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warum sieht die fraktur aus, wie sie aussieht?

Empfohlene Beiträge

Geschrieben
So macht es für mich Sinn, aber grundsätzlich nicht.

(auf Deinen Wunsch:)

:idea: Anglizism-Alert :idea:

Ja, eine eindeutige Schwäche von mir (Wiederholungstäter).

Danke.

Geschrieben

@Blackletter:

Langsam werde ich müde eine ziellose Diskussion mit 100 Jahre alten Argumenten mit einen Anonymous zu führen. Deshalb frage ich jetzt einfach mal ganz dumm: Worauf genau willst du hinaus?

Du verteitigst die Fraktur. Fein! Aber mit welchem Ziel? Sie wieder als Zweit- oder gar Erstschrift einzuführen? Oder worum geht es?

Ich habe den Eindruck, du verteidigst einfach prinzipiell die Schrift die du benutzt. Dann brauchen wir die Diskussion aber nicht zu führen, weil dir doch niemand deine Schrift in Abrede stellen will. Du kannst schreiben wie du möchtest, von mir aus kyrillisch auf den Kopf stehend in Spiegelschrift. Also – worum geht es?

Ralf

Wenn ich Argumentiere, tue ich dies aus der Praxis heraus…

Und!

»Was ich nicht für richtig halte, will ich nicht mitverantworten!«

Geschrieben

Sil-ben-tren-nung. Nicht nur nützlich am Zeilenende, sondern auch beim Sprechen. Aus der Mechanik der Sprache, sozusagen. Und wenn man argumentiert, dass (Fraktur-) Ligaturen helfen würden, diese Mechanik besser abzubilden, dann stimmt es so nicht.

Ansonsten: Gebrochene sind doch keine typisch deutschen Schriften, ebensowenig wie Antiquaschriften typisch italienisch, französisch oder sonstwas wären. Und die "deutsche" oder "lateinische" Schreibschrift lass ich mal ganz raus, da gäb's ja noch die "Englische" etc. Und wenn ich mir Autographen des 18. oder 19. Jh.s anschaue, kann ich das oft besser lesen als Schul-Sütterlin - einfach weil's irgendwie lateinischer ist.

"Deutsch" erscheint mir an der Fraktur und ihren Satzregeln irgendwie auch, sie als "deutsch" zu titulieren. Für mich sind beides bemerkenswerte Teile einer europäischen Kultur des Schreibens, erhaltens- und pflegenswert, aber leider nicht mehr zeitgemäß.

Für die Zukunft wären mir Gebrochene mit "internationalisierten", vereinfachten Satzregeln im weltweiten Displaygebrauch lieber als ein bisschen korrekt gesetzter Schriftverkehr zwischen einer Handvoll Eingeweihter.

Außerdem: Wir haben doch Vielfalt. Schon mal überlegt, wie deutlich sich Buchstabenformen sich z.B. bei lateinischer Ausgangsschrift, Garamond, einer kursiven Garamond und Futura unterscheiden?

Geschrieben

Wenn ich mir den in Fraktur gesetzten Beitrag von Blackletter durchlese, dann meine ich angesichts des halben Dutzends an Rechtschreibfehlern, daß es doch viel angemessener wäre, sich darauf zu konzentrieren als auf die Frage, ob Fraktur oder nicht.

Geschrieben
Wenn ich mir den in Fraktur gesetzten Beitrag von Blackletter durchlese, dann meine ich angesichts des halben Dutzends an Rechtschreibfehlern, daß es doch viel angemessener wäre, sich darauf zu konzentrieren als auf die Frage, ob Fraktur oder nicht.

Bislang still mitlesend teile ich Dieters Meinung zu hundert Prozent! Zudem: Auf der Website, auf die Blackletter in seiner Signatur verweist, gehts auch kuntermunter dudenlos zu und her ...

Grüße,

Norbert Riedi

Geschrieben
Ja ja, wenn keine greifende Argumente mehr im Raum stehen, wird um vom Thema abzulenken doch immer wieder gerne auf Rechtschreibung zurückgegriffen.

Ja wie denn nun jetzt? Konsequent oder doch lieber nicht immer?

