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Welche Schriften im Dritten Reich und in der DDR?

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Welche Schriften benützte das Dritte Reich? Welche lehnte es ab?

Welche Schriften benützte die DDR? Welche lehnte sie ab?

Waren Frakturschriften anfangs typisch den Nationalsozialismus? Wurden sie später tatsächlich verboten?

Geschrieben
Welche Schriften benützte das Dritte Reich? Welche lehnte es ab?

Welche Schriften benützte die DDR? Welche lehnte sie ab?

Das kann man so absolut nicht sagen, denn Schriften werden ja nicht von einem abstrakten Reich oder einem Staat benutzt, sondern von Individuen.

Im Dritten Reich wurde erst mal weiterbenutzt, was aus der Weimarer Republik in den Setzkästen lag. In der DDR war die Schriftenauswahl im wesentlichen auf das Typoart-Programm beschränkt. Im Vergleich zu heutigen Sehgewohnheiten war das eine extrem schmale Auswahl, so daß einem immer wieder die gleichen Schriften begegneten. Hier muß unbedingt die »Super« Erwähnung finden, die das Gesicht der »gedruckten DDR« weit mehr geprägt hat als jede andere Schrift und auch weit mehr »Marktanteil« hatte als z. B. heute die Helvetica. Frakturschriften galten als »rückwärtsgewandt« und wurden in offiziellen Texten nicht verwendet.

Waren Frakturschriften anfangs typisch den Nationalsozialismus? Wurden sie später tatsächlich verboten?
Im Nationalsozialismus gab es zunächst die gegensätzlichen Denkansätze, die die Frakturdiskussion schon in der Weimarer Republik geprägt hatten. Durchgesetzt hat sich letztlich Hitler mit seinem Verdikt gegen die Fraktur: http://www.e-welt.net/bfds_2003/bund/sc ... hichte.htm Die Bezeichnung der Fraktur als »Schwabacher Judenlettern« war natürlich unsinnig, eigentlich ging es wohl darum, daß man meinte, daß der deutsche typographische Sonderweg Fraktur hinderlich sei bei der Installation eines europäischen Großreiches. So wurde die deutsche Schrift aus Amtsstuben und Schulen verbannt (ansonsten war ihr privater Gebrauch nicht verboten, aber »politisch unkorrekt«), und bis heute ist sie nicht in die Schulen zurückgekehrt.

Wenn heute mitunter Frakturschriften als »Nazischriften« diskreditiert werden, ist das genauso unwissenschaftlich wie die nationalsozialistische Bezeichnung als »Schwabacher Judenlettern«.

Man kann darüber streiten, ob die Entstehung von Schriften wie der »Tannenberg« ideologisch beeinflußt war. Ganz allgemein gehen diese Schriften, die auch als »Schaftstiefelgrotesk« bezeichnet wurden, auf das Bestreben zurück, der Fraktur ein modernes, zeitgemäßes Gewand zu verpassen. Da steckt viel Bauhausdenken drin, auch wenn das sicher kein Bauhäusler hören will. Die Verbindung der Attribute »deutsch« und »modern« hat diesen Schriften dann zu einiger Verbreitung im frühen Nationalsozialismus verholfen, der sich ja mit ebendiesen Attributen geschmückt hat; sie deshalb als nationalsozialistisch zu bezeichnen, greift aber deutlich zu kurz. Der Gedanke, eine Fraktur mit einer Grotesk zu kreuzen, war auch so zeitgeistgemäß und hätte des Nationalsozialismus nicht bedurft.

Geschrieben (bearbeitet)
Pachulke schrieb:
Wenn heute mitunter Frakturschriften als »Nazischriften« diskreditiert werden, ist das genauso unwissenschaftlich

man muss aber ergänzen, dass heute viele typografie-laien fraktur zuerst mit dem ›dritten reich‹ assoziieren. was die benutzung solcher schriften im jahr 2008 angeht, halte ich diesen punkt für mindestens so wichtig wie historische betrachtungen, auch wenn die zutreffend sind. die geschichtliche wahrheit wird da nicht über die empfindung der massen siegen.

bye

thierry

bearbeitet von Ralf Herrmann
Geschrieben
… dass heute viele typogra?e-laien fraktur zuerst mit dem ›dritten reich‹ assoziieren. … die geschichtliche wahrheit wird da nicht über die emp?ndung der massen siegen.

Daß deutsche Geschichte sich in der »Empfindung der Massen« oft auf 12 Jahre reduziert, ist ja ein Problem, das über die Typographie hinausreicht. Ich denke nicht, daß man sich deswegen von der Fraktur distanzieren sollte.

