Jan Brede Geschrieben November 27, 2007 Geschrieben November 27, 2007 Hallo zusammen, ich habe kürzlich im Rahmen einer Hausarbeit einige Seiten des „Oxford English Dictionaries“ kopiert, darunter auch die Titelseiten verschiedener Bände. Spaßeshalber habe ich mal verschiedene Titelseiten übereinandergelegt und gegen eine helle Lampe gehalten. Ich ging eigentlich davon aus, das die verschiedenen Seiten perfekt aufeinander passen sollten, da sie ja bis auf eine Zeile im mittleren bis unteren Bereich der Seite, in der das jeweilige Volume genannt wird identisch sind. Zu meiner Überraschung war dem aber nicht so, und die einzelnen Zielen und Wörter weisen zwischen den verschiedenen Volumes teilweise erstaunliche Abweichungen auf. Schon beim sehr gross gedruckten Titel, welcher etwa so aufgebaut ist. THE OXFORD ENGLISH DICTiONARY (komischerweise wird es im Posting nicht mittig angezeigt) (seeehr gross gedruckt) sind sowohl Unterschiede bei den Zeilenabständen, als auch bei der Länge der Wörter selber zu sehen. Also nicht in dem Ausmaße das es mit bloßem Auge zu erkennen ist, aber schon so im 0,5mm Bereich. Das hat mich, warum weiß ich auch nicht genau, doch sehr erstaunt. Ich dachte selbst 1989 als das Riesending gedruckt wurde sei es schon möglich gewesen identische Seiten zu setzten. Ich nehme an, für die einzelnen Volumes wurde die Titelseite jeweils neu gesetzt, aber warum gibt es dort solche Abweichungen? Grade in der Typographie scheint Genauigkeit und Ordnung sehr groß geschrieben zu werden. Würde mich sehr freuen, wenn der eine oder andere Experte mir erklären könnte wie sowas zustande kommt. Achja, an den Kopien lag es nicht, habe hinterher in den Originalen nachgemessen;-) Freue mich über Antworten Gruss Jan
Jan Brede Geschrieben November 27, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben November 27, 2007 hmm..schon 40 views und keine Antwort? ist die Frage zu doof? Oder sind solche Abweichungen normal und überhaupt nicht der Rede wert? Es muss doch jemand hier sein (Setzer?) der mir sagen kann wie und warum sowas passiert! kommt schon!!
Pachulke Geschrieben November 27, 2007 Geschrieben November 27, 2007 Grade in der Typographie scheint Genauigkeit und Ordnung sehr groß geschrieben zu werden. Du brauchst Dich nur mal hier im Forum unzusehen um festzustellen, daß solche Sekundärtugenden wie Ordnung und Genauigkeit nicht bei allen Typographen hoch im Kurs stehen. Vielleicht steht ja Ordnungssinn auch in indirekter Proportionalität zur Creativität. Da beide Elemente mehr oder weniger zum typographischen Berufsbild gehören, scheint es hier eine Spezialisierung zu geben. Überspitzt gesagt: Die creativen Chaoten einerseits und die ordentlichen Handwerker andererseits, dazwischen alle denkbaren Abstufungen.
Ralf Herrmann Geschrieben November 28, 2007 Geschrieben November 28, 2007 Design ist eben ein fließender Prozess, egal wie viele Corporate-Design-Handbücher man aufstellt. Tagtäglich werden Kompromisse gemacht – im Zusammenspiel mit dem Kunden, den technischen Rahmenbedingungen oder den zuständigen Designern selbst. Insofern überrascht mich so etwas überhaupt nicht.
