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Warum immer wieder Helvetica?

Empfohlene Beiträge

Geschrieben
warum startet ihr hier über das forum nicht eine eigene typovermarktung?

Weil die Seite unabhängig sein will.

Aber das passiert doch auch sowieso längst. Wenn hier Leute nach passenden Schriften fragen, wird wirklich selten eine Helvetica oder ähnliches vorgeschlagen. Aber umso öfter gute Schriften unbekannterer Designer.

Ralf

Au Mann, bin ich gerade mächtig stolz auf Dich :!:

Bravo...

Georg

Geschrieben
Hier sei noch einmal darauf hingewiesen, daß die Helvetica einen höheren Antimon-Anteil hat als es die Standard-Legierung beinhaltete.

Was bis in die heutige Zeit nachwirkt! Strenge Umweltbestimmungen zwangen Microsoft, Monotype's Arial mit weniger Antimon zu verwenden und landete damit gerade in umweltbewußten Ländern wie Deutschland einen Riesenerfolg. Apple hielt an der Helvetica mit ihrem Antimon fest und bekommt daher heute Ärger mit Greenpeace.

Vergleichbare Entwicklungen bei Postscript-Fonts, die durch einen hohen Bézier-Anteil sehr klebrig sind und dadurch zwar im Druck sehr gut haften, auf modernen Bildschirmen aber so leicht verschmieren.

Und Bitmapfonts sind wieder im kommen, weil die einzelnen Pixel sich besser trennen und recyclen lassen.

*hicks* Gruß, Philipp.

Tschuldigung.

Joh... tolle Glosse, wirklich.

Du übersiehst, daß die Helvetica schon einen sehr hohen Bekanntheitsgrad hatte, bevor es die digitalen Fonts gab. Und von Apple/Microsoft sicherlich aus genau diesem Grunde ausgewählt wurde.

Wieder einmal:

Weißt Du nicht, woher Du kommst, weißt Du auch nicht, wohin DeinWeg Dich führen wird.

Im übertragenen Sinne trifft es das hier sehr gut.

Georg

Geschrieben
Joh... tolle Glosse, wirklich.

Du übersiehst, daß die Helvetica schon einen sehr hohen Bekanntheitsgrad hatte, bevor es die digitalen Fonts gab. Und von Apple/Microsoft sicherlich aus genau diesem Grunde ausgewählt wurde.

Oh, ich wollte das Argument mit meinem Unfug auch keineswegs entwerten (eher die teilweise zänkische Diskussion entkrampfen).

Was Du da beschreibst, gibt es ja im digitalen Zeitalter genauso: Durchbruch durch die richtige Kombination von technischer Innovation und gelungener Schrift. Wäre die Myriad so eingeschlagen, wenn sie nicht das ideale Multiple-Master-Demonstrationsobjekt gewesen wäre? War die Zapfino nicht längst theoretisch fertig, konnte aber erst zusammen mit TrueType-GX ein Welterfolg werden? Ist letztlich auch nur alles Antimon, oder?

(Danke übrigens, daß ich hier in die Erwachsenengespräche ungestraft meinen Nonsens einwerfen darf!)

Geschrieben
Was denkt ihr, warum die "Helvetica" immer noch so gerne und in verschiedensten Kontexten verwendet wird?

a) Jeder hat sie.

b) Jeder kennt sie.

c) Jeder hat sich daran gewöhnt.

d) Die Rubbelbuchstaben von Letraset waren immer verfügbar.

e) Es gibt unglaublich viele Schnitte davon

f) …

Geschrieben
Hallo Forum!

Ich beschäftige mich zur Zeit wieder intensiver mit der "Helvetica" -

und untersuche sie nach Aspekten des Funktionalismus und Formalismus.

Was denkt ihr, warum die "Helvetica" immer noch so gerne und in verschiedensten Kontexten verwendet wird?

Was macht die "Helvetica" so funktional und was ist formalistisch an ihr?

Bin auf Eure Antworten gespannt.

Es grüsst,

Schoengeist.

Die Helvetica ist so sachlich, dass man sie als "Schrift" fast nicht wahrnimmt. Sie wertet nicht selber, sie gestaltet nicht selber, sie mutet nicht an, sie altert nicht. Sie ist einfach da und lässt lesen. Sie konzentriert ... Als kleines Beispiel die Titelseite einer A4-Informationsmappe der gemeinnützigen Stiftung Bergwaldprojekt (arbeitet auch in Deutschlands Wäldern). Die Mappe wird seit mehreren Jahren - im Kern unverändert - immer wieder neu aufgelegt.

1543_bwpidyllerosion_1.jpg

@ romibello, falls Du hier mitliest: gibts auch als T-Shirt. Spannend sind jeweils Reaktionen, wenn das Teil unter einer offenen Jacke getragen wird ... man liest dann erst mal "eros" ...

Grüsse,

Norbert Riedi

Geschrieben

>Sie wertet nicht selber, sie gestaltet nicht selber, sie mutet nicht an, sie altert nicht. Sie ist einfach da und lässt lesen. Sie konzentriert ...

Redest du von der Univers :D

>Die Helvetica ist so sachlich, dass man sie als "Schrift" fast nicht wahrnimmt.

Na ja, sie ist nicht so "sachlich und neutral" wie immer behauptet wird. Eigentlich recht markant, das "a", die Zurichtung, etc.

Geschrieben
>Sie wertet nicht selber, sie gestaltet nicht selber, sie mutet nicht an, sie altert nicht. Sie ist einfach da und lässt lesen. Sie konzentriert ...

Redest du von der Univers :D

>Die Helvetica ist so sachlich, dass man sie als "Schrift" fast nicht wahrnimmt.