Geschrieben
Daß deutsche Geschichte sich in der »Empfindung der Massen« oft auf 12 Jahre reduziert, ist ja ein Problem, das über die Typographie hinausreicht. Ich denke nicht, daß man sich deswegen von der Fraktur distanzieren sollte.

für die fraktur gilt imho dasselbe wie für manche wörter, die angeblich nazi-vokabular waren: man kann sie verwenden, aber man sollte sich überlegen, in welchem zusammenhang. vor einem verständigen publikum, dem ich ggf. die zusammenhänge erklären kann, ist das möglich. habe ich nicht die chance, meine wahl zu erläutern, verzichte ich lieber darauf, weil gewisse assoziationen einfach da sind und ich eventuell missverstanden werde. mir geht es also weniger um das distanzieren als um das bewusstsein für geschichte und heutige wirkung.

bye

thierry

Geschrieben
Im Dritten Reich wurde erst mal weiterbenutzt, was aus der Weimarer Republik in den Setzkästen lag.

Das ist im Prinzip richtig, schließlich konnte Hindenburg nicht per 30. Januar 1933 neue Schriften in die Setzkästen hinein dekretieren. Allerdings kann man nicht sagen, dass ab dem 31. Januar 33 völlige Orientierungslosigkeit herrschte, welche Schriften der heraufziehende Führerstaat wohl gerne sähe. Im Gegenteil: wer zeitgenössische Quellen untersucht, wird feststellen, dass die Industrie sich atemberaubend schnell und opportunistisch auf den neuen Wind eingestellt hatte. Falls ich in den kommenden Tagen Lust und Zeit habe, stelle ich vielleicht das eine oder andere Beweisstück dazu ein. 1934 beispielsweise gab es in der Fachpresse bereits praktisch keine Werbung mehr für andere als gebrochene Schriften (die Sammelbezeichnung Fraktur für alle gebrochenen Schriften war schon damals notorisch). Noch zwei Jahre zuvor umfasste der vorherrschende Trend in der Typografiewerbung hingegen Handschriften, geometrische Serifenlose (Futura et al) und serifenbetonte Antiquas (City, Memphis und Co.), jedoch praktisch keine gebrochenen. Bevor jemand einen Roman von Adalbert Stifter oder Fritz Reuter als «Gegenbeweis» aus der Tasche zieht: Ich rede von Werbeanzeigen der Schriftgiessereien.

Im Nationalsozialismus gab es zunächst die gegensätzlichen Denkansätze, die die Frakturdiskussion schon in der Weimarer Republik geprägt hatten.

An dieser Stelle möchte ich doch empfehlen, etwas von Willberg, Hartmann und Kapr zu diesem Thema lesen, um den in der Tat schon deutlich vor 1933 existierenden Fraktur-Antiqua-Streit überhaupt zu verstehen. Zur Not und auf die Schnelle tut's natürlich auch der Wikipedia-Eintrag: http://de.wikipedia.org/wiki/Antiqua-Fraktur-Streit. Keine Unsicherheit kann allerdings darüber bestehen, dass in der Fachwelt 1933 ganz offenbar völlige Einigkeit darüber bestand, dass ebendieser Fraktur-Antiqua-Streit mit der Regierungsübernahme der NSDAP zugleich zugunsten der Fraktur entschieden war. Hierzu werde ich ganz sicher morgen das eine oder andere Beweisstück heraussuchen, das wollte ich schon immer tun.

Der auf obiges Zitat folgende Link kann übrigens hier nicht einfach unkommentiert bleiben. Am Ende des verlinkten Textes heisst es dort:

Zwar gilt das Verbot der Verwendung von Frakturschriften nicht mehr, doch ist in Deutschland kein Kultusminister bereit, der deutschen Schrift den zum Überleben erforderlichen Platz in der Schule einzuräumen, während Araber, Chinesen, Griechen, Israeli, Russen und viele andere Völker aus guten Gründen an ihrem überlieferten Kulturgut festhalten.

Das ist nun wirklich ein krasses Mißverständnis. Hier blitzt nicht nur die Diktion des Dritten Reiches wieder auf («Überleben»), worüber ich noch hinwegzusehen bereit wäre, sondern ein Gruppenterminus für einen Schreibstil des lateinischen Schreibsystems (Fraktur) wird mit kompletten Schreibsystemen (Kyrillisch, Arabisch) gleichgesetzt, obwohl es in allen genannten Schreibsystemen ebenfalls unterschiedliche historische Gruppen von Schreibstilen gibt. Wenn man einen Eindruck davon gewinnen möchte, in welchem Ausmaß der Fraktur-Antiqua-Streit mit ideologischen Überhöhungen arbeitet, findet sich hierin ein gutes Beispiel, besonders hinsichtlich der geschickten rhetorischen Kategorienfehler in der Argumentation. Schließlich will uns der Autor hier suggerieren, dass anderenorten ja auch niemand gezwungen werde, ein anderes Schreibsystem zu erlernen, was erstens auf die Fraktur im Speziellen nicht zutrifft (Kategorienfehler: Fraktur ist Latein, ebenso wie die Antiqua) und zweitens auch noch im Grundsatz glatt unzutreffend ist (in den Turkstaaten wird derzeit zum zweiten, teils dritten Mal in einem Jahrhundert tatsächlich das Schreibsystem umgestellt, und nicht etwa nur der Schreibstil!).