Pachulke Geschrieben November 28, 2007 Geschrieben November 28, 2007 Mitunter gibt es auch Lexika, deren Erscheinen sich wegen der aufwendigen redaktionellen Bearbeitung über Jahre oder gar Jahrzehnte hinzieht. Da kann es dann passieren, daß zwischen erstem und letztem Band technologische Brüche liegen. Ich habe mal an einem Lexikon mitgesetzt, das wurde im Bleisatz angefangen, als der dann eingestellt wurde, war ein Ende des Projects noch lange nicht abzusehen. Soviel ich weiß, hat das dann sogar ein anderer Verlag weitergeführt, auch wenn das sicherlich eine Ausnahme ist. Also mögliche Gründe gibt es viele, der wahrscheinlichste ist aber immer noch allgemeine Schlamperei.
Gast ChristianBüning Geschrieben November 28, 2007 Geschrieben November 28, 2007 Hi Jan, wenn du Zeit hast, scanne doch mal ein paar Titel und montiere die in Photoshop übereinander, damit man das mal sieht. Dann wird es hier vor Antworten nur so sprudeln! .-)
Jan Brede Geschrieben November 28, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben November 28, 2007 Guten Morgen! Danke schonmal für die Antworten. Das mit dem Scannen ist ne prima Idee. Muss mal gucken ob ich das irgendwie arrangieren kann. Was ich allerdings noch ergänzend zum Thama sagen kann ist, dass das Dictionary per Photosatz gesetzt wurde auf einem Lasercomp. Ich habe mich ein wenig damit befasst, und was ich auf die Schnelle gelesen habe erklärt evtl. schon einiges. Scheinbar wurde beim Satz mit dem Lasercomp anhand eines Rades die jeweilige Buchstabengrösse eingesetellt. Es scheinen also nicht direkt vorgefertigte Buchstabengrössen verwendet worden zu sein. Kann mir vorstellen das bei solchen Dingen dann Ungenauigkeiten passieren. Kann aber auch sein das ich völlig falsch liege;-) Gruss Jan
Jan Brede Geschrieben November 29, 2007 Themen-Ersteller Geschrieben November 29, 2007 Servus! Sonst keiner Erfahrungen mit sowas? Muss doch hier einen Setzer geben der sagt:" Also sowas darf aber wirklich nicht passieren...." oder:" na und....kommt bei jedem dritten buch vor" Hat niemand von Euch das "Oxford English Dictionary" in Reichweite um sich das mal anzusehen? In der Hofnung auf Feedback, Jan
Pachulke Geschrieben November 29, 2007 Geschrieben November 29, 2007 Aber gern doch: »Also sowas darf aber wirklich nicht passieren!« So spricht der Setzer. (Für »na und…« sind hier andere zuständig.)
RobertMichael Geschrieben November 29, 2007 Geschrieben November 29, 2007 na und. ähm, nein. darf nicht passieren, passiert aber leider.
Dieter Stockert Geschrieben November 29, 2007 Geschrieben November 29, 2007 Daß so etwas auch den besten Typographen passiert, zeigt die Übereinanderschreibung im Titel von Arno Schmidts Roman Abend mit Goldrand in der Bargfelder Ausgabe: Oben ein Ausschnitt aus der Seite mit dem Inhaltsverzeichnis, kursiv und mit k und K linksbündig übereinander. In der Mitte ein Ausschnitt aus der 'Pseudo'-Titelseite mit dem Motto, nicht kursiv, k und K (fast) rechtsbündig übereinander. Unten ein Ausschnitt aus dem Umschlag der sogenannten Studienausgabe (die innen zwar verkleinert, aber ansonsten identisch mit dem Satz der normalen Ausgabe ist), mit einer Kombination von kursiv und eher rechtsbündig. Friedrich Forssman hat mir dazu vor Jahren geschrieben, daß die verschiedenen Teile "zu ganz verschiedenen Zeiten" entstanden seien und er "das 'Problem' einfach zu spät gesehen" habe, auch sei "[d]ie Herstellung auch wesentlich einfacherer Bücher [...] immer und jedesmal wieder eine Verkettung von (günstigsten Falles) gerade noch verhinderten Katastrophen".
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