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Satzrichtung Büchrücken

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Liebe Experten,

jeder kennt das am Bücherregal: um den Rücken zu lesen, kippt man den

Kopf mal rechts mal links - bis man schwindlig wird...

Gibt es eine Regel, offiziell oder inoffiziell, in welcher Richtung

ein Buchrücken bedruckt werden darf/sollte? Wenn ja, warum wird sie

dann augenscheinlich nicht beachtet - wenn nein, warum gibt es sie

nicht?

Ein Buch hat in der Regel ein eindeutiges "Oben" und Unten". Unserer

westlichen Gepflogenheit der Leserichtung zufolge (links nach rechts,

oben nach unten), wäre die Richtung von oben nach unten logisch. Das

hätte auch den immensen Vorteil, dass man den Rücken ohne Kopfstand

lesen könnte, wenn das Buch - logisch und praktisch richtig - mit dem

Titel (Frontdeckel, U1)nach oben liegen würde. (Ich merke gerade, das

Problem ist gar nicht so leicht eindeutig zu beschreiben...;-)

Als Besitzer mehrerer Bücherwände würde die Information darüber zwar

den regelmäßig steifen Hals nicht verhindern, aber ich wüßte dann

vielleicht wenigstens, warum die Qual... Außerdem: Als Projektmanager

in einer Medienproduktion komme ich ab und zu auch mal in

Verlegenheit ein Printprodukt herstellen zu müssen...

Vielen Dank und beste Grüße

sybarit

Geschrieben

ich habe das so gelernt:

schrift im hochformat immer im 90° winkel nach links.

also kopf nach lings neigen, das cover wäre demzufolge rechts.

90 % aller bücher sind so gestaltet. die "page" machts genau,

andersherum. vorteil: man kann die zeitschriften stablen, dass

cover liegt obendrauf und der buchrücken ist zu lesen.

ob es da eine eindeutige regel gibt - keine ahnung, da müsste ich mal

in "detailtypografie" nachschauen ... hmm.. finde ich auf anhieb nicht.

aber der buchrücken von detailtypografie ist auch im 90° nach links gedreht

Geschrieben

Früher, ja früher™ war der deutsche Buchmarkt noch in Ordnung, da konnte man den Kopf bei Betreten der Bibliothek auf die linke Schulter legen und bei Verlassen derselben wieder aufrichten, oder gleich zum Physiotherapeuten durchgehen. Der hieß damals™ allerdings noch Knochenbrecher und war nicht unbedingt zartfühlend.

Heute passen sich immer mehr Verlage dem englischsprachigen Ausland an und zwingen den Leser, den Kopf auch mal nach rechts zu legen. Darüber ärgern sich Traditionalisten und Physiotherapeuten gleichermaßen. Das Argument mit dem Bücherstapel ist allerdings zutreffend: Bei einem englischen Bücherstapel kann man zum Lesen stehenbleiben, bei einem traditionell-deutschen muss man in den Kopfstand.

Gruß, Georg

Geschrieben

In »Lesetypographie« (von unten nach oben) sagt Willberg, dass im deutschsprachigen Raum von unten nach oben, im englischsprachigen Raum umgekehrt beschriftet wird. Oder war das in »Umschlaggestaltung«? Egal, beides der selbe Autor.

Ein kurzer Test an meiner Bücherwand bestätigt das. Es sind hier aber meist Gestalterbücher, d.h. solche die relativ bewusst gestaltet sind. Ob sich die »Masse« auch so brav daran hält, kann ich nicht sagen ...

Geschrieben

ich kanns nur bestätigen. im deutschsprachigen raum wird der buchrücken aufstrebend geschrieben, im englischen zumeist von oben nach unten. der vorteil der englischen schreibweise hat sich bei cds und magazinen bereits durchgesetzt. im endeffekt sind das alles lesegewohnheiten. ich bevorzuge auch die schreibweise von oben nach unten, da man doch häufiger mal magazine oder bücher auf dem tisch liegen lässt und die titel dann im meterhohen haufen schneller finden kann.

Geschrieben
Früher, ja früher™ war der deutsche Buchmarkt noch in Ordnung, da konnte man den Kopf bei Betreten der Bibliothek auf die linke Schulter legen und bei Verlassen derselben wieder aufrichten, oder gleich zum Physiotherapeuten durchgehen. Der hieß damals™ allerdings noch Knochenbrecher und war nicht unbedingt zartfühlend.

Heute passen sich immer mehr Verlage dem englischsprachigen Ausland an und zwingen den Leser, den Kopf auch mal nach rechts zu legen. Darüber ärgern sich Traditionalisten und Physiotherapeuten gleichermaßen. Das Argument mit dem Bücherstapel ist allerdings zutreffend: Bei einem englischen Bücherstapel kann man zum Lesen stehenbleiben, bei einem traditionell-deutschen muss man in den Kopfstand.