In Bezug auf die Frage:

Waren Frakturschriften anfangs typisch den Nationalsozialismus? Wurden sie später tatsächlich verboten?

kann man durchaus –zwar vergröbernd, jedoch in der Tendenz nicht völlig unrichtig – «Ja und ja» antworten. Wobei die Verwendung der Gebrochenen zunächst vor allem mit Deutschtum, Heimat und Nationalidentität verbunden war, vor dem 1. Weltkrieg durchaus auch mit Kaisertreue, nach dem zweiten WK dann jedoch zunehmend verbunden wurde mit den aggressiv militärrevanchistischen Kreisen, die später den Nationalsozialismus mitgetragen haben. Natürlich ist richtig, das der Nazionalsozialismus keine völlig meinungskohärente Masse darstellte. Damit lässt sich jedoch nicht die Aussage delegitimieren, dass die Verbindung von Fraktur mit Deutschtum und Nationalstolz zur Zeit der Regierungsübernahme der NSDAP ganz offensichtlich bereits als Gemeingut manifest war. In der Folge hat dann die Schriftgattung Fraktur im öffentlichen Ansehen alle schlechten Eigenschaften ihrer Ziehpaten geerbt.

Man kann darüber streiten, ob die Entstehung von Schriften wie der »Tannenberg« ideologisch beeinflußt war

Dazu vertrete ich eine andere Aufassung. Ich glaube nicht, dass ein prämissenloses Gestalten – mithin ein «unideologisches» Gestalten – möglich ist. Daher kann man sich in meinen Augen höchstens darüber unterhalten, welchen Ideen oder Ideengebäuden jemand bei der Entwurfsarbeit nachhing. Der Name «Tannenberg» ist jedenfalls ohne jeden Zweifel für die obengenannten Kreise ganz erheblich mit Bedeutung beladen gewesen (*seufz, dazu habe ich schonmal einen halben Roman geschrieben* :roll: ). Allein schon in der Vorstellung, gebrochene Schrift sei besonders «deutsch» steckt eine etwas, nunja, geschichtsverkürzende Zwangsvorstellung. Letztlich fürchte ich, dass die vom plötzlichen Nationalgefühl der «spätgeborenen Nation» erfassten Bürger in dieser doch schon im 19. Jahrhundert sehr deutschen Fraktur-Angewohnheit ein Element der nationalen Identität erblickt hatten. Gebrochene waren ganz allgemein für bestimmte Kreise mit nationaler Bedeutung aufgeladen und dies hat ihr friedliches Dahinscheiden – besonders hierzulande – bis heute verhindert. Dass – um den Bogen zu schließen – also in der Entwurfsabsicht einer Tannenberg (stellvertretend für andere, ähnliche) keine ideologische Absicht steckt, scheint mir daher nicht glaubhaft. Ich biete als Gegenhypothese an: In diesen Schriften steckte DAMALS eine deutschnationale, postmonarchistische Fantasie, die – und dies soll meine ausgestreckte Hand an die Geschichte sein – ja nicht zwingend militant, menschenverachtend, antisemitisch, antidemokratisch sein muss bzw. hätte sein müssen.

Na, einstweilen einen schönen Abend.

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Geschrieben

Ich verbinde mit dem NS ab September 1939 eher eine Schreibmaschinenschrift, denn eine Gebrochene, wenn ich einen Schriftbezug als Klischee herstellen müsste. … Holocaust versus Kraft durch Freude. Auch aufgrund der anteiligen Berichterstattung in den Medien, dem Schulunterricht.

So als Gegenpart zum Bild der Schaftstiefelgrotesk, dass sich scheinbar so tief in unsere Gehirnwindungen reingefressen hat, würde ich jetzt gerne ein Bild der Wochenzeitung "Das Reich" kurz vor Kriegsende reinstellen. Komplett in Antiqua (deutsche Normalschrift) gesetzt. Wenn ich das Bild noch finden sollte, mach ich das.

Edit:

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Geschrieben

So ihr Lieben,

hier mal ein kleines bisschen Futter für die Meinungsmaschine:

Januar 1933

Nach einem in Sachen parlamentarischer Demokratie chaotischen Jahr 1932 mit einer in zwei Wahlen stärksten Partei NSDAP lag die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler in der Luft. Man bereitete sich im Archiv für Buchgewerbe tastend darauf vor:

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Mai 1933

Es zeichnet sich ab, dass die Nationalsozialisten sich nicht domestizieren lassen werden (wie gehofft). Wohin man auch kommt, der vorauseilende Gehorsam ist schon da. Im Deutschen Drucker findet sich diese kleine Meldung:

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September 1933

In der Zwischenzeit haben die Nationalsozialisten von der deutschen Industrie eine freiwillige Zwangsabgabe eingefordert. Jeder Trottel muss mittlerweile begriffen haben, worauf die politische Vision der NSDAP hinsteuert. Im Schriftgiessereigewerbe verfestigt sich die in Bürokratie und Journalistik vorbereitete «Trendwende» zur Fraktur in handfesten Produkten. Im Deutschen Drucker liest sich das so:

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1934 bewerben die Schriftgiessereien dann bereits fast ausnahmslos ihre neuen Schriften Tannenberg, Element, National usw. Die Schriftgiessereien haben vollzogen, was ganz offenbar jeder von ihnen erwartet hat.

