "Mädchenmäßigem" wie Zeichnen oder Malen angefangen hätten. Also hätten sie auch ihr Talent nie entdeckt. Wichtig wäre es da vielleicht, rechtzeitig mehr daraus zu machen ...

In dem Punkt geb ich dir recht der Gedanke ist gut. Finde Graffiti gehört wirklich mehr gefördert. :mrgreen:

Die Plattform zu Hause sitzen und dort seine Zeichnungen zu machen ist nicht sehr Produktiv, da man getrost abkupfern kann und auch keine Konkurenz hat.

Mit dem Begriff Talent bin ich sehr vorsichtig geworden. Schließlich hat man mir das auch ständig in irgendeinerweise angedichtet bzw. entzogen "dafür hast du kein Talent". Ich sehe unseren Beruf als Handwerk und dass er viel mit Übung zu tun hat. Wer übt wird auch besser. Talent ist nicht messbar.

Eine andere Plattform sehe ich im Internet. Es werden bereits Skizzen als scans gepostet und beurteilt. Der effekt von Publizierung, Respect and Disrespect ist auch vorhanden und Sender-Empfänger gibts auch.

Die Graffitis mit Illustator sind eine neue Errungenschaft. Hab ich auf einen Flyer gesehen und auch ein FH Student ist auch etwas in dieser Richtung mit "Streetartclothing" unterwegs.

Wie ich gestern gesehen habe bist du Norbert in München Wohnhaft bei Interesse können wir ja mal eine Graffitisightseeing-tour zu wichtigsten Stellen Münchens machen. Könnte dir dann auch ein paar Hintergründe erzählen.

Jedoch ist in München nicht wirklich viel aktivität. Hin und wieder kommen mal ein paar neue Bilder.

Noch ein Tipp am Dienstag 7.Nov. findet der Vortrag Modelle als "System" der Buchgestaltung von Walter Pamminger in unserer Aula statt. Mehr zu allen Vorträgen etz. findest du auf http://www.tgm-online.de

Geschrieben
Ich möchte Willis Bemühen um Differenzierung ausdrücklich unterstützen.
Vielen Dank :D

PS.: Ich muß allerdings zugeben, daß ich über Jahre ein kleines Hip Hop-Magazin herausgegeben habe. Ich bin also nicht ganz unvoreingenommen. ;-)

Würde gerne mehr darüber wissen.
Geschrieben
Würde gerne mehr darüber wissen.

Das Ding hatte ich mit einem Freund zusammen produziert. Es hieß „Boomy“ als Verenglischung des „Bummi“, einer Kinderzeitschrift in der DDR. Das sollte zeigen, wie unheimlich wichtig wir uns selber nehmen. Das lief etwa zeitgleich mit der Gründung von „Backspin“ und dem „MZEE“-Magazin - damals gab es ja diese ganze Hip Hop-Infrastruktur noch nicht. Es gab, glaube ich, zehn „eigene“ Ausgabe sowie zwei weitere Ausgaben im Namen einer Werbeagentur. Am Anfang war es Hobby, für die Agentur wollten wir es zu einem wirtschaftlich tragbaren Projekt machen - letzteres ist gescheitert. Das Ende allerdings habe ich nicht nur mit einem weinenden, sondern auch mit einem lachenden Auge gesehen. Die Szene hatte sich extrem verändert, das war einfach nicht mehr mein Ding. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich habe spaßeshalber mal Goggle genutzt. Und wirklich: es gibt im Internet Beiträge dazu:

http://www.bandits-dresden.de/specials/ ... s_text.htm

u.a.

Viele Grüße aus Dresden.

:-)

Geschrieben
Wie ich gestern gesehen habe bist du Norbert in München Wohnhaft [...]

Krasses Statement meinerseits: Die Groß- und Kleinschreibung braucht Respect -- andernfalls droht boring Wohn-Haft und damit Verlust der Streetcredibility!

CU, Georg 8)

Geschrieben
Würde gerne mehr darüber wissen.

Das Ding hatte ich mit einem Freund zusammen produziert. Es hieß „Boomy“ als Verenglischung des „Bummi“, einer Kinderzeitschrift in der DDR. Viele Grüße aus Dresden.

:-)

davon habe ich 2 ausgaben und hüte sie wie mein augapfel :D

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Der Wiener Volkskundler Thomas Northoff setzt sich angeblich seit Jahrzehnten mit Graffitis auseinander. Kurzinterview in der OÖN von heute. Jetzt nicht gerade rasend interessant, aber wenn das hiesige Landeshauptblatt in irgendeiner Form schon über Schriftlichkeit berichtet …

Geschrieben

OÖN: Wer schreibt Graffiti?

Northoff: Vor allem junge Menschen, Alkoholisierte.

stimmt! man sieht immer häufiger jugendliche mit 'ner pulle wodka und 'nem rucksack voller dosen nachts um züge schleichen. :twisted:

naja. man sollte schon unterscheiden zwischen graffitis und klo-schmierereien.

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