Charles Renim Geschrieben November 14, 2007 Geschrieben November 14, 2007 Hallo, eure Meinung ist gefragt: Was kann eurer Ansicht nach in die Marginale eines wissenschaftlichen Textes (z. B. Dissertation) aufgenommen werden? Das Problem ist, dass im Haupttext oftmals zuviel Text in Klammern steht, was sich selten vermeiden lässt, wenn man definieren, verweisen und zitieren muss. Ich meine gehäufter Klammertext stört den Lesefluss. Allerdings sollte die Marginale auch nicht mit allen möglichen "Informationen" vollgestopft werden. Der Haupttext enthält folgende mögliche Kandidaten: - Zusätzliche Erläuterungen, die den thematischen Verlauf stören würden, allerdings durchaus von Interesse sind aber für das Verständnis nicht notwenderigerweise gebraucht werden. Dabei handelt es sich um höchstens zwei Sätze. Hin und wieder lässt sich so etwas im Haupttext verkürtzt in Klammern setzen. BEISPIEL: Uridine is subsequently hydrolyzed to uracil via enzymes from the family of inosin/uridine preferring hydrolases (URH) and then further catabolized to ß-alanin (a precursor in the synthesis of coenzyme A), carbon dioxide, and ammonia as result of a two-step reaction (Kathihara et al, 2002). STATTDESSEN: Uridine is subsequently hydrolyzed to uracil via enzymes from the family of inosin/uridine preferring hydrolases (URH) and then further catabolized to ß-alanin, carbon dioxide, and ammonia as result of a two-step reaction (Kathihara et al, 2002). IN DER MARGINALE: ß-alanin A product of the degredation of L-Aspartat and a precursor in the synthesis of coenzyme A. - Abkürzungen für ein längeres Wort, das den Lesefluss stören würde und mehrmals im Text wiederholt angewendet wird. Sollte dabei die Erklärung für die Abkürzung in der Marginale stehen und im Haupttext sofort Verwendung finden? Andernfalls wäre die Marginaleintrag überflüssig. BEISPIEL: Uridine is subsequently hydrolyzed to uracil via enzymes from the family of inosin/uridine preferring hydrolases (URH) and then further catabolized to ß-alanin (a precursor in the synthesis of coenzyme A), carbon dioxide, and ammonia as result of a two-step reaction (Kathihara et al, 2002). STATTDESSEN: Uridine is subsequently hydrolyzed to uracil via enzymes from the family of URH and then further catabolized to ß-alanin, carbon dioxide, and ammonia as result of a two-step reaction (Kathihara et al, 2002). IN DER MARGINALE: URH Inosin/uridine preferring hydrolase. ß-alanin A product of the degredation of L-Aspartat and a precursor in the synthesis of coenzyme A. - Literaturangaben BEISPIEL: Uridine is subsequently hydrolyzed to uracil via enzymes from the family of inosin/uridine preferring hydrolases (URH) and then further catabolized to ß-alanin (a precursor in the synthesis of coenzyme A), carbon dioxide, and ammonia as result of a two-step reaction (Kathihara et al, 2002). STATTDESSEN: Uridine is subsequently hydrolyzed to uracil via enzymes from the family of inosin/uridine preferring hydrolases (URH) and then further catabolized to ß-alanin (a precursor in the synthesis of coenzyme A), carbon dioxide, and ammonia as result of a two-step reaction. IN DER MARGINALE: Reference Kathihara et al., 2002. - Verweise zu anderen Kapiteln, Abbildungen und Tabellen. Hauptsächlich auch dann, wenn in anderen Kapiteln näher darauf eingegangen wird.
Gast ChristianBüning Geschrieben November 14, 2007 Geschrieben November 14, 2007 Folgende Situation: Du redest mit jemandem auf einer Party und er beugt sich mitten im Satz kurz vor und macht ne Seitenbemerkung über das Buffet. Das Gespräch ist die Satzkolummne, alles, was er in dem Einschub sagt, gehört in die Marginalie. Also alles, was den linearen Lesefluss unterbricht, aber dorthin gehört. Besser kann ichs nicht erklären.