Natürlich ist das Bild nicht ganz so schwarz-weiß (aber überraschenderweise doch fast!) und bietet gelegentlich Raum für bemerkenswerte Zufälle, die jedoch der unübersehbaren Tendenz nicht entgegenstehen. So wird in den Ausgaben 1 und 2 des Jahres 1933 des Archiv für Buchgewerbe ein langer und gelehrter Artikel mit Reformvorschlägen zur hebräischen Typografie abgedruckt (wir erinnern uns: Die H. B*rth*ld AG war in den Zwanzigern ganz weit vorne, was hebräische Typografie betrifft!). Ich vermute, dafür hätte sich ein Jahr später wohl keiner mehr interessiert. Schon im Februar ist der Artikel wahrscheinlich nur noch gedruckt worden, weil der erste Teil eben in der Januar-Ausgabe bereits drinnen war.

Ab 1934 wird dann auch das Gutenberg-Jahrbuch in einer gebrochenen Schrift gedruckt, was in dieser Bücherreihe Ende der Zwanziger nicht so war und 1941 auch bereits wieder vorbei ist. Fachmagazine werden ab 1934 mit Gebrochenen Schriften angereichert, Anzeigen in Gebrochenen gesetzt (noch Ende der Zwanziger war die vorherrschende Headlineschrift in Anzeigen die Futura - auch weil die Konkurrenz mit ihren Geometrischen Serifenlosen noch nicht so weit war (Erbar, Kabel etc).

Die Beispiele liessen sich sich schier endlos verlängern und das Bild ist alles andere als «uneindeutig» oder «diskussionsfähig».

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  • Gefällt 1
Geschrieben

Die Beispiele liessen sich sich schier endlos verlängern und das Bild ist alles andere als «uneindeutig» oder «diskussionsfähig».

Danke, das sind hochinteressante Quellen!

Ich gebe dir völlig Recht: Schriftformen (und natürlich die Schriftnamen) sind immer auch ein Kind ihrer (ideologischen) Zeit. Sie sollen ja verkauft werden. Aber der Knackpunkt der Frage ist doch: Kann eine reine Buchstabenform selbst politisch sein? Ich verneine das. Dazu müsste sie piktografisch sein, was aber bei den üblichen Satzschriften nie der Fall ist. Wer behauptet, in den einfachen Formen einer Futura sähe man ja deutlich die faschistische Ideologie (Zitat von Typophile), oder dass Tannenberg und Co. ein ideologisches Statement sind, nur weil sie spitze Ecken haben, der kann eben die objektive Form und die durch den gestalterischen Einsatz bedingten Konnotationen nicht auseinanderhalten. Was man auch niemand wirklich vorwerfen kann. Man kann nicht nicht assoziieren … ;-)

Geschrieben
Kann eine reine Buchstabenform selbst politisch sein?

Was ist eine «reine Form»? Oder die «objektive» Form, wie Du an anderer Stelle schreibst?

Das ist eine abwegige Sicht, Ralf. Denn alle Codes existieren ja nur Dank einer Übereinkunft, die von einer Gruppe geteilt wird. Ob man dem Zeichen A den Laut A zuordnet, oder einem Kreuz mit rechtwinklig abgeknickten Enden wahlweise Sonnensymbolik oder einen politischen Gehalt unterstellt, ist dem Zeichen selbst völlig egal. Die Zeichen erhalten ihre Bedeutung durch die Bedeutungszuweisung ihrer Wirtskultur. Sonst sind sie wertlos. Was uns immer dann auffällt, wenn wir im Ausland sind und das Schreibsystem nicht verstehen. Oder wenn Archäologen Teile einer untergegangenen Kultur ausbuddeln. Und darum geht es im Kommunikationsdesign praktisch ständig - um die Rezeption von kommunikativen Codes in einer definierten Gruppe.

Das, was man tatsächlich objektiv über Formen sagen kann, ist mit Sicherheit vorkulturell und für die Diskurse hier nicht zu gebrauchen. Allzu «objektiv» ist unsere Kognition nicht, sonst gäbe es keine optischen Täuschungen. Alle sensorischen Reize werden schon vorbewußt bewertet.

Also: Die Idee einer «Reinen Form» ist Blödsinn, erinnert mich an die Idee vom «edlen Wilden». Schon über die Idee einer «reinen Form» könnte man glatt wieder einen eigenen Kulturdiskurs starten!