Gruß, Georg

Ich denke mir die Titel in den liegenden Stapeln einfach seitenverkehrt, dann habe ich als Bleisetzer überhaupt kein Problem mit dem Lesen der Titel.

Gruß, Georg

Geschrieben
ich kanns nur bestätigen. im deutschsprachigen raum wird der buchrücken aufstrebend geschrieben, im englischen zumeist von oben nach unten. der vorteil der englischen schreibweise hat sich bei cds und magazinen bereits durchgesetzt. im endeffekt sind das alles lesegewohnheiten. ich bevorzuge auch die schreibweise von oben nach unten, da man doch häufiger mal magazine oder bücher auf dem tisch liegen lässt und die titel dann im meterhohen haufen schneller finden kann.

„meterhohe Stapel“?

Dich möchte ich mal gern als Praktikant für drei Monate in meine Bleisetzerei einladen.

Danach wäre es vorbei mit „meterhohen Stapeln“ ;-)

Gruß, Georg

Geschrieben
georg, als bleisetzer bist du im lesen umgekehrter sachen gut geübt ;) ich hatte damit riesen probleme als ich in der werkstatt war.

Und als Du die ausgepackte Collage photographiert und das Photo hier eingestellt hast, war mein erster Gedanke "Die liegt falsch 'rum." grins..

Geschrieben

Danke schonmal für die schnellen Anmerkungen!

Nach weiteren Recherchen stieß ich auf eine ISO-Norm von 1985 die eindeutig die Richtung von oben nach unten regelt. Fragt sich immer noch: Aus welchem Grund machen es so viele genau andersrum, obwohl es doch auch die logischere und praktischere Lösung ist? Bei meinem sicher über 2.000 Bücher umfassenden Regal ist das Verhältnis wirklich etwa 50:50 - und immer schön wechselweise....

Gruß, Sybarit

Geschrieben

Es gibt schon einen guten Grund Buchrücken von unten nach oben zu beschriften. Da die Bücher auf einem Regalbrett nur selten die gleiche Höhe haben, orientiert sich das suchende Auge an der unteren, einheitlichen Kante, also am Regalbrett entlang. Die Blickrichtung von unten nach oben um den Titel zu lesen ist also folgerichtig.

Grüße vom Vielleser und intensiv-Bibliothekennutzer.

Geschrieben
Da die Bücher auf einem Regalbrett nur selten die gleiche Höhe haben, orientiert sich das suchende Auge an der unteren, einheitlichen Kante, also am Regalbrett entlang.

Bißchen sehr dünne Erklärung, oder? Da das Layout von Rückentiteln incl. Positionierung der Elemente (Logos, Illus, Autor, Titel etc.) ebenfalls (und gottseidank) nicht vereinheitlicht ist, springt das Auge fröhlich trotzdem. Und die paar Zentimeter Augensprung sind mit der Kopfgymnastik nicht zu vergleichen...

Gruß, Sybarit

Geschrieben
edit:

ISO. klar. >Internationale Organisation für Normung<

nationale unterschiede beweisen das gegenteil.

Na ja, Norm (Iso oder DIN) heißt: Kannste dich dran halten oder auch nicht... Allein das Einsehen der Norm kostet übrigens 34 EUR...

Gruß, Sybarit

Geschrieben

die aussage von hey empfinde ich absolut logisch.

sowas nimmst du unbewusst war,

gehe mal in einer bibliothek durch die reihen.

Kannste dich dran halten oder auch nicht

ich will damit sagen das ISO = international ist

und DIN = die deutsche industrienorm ist

also wie nike schon sagte:

... im deutschsprachigen raum wird der buchrücken aufstrebend geschrieben, im englischen zumeist von oben nach unten ...

vielleicht solltest du davon ausgehen wo dein buch eingesetzt

wird. im deutschsprachigen raum oder im englischsprachigen

und dann jeweils nach der gewohnheit der leute dort gehen.

Geschrieben
Da die Bücher auf einem Regalbrett nur selten die gleiche Höhe haben, orientiert sich das suchende Auge an der unteren, einheitlichen Kante, also am Regalbrett entlang.

Bißchen sehr dünne Erklärung, oder? Da das Layout von Rückentiteln incl. Positionierung der Elemente (Logos, Illus, Autor, Titel etc.) ebenfalls (und gottseidank) nicht vereinheitlicht ist, springt das Auge fröhlich trotzdem. Und die paar Zentimeter Augensprung sind mit der Kopfgymnastik nicht zu vergleichen...