CRudolph Geschrieben November 14, 2007 Geschrieben November 14, 2007 Ich würde mit Marginalien sehr vorsichtig sein in wissenschaftlichen Texten; sie stören den Lesefluß stärker als man vielleicht vermuten würde. Ein Einschub in Klammern reißt den Leser zumindest nicht von der Textstelle weg, eine Marginalie tut dies und man muß hinterher die Textstelle wiederfinden. Das Argument, daß man sich die Marginalie ja nicht anschauen müsse, greift hier nicht. Ich kann z.B. Texte mit Referenzen in Fußnoten einfach nicht lesen. Bei jeder zweiten Fußnote schweift mein Auge ganz automatisch zum unteren Seitenrand, nur um enttäuscht festzustellen, daß dort eben keine zusätzliche Information steht, sondern nur eine Referenz. Und schon weiß ich nicht mehr, wo ich gerade war. Ich würde mir an Deiner Stelle mal die Reviews der Nature-Reihe ansehen. Die arbeiten viel mit Marginalien und die Abgrenzung ist m.E. recht gut getroffen. Es handelt sich vornehmlich um Erklärungen von Fachbegriffen, die der spezialisierte Leser sowieso kennt, die aber für etwas weniger spezialisierte Leser wichtig sein könnten. Alles Weitere ist dann hingegen im Fließtext untergebracht. Eine gute Strukturierung ist sicherlich extrem wichtig, aber gerade bei Marginalien würde ich immer denken: Muß diese Information denn **überhaupt** ausgeführt werden? Kann man das nicht einfach weg lassen? Und wenn es schon so relevant ist, daß man es nicht weglassen kann, warum steht es dann in einer Marginalie und nicht im Grundtext? Grüße, Christian
Norbert P Geschrieben November 14, 2007 Geschrieben November 14, 2007 Mir ist während meines (geisteswissenschaftlichen) Studiums nur selten internationale Literatur mit Marginalien begegnet. Wenn, dann handelte es sich meist um "Auffindehilfen", in denen die nebenstehenden Absätze kurz zusammengefasst waren.
Charles Renim Geschrieben November 14, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben November 14, 2007 @ CRudolph Ja, die Nature Reviews, deswegen bin ich überhaupt erst auf Marginalien gekommen. Mein Problem ist, das ich in der molekularen Virologie arbeite und für einen Zellbiologen mit Schwerpunkt Motorneuronen schreiben muss. Da fand ich die Idee mit den Marginalien nicht schlecht. Sicherlich es kommt darauf an, was letzten Endes in die Marginale stehen soll, deswegen auch die obigen Beispiele.
CRudolph Geschrieben November 14, 2007 Geschrieben November 14, 2007 Ah, durch diese Ausführung wird das Problem deutlich klarer. An wen richtet sich denn die Publikation? Wird das Deine Dissertation? Gibt es eine definierte Zielgruppe? Meines Erachtens gehören Referenzen in jedem Fall nicht in die Marginalien. Was sind das für Texte? Ist es entscheidend, daß Du Virologe bist? Tauchen also virologische Fachbegriffe auf, die der Zellbiologe nicht unbedingt kennt? Oder ist es eher umgekehrt? Du kannst unmöglich **beide** Richtungen abdecken; Du mußt daher eruieren, welche Begriffe denn überhaupt einer Erklärung bedürfen. Und schließlich kommt es natürlich auch darauf an, ob bestimmte Begriffe für das weitere Verständnis notwendig sind. Ist der Umstand, daß β-Alanin ein Coenzym-A-Vorläufer ist, wichtig für das weitere Verständnis des Textes? Dies sind m.E. die entscheidenden Fragen, die Du Dir stellen mußt. Das sollte dann auch mit den Marginalien helfen. Grüße, Christian
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