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Geschrieben
Die Idee einer «Reinen Form» ist Blödsinn,

Das finde ich überhaupt nicht. Ich meine die »reine Form« auch nicht so philosophisch, wie du sie mir auslegst. (Das Wort »rein« ist ja selbst schon schrecklich vorbelastet.)

Die reine Form ist für mich die Druckfarbe auf dem Papier. Sie ist physisch und objektiv (»tatsächlich«), scharf begrenzt und in mathematischen Funktionen beschreibbar. Damit sie politisch wird, müssen wir sie werten (»interpretieren«), also etwas in sie hineindeuten, was objektiv nicht da ist. Sonst wäre die Form, wie du ja selbst sagt, wertlos. Die Interpretation ist also unvermeidlich. Und sie geschieht natürlich nicht nur auf auf der Ebene des alphanumerischen Codes (den wir nicht ausblenden können, wenn wir lesen können), sondern auch in Bezug auf das Umfeld der gedruckten Lettern (das wir ebenso untrennbar mit Inhalt und Form verknüpfen). Denn so funktioniert unser Gehirn nun mal. Wir ordnen alles assoziativ ein. Und jeglicher gelernter Einzel-Reiz, löst dann automatisch die entsprechenden Assoziationen erneut aus.

Die objektive Form der Zapfino-Lettern trägt keine Verbindung zu einer Hochzeit, aber wir schlagen diese Brücke aus gelernten Bildern und Assoziationsketten (z.B. Schreibschrift > Eleganz > festlich > Hochzeit). Die Optima trägt kein Kosmetik-Gen in sich und die Fraktur keine nationalsozialistische Ideologie. Wir sehen sie nur, weil wir nicht objektiv (»wertfrei«) sehen können.

Ob der Schriftgestalter seinem Entwurf bewusst die eine oder andere Leseart mitgegeben hat, lässt sich schwer im Nachhinein prüfen. Ich wäre aber zumindest sehr vorsichtig, so etwas zu unterstellen. Und ein Schriftname sollte dafür schon gar nicht herangezogen werden. Dessen Funktion ist es ja eben gerade das Auslösen von (nicht objektiven) Assoziationen.

Geschrieben

Ralf,

denk nochmal drüber nach.

Ob der Schriftgestalter seinem Entwurf bewusst die eine oder andere Leseart mitgegeben hat, lässt sich schwer im Nachhinein prüfen. Ich wäre aber zumindest sehr vorsichtig, so etwas zu unterstellen.

Der Entwerfer hat ganz sicher irgendwas im Sinn gehabt, als er entworfen hat. Er muss sich dessen nicht bewusst gewesen sein und es muss nicht mit späteren Interpretationen seiner Entwürfe übereinstimmen, aber dass ein Entwerfer ohne Ziel am Werke sein soll, halte ich für unmöglich. Wenn er kein Ziel hätte, würde er einfach gar nicht gestalten, sondern in einer Tonne liegen und in den Tag hinein leben.

Ich habe gar nicht behauptet, «dass die Tannenberg und Co. ein ideologisches Statement sind, nur weil sie spitze Ecken haben ... ». Ich habe behauptet und tue dies weiterhin, dass Tannenberg und Co. – wie überhaupt jeder Entwurf – Kinder ihrer Zeit und gefüllt mit Gedanken dieser Zeit sind. Welches die Gedanken dieser Zeit sind, kann man nachlesen. Es wäre in meinen Augen eher exotisch und unwahrscheinlich anzunehmen, dass die Entwerfer einer über 70 Jahre zurückliegenden Vergangenheit, deren Eltern noch mit der Kutsche gefahren sind und dem Kaiser zugejubelt haben, so gedacht hätten, wie wir heute.

Den Schriftnamen kann man sogar ganz wunderbar heranziehen, gerade wenn mit ihm so offensichtlich eine Bedeutung an die Schrift genagelt wird. Die Schriftgiessereien haben ja nicht ein Buch aufgeschlagen und mit geschlossenen Augen auf ein Wort gezeigt und das wurde dann der neue Name.

Ich habe es an anderer Stelle schon geschrieben und wiederhole es hier gerne: Die Modernisierungsversuche der gebrochenen Schriften analog zur Antiqua, die zu Tannenberg und Co geführt haben, sind mir als Entwürfe nicht unsympathisch – einige sind als Entwurf auch wirklich klasse.

