Flosemann Geschrieben Juni 12, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 12, 2007 Hier eine Anzeige einer Druckerei ganz in der Tannenberg gehalten. Sie erschien Anfang der 30er Jahre im Format DIN A 5 in der Zeitschrift »Die Deutsche Schrift« des Bundes für deutsche Schrift. Daher ist es nicht verwunderlich, daß keine »lateinischen« Schriften darin verwendet werden. Flosemann
Tholan Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 Hier eine Anzeige einer Druckerei ganz in der Tannenberg gehalten. Sie erschien Anfang der 30er Jahre im Format DIN A 5 in der Zeitschrift »Die Deutsche Schrift« des Bundes für deutsche Schrift. Daher ist es nicht verwunderlich, daß keine »lateinischen« Schriften darin verwendet werden. Flosemann Das war auch sonst vor dem Frakturverbot 1941 durch Hitler wohl nichts außergewöhnliches, oder?Gruß Thomas
Bleisetzer Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 Das immer wieder erwähnte Fraktur-Verbot von 1941 galt für alle offiziellen amtliche Verlautbarungen von Regime und Partei sowie deren diversen Organe. Da nach 1933 über kurz oder lang alle anderen Organisationen "gleichgeschaltet" wurden, sprich: übernoommen oder halt verboten wurden, kann man sagen: Das Fraktur-Verbot galt für jede offizielle Verlautbarung. In der Praxis jedoch hat sich kaum jemand daran gehalten. Es war gar nicht durchsetzbar, da die Alternativ-Schriften nicht zur Verfügung standen. Das galt vor allem auch in den besetzten Gebieten und im gesamten Bereich der Wehrmacht. Ich persönlich werte das "Fraktur-Verbot von 1941" mittlerweile mehr als eine Art Anekdötchen. Es ist doch witzig zu wissen, daß z.B. bekennende Neo-Nationalsozialisten die Fette Fraktur verwenden, die ihr Idol verboten hat. Noch witziger finde ich, daß der Völkische Beobachter lange Zeit die Fraktur von Lucian Bernhard, geborener Emil Kahn, verwendete.´Eine praktische und allgemeine Anwendung dieses Verbotes dagegen ist in der Zeit bis 1945 für mich nicht zu erkennen. Georg
Norbert P Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 Erstaunlich, wie gut (und "natürlich") die olle Tannenberg hier aussieht. Ich hab ein wenig das Gefühl, dass mit so einer Schrift heute keiner mehr diese Einfachheit hinkriegen würde. Täusche ich mich? Hat jemand Gegenbeispiele? Hm, hat ja wahrscheilich auch niemand mehr Veranlassung dazu ...
FlorianG Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 Erstaunlich, wie gut (und "natürlich") die olle Tannenberg hier aussieht. Ich hab ein wenig das Gefühl, dass mit so einer Schrift heute keiner mehr diese Einfachheit hinkriegen würde. Täusche ich mich? Hat jemand Gegenbeispiele? Hm, hat ja wahrscheilich auch niemand mehr Veranlassung dazu ... Ich tendiere auch zu Deiner Meinung. Die Zeitschrift »Die deutsche Schrift« gibt es ja immer noch – oder wieder? –: Darin sind rührig-redlich möglichst viele Frakturschriften (auch im Fließtext) eingesetzt – das Ganze strahlt aber eine derart bornierte »Gartenlauben«-Biederkeit aus, dass man es für 2007 nicht für möglich halten würde. Von der ›modernen‹ Einfachkeit dieser historischen Beispiele keine Spur, eher überfrachtete Biedermeier-Ästhetik des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Gruß FlorianG P. S. @ Bleisetzer: Ich halte die Bedeutung des Erlasses je länger, je mehr ebenfalls für weit überschätzt. Die angebliche Wende lässt sich ›am Material‹ jedenfalls keinesfalls so rigoros feststellen wie immer wieder behauptet wird.
RobertMichael Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 > Ich hab ein wenig das Gefühl, dass mit so einer Schrift heute keiner mehr diese Einfachheit hinkriegen würde. warum nicht?
