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Die Schriftmuster der Welt in einer Datenbank …

Schaftstiefelgrotesk?

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Geschrieben

Na ja, es ist halt, gemessen an ihrem kontroversen Status, die ultimative Schriftgattung. Von daher stimmt’s dann vielleicht wieder irgendwie?

 

Hatten wir die eigentlich schon?

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VMTM.jpg

  • 3 Monate später...
Geschrieben
Am 25.4.2007 um 15:34 schrieb Tholan:

 Ich kann da nichts Militärisches oder Nazihaftes erkennen, wenn man ausblendet, dass Fraktur oder Gotisch gerne verwendet wird, um Nazis zu symbolisieren, und dadurch erst im Nachhnein ein falsches Bild entstanden ist.

Gruß

Thomas

Interessanterweise war Adolf Hitler selbst als ehemaliger Kunstmaler gar kein Anhänger der Fraktur oder Gotisch oder Gebrochenen Schriften. Er war ein Freund der Antiqua, sogar der damals so titulierten Grotesken.

 

Im Detail nachzulesen ist das im Handbuch der Frakturschriften von Wolfgang Hendlmeier aus München, erschienen im Delbanco-Verlag. Hier eine Besprechung aus eigener Feder:

 

http://www.global-type.com/handbuch-der-frakturschriften/

  • 3 Jahre später...
Geschrieben

Keine Ahnung ob die Welt darauf gewartet hat - bin nur gerade darüber gestolpert: Golpon

Zitat

Die Golpon ist eine Display-Fraktur. Sie wurde inspiriert von anderen geometrischen Frakturen wie die Potsdam, oder die Kaas von d’Alte, oder Max Bittrof’s Element [1933].

grafik.png.901ee05d854c6d18b1d066c1012ce112.png

http://www.tipografos.net/fonts/Golpon-DE.html

 

im pdf findet sich übrigens ein schönes Zitat von Friedrich Genzsch aus dem Jahre 1928

Zitat

„Es wäre ... ein ebenso falsches wie vergebliches Bemühen, wenn wir für unsere Gegenwart und Zukunft irgendeinen der historischen Stile festhalten oder neu beleben wollten. Folgerichtig drängt die Entwicklung unserer Maschinentechnik nach einfachsten Gestaltungen und klarsten Ausdrucksformen.“

welchen auch meine Vermutungen mit dem Bauhaus oder sagen wir "Elementaren Typografie" unterstreicht.

 

weiter:

 

Zitat

ein Werbetext von 1934 lobt die Vorzüge der Type Element: „Ele-ment – Die klare deutsche Schrift der neuen Typographie. Die deutsche Schrift lebt fort als der sichtbare Ausdruck deutschen Wesens. Sie gehört nicht der Vergangenheit an. Und deshalb haben wir die Verpf lichtung, mehr zu tun, als Formen der Vergangenheit abzuwan-deln und zu wiederholen.“

http://www.tipografos.net/fonts/Golpon.pdf

 

 

  • Gefällt 1
Geschrieben
Am 23.10.2019 um 16:56 schrieb RobertMichael:

Und deshalb haben wir die Verpf lichtung, mehr zu tun, als Formen der Vergangenheit abzuwan-deln und zu wiederholen.“

Da bräucht ich jetzt ein bischen Nachhilfe: was wär denn die Element anderes als eben ein „ abzuwan-deln“  bestehender Formen. Ist doch im Endeffekt jede neu entworfene Schrift. Um so mehr, wenn sie sich „als sichtbare(n) Ausdruck deutschen Wesens“ versteht.