Tatsache ist: «1934 bewerben die Schriftgiessereien dann bereits fast ausnahmslos ihre neuen Schriften Tannenberg, Element, National usw. Die Schriftgiessereien haben vollzogen, was ganz offenbar jeder von ihnen erwartet hat.» Dies kann keiner leugnen, das wäre typografischer Revisionismus, weil die Fakten dagegen stehen. Die Annahme, dass auch die Entwerfer dieser Schriften mehr oder weniger zynisch bzw. überzeugt «für die neue Zeit» entworfen haben, ist, denke ich, nur naheliegend – ich kann mir schwer vorstellen, dass sie von einer demokratischen europäischen Union geträumt haben oder von einer Kifferkommune. Ich werfe den Entwerfern das ja nicht vor - die sind eben Kinder ihrer Zeit, die Rolle des Entwerfers ist ja so ein Mediums-Schamanen-Ding. Die Zeichen der Zeit standen für eine technokratische, deutschnationale, postmonarchistische Fantasie, die – ich wiederhole mich auch hierin, Ralf – ja nicht zwingend militant, menschenverachtend, antisemitisch, antidemokratisch sein muss bzw. hätte sein müssen. War sie aber dann letztlich, und damit war dann hierzulande erstmal für längere Zeit Essig mit Hakenkreuz und Fraktur, weil diese Zeichen eben als visuelle Codes dieser Bewegung verwendet wurden. Alle Leute, die die Faxen dicke hatten von der Zeit des dritten Reiches, hatten verständlicherweise keinen weiteren Bedarf mehr für diese Schriftengattung. Belegt sind die gebrochenen Schriften nach wie vor mit Heimat, Tradition und Deutschtum (letzteres vor allem hierzulande), und die Neonazis verwenden sie auch immer noch ganz gerne. Die Vergangenheit ist nicht einfach vorbei. Sie wirkt immer nach, da kann man noch so sehr dagegen sein.

Im Ausland haben die Leute schon deshalb weniger ein Problem mit den gebrochenen Schriften, weil die gebrochenen Schriften dort schon vor langer Zeit aus der Mode gerieten und nie so extrem auf eine so abscheuliche moralische Entgleisung geprägt wurden. Für die Menschen dort ist das – genau wie für große Teile der heute nachwachsenden Jugend – nur noch dekoratives Spielmaterial von der Müllhalde der Geschichte.

Aus der heutigen Rezeption lässt sich jedoch absolut nichts ableiten, was für die Rezeption vor über 70 Jahren Gültigkeit besäße. Jede Zeit hat ihre Rezeption. Wem es nicht gefällt, aus welcher Zeit Tannenberg und Co. stammen, soll schnell woanders weiterlesen. War nicht schön, ist keine Zeit zu der ich gerne gelebt hätte. Aber so war es eben.

Und wenn heute die Zeit wieder günstiger steht für eine Verwendung der gebrochenen Schrift, als witziges Dekomaterial, so what? Ändert nichts daran, wie es mal war. Jeder Versuch krampfhaft die gebrochenen Schriften von ihrer Vergangenheit zu reinigen und abzuspalten ist doch bizarr. Ja, liebe Leute, es gab mal eine Zeit, in der wurden Frakturschriften (Gattungsbegriff) zu den einzig glückseligmachenden Schriften des deutschen Wesens hochstilisiert. Das ist lang her und interessiert eigentlich keinen mehr. Aber wenn hier jemand fragt, ob es klar identifizierbare typografische Trends der Nazizeit gegeben habe, dann werde ich ihm so antworten, wie ich geantwortet habe, weil das der Faktenlage entspricht.

Geschrieben
Jeder Versuch krampfhaft die gebrochenen Schriften von ihrer Vergangenheit zu reinigen und abzuspalten ist doch bizarr.

Darum geht es auch gar nicht. Es geht eher darum, die gesamte Frakturvergangenheit, die sich ja immerhin über einige Jahrhunderte erstreckt, stärker ins öffentliche Bewußtsein zu rücken statt die Fraktur immer wieder auf diesen (quantitativ) geringfügigen Ausschnitt des Dritten Reiches zu fokussieren.

Wer also heute an einem ideologiefreien und gleichberechtigten Frakturgebrauch interessiert ist (man kann ein nationales Kulturgut auch jenseits der Deutschtümelei pflegen und erhalten wollen), der wird den Blick halt stärker darauf richten, daß auch andere politische Strömungen sich in den frühen Dreißigern der Fraktur bedient haben, daß letztlich die Fraktur durch Verordnung der Reichskanzlei verboten wurde und daß in Schriften wie die Tannenberg (auch) ganz anderes Gedankengut als nationalsozialistisches eingeflossen ist, wobei ich nicht in Abrede stellen will, daß die Namensgebung stark vom Zeitgeist geprägt war, aber die Interpretation für naheliegend halte, daß der Schriftentwerfer einfach seinen Job gemacht hat (in dem Falle also: die Verbindung von Fraktur und Grotesk), die Namensgebung hingegen schlicht ein Akt von Opportunismus bzw. der Versuch der Verkaufsförderung war.

