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Typo Berliner Restauration um die Jahrhundertwende

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo liebes Forum,

heute wende ich mich auch einmal an euch.

Ich habe den Auftrag erhalten mich um die Ausstattung eines Restaurants in Berlin zu kümmern. Dieses spiegelt eine gute Restauration in Berlin um die Jahrhundertwende dar. Keine Eckkneipe, sondern ein solider Treffpunkt dieser Zeit.

Zum einen gilt es ein Logo zu entwerfen, zum anderen soll die Speisekarte in Form einer Zeitung aus der damaligen Zeit präsentiert werden.

Als Logoschrift habe ich mich für die Century-old entschieden. Ich persönlich finde sie sehr passend. Wenn ihr anderer Meinung seid, bitte raus damit.

Mein großes Problem ist nun, diese Schrift in die Zeitung zu integrieren. Ich finde einfach keine in diese Zeit gehörende, und mit der Century harmonierende Schrift, um eine Zeitung von damals nachzustellen. Habt ihr ein paar Tips, in welche Richtung ich schauen kann?

Vielen Dank und schöne Grüße …

Geschrieben

Ich würde Dir zur einer leichten Akzidenz Grotesk (Royal Grotesk) raten, die absolute die gehobene neuzeitliche Präsentation in dieser Zeit (Berlins) war und bis heute - als einzige der Type dieser Zeit - als immer noch zeitgemäß und elegant empfunden wird. Also alles was in diese Richtung geht ist passend - Hauptsache elegant und schlank wie die Lilien-Oranamente jener Zeit.

Century paßt zwar irgendwie überall hin und deswegen auch nicht! Ich sehe sie eher als Schrift eines alten Medizien-Lehrbuches.

Geschrieben

Die Akzidenz war auch meine erste Idee. Diese hat der Kunde leider abgelehnt. Er will keine Arial! :(

Ihm schwebt etwas in Richtung Fraktur vor. Das Problem ist, dass zumindest die Headlines in den Zeitungen, die wir von damals gefunden haben, alle aus Frakturen bestehen. Da half leider keine Konversation.

Wir müssen (leider) auch einige Klischees bedienen, da das Restaurant auf Touristen angewiesen ist. Es liegt direkt in einer Touristenmeile.

Ich werde mal schauen, ob ich noch einige Stichhaltige Argumente für die Akzidenz auftreiben kann…

Geschrieben

Nun es gab auch gehobene "gotische" Speisekarten damals - die aber nichts mit der Sezession und dem fortschrittlichen Künstlermilieu usw. zu tun hatten sondern eher mit der historischen Rückbesinnung und Idealisierung. Wenn das Restaurant also mit schwarzen, schweren Eichentischen, Eichenlaubornamenten und Hirschmotiven aufmachen will, dann greife zu Old-English und Co. - am besten in einer leichten, schraffierten Version - mit Kaiserbildnis. :-)

Wenn es aber in Richtung Jugendstil geht, mit leichten Farben und pflanzlichen Motiven - etwas in Richtung Japan - ist eine gebroche Schrift nichts. Fast alle der damals gebräuchlichen Groteskschriften gibt es heute nicht mehr bzw. ihnen wurde das "künstlerische" ausgetrieben - Du must es also wieder eintreiben. :-)

Antiquaschriften aus der Zeit wären etwa die De Vinne Latin/Roman oder die Sorbonne wobei es nur die Sorbonne in einer guten digitalen Form gibt.

http://www.picupload.net/s-e056bb228261 ... fe-jpg.php

http://www.picupload.net/s-1d8fffd016de ... fd-jpg.php

http://www.picupload.net/s-06242afdd6cb ... 08-jpg.php

http://www.picupload.net/s-e57582f90413 ... bb-jpg.php

Geschrieben

Vielen Dank für die Beispiele. Klasse, dass dort auch noch das Datum steht. Dürfte ich mir die Bilder von dem Server dort speichern und meinem Kunden zeigen?

Die Behrens-Schrift ist auch eine sehr gute Variante. Ich werde beides einmal ausprobieren …

Dank euch.

Geschrieben

Wir haben auch noch Tisch- und Speisekarten aus der Kaiserzeit, für Hochzeiten gedruckt, da hat man sich sowas geleistet, und weil es eben so selten und teuer war, wurden die Sachen aufbewahrt.

Schrift: durchgehend keine gebrochenen Schriftarten, alles elegante "moderne" wie die wunderschönen Beispiele oben.

Die Alltagstypographie mag anders gewichtet gewesen sein.

Aber wenn in Berlin ein touristisches Publikum bedient werden soll, wäre dann nicht sowieso Fraktur eine heikle Wahl? Die Amerikaner, die lesen können, kennen doch keine Fraktur.

(Und ich bin sonst so ein Fraktur-anhänger !)

Geschrieben
Die Amerikaner, die lesen können, ...

kommen antiamerikanische ressentiments bei einem bauchredner eigentlich aus dem bauch?

Wieso antiamerikanisch? Stevo wollte vielleicht nur eine Bemerkung in die Richtung verhindern. Also wie in :"... die schließlich lesen können, keine Witze bitte, ..." und nicht wie in: "... jedenfalls diejenigen die lesen können ...". Daran schonmal gedacht? Sei nicht so schnell mit einem Todesurteil. ;-)

Geschrieben

Ruhig Blut, Mädels. :)

Das Argument, dass auch Touristen aus anderen Ländern in der Lage sein sollen die Schrift zu lesen, werde ich auch mit anbringen. Es kommen sehr viele Spanier, Japaner und Franzosen.

Geschrieben
Die Amerikaner, die lesen können, ...

kommen antiamerikanische ressentiments bei einem bauchredner eigentlich aus dem bauch?

Wenn Du antiamerikanische Ressentiments in der Nähe eines Bauchredners hörst, und wenn sich seine Lippen nicht bewegen, dann kann es durchaus sein, das sie aus dem Bauch kommen.

Ich weiß schon, daß die meisten Amerikaner, die es bis in die deutsche Hauptstadt schaffen, eher den Bevölkerungskreisen angehören, die lesen können, erst recht beim derzeitigen Wechselkurs, der interkontinentale Reisen für Amerikaner sehr verteuert.

Meine Bemerkung war so gemeint:

Nach Berlin kommen viele Amerikaner, potentielle Kunden in einem Restaurant, in dem Touristen verkehren. Denen liegt an der Atmosphäre, aber auch am Essen und daran, daß sie wissen, was wie läuft. Lesen hilft dabei. Wenn schon viele Deutsche Fraktur nicht lesen (können oder wollen), wie kann man es da bei Menschen aus so einer fremden Kultur wie der amerikanischen erwarten?

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