William H. Boney Geschrieben Juli 18, 2007 Geschrieben Juli 18, 2007 http://www.netzeitung.de/bilder/index.php?gallery_id=3058&skin=nz&img=3 Deutsche Kultur und deutsche Schrift. Um eine Wissenslücke zu schließen frage ich euch, warum wurde die Fraktur in Deutschland entwickelt. Welchen Grund, Anspruch hatte man? Und eben warum gerade hier? Besten Dank für ein paar klärende Worte.
Poms Geschrieben Juli 18, 2007 Geschrieben Juli 18, 2007 http://www.typolexikon.de/f/fraktur.html Hier können wir ja mal hereinlesen und dann eventuell diskutieren.
William H. Boney Geschrieben Juli 18, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben Juli 18, 2007 Hach , da hätte ich auch eher dran denken können. Vielen Dank für den Verweis. Was mir nicht ganz so klar ist, ist der Umstand warum die Linien gebrochen wurden. Dies ist ja nicht vom Schreibwerkzeug abhängig sondern doch eine bewusste Entscheidung des Schreibers. Die karolingische Minuskel finde ich gut lesbar. Mit der Fraktur habe ich mehr Schwierigkeiten. Worin lag die Intention, diese, für mich, künstliche Brechung, einzuführen? Sind das rein gestalterische Ansätze?
Gast ChristianBüning Geschrieben Juli 18, 2007 Geschrieben Juli 18, 2007 Hi William, hier mein Versuch einer Erklärung. Die Bögen wurden beim Schreiben mit der Zeit immer spitzer, um Platz zu sparen. Dadurch wurden aber auch die Innenräume immer enger. Um da wieder Platz zu machen, wurde nicht mehr aus einem Zug geschrieben, sondern ein Raum aufgespannt mit mehreren Zügen. Ganz ähnlich den Bögen in der Architektur. Außerdem sollte das Schriftbild ein möglichst gleichmäßiges Texturbild ergeben, vielleicht wurden deshalb alle Buchstaben ähnlich gebrochen. Und dazu ein selbstgemachtes Bildchen:
hey Geschrieben Juli 18, 2007 Geschrieben Juli 18, 2007 Die Entwicklung der mittelalterlichen Handschriften ist ja nicht bei der Karolingischen Minuskel stehen geblieben (ein gutes Buch dazu). Ich denke, man kann bei der Entwicklung in richtung Textura einen Streben nach Ästhetisierung und Vereinheitlichung der Buchstabenformen feststellen – Schönheit vor Lesbarkeit gewissermaßen. Einheitliche Formen sind von Hand in mehrerern Zügen und mit Brüchen einfacher zu garantieren.
hey Geschrieben Juli 18, 2007 Geschrieben Juli 18, 2007 Ein weiterer Gedanke: auch wenn unklar ist wer nun genau die Karolingische Minuskel entworfen hat (Alkuin oder jemand anders), so ist hier doch einen schrift bewusst gestaltet und bewusst verbreitet worden. Im gegensatz dazu sind viele der weiteren Entwicklungen eher Zufällig und ungesteuert passiert.
William H. Boney Geschrieben Juli 19, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben Juli 19, 2007 Der Gedanke, dass die Architektur der Gotik gewissermaßen mit ihren Spitzbögen Einfluss genommen haben könnte, kam mir auch. Doch während die Architektur christliche Ideale versinnbildlicht scheint mir hinter den Gebrochenen Schriften ein anderer Grund zu stecken. Ich vermute einen Grund im Gebrauch von Gänsefedern als Schreibwerkzeug, die von Natur aus zu mehreren Zügen führte. Vielleicht haben sich durch das An- und Absetzen Vor-Brüche entwickelt, die später bewusst ausgestaltet wurden. Wäre gebrochene Schriften auch entstanden, hätte man im 13./14. Jhd z.B. Bleistifte verwendet? Während meines Bauingenieurstudium habe ich sehr viel die DIN-Schrift verwendet. Anfangs mit Schablone aber später konnte ich diese "Einheitsbuchstaben" problemlos von Hand schreiben. Brüche waren nicht zwingend notwendig. Die Schönheit dieser Schrift sei mal dahin gestellt. :wink:
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