Du hast richtig festgestellt hast, daß jede Zeit ihr eigenes Rezeptionsverhalten hat. Nun ist die derzeitige Frakturwahrnehmung aber (trotzdem Du formal mit vielem, was Du vorbringst, recht hast) nicht rational oder zumindest inkonsequent. Denn tatsächlich würde heute niemand auf die Idee kommen, die Autobahn zu meiden, weil diese ein Kind nationalsozialistischer Expansionsstrategie war oder den Volkswagen. Die Fraktur hingegen wird immer wieder in die Schmuddelecke gestellt. Da liegt der Verdacht nahe, daß die gegen die Fraktur vorgebrachten Argumente nur stellvertretende sind, die eine ganz anders begründete Frakturaversion rechtfertigen sollen.

Keiner würde heute Strom sparen, nur weil der Schlächter Lenin gesagt hat, daß »Kommunismus Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes ist«. Jeder weiß, daß Diktaturen sich mit allen möglichen Dingen schmücken, um populär zu werden, ob dies nun Elektrifizierung, Mutterschaft, Autobahn oder Fraktur ist. Es ist doch also durchaus auch denkbar, daß die Fraktur ihre Popularität in den Dreißigern nicht dem Nationalsozialismus verdankte, sondern umgekehrt dieser den ohnehin vorhandenen Fraktur-Hype dieser Zeit schlicht aufgegriffen und instrumentalisiert hat. Wie auch immer, es wäre doch angemessen, die Fraktur genauso selbstverständlich und locker zu gebrauchen wie die Autobahnen.

Geschrieben
Jeder Versuch krampfhaft die gebrochenen Schriften von ihrer Vergangenheit zu reinigen und abzuspalten ist doch bizarr.

sehe ich ebenfalls nicht so. ich glaube es dauert noch eine weile aber irgendwann ist dieser fraktur = nazi vergleich auch vom tisch. frag mal die kids in 30–60 jahren ob sie die fraktur mit neonazis in verbindung bringen. dann fragen sie dich entweder was eine fraktur ist, bzw. was neonazis sind. ;)

ich finde auch nicht das man die 'reine form' als solche irgendwie mit einer ideologie in verbindung bringen sollte, sondern eher das gesamtbild. der einsatz der schrift, die farben drumherum und die strenge der anzeigen, werbung und propaganda. der name selbst ist propaganda und werbung zugleich, klar. »verwende tannenberg, wenn du ein richtiger deutscher schriftsetzer bist.«

wir hatten das ja schon alles mal 'schräg angeschnitten':

viewtopic.php?f=35&t=3491&st=0&sk=t&sd=a

interessant fand ich damals zum beispiel, sobald man einen tannenberg nimmt und diese quietschebunt einfärbt und ggf. fremdsprachige wörter damit absetzt, diese schrift ihre nationalsozialistische kraft verliert.

hier nochmal ein bilder aus dem schaftstiefelgrotesk-thread:

952_rugener_badejunge_der_leichte__2359718_1.jpg

952_unbenannt1_4.jpg

952_t1_1.jpg

Geschrieben

Mit der Zeit wird der Bezug der gebrochenen Schriften zum Nationalsozialismus

sicher verschwimmen und irgendwann vergessen werden. Aber das dauert und hat

nichts mit dem besagten »krampfhaften rein waschen« zu tun.

Geschrieben
Wie auch immer, es wäre doch angemessen, die Fraktur genauso selbstverständlich und locker zu gebrauchen wie die Autobahnen.

Wieso wäre das angemessen? Die Fraktur besitzt weniger praktischen Nutzwert als Autobahnen, ihr Wert (der Wert jeder Schrift, die auch nur einigermassen lesbar ist) besteht ganz überwiegend in dem assoziierten Bedeutungsgehalt. Aber Autobahn geht sowieso gar nicht ... :lol::lol:

Zur Geschichte der Fraktur gehört deren Vereinnahmung durch die Nationalisten im beginnenden 20 Jahrhunderts dazu, ebenso wie Maximilian und seine Lehrbücher usw. Diese Vereinnahmung beginnt nicht erst mit der Zeit zwischen den Weltkriegen, es gab schon vor dem ersten WK Versuche, sich gegen die schwindende Verwendung der gebrochenen Schriften zu stemmen. Damals wurde gern zum Argument gegriffen, es sei doch die einig wahre deutsche Schrift (damit waren also alle, die nicht Fraktur verwendeten, quasi undeutsch mit dem Dolch im Gewande).

Mich wundert, mit welcher Hartnäckigkeit immer wieder (seit nun schon hundert Jahren!) die Fraktur (=gebrochene Schrift) wieder ins «richtige» Licht, die öffentliche Aufmerksamkeit und nicht zuletzt in die vermehrte Verwendung gerückt werden soll. Ich meine, das passiert, oder es passiert nicht. In welchem Licht eine Schrift gesehen wird, hängt eben vor allem davon ab, wer sie verwendet. Aus kulturwissenschaftlicher Sicht ist sehr interessant zu beobachten, welche Gruppierungen eine Schrift vereinnahmen und beanspruchen. Das hat sich verändert im Laufe der Zeit, heute ist u.a die Gruppe der Provokationshedonisten (HipHop, Metal) hinzu gekommen – die Traditionsbewußten (Bier, Eckkneipe, Zeitungstitel) und die Nationalisten sind jedoch immer noch dabei.