... Was sind das für Argumente, nur weil die (englischsprechenden) Amerikaner Schwierigkeiten haben deutsche Umlaute auszusprechen; und irgendein türkischer Bistrobesitzer ein Buchstaben verwechselt hat, die gesamte deutsche Sprache ändern zu wollen.

:wink:

Geschrieben
Ja ja, wenn keine greifende Argumente mehr im Raum stehen, wird um vom Thema abzulenken doch immer wieder gerne auf Rechtschreibung zurückgegriffen.

Da du immer noch nicht verraten hast, wofür oder wogegen du nun eigentlich argumentierst (siehe meine Frage oben), ist es nicht verwunderlich, wenn die Diskussion abschweift …

Ral

Geschrieben
Ja ja, wenn keine greifende Argumente mehr im Raum stehen, wird um vom Thema abzulenken doch immer wieder gerne auf Rechtschreibung zurückgegriffen.

Stop.

Wir sind hier nicht in einem "Chat" Spätpubertierender, sondern in einem Fachforum für die Druckvorstufe der Graphischen Industrie.

Selbstverständlich gehört ein korrektes Deutsch hier zur Pflicht und nicht zur Kür. Also bringt Dieter Stockert ein berechtigtes Argument vor, auf das Du nun Gelegenheit hast, zu erwidern. Eventuell mangelnde Deutschkenntnisse oder Unachtsamkeit beim Schreiben werden aber von ihm nicht als Diffamierung Deiner Person verwendet. Das ist ein großer Unterschied.

Nimm doch Stellung zu dem von ihm festgestellten Faktum. Mich würde die interessieren.

Georg

Geschrieben

Geht es hier um die gebrochene Schrift oder um Rechtschreibung?!

Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß ich eine Rechtschreibschwäche hab, sonnst würde ich mir nicht mehr zu schreiben trauen. Und! Nein, ich entschuldige mich dafür nicht! Abgesehen davon, die amtliche Rechtschreibung nur für Behörden und Schuhlen gilt, haben wir in Deutschland diesbezüglich ohnehin zustände wie vor 1902.

Auf die Frage von @Ralf Herrmann gehe ich nicht schon wieder ein, die wird bereits in meinen vielen Beiträgen zu diesem Thema beantwortet.

Ich vertrete nach wie vor den Standpunkt, daß, wenn man mit Frakturschrift schreibt (setzt) auch deren über die Jahrhunderte hinweg ausgedüftelten Regeln zur besseren und flüssigeren Leserlichkeit benutz und einsetzt. Dazu gehören nun mal Verbünde und S-Regeln.

Meine erste Schrift ist wie ich schon erwähnte die Frakturschrift. Wenn mir jemand etwas zum Layouten gibt, dann wird der (bereits Korrektur gelesene) Text von mir in gebrochener Schrift gesetzt. Auch hier gilt die Ausnahme bestätigt die Regel.

Es sind folglich nicht einzelne Wörter, oder ab und an eine Überschrift die ich in Fraktur setze, sondern ganze Texte.

Deswegen mag ich bei aller Bescheidenheit sagen, ich weiß von was ich spreche.

Geschrieben

Hallo Welt

Stell Dir einmal vor, Blackletter, jemand würde vehement und rigoros den Standpunkt vertreten, klassische Musik ließe sich nur auf historischen Instrumenten spielen. Es stellte sich dann aber heraus, dass dieser ›Missionar‹ selbst nicht ganz sattelfest im Notenlesen ist. Und je mehr er  freundlich auf diesen lässlichen Mangel aufmerksam gemacht wird – die Musik wackelt hier und da nämlich ein bisschen –, desto hartnäckiger würde er auf Einzelheiten der historischen Instrumente hinweisen. – So kommst Du mir gerade etwas vor.

Gruß

FlorianG

Geschrieben
Geht es hier um die gebrochene Schrift oder um Rechtschreibung?!

Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß ich eine Rechtschreibschwäche hab, sonnst würde ich mir nicht mehr zu schreiben trauen. Und! Nein, ich entschuldige mich dafür nicht! Abgesehen davon, die amtliche Rechtschreibung nur für Behörden und Schuhlen gilt, haben wir in Deutschland diesbezüglich ohnehin zustände wie vor 1902.