  • 1 Monat später...
Geschrieben
vor 18 Stunden schrieb Oliver Weiß:

daß diese Schriften nie wieder salonfähig werden. 

sind sie doch bereits, sie werden ja weiterhin verwendet, wenn auch nicht mehr so oft wie in den 30ern.
das antilopen-gang-plakat ist ein schönes beispiel um zu zeigen wie man den nazis ihre symbole wegnehmen und umdeuten kann. siehe auch: http://rechtsgegenrechts.de

 

  • Gefällt 2
  • sehr interessant! 1
  • 10 Monate später...
  • 4 Monate später...
Geschrieben

Gerade im »Guardian« (und bestimmt auch anderswo: »Tom Hanks’s son criticized for using ‘racist’ font on merchandise collection.«

 

Und so sieht's aus:

 

WhiteBS.png.d705d17065dc7145288da8d281a6fcd2.png

Geschrieben

Weiß jetzt so gar nichts über den Sohn von Tom Hanks. Aber diese Botschaft mit dieser Schrift kommuniziert hat halt auf den ersten Blick  eindeutige Aussagekraft. Kann jetzt Blödheit sein, oder Absicht, oder Provokation. Aber wenn nicht Absicht, dann gehört es eben auch aufgelöst.

Geschrieben

Das liegt aber doch an der Botschaft, nicht an der Schrift.

Geschrieben

Mag jetzt ob mangelnder Informationen darüber niemandem was unterstellen. Aber auf den ersten Blick wirkt eben die Schrift nicht zufällig gewählt.

Ja, Schrift wirkt.

Geschrieben

Nun, die Schrift als solche ist natürlich nicht rassistisch. Sie ist ein Werkzeug, dass neben dem Informationsgehalt durch die Form an sich und durch die Laute, die sie repräsentiert, aber auch Emotionen transportiert. Hätte der Designer polymeraſe chain reaction oder Wurſtwaſſer so aufs Shirt gedruckt, hätte da wohl kein Hahn nach gekräht.
Aber ich glaube nicht, dass hier die gleiche Situation vorliergt wie es in Deutschland wäre mit seinem Anklange von Nazi-Zeit. Die USA haben eine andere Bindung zu Gebrochenen. Ich bin kein Spezialist für US-Volksempfinden, doch scheint mir die Akzeptanz von gebrochenen Schriften dort viel höher, denn sie vermitteln ein Gefühl, das mehr in Richtung "gute alte Zeit" und "früher war alles besser" geht. Dieses T-Shirt jedoch impliziert da für mich die Zeit wenigstens der Rassentrennung, wenn nicht gar die Zeit der Sklaverei.
Sobald ich übrigens in die Artikel hineinschaue, finde ich übrigens bemerkenswerte Differenzierungen (von mir unten gefettet), stellvertretend zitiere ich mal msn:
 

Zitat

His black and white range of clothes, which include hoodies, T-shirts, shorts, tank tops, leggings, caps and bike shorts, has been called out online for its use of a Gothic-style font that is close to the one used by white nationalists. It’s also similar to the Fraktur font, which was used in Nazi German most prominently on the cover of Hitler’s Mein Kampf book.

Im besten aller Fälle will sich Chet Hanks mit einer absichtlich mehrdeutigen Modelinie als Designer bekannt machen und haut gleich mal ein Maximum an Skandal* raus. Er wird sich bestimmt damit rausreden, dass dieser Claim nur möglichst badass sein sollte...



*) Erinnert mich an all die Stars und Sternchen, die irgendwie versuchen, ein Standbein neben ihrer Kunst (bisweilen zu Recht in Anführungszeichen zu setzen) suchen, indem sie ihren Namen für irgendeinen Mode-/Schmuck-/Gesundheitsschmodder geben. Hat nicht grad ein Rapper Nike mit Nachbauten verärgert, in denen echtes menschliches Blut verarbetet sein soll? <zynisch>Wenn man keine Titten zum vorzeigen hat, muss man halt sich als Rassist oder Satanist exponieren.</zynisch>

Geschrieben

Er hat übrigens auch ein Angebot für die schwarze Bevölkerung: https://whiteboysummer.shop/collections/bqs-collection

 

Ein Modelabel, dass die Rassisten und Incels von 4chan und anderswo mit ihrem Penisneid geradezu als Zielgruppe hat (angeblich sorgen die Juden dafür, dass die schönen weißen Frauen nur auf die riesigen Penisse von schwarzen Männern stehen, damit die arische Rasse ausgelöscht wird)

Tante Edith fügt hinzu:
Dieser Artikel nährt in mir die Überzeugung, dass der Skandal von Anfang an gewollt war: https://ew.com/syndication/chet-hanks-sues-ex-girlfriend-assault-racist-merchandise/

Zitat

Hanks announced on Tuesday that he was also releasing a range of "Black Queen Summer" merchandise, alongside merchandise using a similar slogan for Black men and those of Asian and Latino descent. 