Na ja, sie ist nicht so "sachlich und neutral" wie immer behauptet wird. Eigentlich recht markant, das "a", die Zurichtung, etc.

Mir selbst ging es so, vielen Kollegen ebenfalls:

Wer lange Zeit mit der Helvetica gearbeitet hat und Univers-Schnitte verwendet, bekommt gegen diese Univers-Schnitte eine sehr starke Abneigung: Die leichte ist zu leicht gegenüber der normalen, die Ziffer steht bei Zahlen immer viel zu frei, die breiten Schnitte sehen unmöglich aus. Bei der Helvetica ist das viel ausgewogener.

Auch ich glaube an das Argument, daß man die Helvetica gar nicht mehr als Schrift empfindet bzw. als einfach nur logische Ergänzung. Ich habe bisher die Legenden zu meinen Schriftmuster-Andrucken immer aus der Helvetica leicht gesetzt. Eben weil die am wenigsten auffiel, also nicht vom Schriftmuster ablenkte. Jetzt, mit dem neuen Futura-Kopf, muß ich natürlich auch die Legende aus der Futura Buch setzen. Das gibt ein völlig anderes Bild. Die Futura ist eigentlich viel zu stark und lenkt unnötig vom Schriftmuster ab.

Georg

Geschrieben

Hehe, ich finde die Univers deutlich ausgewogener, in sich stimmiger als die Helvetica. Ich kenne aber nur die Digitalversionen und vergleiche die Univers LT mit der Helvetica Neue LT. Vergleiche mal die condensed, regular bis extended Schriftschnitte.

Das mit der Lesbarkeit ist so ne Sache, das hängt ja nicht nur von der Schrift ab, obwohl ich behaupte, das die Univers deutlich besser hinsichtlich Lesbarkeit gestaltet ist.

Die schönsten und lesbarsten Magazinanwendungen mit der Helvetica Neue habe ich in französischen Magazinen gesehen, gerade in französisch sieht das recht lecker aus.

Als Negativbeispiel habe ich Beipackzettel in Arzneimitteln in Erinnerung – wirklich unlesbar in deutsch gesetzt. Ganz so schlimm wäre das Ergebnis mit der Univers bei gleicher Lieblosigkeit nicht gewesen. Hoffen wir das dem Medikamentennutzer nichts passiert ist, weil er sich in den Mikrogrammmengen vertan hat :twisted:

Um die Helvetica noch etwas zu pushen –

Zu "Baustoffhandlung Müller" passt wirklich keine Schrift besser. Die Helvetica erfasst auch dessen Metaebene perfekt.

Geschrieben
Die Univers hat bei "lieblosen deutschen Satz" den Vorteil, dass die Versalien klassische Proportionen haben. Das kommt ihr besonders dann zu Gute.

Erkläre Er mir die klassischen Proportionen, bitte.

Ansonsten: Rettet dem Dativ :twisted:

Georg

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Achtung Profis: hier meldet sich ein Amateur !

Ich habe diesen Thread ganz gelesen. Mir ist dabei einiges klar geworden, auch über die Helvetica:

1) Die Schrift ist nach wie vor sehr weit verbreitet, das fällt mir auf, wo ich seit ein paar Wochen fast zwanghaft jede Schriftprobe im Blickfeld darauf untersuche, ob ich den Font erkenne...

2) Die Schrift hat beinahe offiziellen Charakter, ich empfinde sie unaufdringlich, hinter dem Inhalt zurückhaltend, neutral. Davon ist sicher ganz viel schlicht Prägung durch jahrzehntelange unreflektierte Exposition, das habt Ihr Könner nicht mehr drauf, weil Ihr mit Typographie bewußt und kenntnisreich umgeht.

3) Ich habe nie verstanden, warum eine Schrift so weit verbreitet ist, die nicht eindeutig das große "I" und das kleine "l" unterscheidet. Auch im amerikanischen ist Chicago, Ill. schwer zu lesen, und "Illustration" sieht doof aus, aber beides erfaßt unser Auge wohl mit einem Blick.

5) Wie es eine Schrift schafft, über lange Zeit stilprägend zu werden, bleibt mir ein Rätsel. Aber es war oft so und ich sehe keinen Grund, daß man nicht mit zeitlichem Abstand zu dem Schluß kommt, daß das Spielchen weitergegangen ist. (Wenn ich jetzt wüßte, was DIE Schrift der Jahre 2008 bis 2018 wird, würde ich Anteile kaufen, hat jemand einen Tip?)

4) In diesem Thread ist viel echt Gutes für den Amateur (sprich: relativ unbeleckten Liebhaber) zu lernen: nämlich die Hinweise auf echte technische Details, (wobei der Antimongehalt mir ferner liegt als die Verwechslungsgefahr...), Namen, Zeiten, Zusammenhänge, auch Bonmots und konsensfähige Grunderkenntnisse und mehr.

5) Die hier im Forum immer wieder hochkochende Emotionalität ist eine kraftvolle Würze, aber wie heißt es so schön: Die Dosis macht das Gift.

Also Danke an alle, habe was gelernt, und hoffe, daß mir die naive Freude am Thema erhalten bleibt.

Ihr Profis hättet ein leichteres und besseres Leben, wenn mehr Laienleute mehr über Typographie wüssten. Ihr hättet mehr zu tun, aber auch anspruchsvollere Kundschaft. Und das wollt Ihr doch, oder?

Gruß und so

Stümper Stevo :D

Geschrieben
Um die Helvetica noch etwas zu pushen –

Zu "Baustoffhandlung Müller" passt wirklich keine Schrift besser. Die Helvetica erfasst auch dessen Metaebene perfekt.

Herrlich! Welch ein Bonmot!

Lars

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