Die so genannten Schaftstiefelgrotesken sind hingegen ganz klar Kinder der Zeit zwischen den Weltkriegen. Diese Schriftengruppe hat keine längere Vergangenheit, auf die man noch verweisen könnte. Wenn die Rezeption der (aller) gebrochenen Schriften damals nicht ohnehin schon so sehr auf «Deutschnational» eingeengt gewesen wäre, hätten die «Schaftstiefelgrotesken» vielleicht eine Chance gehabt anders wahr genommen zu werden (modern, Bauhausdenke). Vor dem zeitgenössischen Hintergrund jedoch konnten die gar nicht anders als «Essenz aller deutschnationaler Ideen» wahrgenommen werden. Das spiegelt sich dann auch in den Namen: Tannenberg – national identitätsstifende Schlacht; Element – Modewort der Zeit, elementar i.S.v. essenziell; National – na klar. Das Ballastproblem stellt sich bei diesen Schriften in besonderer Weise. Deshalb muss man argumentativ zwischen dieser Untergruppe und der Gesamtheit der gebrochenen Schriften zweifellos unterscheiden. Hoho, man sehe sich die Typowerbung von 1934 mal an! Da kracht die Militärrhetorik, da wird marschiert und gesiegt, dass einem heute glatt die Spucke wegbleibt.

Aber ich denke, ich bin mit dem Thema hier erstmal durch. Bevor sich auf die harmlose Frage, welche Schriften für die Zeit des Nationalsozialismus als typisch angesehen werden können wieder einer dieser Du-hast-keine-Ahnung-von Typografiegeschichte-Stürme* entfacht, nur weil man die Geschichte einschließlich Beweismaterial darstellt wie sie war, bin ich lieber weg. Das ursprüngliche Thema ist ausreichend bearbeitet, denke ich.

* = heutige Variante des Du-bist-undeutsch-Bashings

  • Gefällt 1
Geschrieben

Nachtrag

Frakturaversion

Hab ich nicht, auch keine Fraktura-Version :lol::lol:

Lenin hat auch gesagt: «Wer nicht für uns ist ist gegen uns».

Daran fühle ich mich gerade erinnert.

Seid versichert: ich bin weder für noch gegen Fraktur.

Geschrieben
Ralf,

denk nochmal drüber nach.

Nana!

Es soll schon vorkommen, dass ich nachdenke bevor ich schreibe. :evil:

Irgendwie habe ich aber auch mittlerweile den Faden in dieser Diskussion verloren. Du gibst mir deutlich Kontra, wenn ich auf die durch den Einsatz bedingte, assoziative Wahrnehmung der Schriftformen poche, aber in den Folgebeiträgen unterstützt du die These dann wieder eindeutig:

In welchem Licht eine Schrift gesehen wird, hängt eben vor allem davon ab, wer sie verwendet.
… hätten die «Schaftstiefelgrotesken» vielleicht eine Chance gehabt anders wahr genommen zu werden (modern, Bauhausdenke).
Geschrieben

Die Idee einer «reinen», also quasi intentionslos gestalteten Form, in die später erst Bedeutung hineingeschrieben wird, ist Quatsch, Ralf. Wir reden von Produkten von Menschenhand. Die gibt es nicht ohne Intention - bewusst oder unbewusst. Darum ging es. Dazu gab es deutlich Kontra von mir. Sonst nur Zustimmung, klar.

Übrigens hatte ich Dich nicht aufgefordert, überhaupt und erstmalig, sondern «nochmal» darüber nachzudenken. Ich gehe natürlich nicht davon aus, dass Du gar nicht nachdenkst.

Geschrieben
Die Idee einer «reinen», also quasi intentionslos gestalteten Form, in die später erst Bedeutung hineingeschrieben wird, ist Quatsch, Ralf.

Dem stimme ich auch in vollem Umfang zu. Eine intentionslose Gestaltung wäre ziellos und somit in der Regel wertlos. Aber darauf wollte ich auch gar nicht hinaus. Ich wollte nur betonen, dass die rückblickende (assoziativ geprägte) kulturhistorische Einordnung nicht unmittelbar mit der Intention des Gestalters im Zusammenhang stehen muss. Das gilt meiner Meinung nach für Gebrauchsgegenstände ganz besonders. Einem Prunkbau wird seine Interpretation schon unmittelbar im Design mitgegeben. Aber wird das Design eines Stuhls automatisch politisch, nur weil ein Nazi darauf gesessen hat?

Ralf

P.S. Wer hat den Schriften damals eigentlich üblicherweise den Namen gegeben? Die Gießerei oder Schriftgestalter?

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