Kardinal Richelieu Geschrieben Mai 25, 2007 Geschrieben Mai 25, 2007 Mögen Juristen keine Mediävalziffern? Ich bin etwas unsicher ob ich in einer Diplomarbeit mit juristischer Thematik Mediävalziffern oder lieber die normalen Versalziffern einsetzen soll. Kennt jemand juristische Texte, die mit Mediävalziffern gesetzt sind? Beispiel: Sollte man grundsätzlich nur ein Ziffernformat einsetzen oder kann man die Fußnoten in Versalziffern setzen? Ich finde die Mediävalziffern in dieser Größe (Minion, 10pt.) schlechter lesbar als Versalziffern und habe deshalb letztere eingesetzt. Freue mich auf Kommentare und Anregungen! Gruß, Der Kardinal.
Poms Geschrieben Mai 25, 2007 Geschrieben Mai 25, 2007 Wenn ich mir deinen Screenshot ansehe, würde ich an deiner Stelle komplett auf Versalziffern setzen. Als "Beweisführung" ein sehr unruhiges Beispiel aus deinem Text – … § 39a Abs. 2 Satz 6 SGBV zu den …
Psocopterus Geschrieben Mai 25, 2007 Geschrieben Mai 25, 2007 Wenn ich mir deinen Screenshot ansehe, würde ich an deiner Stelle komplett auf Versalziffern setzen.Als "Beweisführung" ein sehr unruhiges Beispiel aus deinem Text – … § 39a Abs. 2 Satz 6 SGBV zu den … Ich würde das Pferd andersherum aufzäumen und SGBV in (echten, leicht gesperrten) Kapitälchen setzen. Dann fügen sich Ziffern und Abkürzungen wunderbar in das Spiel der Kleinbuchstaben. Was man dann nicht mehr hat ist die implizite Hervorhebung, die solche Passagen in juristischen Arbeiten stets durch die Kombination Versalien und Versalziffern erfahren – der Text wird ruhiger. Gruß, Georg
Kardinal Richelieu Geschrieben Mai 25, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 25, 2007 Hallo Poms, hallo Georg, Habe es ausprobiert - Versalziffern scheinen die bessere Wahl zu sein. SGB V als Kapitälchen fügt sich zwar gut ein - nutzt aber nichts, weil »Abs.« und »Satz« immer noch groß geschrieben sind: Diese beiden auch noch in Kapitälchen zu setzen wirkt albern: Das »Abs.« mutiert dabei zu »ABS« und könnte mißverstanden werden. Im Ergebnis wären wohl nicht typomanisch vorbelastete Menschen eher irritiert als vom besseren Lesefluß begeistert... ... wobei ... so aus der Ferne betrachtet ... man könnte sich daran gewöhnen, alles in Kapitälchen zu lesen... Würde mich über weitere Statements freuen! Der Kardinal.
Dieter Stockert Geschrieben Mai 25, 2007 Geschrieben Mai 25, 2007 Das »Abs.« mutiert dabei zu »ABS« und könnte mißverstanden werden. Eben. Es heißt ja richtig "Abs.", das heißt der erste Buchstabe muß hier groß geschrieben werden, und dann dafür Kapitälchen finde ich albern.
Poms Geschrieben Mai 25, 2007 Geschrieben Mai 25, 2007 Ich denke, wenn du auf "literarische Effekte" wie Mediävalziffern und SC verzichtest, und typografisch genauer arbeitest - gleich anmutende Wortabstände, Abstände generell optimieren, z.B. bei Zahlenkombinationen, Kombinationen aus Ziffern und Buchstaben usw. – dann hast du genug zu tun :D Die »« würde ich aus Stilgründen durch „“ ersetzen, okay das mag vielleicht Geschmackssache sein, aber für mich wäre das dann nicht mehr angemessen. Es gibt auch Schriften mit "Versalziffern", die kleiner als die Versalhöhe sind, z.B. bei der Dante MT, nur so nebenbei, quasi ein Zwischenschritt. Wie nennen sich diese, gibt es dafür eine Standardbezeichnung? Grüße
Kardinal Richelieu Geschrieben Mai 25, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 25, 2007 So. Kapitälchen sind gestorben, ich nehm' Versalziffern. Ob die Ziffern der Dante einen speziellen Namen haben, weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß mein Indesign in den OpenType-Funktionen zwischen »proportionalen Versalziffern« und dem »Standardzahlenformat« unterscheidet. Letzteres läuft etwas weiter, die Höhe der Ziffern bleibt aber gleich. (Das sollten wir dann wohl im Technikforum weiter diskutieren, oder?) Danke für Eure Hilfe und Eure Meinungen - nicht nur zu dieser Frage. Freue mich immer wieder, wie schnell ich hier freundlichen und kompetenten Rat bekomme - ohne die häufig übliche »Ich-hab-die-Weisheit-mit-Löffeln-gefressen-Mentalität« in anderen Foren. Grüße, Der Kardinal.