Auf die Frage von @Ralf Herrmann gehe ich nicht schon wieder ein, die wird bereits in meinen vielen Beiträgen zu diesem Thema beantwortet.

Ich vertrete nach wie vor den Standpunkt, daß, wenn man mit Frakturschrift schreibt (setzt) auch deren über die Jahrhunderte hinweg ausgedüftelten Regeln zur besseren und flüssigeren Leserlichkeit benutz und einsetzt. Dazu gehören nun mal Verbünde und S-Regeln.

Meine erste Schrift ist wie ich schon erwähnte die Frakturschrift. Wenn mir jemand etwas zum Layouten gibt, dann wird der (bereits Korrektur gelesene) Text von mir in gebrochener Schrift gesetzt. Auch hier gilt die Ausnahme bestätigt die Regel.

Es sind folglich nicht einzelne Wörter, oder ab und an eine Überschrift die ich in Fraktur setze, sondern ganze Texte.

Deswegen mag ich bei aller Bescheidenheit sagen, ich weiß von was ich spreche.

Gut. Dann ist das Dein Standpunkt aus aus Sicht Deiner Behinderung ist der auch irgendwo nachvollziehbar.

Für mich gilt weiterhin der Anspruch an jeden in der Druckvorstufe in Bezug auf Rechtschreibung und Deutschkenntnisse.

Ich für meinen Teil sehe an diesem Punkt keinen Diskussionsbedarf mehr und klinke mich aus.

Mit freundlichem Gruß

Georg

Geschrieben

@ FlorianG, zeigt uns in seinem obigen Beitrag, daß er den Unterschied zwischen dem Setzen von gebrochenen Schriften und Rechtschreibung noch nicht erkannt hat.

(Man setzt gebrochene Schriften nach allen Regeln der Kunst um ein flüssiges Lesen zu fördern, dabei ist es für den Leser hilfreich wenn der Text zusätzlich auf einer bestimmten Rechtschreibregel beruht.)

Geschrieben
(Man setzt gebrochene Schriften nach allen Regeln der Kunst um ein flüssiges Lesen zu fördern, dabei ist es für den Leser hilfreich wenn der Text zusätzlich auf einer Rechtschreibregel beruht.)

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Ich bin auch draußen –

Freundlichen Gruß noch

FlorianG

Geschrieben
(Man setzt gebrochene Schriften nach allen Regeln der Kunst um ein flüssiges Lesen zu fördern, dabei ist es für den Leser hilfreich wenn der Text zusätzlich auf einer Rechtschreibregel beruht.)

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Ich bin auch draußen –

Freundlichen Gruß noch

FlorianG

Doch, schon ... ich freu' mich schon tierisch auf den nächsten Duden. Federleicht wird der werden, federleicht!

8)

Geschrieben
Ja ja, wenn keine greifende Argumente mehr im Raum stehen, wird um vom Thema abzulenken doch immer wieder gerne auf Rechtschreibung zurückgegriffen.

Das Verbindende daran ist für mich die Lesbarkeit. Dein Text war für mich wegen der orthographischen Fehler schwerer zu lesen als wenn Du umgekehrt korrektes Deutsch geschrieben und dabei die Regeln für den Fraktursatz außer Acht gelassen hättest. Es erschien mir angemessen, darauf hinzuweisen.

Du schreibst, Du hast eine Rechtschreibschwäche. Nun, das ist in dem Bereich, in dem wir uns hier bewegen, natürlich fatal. Du kannst dann guten Gewissens Texte eben nur dann setzen, wenn sie von jemand anderem Korrektur gelesen wurden bzw. werden, wie Du ja selbst sagst. Und in einem Forum wie hier, wo Deine schriftlichen Äußerungen orthographisch ungefiltert durchkommen, mußt Du damit rechnen, daß man es Dir 'um die Ohren haut' (auch wenn's von mir nicht böse oder beleidigend gemeint war).

Eine Lösung für dieses Dilemma habe ich nicht. Und daß Du Dich nicht zurückziehen möchtest, sondern Deine Meinung sagst, kann ich gut nachvollziehen (ich habe in einer Newsgroup, bei der es um klassische Musik geht, auch immer wieder vehement die These vertreten, daß nur 'authentische' Instrumente und Spielweisen für ältere Musik 'richtig' und akzeptabel seien und kann selbst nicht mal Noten lesen).