Poms Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 >Ich halte die Bedeutung des Erlasses je länger, je mehr ebenfalls für weit überschätzt. Ich finde der Erlass kann gar nicht überschätzt werden, der Erlass als Beweismittel ist eine erste gute Waffe gegen die "Fraktur = Nazischrift"-Fraktion. # Die Tannenberg sieht einfach wunnebar kraftvoll aus. Mal abgesehen vom häßlichen Sperren bei "Werbedrucke". Ein sehr schönes Detail finde ich die Listenpunkte im Kontrast zur Schrift. Da brauchts wirklich keine großartigen weiteren grafischen Elemente um "Kraft und Dynamik" auszudrücken, zumindest aus meiner Sicht im heutzutage. >Ich hab ein wenig das Gefühl, dass mit so einer Schrift heute keiner mehr diese Einfachheit hinkriegen würde. Ich denke das würde schon gehen, aber man kann ja nicht wirklich eine Original-Tannenberg heute einsetzen, weniger aus "politischen Gründen", denn aus "ästhetischen", der Schrift sieht man halt auch die Jahre an, so wie z.B. der Eurostile … Es müsste eine Neuinterpretation der Schrift geben.
FlorianG Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 Keine Gebrochene zwar, aber ein interessanter Parallelfall, was die Anmutung von Schriften betrifft: die »Neuland« von Koch. Vielleicht hat ja Georg oder jemand anders Material dazu – jedenfalls wurde die Schrift in Deutschland verkauft als kräftige ›deutsche‹ Schrift für Historisches, Handwerkliches und Bodenständiges. In Amerika hingegen verkaufte man sie als moderne, schnörkellose Werbeschrift. Und heute ist sie Pflicht auf Plakaten und Flyern, wenn es um ›Ethno‹ oder ›Afrikanisches‹ geht.
RobertMichael Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 http://www.rotkaeppchen.com/content.php ... cht_1.html es kommt halt immer darauf an WIE man eine schrift einsetzt.
FlorianG Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 Wer hat hier nicht zuerst »Feiner Badejunge« gelesen?
RobertMichael Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 ich nicht. ;) trotzdem gefällt mir das beispiel. dieser lag heute bei uns zum mittag auf dem tisch und er sieht bis auf dies schlecht trennung von BADE JUNGE überhaupt nicht böse aus.
FlorianG Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 … und dazu noch in Verbindung mit ›Leichtigkeit‹ (Légèreté!) – !
Tholan Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 Ich persönlich werte das "Fraktur-Verbot von 1941" mittlerweile mehr als eine Art Anekdötchen Ist es nicht ein wesentlicher Wendepunkt in Deutschland nach 800 Jahren, denn damit wurde die sogenannte Altschrift,die Antiqua, als Normalschrift eingeführt, bei der es bis heute geblieben ist. Es war der Anfang und den werte ich persönlich nicht als Anektödchen. (Natürlich wurden in Deutschland auch schon vorher zwei Schriften benutzt, aber die Mehrzahl der Publikationen, vor allem der breiteren Schichten, war doch in gebrochenen Schriften gehalten). Ob es dann mit den Allierten nicht doch genau so gekommen wäre. ist ein anderer Punkt, muss man aber bitte. jetzt ja nicht diskutierten, weil relativ müßig. Schau Dir einmal eine Schulchronik zum Jahreswechsel 41/42 an und Du wirst die Wende sehen. Und die Schule ist ein früher Vermittler von Schrift. Vorher wurde immer zweischriftig gelehrt. Das hörte zwar nicht schlagartig auf, aber die Normalschrift war eben ab dann nur die Antiqua. Gruß Thomas Edit : ... Meilenstein? Ein Wendepunkt ...; stattdessen wesentlicher Wendepunkt; Sonst wäre es missverständlich.
RobertMichael Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 seeehr gut ! ! ne, lass mal gut sein. das ist total rotzig gemacht, ich habe sogar noch 'Die' großgeschrieben. das lag sicherlich an der sonne, die hier zu heftig ins büro scheint. sorry dafür.
Norbert P Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 Mit "welcher" Tannenberg hast du das denn gesetzt?
Gast Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 @RobertMichael ...und ich dachte, "Die Sonne" ist eine Zeitschrift der FKK-Bewegung, und der "hier scheint Die Sonne"-Aufkleber hat in den 1970ern an Kiosken, Campingplätzen und Nudistenstränden geprangt, wo man "Die Sonne" kaufen konnte, weil man die Zeitschrift wegen der unbekleideten Menschen auf dem Titelbild nicht offen auslegen durfte. Tja. so kann man sich täuschen....