Gruß, Sybarit

Meiner Erfahrung nach macht das mehr aus, als es scheinen mag, nämlich den Unterschied zwischen Augen-und Kopfgymnastik. Wenn ich in einer Bibliothek ein ganze Regale absuche (etwa um mehr zu einem Thema zu erfahren, ohne gezielt einen Titel greifen zu können), bin ich dankbar, wenn ich es mit von unten nach oben beschrifteten Buchrücken zu tun habe.

Geschrieben

Meine Erfahrung aus vielen Jahren Verlagswelt:

Die konservative Richtung von unten nach oben gilt als "feiner". Denn die Rücken von-oben-nach-unten werden vor allem im Mass-Market eingesetzt, das ist dann die sog. Stapelware (Eingangsbereich von Thalia, Hugendubel und Co.), da geht es nicht ohne stapelweise lesbare Rücken.

Auf ISO gibt in den Verlagen sowieso keiner was, ISBN ist das Ultimo an Regelkonformität.

Und es geht nie um Nützlichkeit in Bibliotheken bei der Rückengestaltung, sondern immer um die Regale in den Buchhandlungen.

Geschrieben

Im Handbuch der Einbandgestaltung (EINEINBANDBAND) von Hans Peter Willberg steht folgendes (S. 4):

Ob man beim Lesen der Rückenzeilen den Kopf nach links oder nach rechts drehen muß, das entscheidet der Verlag, nicht der Gestalter.

:cry:

Wenn ichs mir aussuchen darf, mach ichs von unten nach oben.

Geschrieben

Argument gegen die Norm:

Vielleicht könnte man es auch einfach psychologisch begründen,

was sich nach unten hin schreibt, fällt und ist negativ …

Jaja und die Araber schreiben in die Vergangenheit ... :shock:

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Ein Buchrücken ist der Rücken eines Buches und meines Erachtens funktionell weder mit CDs noch mit Magazinen wirklich zu vergleichen. Dass der Satz beim aufrecht stehenden Buch auf seinem Rücken von links unten nach rechts oben verläuft, ist begründbar.

Zunächst ist hier die uralte Umbruchregel adaptierbar, nach der querformatige Abbildungen, Tabellen etc. in der hochformatigen Buchseite ihren Kopf am Bund(-steg) haben. Das unterstützt unsere Leserichtung von links nach rechts und von oben nach unten doch herrlich: Ist die querformatige Tabelle/das querformatige Bild zu Ende geschaut, sind unsere Augen irgendwo eher unten im Objekt (an seinem Fuss) und also auch eher am rechten Rand der Buchseite. Weiterblättern. Alles andere wären unnütze Stopps in die falsche Buchrichtung. Ich sehe demnach nicht ein, warum ich schon beim Buchrücken mit einem Leserichtungsfehler starten soll (Fuss am Kopf).

Alles wächst vom Boden aus und auch Bücher hängen praktischerweise selten von der Decke, sondern stehen halt heute noch öfters in Regalen, auf Brettern, auf ihren Füssen. Und Buchrückentext wächst also auch vom Boden aus. Von unten beginnend. Geerdet quasi. Warum das im angelsächsischen Buchraum anders gesehen wird? Keine Ahnung. Vielleicht ist man dort zu kopflastig ... Wie auch immer. Wenn die Buchrückenbreite eine vernünftige Schriftgrösse zulässt, bevorzuge ich sogar den "normalen" horizontalen Satz. Und von Verlagen lasse ich mir ganz selten in handwerklich gesicherte Fachbereiche reden.

Herzliche Grüsse vom Nachzügler,

Norbert Riedi

  • Gefällt 1
Geschrieben
Und von Verlagen lasse ich mir ganz selten in handwerklich gesicherte Fachbereiche reden.

Klar, denn die finden das ganz toll, wenn der eine oder andere Titel aus der Reihe fällt, weil der Gestalter so gesicherte Kenntnisse hat ...

Letztlich bleibt es wohl eine Geschmacks- oder Gewohnheitsfrage.

Geschrieben
Klar, denn die finden das ganz toll, wenn der eine oder andere Titel aus der Reihe fällt, weil der Gestalter so gesicherte Kenntnisse hat ...

Letztlich bleibt es wohl eine Geschmacks- oder Gewohnheitsfrage.

Geschmack und Gewohnheit in allen Ehren. Wenn aber schon von Anfang (z.B. einer Verlagsreihe) mit gesicherten Werten – wo vorhanden und gewachsen – gearbeitet wird, stellen sich gewisse Probleme gar nicht erst ein :-) Oder müssen wir uns das Arbeitsleben wirklich noch zusätzlich erschweren, indem wir unser offensichtlich diskutables Mettier selber noch weicher machen?

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