Geschrieben
… (ich habe in einer Newsgroup, bei der es um klassische Musik geht, auch immer wieder vehement die These vertreten, daß nur 'authentische' Instrumente und Spielweisen für ältere Musik 'richtig' und akzeptabel seien und kann selbst nicht mal Noten lesen).

Etwas off topic, aber ich kann nicht wiederstehen:

Verlieren historische Bücher an Bedeutung, wenn man sie in modernen Fonts durch moderne Maschinen auf modernes Papier druck? Ist es nicht eher so, daß wir durch unsere Entwicklung und unser Umfeld ältere Texte zwangsläufig anders interpretieren **müssen**, weil wir eben nicht »damals« leben?

Es gibt weder authentische Instrumente noch korrekte historische Spielweisen. Und ich hoffe, Du hast keine Tonträger mit »alter« Musik ...

Sorry, etwas provokativ, wir sollten das wohl eher über private Nachrichten fortführen ... :lol:

Grüße,

Christian

Geschrieben

Ich finde, das berührt den Topic hier schon: Sprache, Musik, Literatur, Malerei usw. - das Faszinierende an kulturellen Äußerungen sind doch nicht in erster Linie die gestalterischen Mittel, sondern das Konzept, die Idee dahinter. Ob ein Rembrandt auf Holz oder Leinwand, mit Tempera, in Öl oder mit Acrylfarben (hätte es die damals gegeben) malt, ist mir wurst, so lange ich die malerische Idee atemberaubend finde. Und auch bei Goethe ist es mir schnurzpiep, ob ich den Faust im Garamond-gesetzten Reclamheftchen oder in einer Frakturausgabe von 1800-soundso lese, es ändert nichts an der Sprachgewalt des Alten. Wenn man meint, dass man "authentische" Darreichungsformen benötigt, sollte man das vielleicht noch ein-, zweimal überdenken. Viele der Mittel waren einst einfach beschränkter. Ich möchte nicht wissen, was ein Beethoven sich am Computer zusammengesampelt hätte ...

Geschrieben

Alte Musik: Da ich keine Noten lesen kann, hat für mich die Art, wie die Musik zum Klingen gebracht wird, vielleicht eine größere (ja eine entscheidende) Bedeutung als für jemand, der sich die Musik schon anhand der Partitur vorstellen kann. Und wenn ich ein Streichtrio von Haydn höre oder eine Klaviersonate von Mozart oder Schubert, dann empfinde ich die Wiedergabe mit modernen Instrumenten im Vergleich als nicht so richtig, weil mir dann alles viel zu bombastisch ist. Beispiel Flügel: Es fehlen die unterschiedlichen Klangfarben der einzelnen Register wie beim Hammerklavier. Es gibt Stellen bei Schubert, wo das Hammerklavier wie eine Gitarre klingt, das kriegt man mit dem modernen Flügel nicht hin. Verlangt Haydn volle Dynamik, deckt der Flügel die Streicher zu, wenn sich der Pianist nicht bremst, wohingegen man beim Hammerklavier in die Vollen gehen kann und die Balance stimmt noch. Oder es gibt Stellen, wo Mozart so komponiert hat, daß man die Grenzen des Instruments hört, er wollte an die Grenzen gehen. Das ist mit dem modernen Flügel schlicht nicht mehr darstellbar, weil der das alles mühelos mitmacht. Mozart hätte für den heutigen Flügel anders geschrieben (hat ja Beethoven auch, der wollte immer den neuesten Broadwood). Oder nehmen wir die Streicher: Von Beginn an, als ich mich mit Klassik beschäftigt habe, kam mir Mozart immer ein bißchen süß und harmlos vor, erst die historisch orientierte Spielpraxis hat das für mich geändert.

Aber genug jetzt davon.

Geschrieben
Verlieren historische Bücher an Bedeutung, wenn man sie in modernen Fonts durch moderne Maschinen auf modernes Papier druck? Ist es nicht eher so, daß wir durch unsere Entwicklung und unser Umfeld ältere Texte zwangsläufig anders interpretieren **müssen**, weil wir eben nicht »damals« leben?