RobertMichael Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 Mit "welcher" Tannenberg hast du das denn gesetzt? mit der halbfetten: http://www.fraktur.com
Schmorkohl Geschrieben Juni 12, 2007 Geschrieben Juni 12, 2007 Keine Gebrochene zwar, aber ein interessanter Parallelfall, was die Anmutung von Schriften betrifft: die »Neuland« von Koch. Vielleicht hat ja Georg oder jemand anders Material dazu – jedenfalls wurde die Schrift in Deutschland verkauft als kräftige ›deutsche‹ Schrift für Historisches, Handwerkliches und Bodenständiges. In Amerika hingegen verkaufte man sie als moderne, schnörkellose Werbeschrift.Und heute ist sie Pflicht auf Plakaten und Flyern, wenn es um ›Ethno‹ oder ›Afrikanisches‹ geht. Einen schönen guten Abend, die gewünschten Bilder zur »Neuland«. »In Amerika hingegen verkaufte man sie als moderne, schnörkellose Werbeschrift.« Danke für die Information, das wußte ich nicht. Liebe Grüße, Schmorkohl
Flosemann Geschrieben Juni 12, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 12, 2007 Und heute ist sie Pflicht auf Plakaten und Flyern, wenn es um ›Ethno‹ oder ›Afrikanisches‹ geht. Dafür wird mit Vorliebe die lichte Neuland verwendet „African Night“. Ich glaube, daß auch der Jurassic Park Titel in der (leicht gestauchten) lichten Neuland gesetzt ist. Flosemann
FlorianG Geschrieben Juni 14, 2007 Geschrieben Juni 14, 2007 Auch überraschend, hier Fraktur anzutreffen …
Flosemann Geschrieben Juni 14, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 14, 2007 Hier auch noch eine moderne Anwendung der Tannenberg als Werbeschrift: Flosemann
Flosemann Geschrieben Juni 14, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 14, 2007 Keine Gebrochene zwar, aber ein interessanter Parallelfall, was die Anmutung von Schriften betrifft: die »Neuland« von Koch. Vielleicht hat ja Georg oder jemand anders Material dazu – jedenfalls wurde die Schrift in Deutschland verkauft als kräftige ›deutsche‹ Schrift für Historisches, Handwerkliches und Bodenständiges. In Amerika hingegen verkaufte man sie als moderne, schnörkellose Werbeschrift.Und heute ist sie Pflicht auf Plakaten und Flyern, wenn es um ›Ethno‹ oder ›Afrikanisches‹ geht. Einen schönen guten Abend, die gewünschten Bilder zur »Neuland«. »In Amerika hingegen verkaufte man sie als moderne, schnörkellose Werbeschrift.« Danke für die Information, das wußte ich nicht. Liebe Grüße, Schmorkohl Die Neuland „krankt“ daran, daß sie keine Gemeinen besitzt. Dies haben Manferd Klein einerseits mit einer lediglich auf der Neuland beruhenden Schrift und Harold Lohner andererseits mit einer Ergänzung der Neuland und einer darauf basierenden Schrift behoben. H. Lohner hat dabei sogar das für Rudolf Koch typische g verwendet. Alternativ ist auch ein offenes g verfügbar. Bride of the Monster von H. Lohner Sunset von H. Lohner
Bleisetzer Geschrieben Juni 14, 2007 Geschrieben Juni 14, 2007 Die Neuland krankt daran, daß sie keine Gemeinen hat. Mit solchen Aussagen habe ich immer das gleiche Problem. Und das bezieht sich auch auf Typographen, die daraufhin diese "fehlenden Gemeine" "ergänzen". Mir kommt das immer so vor, als ginge jemand mit einem Kasten Farbe in den Louvre, um das Lächeln der Monalisa zu korrigieren. Denn das ist ein wenig schief. Einmal ganz abgesehen davon, daß man sich doch dem Werk eines Großen wie Rudolf Koch mit Bescheidenheit nähert - denn der Vergleich zum eigenen Können ist einem doch immer bewußt, oder? Man kann doch davon ausgehen, daß Koch keine Gemeinen zur Neuland entwerfen wollte. Sonst hätte er das doch tuen können. Also hat er sich etwas dabei gedacht. Ist es nicht illegitim, sein Werk nachträglich "ergänzen" zu wollen? Ja, ich weiß, daß wir eine solche Diskussion schon einmal hatten. Aber das macht ja subjektive Wahrheiten nicht unwahrer. Vor allem: Wo fängt man damit an, wo hört man auf? Letztlich las ich auf Typophile, daß einem Gestalter das Fragezeichen der Futura fett nicht gefiel. Und durchaus als ernsthaft anzusehende Kollegen berieten darüber, welches Question Mark man stattdessen einsetzen könne. Und ich hörte Paul Renner im Grabe routieren. Versteht jemand, was ich meine? Danke. Georg
Schwalbenkoenig Geschrieben Juni 14, 2007 Geschrieben Juni 14, 2007 Öhm, du hats da grad Dan Reynolds Arbeit an der Benton Sans in Frage gestellt.
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