Poms Geschrieben Mai 25, 2007 Geschrieben Mai 25, 2007 >Ich weiß nur, daß mein Indesign in den OpenType-Funktionen zwischen »proportionalen Versalziffern« und dem »Standardzahlenformat« unterscheidet. Für den Fliesstext würde ich bei Versalziffern die Opentype-Variante "Proportionale Versalziffern" nehmen. Mit dem Standard-Versalziffernformat "Versalziffern für Tabellen" hast du Tabellenziffern (also die es ermöglichen sauber untereinander zu stehen, trotz unterschiedlicher Ziffernbreite). Siehst du hier den riesigen Abstand zwischen der "schmalen 1" und den darauffolgenden Ziffern. Als Info, ich habe hier Indesign CS. Vielleicht haben sich in den neueren Versionen die Bezeichnungen im OT-Menu geändert? # Es gibt auch Schriften mit "Versalziffern", die kleiner als die Versalhöhe sind, z.B. bei der Dante MT, nur so nebenbei, quasi ein Zwischenschritt. Wie nennen sich diese, gibt es dafür eine Standardbezeichnung? Das hatte ich einfach in die Runde gefragt … wie ist die Bezeichnung für solcherlei Ziffern. Beispiel damit man sich das vorstellen kann Minion Versalziffern | Dante Versalziffern
Kardinal Richelieu Geschrieben Mai 25, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 25, 2007 Versalziffern für Tabellen wären noch eine die dritte Form. Die hatte ich gleich außen vor gelassen, wegen der von Dir angesprochenen festen Breite (Dickte oder wie heißt das korrekt?). Das von mir angesprochene Standardzahlenformat entspricht den normalen Zahlen auf die Word und Co. zugreifen, ohne OpenType-Attribute zu verwenden - die Breite liegt irgendwo zwischen den proportionalen- und den Tabellenziffern. Hat die Dante auch noch zusätzliche Versalziffern in voller Höhe? Wenn nicht, dann würde ich es ja glatt als Designmerkmal der Schrift bezeichnen - von einem »Zwischenschritt« als eigenständiges Merkmal habe ich bisher noch nix gehört. Im Prinzip sieht die Dante ganz nett aus, hat einen leicht historischen Ansatz oder täusch ich mich da? Wie gut ist die denn eigentlich ausgebaut? Habe bei einem kurzen Check nur die TrueType Variante gefunden. Ligaturen? Hochgestellte Zahlen?
Dieter Stockert Geschrieben Mai 25, 2007 Geschrieben Mai 25, 2007 Es gibt auch Schriften mit "Versalziffern", die kleiner als die Versalhöhe sind, z.B. bei der Dante MT, nur so nebenbei, quasi ein Zwischenschritt. Wie nennen sich diese, gibt es dafür eine Standardbezeichnung? In der Detailtypografie werden sie einfach "spezielle Kapitälchenziffern" genannt.
Sebastian Nagel Geschrieben Mai 25, 2007 Geschrieben Mai 25, 2007 Eine einheitliche Bezeichnung gibt es wohl nicht. Dreiviertelziffern, Kapitälchenziffern (wobei die hier schon fast wieder zu groß dafür sind) sind zwei Begriffe die ich parat habe. Auf typophile.com gibt es irgendwo einen Thread dazu, ich finde ihn in der Eile aber nicht...
Schmorkohl Geschrieben Mai 25, 2007 Geschrieben Mai 25, 2007 Liebe Kardinal Richelieu, nein, Sie täuschen sich nicht. Kurze Zeitreise, 1496, 36 Seiten, bei Aldus Manutius erschienen. Kaum einer kennt Aldus, Griffo, alle kennen Bembo, Schade eigentlich. Super stark vereinfacht: Pietro Bembo (Humanist, Philologe, Dichter & Kardinal) wandert auf den Ätna, erfüllt von den Erlebnissen entsteht der Dialog »De Aetna«, die verwendete Drucktype wurde von Francesco Griffo da Bologna, DEM Stempelschneider der Renaissance, gefertigt. Ja, was die De Aetna-Schrift mit Giovanni Mardersteig zu tun, wie hängt das mit der Dante zusammen und wer überhaupt war Charles Malin? Aber ich glaube, das interessiert hier nicht? Hilfreicher: Die Dante ist typisch Monotype ausgerüstet, regular, regular osf, regular sc, regular alt, von normal zu kräftigeren Schnitten, bis zu Auszeichnungsgößen. Bei der Benennung der Ziffern hat sicher Dieter Stocker oder Sebastian Nagel recht, da bin ich überfragt. Die Dante ist eine wunderbare Renaissance-Antiqua, nur zu empfehlen, breitlaufend, aber wunderbar. Für wissenschaftliche Arbeiten kann ich leider nichts sinnvolles beitragen, aber ich hatte die Dante einer Schriftstellerin empfohlen, die seithin nicht mehr davon abweicht. Freundliche Grüße, Schmorkohl
Kardinal Richelieu Geschrieben Mai 26, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 26, 2007 Danke an alle für die Kommentare und Anregungen :) Ich halte fest: 1. In juristischen Texten lieber Versalziffern. 2. Ich merke mir die Begriffe (spezielle) Kapitälchenziffern oder Dreiviertelziffern (wundert mich, daß die in der Typo-Bibel »Detailtypografie« nicht erwähnt werden?). 3. Wenn ich mal ein Buch schreibe, in welchem nicht alle drei Zeilen ein Paragraf vorkommt, werde ich an die Dante denken – ist ja inzwischen auch als OpenType-Variante erhältlich.
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