Nach meiner persönlichen Erfahrung ist das genau so, wie Du es beschreibst.

Das elende an Neuauflagen historischer Bücher ist, daß sehr häufig eben nicht die Texte 1:1 wiedergegeben werden, sondern sie werden im Ausddruck und oft genug auch in der Formulierung der Aussage dem angepaßt, was der Verlag bzw. der Lektor als zeitgemäß empfindet. Subjektiv, um damit den Text einem breiteren Publikum verständlich zu machen. Objektiv gesehen verfälscht er die Aussage des Textes.

Genau aus diesem Grunde lese ich, der ich mich sehr für die Deutsche Geschichte interessiere, nach Möglichkeit Originale aus der jeweiligen Epoche. Und ich empfinde es regelrecht als Bevormundung, wenn in Neuerscheinungen Texte verändert werden.

Wenn man sich eine Weile mit einer bestimmten Epoche beschäftigt, dann taucht man auch langsam, aber sicher in die Denkweise der Menschen damals ein. Und sieht dann die Texte durch deren Augen. Das ist eine ungemein spannende Erfahrung (für mich).

Zum Thema Musik (dort bin ich ansonsten aber überhaupt nicht bewandert): Ich habe einmal gelesen, daß die Tempi klassischer Musikstücke früher, auf den Original-Instrumenten, sehr viel langsamer angelegt waren. Und auch für eine viel langsamere Art komponiert waren. Die These in dem Bericht, den ich las: Das, was wir heute unter klassischer Musik verstehen, ist nicht das, was zu hören war, als der Komponist dieses Werk schuf. Ist da was dran? Ich fand den Gedanken sehr interessant.

Georg

Geschrieben

Die Parallele zu den historischen Instrumenten leuchtet ein, solange man den authentischen Klang sucht bzw. »in eine Epoche eintauchen« will (aber dann sollte man, bitteschön, konsequenterweise für das authentische Erlebnis im Konzert- bzw. Theatersaal auch auf elektrisches Licht verzichten! – Dies ist vermutlich ein noch größerer Unterschied zu heute als die anderen Instrumente …). – Dies ist ja aber doch nur eine Seite: Wenn man alle Texte in Fraktur schreibt wie Blackletter, so wäre das wie – um im Bild zu bleiben – wenn man auch sämtliche moderne Musik auf historischen Instrumenten spielte. Wer sich damit durchsetzen will, dem wünsche ich viel Glück.

Geschrieben
Alte Musik: Da ich keine Noten lesen kann, hat für mich die Art, wie die Musik zum Klingen gebracht wird, vielleicht eine größere (ja eine entscheidende) Bedeutung als für jemand, der sich die Musik schon anhand der Partitur vorstellen kann.

Das ist dann aber schon ein Widerspruch in sich selbst, denn die Komonisten konnten sich die Musik nicht nur anhand der Partitur vorstellen sondern haben sie eben sogar komponiert. Vielleicht wurden dabei Schwächen der Instrumente einfach in Kauf genommen? Von Herrn Bach ist hinlänglich bekannt, daß er für seine Musiker geschrieben hat. Hatte er einen schlechten Geiger, wurden die Geigen-Arien eben einfacher komponiert. Das ändert nichts daran, daß sie trotzdem wunderschön sind und daß auch ein sehr guter Geiger sie wunderschön spielen kann.