 

Geschrieben

Da kann ich als Ami einen Kommentar abgeben: Gebrochene Schriften sind hier im Alltag in der Regel nur auf Wein- und Bieretiketten sowie in der Kirche zu finden. Mehr und mehr bedienen sich White Power, Proudboys und ähnliches Gesindel aber dieser Schriften, wobei sie natürlich ihrer (mangelnden) Intelligenz wegen Gotische und Frakturen fröhlich mischen und auch gerne alles in Großbuchstaben setzen. Da über das Tun und Treiben dieser Brüder gerne in den Medien berichtet wird, vertieft sich dadurch die Assoziation im öffentlichen Bewußtsein nur.

Auf die Dauer sehe ich für gebrochene Schriften hier schwarz. Dieser Heini mit seinen Hemden leistet da nur provokanten Vorschub.  

  • Gefällt 3
Geschrieben

Es gibt doch überall dort, wo Provokation betrieben werden soll, gebrochene Schriften: Metal, Hiphop, (Gangs?)...
Mir fällt da auf Anhieb Motörhead und Kiss ein, Body Count, ich hab ein Albumcover von irgendeinem Rapper mit einem Thug-Life-Tattoo halb im Gedächtnis...

Geschrieben
vor 45 Minuten schrieb Oliver Weiß:

Dieser Heini mit seinen Hemden leistet da nur provokanten Vorschub.  

Und die Presse mit der bewusst zugespitzten (und damit selbst Reaktion und Verbreitung provozierenden) Überschrift. 

  • Gefällt 1
Geschrieben
vor 50 Minuten schrieb Oliver Weiß:

Auf die Dauer sehe ich für gebrochene Schriften hier schwarz.

Das liegt doch an uns allen, ob wir denen die Schriften überlassen. Reclaim your Blackletter!

  • Gefällt 2
Geschrieben
vor 26 Minuten schrieb pürsti:

Das sähe dann konkret wie aus?

 

Ein ehemaliger Professor (und jetzt treuer Kunde von mir) verwendet einfach für alles (außer Umschrift und Arabisch) solche Schriften, auch in Mails; sogar für das Äthiopische (Fidäl) hat er einen Font gefunden, der gebrochen aussieht. Der ist immer richtig enttäuscht, dass ich das für seine Veröffentlichungen in andere Fonts umwandeln muss. :-D

  • Gefällt 1
Geschrieben
vor 37 Minuten schrieb pürsti:

Das sähe dann konkret wie aus?

Einfach anwenden, wenn es halbwegs passt. Ich hatte für mich mal ein Tattoo entworfen, warr;or, aber mich dann doch nicht getraut (also wegen der tinte). Jetzt nutze ich das bei Facebook.

Geschrieben

Ehrlich gesagt finde ich es genauso doof, mir eine Schrift wegen ein paar (zugegeben mehr werdender) Trottel aufdrängen wie sie mir von denen madig machen zu lassen. Werde einen Teufel tun eine Schrift zu verwenden wenn sie „halbwegs passt“, wenn es welche gibt die gut passen. Wenn Inhalt und Form zueinander stimmig sind, sind auch gebrochene unproblematisch anwendbar.

Geschrieben
vor 26 Minuten schrieb pürsti:

aufdrängen

Das tut doch keiner?!
Und zum "halbwegs passen": Also ich designe meine persönliche Korrespondenz nicht durch, da verwende ich die Schriften, die ich mag und die beim Adressaten nicht gleich Brechreiz auslösen. Und das kann gerne mal eine gebrochene Schrift sein (s. meine Lieblingsschriftenliste)

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