typo für todesanzeige

[Nike]

hallo, ich habe gerade den text für eine todesanzeige für einen früheren chef erhalten. ich bin zum einen bestürzt, zum anderen habe ich einen blackout, was die schriftwahl angeht. ich persönlich überblättere gerne diesen teil der zeitungen. ich weiss nur, dass eine times oder helvetica piätetlos wäre.

habt ihr auf die schnelle ein paar tipps. wie bei solchen fällen üblich sollte es eher zurückhaltend, seriös sein ich tendiere mehr zu sans, bin aber einer serif gegenüber ebenfalls aufgeschlossen.

[Schwalbenkoenig]

Also erstmal mein Mitgefühl.

Schwierige Aufgabe, doppelt schwierig.

Ich versuche es trotzdem:

An der Fedra kann ich mich gar nicht satt sehen im Augenblick. Gediegen, zurückhaltend, gut lesbar.

Die Klavika könnte ich mir auch vorstellen, wenn es denn Sans sein muss. Warum eigentlich?

Etwas Einzigartigkeit verströmen die Luxury-Schnitte

Die Fresco (Sans/Informal) oder die NeueSans von Fred Smejers klingt auch ein wenig nach Einzigartigkeit für mein dafürhalten. Beachte auch die gefühlvolle Eva oder Amalia wenn Serif auch gewünscht wäre.

Apropos: Irgendwas aus Enschede?

Hach, schwierig …

[Nike]

fedra war auch mein erster gedanke. als ich sie eingesetzt hatte, war sie mir doch zu aufdringlich. die anderen schriften hab ich leider nicht. momentan bin ich bei der akzidenz hängengeblieben und spiele mit dem gedanken die bodoni einzusetzen. mal sehen …

[Norbert P]

Ich würde alles vermeiden, was betonte Serifen hat oder besonders geometrisch ist - es erschiene mir zu "steinmetzig" und könnte an einen Grabstein erinnern. Warum nicht bescheiden in einer guten Garamond?

[Herr Sharif]

Vor einem ähnlichen Problem stand' ich auch schon mal.

Ich hatte mich dann damals für die Quay Sans entschieden.

Irgendwie hat diese Schrift für mich einen gewissen Ernst und eine Strenge, welche zu solchen Gelegenheiten passt.

[Nike]

so, die anzeige ist zwei varianten raus. swift und akzidenz grotesk.

ich frage mich immer wieder, warum solche anzeigen innerhalb einer stunde fix und fertig raus müssen. ich hätte gerne ein bisschen mehr zeit in die materie gesteckt.

danke für die hilfe. ich schau mir mal in ruhe die vorschläge an – fürs nächste mal.

[Bleisetzer]

hallo, ich habe gerade den text für eine todesanzeige für einen früheren chef erhalten. ich bin zum einen bestürzt, zum anderen habe ich einen blackout, was die schriftwahl angeht. ich persönlich überblättere gerne diesen teil der zeitungen. ich weiss nur, dass eine times oder helvetica piätetlos wäre.

habt ihr auf die schnelle ein paar tipps. wie bei solchen fällen üblich sollte es eher zurückhaltend, seriös sein ich tendiere mehr zu sans, bin aber einer serif gegenüber ebenfalls aufgeschlossen.

1996 starb mein ehemaliger Lehrherr; ich las dessen Todesanzeige eher durch Zufall in der Zeitung. Mir ging das damals sehr nahe, es ging mir ähnlich wie Dir.

Ich habe seinen Nächsten damals einen persönlichen Brief geschrieben - einen handgeschriebenen. Habe ihnen einfach meine Gefühle geschildert, was er für mich bedeutet hat und was ich ihm verdankt habe.

Ich glaube, je persönlicher man so etwas macht, desto besser vermeidet man, in (von mir so empfundene) entsetzliche Klischeehaftigkeit des Kondolierens zu verfallen.

Georg

[Wladimir]

ich persönlich überblättere gerne diesen teil der zeitungen. ich weiss nur, dass eine times oder helvetica piätetlos wäre.

[…]

ich frage mich immer wieder, warum solche anzeigen innerhalb einer stunde fix und fertig raus müssen. ich hätte gerne ein bisschen mehr zeit in die materie gesteckt.

Leider ist es in der Tat so, und da spreche ich aus eigener Erfahrung, dass Times mitunter die Normalität ist. In einigen Zeitungen wird zudem alles einfach in Mittelachse gesetzt. Die Zeit, die man hier für die Gestaltung einer Traueranzeige bekommt, beträgt im günstigsten Fall eine halbe Stunde – eher weniger.

Schöner und befriedigender ist es jedoch, wenn man sich Gedanken machen kann!

[Pachulke]

ich frage mich immer wieder, warum solche anzeigen innerhalb einer stunde fix und fertig raus müssen.

Das hat zumeist praktische Gründe. Es gibt gesetzliche Vorschriften, innerhalb welcher Frist ein Verstorbener unter der Erde sein muß. Will man alle Angehörigen rechtzeitig benachrichtigen, damit auch solche zur Beerdigung kommen können, die von weiter her anreisen, muß die Anzeige schnellstens versandt werden. Und eines der wesentlichen Gesetze des graphischen Gewerbes lautet nun mal: Wenn der Termin eng ist, wird der Druck auf den Schriftsetzer abgewälzt.

[Nike]

die anzeige ist jetzt weg. man hat sich für die swift entschieden.

im nachhinein find ich sie ganz o.k.

[Poms]

Vielleicht nicht "business as usual" – die Beorcana könnte ich mir hier vorstellen. Als Textschrift sowieso, zusätzlich sehen die Displaystyles gut aus.

http://www.beorcana.com/

[Gast ChristianBüning]

Nike, mein Mitgefühl.

Ehrlich gesagt verstehe ich die Verrenkung nicht. Nur weil es eine Todesanzeige ist, muss man ja nicht alles über Bord werfen, was typografisch möglich ist. Ich finde, dass die Todesanzeige zum Verstorbenen passen und den Hinterbliebenen die Chance zur Würde lassen muss. Das kann ruhig eine Scala Sans oder eine strenge Akzidenz sein, genauso gut auch eine Künstlerscript, wenns passt.

Eigentlich ein sehr gutes Feld, um Feingefühl zu zeigen.

Swift finde ich gut geeignet, nicht zuletzt wegen des Zeitungspapiers.

[Phillip]

Interessant ist, dass ich kürzlich die Swift für eine Kondolenz-e-Card (in meinen Augen totaler Quark) empfohlen habe. Die Typowelt ist klein.