Natürlich hast sowohl Du als auch Georg zu einem gewissen Grad recht; jede Neuauflage oder Neuaufführung führt eben zu einer neuen Interpretation des vorhandenen Materials. Das läßt sich nicht vermeiden. Aber genau da liegt der Knackpunkt: Alte Bücher gibt es eben noch und ich kann sie mir ansehen und versuchen, mein eigenes Urteil zu fällen. Konzerte unter den Bedingungen, wie sie damals herrschten, gibt es nicht und wird es auch nicht geben. Damit sind aber Aufführungen mit »authentischen« Instrument nichts anderes als eine Neuinszenierung, der Druck eines Buches, welches künstlich auf alt gemacht wurde. Das mag dann vielleicht auf den ersten Blick dem Original ähnlich sehen. Aber wenn man genauer hinsieht, dann stimmt es eben doch hinten und vorne nicht. Das ist m.E. ein großes Problem in der historischen Aufführungspraxis wie auch in der Typografie: Der Versuch, etwas so authentisch wie möglich zu gestalten, führt automatisch dazu, daß das entscheidende Element, nämlich die persönliche Interpretation, völlig untergeht. Ich kann sowohl Musik als auch Text nur subjektiv wahrnehmen, das geht nicht anders. Letztlich ist die Darreichungsform eines Textes völlig uninteressant, wenn es darum geht, was **ich** denke, was er Autor ausdrücken möchte. Als Musiker muß **ich** die Musik interpretieren. Es wäre viel schöner, wenn die Musiker wirklich inhaltliche Gestaltung betreiben würden als sich dieser furchtbaren Detailverliebtheit hinzugeben, wie bestimmte Forscher meinen daß bestimmte Noten gespielt werden sollen. In diesem Zusammenhang würde ich Herrn Willberg immer zustimmen: Nur ein wirkliches Verständnis eines Textes kann dazu führen, daß ich ihn adäquat setzen kann, das dann aber eben auch mit den modernen Mitteln, die mir heute zur Verfügung stehen. Wenn ich mich immer mehr hineinsteigere in die Annahme, etwas so zu drucken, wie es vor 250 Jahren gemacht wurde und dabei den Inhalt völlig ignoriere, kann das irgendwie nicht richtig sein. Und genau das ist in der Musik nicht anders.

Grüße,

Christian

Geschrieben
Ansonsten: Gebrochene sind doch keine typisch deutschen Schriften, ebensowenig wie Antiquaschriften typisch italienisch, französisch oder sonstwas wären.

Aber selbst die DIN unterscheidet doch die Gruppen I und II als „venetianische“ bzw. „französische“ Renaissance-Antiquas. Da gab es zur Entstehungszeit dieser Schriften sehr wohl regionale Unterschiede, die nicht nur den Querstrich des kleinen e betreffen. Mir wurde gesagt, der Barock in England ließe sich auch gar nicht mit dem französischen vergleichen bzw. es war nicht der gleiche Zeitraum...

Übrigens lässt sich die DIN wunderbar auf alle Schriften vor ca. 1960 anwenden. Wenn hier oft gesagt wird, die DIN sei nicht mehr zeitgemäß und alle Neuentwicklungen landen sowieso in der großen Schublade „Antiqua-Varianten“, ist das natürlich berechtigt, aber eben diese Schublade enthält sozusagen die Quintessenz des modernen Schriftschaffens: eine inflationäre, nicht überschaubare und kaum zu bändigende „Vielfalt“, wobei ein Großteil der vermeintlichen Neuentwicklungen nur Experimente mit der Form sein dürften bzw. sich selbst plagiierende Kapriolen. In gewisser Weise habe ich nicht den Eindruck, in unserer Zeit passiere so wesentlich mehr als in früheren Jarhunderten.

Und die Gebrochenen, diese armen Kerlchen, die da auf ihren Krücken und Rollstühlen daherkommen, waren kein deutsches, sondern ein nordeuropäisches Phänomen. Es bedurfte in den anderen Ländern keines Führererlasses, um diese Schriften im Alltagsgebrauch obsolet werden zu lassen. Das hat natürlich auch etwas mit Internationalisierung und heute Globalisierung zu tun.

Meine Frau ist Philippina und spricht eine Sprache namens „Tagalog“, die es früher auch in nicht-lateinischer „Notation“ gegeben hatte bzw. gebräuchlich war. Als ich ihr diese Zeichen einmal zeigte, sagte sie mir, dass sie das nicht lesen könnte. Also lernen sie es dort auch nicht mehr in der Schule.

Die Hieroglyphen konnten jahrhundertelang nicht gelesen werden und heute ist das eine Sache von Spezialisten und – zumindest hierin wird ja wohl niemand widersprechen – nicht mehr zeitgemäß. Die Linearschrift A der minoischen Epoche auf Kreta ist ebenfalls bis heute nicht entziffert, jedenfalls liegt sie dort, wo sie meiner Meinung auch hingehört: auf dem Müllhaufen der Geschichte, nur noch interessanat für Spezialisten. Ich habe das dumme Gefühl, die Gebrochenen erleiden das gleiche Schicksal. Nur noch von einer verstaubten Traditionsclique notdürftig im scheintoten Zwischenzustand gehalten, ansonsten aber nur und immer wieder ignorant oder ironisch angewendet. Nur weil etwas „hip“ ist, ist es nicht breit adaptiert.

Lars

Geschrieben

Ich fand die Analogie zwischen der Wiedergabe alter Texte und der Aufführung alter Musik sehr hilfreich. Das Bemühen, auf historischen Instrumenten in historischem Ambiente und bei Kerzenlicht eine möglichst authentische Reproduktion der Originalumstände zu erschaffen, kann gründlich danebengehen, so wie die Wiederaufführungen von Schlachten durch Hobbyhistoriker für den Aussenstehenden etwas verfehlt Rührendes haben. Trotzdem ist auch das eine erlaubte Interpretation... Aber Musik ist nach meinem Empfinden sowieso als künstlerische Interpretation gedacht und eingebürgert, ein gedruckter Text ist das viel viel weniger (ich rede nicht von Schauspieltexten oder Reden).

Aber meine Ansicht: Ein Text aus der Zeit, in der Fraktur üblich war, sollte (wenn er es denn überhaupt wert ist) auch im Original zugänglich bleiben. Klar wird bei zunehmendem Zeitabstand die Frage immer wichtiger, wo eine "behutsame" Überarbeitung (so bezeichnet in üblichen Vorwortformulierungen) nötig ist, um eine normale Rezeption zu ermöglichen. Aber dann müssen doch weiterreichende Änderungen erwogen werden als ein Wechsel des Fonts. Und dazu ist eine profunde Kenntnis der Regeln der Zeit erforderlich.

Damit schließe ich mich den Vorrednern an, die das Thema für erschöpfend behandelt halten. Ich habe dabei viel gelernt, dafür danke ich ausdrücklich allen Beiträgern (um das umständliche "beigetragen Habenden" zu umgehen).

(Regieanweisung: Bitte in Fraktur vorstellen:)

Kühl und labend

war der Abend

es sich ausgeregnet habend.

Geschrieben
Aber meine Ansicht: Ein Text aus der Zeit, in der Fraktur üblich war, sollte (wenn er es denn überhaupt wert ist) auch im Original zugänglich bleiben. Klar wird bei zunehmendem Zeitabstand die Frage immer wichtiger, wo eine "behutsame" Überarbeitung (so bezeichnet in üblichen Vorwortformulierungen) nötig ist, um eine normale Rezeption zu ermöglichen. Aber dann müssen doch weiterreichende Änderungen erwogen werden als ein Wechsel des Fonts. Und dazu ist eine profunde Kenntnis der Regeln der Zeit erforderlich.

Schön, dass dieses Thema hier einmal zur Sprache kommt (vielleicht könnte man die Diskussion auch separat weiterführen?). Hier wird oft von der »Zeit, in der Fraktur üblich war« gesprochen – gemeint ist aber vornehmlich die Zeit von ca. 1800 bis zum Frakturverbot. Diese Texte sind für uns ja – Fraktur hin oder her – in der Regel noch ohne weiteres verständlich. Aber was ist mit einem Text aus dem Mittelalter? dem Barock? Lesen die Original-Fetischisten hier tatsächlich auch ihren Machiavelli, ihren Shakespeare, ihren Molière oder Calderón ›im Original‹?

Der durchschnittliche Leser macht sich in der Regel überhaupt keine Vorstellung, welch gewaltige Arbeit hinter einer Neuedition älterer Texte – mein Alltag übrigens – steckt. Gerade das Problem des ›Original‹ – ob Buch oder Musik – ist weitaus komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint: In der Regel hat man ja verschiedene Versionen, Lesarten, Textstufen, Ausgaben, Varianten etc. – die Frage nach dem Layout oder der Schrifttype ist da noch eine der einfachsten.

Gruß

FlorianG

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